Starfield (Review)

Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2330. Starfield hat es sich zur Aufgabe gemacht, das größte Geheimnis des Alls zu ergründen.

Genauer gesagt, forscht die Constellation, während die Mehrheit der Menschen die Erkundung aufgegeben hat. Gerade war ich noch damit beschäftigt, Ausgrabungsarbeiten durchzuführen, schon sitze ich in einem Raumschiff der Constellation. Wer hätte das gedacht?

In einem früheren Leben war ich bestimmt bei der Post. Deshalb war mir sofort klar, dass ich hier Frachtflieger werden muss. So bin ich auch kräftig genug, um den ganzen Kleinkram zu tragen, den ich hier überall finde. Ihr wisst schon, digitale Bilderrahmen, Stifte, Pflanzen. Wie, das ist alles nicht notwendig und bringt nicht einmal viel Geld? Aber es gibt doch so Vieles, was eingesammelt werden will! Ich könnte das den ganzen Tag tun, hätte ich nicht noch Verpflichtungen. Und Interesse daran, was noch dort draußen auf mich wartet. 

Meine Eltern habe ich auch bereits besucht. Und ich habe einen richtig echten Fan! Ich glaube, den habe ich mir aber nicht wirklich verdient. Andere an meiner Stelle hätten vielleicht keinen. Wegschicken mochte ich ihn aber auch nicht.

Oh, aber ich sollte vielleicht erzählen, was ich so mache. Mein neuer Job ist schließlich ernst.

In die Schusslinie

In Starfield sind Schusswaffen die Waffe meiner Wahl. Oder natürlich der Cutter, mit dem ich sonst Materialien abbaue. Der ist vielleicht nicht ganz ideal, funktioniert aber doch erstaunlich gut. Alternativ könnte ich auch auf Nahkampfwaffen setzen, aber Schusswaffen fühlen sich einfach natürlicher an als so eine schwerfällige Axt.

Als Profi würde ich mich nicht gerade bezeichnen, aber es geht. Nach ein paar Feineinstellungen und ein paar Stunden Gewöhnung schieße ich ganz passabel. Es hilft natürlich auch, dass ich insgesamt besser ausgerüstet bin, was Kleidung und Raumanzug angeht. Interessanterweise bekomme ich inzwischen auch mehr Heilmittel als zu Beginn (wenn auch nichts im Vergleich zur Passage kurz vor dem Ende. Da weiß man, wann es so richtig ernst wird!).

Die ganzen Werte der Waffen? Für mich als friedliebenden Frachtflieger ist das alles zu kompliziert. Hauptsache, ich habe ausreichend Munition. Zum Glück wiegt die nicht so schwer in meinen Taschen wie die fünf Sukkulenten, denen ich nicht widerstehen konnte. Trotzdem geht sie mir manchmal aus. In solchen Momenten ist Starfield sehr unübersichtlich. Wenn ich wissen will, welche Munition meine Waffen brauchen. Was ich überhaupt im Inventar habe. So viele einzelne Taschen! 

Dazu habe ich auch eine lustige Anekdote. 

Krzzz

So, besser. Rook kann manchmal sehr begeisterungsfähig sein. Ich weiß gar nicht, woher dey das hat. Aber dey vergisst darüber gerne, was eigentlich gerade das Ziel ist. Die Geschichte kann Rook auch noch ein andermal erzählen. 

Kämpfen mit dem Raumschiff

In Starfield reisen wird durch den Weltraum. Weltraumschlachten dürfen auch nicht fehlen, aber „Schlachten“ ist vermutlich etwas übertrieben. Nach dem Schiffsintro mit sehr knappem, aber dennoch langsamem Tutorial könnte der Eindruck entstehen, die Zeit im Raumschiff und im Kampf gegen andere Schiffe könnte deutlich mehr Platz einnehmen.

Es gibt verschiedene Arten von Waffen, darunter Laser und Kanonen. Die eine Munition beschädigt Schilde gut, damit anschließend mit anderen Waffen das Schiff schnell zerstört wird. Oder so. Prinzipiell geht auch planloses Schießen gut. Je nach Waffen dauert das eben etwas länger. 

Womit ich zu kämpfen hatte, war eher die Verteidigung. Also das Ausweichen. Damit kam ich kaum zurecht, bis ich Rook irgendwann kurz vor Ende einen Skill beigebracht hatte, mit dem das Schiff wendiger wird. Wie viel besser es dadurch funktioniert, kann ich aber auch nicht sagen. Deshalb hingen meine Erfolge beim Schiffskampf vor allem davon ab, ob ich vorher in Nebenquests oder aus Läden ausreichend Schiffsteile erhalten hatte. Damit lassen sich die Schiffe unterwegs reparieren, wenn keine Zeit vorhanden ist, den nächsten Raumhafen anzusteuern. Anfangs brauchte ich nicht viele, später haben mir zwei Missionen viel abverlangt und es mangelte mir irgendwann doch an Schiffsteilen.

Reisen durch den Weltraum

Ansonsten ist das Reisen durch den Weltraum in Starfield mit viel Menüarbeit verbunden. Auswahl des nächsten Ziels, Zwischenziele für einen Sprung, Ansteuern eines Landepunktes. Manches geht dabei auch über das Cockpit per Anvisieren, aber teilweise gelangt man dadurch auch nur ins Menü. 

Wer sich viel Weltall-Gameplay erhofft hat, wird in Starfield bestimmt enttäuscht. Ich hatte schon mit dem schlimmsten Fall gerechnet, einer klobigen Steuerung, die das Erlebnis trübt. Besonders gelenkig ist so ein Raumschiff natürlich nicht, aber bei den kurzen freien Flugpassagen stört das wenig. Trotzdem bin ich froh, dass ich nicht ständig irgendwelche Ziele manuell ansteuern muss.

Darüber hinaus gibt es eine Schnellreisefunktion. Sogar zwischen Planeten. Das verringert die Anzahl an kurzen Cutscenes etwas.

Ansonsten gibt es nämlich je eine Cutscene für Abheben, jeden Sprung und das Landen oder Andocken. Was alles nicht sehr lang dauert, aber doch repetitiv wird, zumal mit ein paar Sekunden Ladezeit immer wieder.

Neue Fähigkeiten

Es gibt in Starfield auch einige Fähigkeiten zu lernen. Die sind eher optional, teilweise aber auch mit kleinen Quests verbunden, die etwas mehr Kontext bieten als das Aufsuchen eines Ortes. 

Am meisten mag ich die Fähigkeit, die Sauerstoff beeinflusst, da Rook so auch völlig überladen ein Stück rennen kann, ohne Sauerstoff zu verlieren, den CO2-Wert zu steigern und schließlich Schaden zu nehmen. Was an sich schon wesentlich angenehmer ist, als dann sehr langsam zu werden. Obwohl ich das unter bestimmten Umständen auch ganz lustig finde. 

Viele andere Fähigkeiten waren für meinen Spielstil nicht so wichtig, aber gesammelt habe ich dennoch ein paar weitere. Leider geschieht der Erhalt der Fähigkeiten immer auf dieselbe Weise, die zudem spielerisch wenig spannend ist. Optisch zwar durchaus hübsch, aber repetitiv ist es dennoch. 

Menschen

Im Charaktereditor habe ich nicht ganz so viel Zeit verbracht, wie ich vor dem Spielen noch befürchtet hatte. Nach etwas über einer Stunde war ich so zufrieden, dass ich auch später nichts mehr an meinem Charakter ändern wollte. Die vielen Möglichkeiten sind großartig. Gleichzeitig sind die groben Einstellungen etwas klobig und umständlich. Aber Textur und Hautdetails machen das alles wett. Die meiste Zeit habe ich definitiv damit verbracht, die kleinen Details auf Rooks Haut zu bearbeiten. Im Spiel war dann sehr lustig, die Frisuren aus dem Editor an anderen Charakteren wiederzuerkennen.

Auch wenn es Roboter gibt, ist Starfield sehr menschenzentriert. Mimik zeigen die Leute schon, nur teilweise ist sie nicht sonderlich überzeugend. Außerdem ist es manchmal Glückssache, ob die Zeit, in der sie den Mund bewegen, mit den vertonten Dialogen zusammenpasst. Wer sich damit gar nicht anfreunden kann, kann die Kamera bewegen, um den Mund etwas weniger im Fokus zu haben.

Die Laufgeschwindigkeit der anderen Charaktere ist kaum auf die der eigenen Figur angepasst. Bei den optionalen Begleitpersonen ist das egal, jemanden bei einer Quest zu begleiten, ist dadurch aber mit der Regulierung der eigenen Geschwindigkeit verbunden. 

In Questgesprächen melden sich hin und wieder auch die  Begleitpersonen zu Wort. Oft wirkt es dabei aber so, als würden die anderen Charaktere sie einfach ignorieren. Manchmal gehen sie dann aber doch auf die gesagten Worte ein. Amüsant wird es dann, wenn meine Companions vor der Tür stehen bleiben müssen. Insgesamt verhalten sich die Charaktere aber oft nicht sehr überzeugend.

Aber am allerwenigsten überzeugt einer der erlernbaren Skills. Die Überzeugungsfähigkeit. Hin und wieder gibt es in Gesprächen Optionen, etwa ein Angriff, Bestechungsgeld oder eben ein Überzeugungsversuch. Ein paar dieser Versuche sind ganz in Ordnung, aber oft wirken sie sehr zusammenhanglos und die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten und die Antworten passen weder zum restlichen Gespräch noch zu dem, was die zu überzeugende Person dann sagt. Aber dadurch, dass ich durch Aufleveln die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, ist das ohnehin eher ein Glücksspiel. Trotzdem habe ich es gern damit versucht, um eine möglichst friedvolle Lösung zu finden. 

Erkundung

Seit meinen Erlebnissen in Horizon Zero Dawn ist viel Zeit ins Land gezogen. Ich gehe meine Erkundungen in Open-World-Spielen jetzt oft anders an.

In Starfield bin ich vorwiegend der Hauptstory gefolgt. Daneben habe ich Nebenquests mitgenommen, an denen ich vorbeigelaufen bin. Sehr angenehm ist dabei, dass Nebenquests in meinem Questlog auftauchen, wenn die Leute um Rook herum über etwas reden. Etwa über die ständigen Stromausfälle in einem Teil der Stadt.

Einmal bin ich wegen der eingeschränkten Sprungweite auf einem Planeten zwischengelandet. Wenn auch nur, weil es dort eine Stadt gab, nicht zur Erforschung eines Planeten, der mir Materialien beschert oder einen selbstgebauten Außenposten beherbergen könnte. In der Stadt habe ich dann einige Aufgaben erledigt, die Drogen muss allerdings jemand anderes besorgen.

Mehr umgeschaut habe ich mich innerhalb von Gebäuden. Rooks Taschen mussten schließlich vollkommen überladen werden. Überall liegt Kleinkram herum, der eigentlich unnütz ist. Hin und wieder verbergen sich aber auch neue Outfits zwischen dem ganzen Zeug. Oder Schnipsel von Romanen und Geschichten.

Unter freiem Himmel habe ich vorwiegend den Scanner benutzt, ein paar Ressourcen abgebaut und Pflanzenmaterialien gesammelt. Das eine oder andere außerirdische Wesen habe ich dabei auch getötet, meist sind sie aber friedlich, also habe ich sie in Ruhe gelassen. Bei den aggressiven war eher die Flucht angesagt, wenn wieder einmal die Heilmittel knapp waren.

Noch viel toller sind die Konzeptbilder in der Premium Edition.
Speichern nicht vergessen?

Ich habe gelesen, Bethesdas Rollenspiele hätten häufig das Problem, dass Autosaves dazu führen, dass Spiele unspielbar werden. Ich hatte keinerlei Probleme damit, und finde die Funktion auch ziemlich praktisch. Zwar geht das Speichern auch so sehr schnell, aber so muss ich weniger daran denken.

Stattdessen konnte ich mich darauf konzentrieren, in den wichtigen Momenten zu speichern. Denn leider mangelt es Starfield innerhalb von Quests an Autosaves. Und wenn, dann finden sie gern genau dann statt, wenn Rook schon halb tot ist. Beispielsweise beim Hinsetzen auf einen Stuhl. Was leider nur speichert, aber nicht heilt, wie lange Rook auch herumsitzt. Aber Betten gibt es eben nicht überall.

Besiegt zurückgesetzt zu werden, ist manchmal also eher unpraktisch. Später habe ich dann nicht nur mehr Heilmittel gefunden, sondern gelernt, zwischendurch schnell zu speichern.

Fazit

Bisweilen wirkt Starfield etwas altbacken. Die Gesichtsanimationen sind nicht immer überzeugend und manche Gespräche auch nicht. Gleichzeitig hatte ich sehr viel Spaß dabei, kleine Dinge aufzusammeln, selbst wenn das Inventar unübersichtlich ist und ich sehr genau auf den Gegenstand blicken muss, den ich einsammeln will. Andererseits musste ich dafür nur einmal 45 Credits Kopfgeld zahlen, weil ich versehentlich die Deko in einem Laden eingesammelt habe. Wenn die Begleitpersonen hin und wieder auf unterschiedliche Art meine Sammelwut kommentiert haben, fand ich das auch wesentlich sympathischer als Aloys ständige identische Kommentare zum Inventar.

Mir kamen die vielen Möglichkeiten, eine Aufgabe anzugehen, sehr entgegen. So konnte ich zumindest versuchen, eine friedliche Lösung zu finden, ehe ich alle niedergeschossen habe. Während sich einige Setpieces der zufällig generierten Gegenden sehr ähneln, sind die Nebenquests abwechslungsreich. Außerdem habe ich manchmal Nebenquests unterbrochen, um andere Nebenquests anzugehen, von denen mir eine questbeteiligte Person erzählt hat. So habe ich mich ein bisschen wie in Dragon Quest Treasures von dem leiten lassen, was mich spontan ansprach.

Bei all seiner Klobigkeit macht mir Starfield sehr viel Spaß. Ich habe meinen eigenen Charakter gestaltet, eine Menge Müll eingesammelt und mich aus so mancher gefährlichen Situation herausgeredet. Oder -gezahlt. Nach etwas Eingewöhnung lief auch das Schießen gut von der Hand. Inzwischen bin ich im NG+ und habe immer noch Lust, weiterzuspielen. Somit kann ich Starfield durchaus empfehlen.

Herzlichen Dank an Bethesda für das Testmuster. Gespielt auf Xbox Series X.