Red Dead Redemption (Review)

Wenn ich eine Action Spiele Reihe mit einer offenen Welt mag, dann ist es Grand Theft Auto, welche mich schon mein halbes Leben begleitet; mal mehr, mal weniger. Doch trotz dessen habe ich zuvor nie wirklich dem „GTA mit Cowboys“ meine Zeit gewidmet, Red Dead Redemption. Nun, da Rockstar Games ein Remaster veröffentlicht hat, gebe ich dem nun doch eine Chance.

GTA im Wilden Westen

Der Vergleich ist wirklich nicht unpassend. Die meisten Mechaniken wirken sehr ähnlich zu dem, was ich so aus Grand Theft Auto V kenne. Steuerung, Menüführung, Karte (+ „Navi“ und Marker), Aufbau der Missionen, Speichersystem, physikalische Spielereien und die generelle Freiheit in der offenen Welt. Als GTA Spieler fühlt man sich da wirklich wie zu Hause.

Wobei man betonen sollte, dass Red Dead Redemption damals noch vor dem noch jüngsten GTA Ableger erschienen ist. Daher wurden eher manche Funktionen aus Red Dead Redemption nach GTA V übernommen, als umgekehrt. Ich würde dabei sagen, dass sich die Grand Theft Auto Reihe stets weiter enwickelt, mit eine paar kleinen Schwankungen, dabei aber auch Red Dead Redemption dazwischen seinen Teil dazu beiträgt.

Cowboys machen ihr eigenes Ding

Natürlich hat Red Dead Redemption auch eigene Elemente, welche im Großteil dem Setting des Wilden Westens entsprechen. Am meisten auffällig dabei ist natürlich, dass man auf Pferden reitet, anstatt mit Autos durch die Gegend zu brettern. Dazu gibt es auch noch Kutschen, welche erstaunlich Spaß machen zu fahren, aber die ausufernde Vehikel Variation eines GTA ist hier natürlich nicht gegeben.

In GTA gibt es auch gerne mal Nebenbeschäftigungen, welche wir ebenso auch in Red Dead Redemption finden können. Hier können wir z.B. Pferde zureiten, auf Kopfgeldjagd gehen oder Nachtwachen schieben. Ebenso hat Read Dead Redemption auch eigene Minispiele, wie Poker, Blackjack oder Hufeisen werfen. Dabei sind die meisten Nebenbeschäftigung eine zusätzliche Einnahmequelle für Geld, welches wir für bestimmte Dinge wie Waffen oder Immobilien benötigen.

Red Dead Redemption hat auch ein paar eigene Mechaniken auf Lager. Beispielsweise lassen sich erledigte Gegner plündern (mit Animation), man kann ein Lasso verwenden und auch erschossene Tiere die Haut abziehen, um dieses zu verkaufen. Letzteres ist mir eher unangenehm und schon fast zu realistisch, weshalb ich dies nur tue, wenn ich muss.

Ich kapiere Poker nicht so richtig…

Schießen wie im Wilden Westen

Falls ihr mit der Aussage „ist wie GTA V“ nicht viel anfangen könnt: Red Dead Redemption ist in Gefechten ein Third Person Shooter mit Deckungsmechanik. Man kann sich auf Knopfgrund hinter Objekten verstecken und von dort aus zielen und schießen. Hier, ebenso wie in GTA V, hat man außerdem eine halbe Ziel-Automatik verpackt. Schaut man grob in die Richtung eines Gegners und drückt auf den Zielen Knopf, zielt der Fadenpunkt direkt auf diesen Gegner. Davon kann man auch wegsteuern, aber beim ersten Druck ist damit eine direkte Punktlandung recht einfach. Dies lässt sich auch abschalten, aber ist nicht unbedingt darauf ausgelegt, vor allem, weil Gegner in der Umgebung oft schlecht erkennbar sind. Übrigens gibt es noch eine Zeitlupen Funktion, welche scheinbar Cowboy Duellen in Western Filmen nachempfunden sind.

Auf Pferde und Kutschen kann mit mit Knopfdruck aufsteigen und die dann steuern. Gleich zu GTA kann man damit auch bereits vorhandene Reiter runter zerren und somit Pferd/Kutsche stehlen. Während man in GTA dann aber eine typische Gas/Bremse Mechanik hat, hat man in Red Dead Redemption eine abgewandelte Version der Ausdauermechanik, welche man zu Fuß verwendet. Diese funktioniert so, dass man mit den Knüppel die Richtung bestimmt und mit einer Taste halten zusätzlich Beschleunigen kann. Dies lässt sich verstärken, in dem man die entsprechende Taste wiederholte schnell drückt und man dabei eine gewisse Form von Ausdauer verbraucht. Zu Fuß spammt man die Taste einfach durchgehend, auf dem Pferd ist eher ein gewisser Rhythmus ratsam. Zusätzlich behält das Pferd ein gewisses Momentum kurz aufrecht, was vor allem bei Schießereien beim Reiten hilfreich ist.

Überraschend fand ich außerdem die Geschwindigkeit der Pferde. Es ist natürlich nicht vergleichbar mit dem Autofahren in GTA, aber es ist wirklich flott. Ich würde sagen, dies ist die beste Reitmechanik, welche ich bisher in einem Videospiel erlebt habe. Vor diesem Spiel habe ich wirklich nicht viel vom Reiten in Videospielen gehalten.

Übrigens, sehr interessant gemacht: Wenn man neben/hinter NPCs in Story Missionen reiten und dabei die Beschleunigungstaste gedrückt hält, passt sich die Geschwindigkeit automatisch an den NPC an. Das ist meiner Meinung nach eine gute Idee für diese Situation, weil es echt anstrengend sein kann, zu versuchen selbst das gleiche Tempo zu halten.

In der Story gibt es auch Pferderennen

Story mit Satire und verrückten Charakteren

Die Story von Red Dead Redemption erinnert mich auch wieder ein wenig an GTA V. Immer wieder trifft man auf sehr verrückte Charaktere, wie z.B. einen zwielichtigen Herrn der „Wunderelixiere“ verkauft oder einen Typ der Gräber ausbuddelt und dabei mit Leichen redet. Die Konversationen dabei sind herrlich schräg und auch unser Hauptcharakter, übrigens mit Namen John Marston, reagiert gerne mal passend zu diesen Irren.
Natürlich gibt es auch halbwegs normale Charaktere.Auch entfaltet sich die Story über gewisse Ideen und Stränge, die nicht nur verrückt sind. Aber die Satire ist schon immer mal wieder gut erkennbar.

Neben der Hauptstory lassen sich übrigens auch Nebencharaktere finden, welche einem kleine Minimissionen geben und man auf der Karte anhand eines Fragezeichens erkennt. Diese erinnern mich wieder mals an GTA V, worin es etwas sehr vergleichbares gab, was passenderweise „Fremde und Freaks“ genannt wurde.

Sehr bedauerlich…

Hübsche große Wüste

Die Karte gefällt mir überraschend gut. Wobei, eigentlich gar nicht so überraschend, weil ich naturelle unebene Gebiete oft mag. Die Karte von Red Dead Redemption hat dabei ein tolle Abwechslung, soweit es ins Western Setting passt. Mit Canyons, Steppen und Flussgebieten. Dazu natürlich typisch kleine Städtchen, wie man sie aus Western Filmen kennt. In der Größe kann sie sich auch sehen lassen. Die Karte ist nicht gigantisch, aber grob 5-10 Minuten braucht man schon um von links nach rechts zu reiten.

Eine gewisse Immersion wird außerdem durch die ganzen NPCs, von Menschen und Tieren, erreicht. Überall läuft irgend etwas herum, mit dem man aktiv interagieren kann. Tiere in der Wildnis geben der Umgebung leben. Menschen auf Pferden leben gefühlt ihren Alltag. Manchmal wird man auch Zeige von Raubüberfällen und anderen Verbrechen, welche man auch aktiv vereiteln kann, um Belohnungen zu kassieren.

Etwas schade finde ich die Handhabung von Wasser. Während man in GTA IV und San Andreas noch schwimmen konnte, geht man hier direkt drauf, sobald man ins Wasser fällt. Dadurch entstehen leider auch unschöne Grenzen durch Wasserflächen, welche einen künstlich einschränken.

Ruhm, Ehre und Chaos

Was mir an Red Dead Redemption nicht so gefällt, ist das Ruhm/Ehre System. Es gibt eine Anzeige für je Ruhm und Ehre. Diese beeinflussen gewisse Dinge, z.B.bekommt man bei höherem Ansehen Rabatte in Geschäften.
Ich kenne noch gar nicht die ganzen Auswirkungen dazu, aber allein dass dies vorhanden ist, unterdrückt meinen sonst sehr freien Spielstil in GTA. Ich meide einfach „böse“ Dinge im Spiel zu tun, weil es negativ einschlagen könnte. Was dazu führt, dass ich keine Pferde oder kutschen klaue, nirgends Randale mache oder sonst ähnliche Dinge versuche. Damit ist das typische Chaos, was in GTA recht prominent ist, hier sehr stark zurückgefahren. Schade.

Man kann sich aber dennoch mit Gesetzeshütern anlegen und ähnliches anderes tun. Es gibt hierbei auch eine Art Fahndungssystem, wie in GTA.

Technik: schön, aber angestaubt

Red Dead Redemption sieht an sich immer noch ganz gut aus. Ich kann hier gar nicht sagen, wie viel dabei wirklich verbessert wurde, aber selbst für ein Remaster bin ich doch etwas positiv überrascht bei diesem 13 Jahre altem Spiel. Aber dennoch ist es an gewissen Ecken durchaus sehr angestaubt. Vor allem an Licht und Schatten, aber auch an z.B. Polygonen, sieht man dem Spiel sein Alter durchaus an.

Da ich die Switch Version bekommen habe, muss ich mich leider mit 1080p Auflösung zufrieden geben, anstatt mit den 4K auf der größeren Konsole. Dies fällt mir doch auch häufiger auf, weil überall ein wenig die Kanten flimmern. Dafür finde ich aber, dass es im Handheld Modus ordentlich läuft.

Beim Sound kann ich gar nicht meckern. Alles wirkt stimmig zum Western Setting und die Soundeffekte funktionieren gut. Egal ob das Knallen von Schießereien oder das Galoppieren der Pferde. Auch die Musik ist typisch im Western Stil gehalten. Man könnte vielleicht über fehlende deutsche Synchronisation meckern, aber ich bin das persönlich so gewöhnt bei GTA, dass es mich auch hier nicht stört.

Im richtigen Licht sieht das Spiel immer noch sehr gut aus

Fazit: Tolles Cowboy Spiel, aber mit Schwächen

Red Dead Redemption ist wirklich ein feines Spiel, was ich persönlich gar nicht erwartet habe. Ich habe mir wohl zuvor die Reiterei eher langweilig vorgestellt, aber mit den GTA typischen Mechaniken fühlt sich dann alles doch sehr gut an. Ebenso kam mir zuvor wohl nicht in den Sinn, dass dies ebenso satirisch in der Story sein kann, wie GTA V.

Doch leider reicht es eben auch nicht an die Genialität seines Gangster Bruders heran, weil das Western Korsett das System um viele „Funktionen der Freiheit“ beschneidet. Es bleibt zwar ein tolles Spiel, vermutlich auch das beste Western Spiel das ich kenne, aber kann für mich eben nicht mit GTA (speziell Teil 5) mithalten.

Vielen Dank an Rockstar Games für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf Nintendo Switch.