Ashina: The Red Witch (Review)

Ein kleines Pixelabenteuer mit starken Chihiros Reise ins Zauberland-Vibes erregte kürzlich meine Aufmerksamkeit. Japanische Badehäuser treffen auf japanische Geisterwesen in Ashina: The Red Witch. Ash verfolgt einen Yokai, der das Amulett ihrer verstorbenen Mutter gestohlen hat. Unvermittelt landet sie in der Geisterwelt, obwohl das für einen Menschen sehr ungewöhnlich ist. Die Rückkehr allein wird schon schwierig werden, doch die Suche nach dem Amulett macht die Angelegenheit nicht einfacher.

Das Adventure bildet die Vorgeschichte zu einem anderen Titel des Entwicklers Stranga Games, My Big Sister, und teilt sich entsprechend ein paar Charaktere. Ich habe das Spiel mit einem größeren Fokus auf Horror jedoch nicht gespielt. Bleibt die Handlung dennoch verständlich?

Städte voller Geister

Ashina: The Red Witch spielt in verschiedenen Siedlungen, die von Geisterwesen bewohnt sind. Die meisten von ihnen verbringen ihr Nachleben friedlich, andere eher weniger. Tanto, der Ash das Amulett gestohlen hat, gehört eher zur frechen, verfressenen Sorte. Da er das Erbstück nicht mehr hat, reicht es auch nicht aus, dass Ash ihn schnell findet.

Gemeinsam suchen sie nach dem Amulett und versuchen später auch, Ashs Schwester zu retten. Hatte ich so etwas nicht erst?

Das Badehaus und der japanische Geisterwesen-Flair erinnern stark an Chihiros Reise ins Zauberland. Sogar der dubiose Schlamm findet Erwähnung. Besonders tief stecke ich nicht in der japanischen Folkslore, aber es reicht aus, um einzelne Wesen wie Kappas zu erkennen. Oder um amüsiert zu grinsen, wenn darauf hingewiesen wird, uninteressiert zu antworten, wenn eine Frau mich fragt, ob sie hübsch sei.

Zwischendurch gibt es auch einen Reiseabschnitt in einem Fahrzeug, fast wie bei Eastward, nur sind wir längst nicht so lang unterwegs. Beide teilen sich aber die charmanten Charaktere und lebendig wirkenden Ortschaften.

Ash steckt irgendwo zwischen Fürsorge für und Wut auf ihre Schwester, um die sie sich nach dem Tod ihrer Mutter kümmern musste. 

Ist das Unpacking?
Rätsel und Erkundung

Ashina: The Red Witch enthält so etwas wie Rätsel und Erkundungsaspekte, der Fokus liegt jedoch eindeutig auf der Geschichte. Es gibt wenig „überflüssige“ Dinge zum Erkunden, was die Rätsel gleichzeitig noch mehr vereinfacht. Diese bestehen darin, Gegenstände an einer bestimmten Stelle einzusetzen, die vorher eventuell noch gesucht werden müssen. Häufig gibt es Hinweise, wo etwas zu finden ist, beispielsweise in einer der vielen Gesprächsoptionen. Ansonsten sind die Stellen, mit denen Ash interagieren kann, eingeschränkt, also untersuche ich wenig Orte unnötig. 

Einmal geht es etwa darum, Komponenten zur Reparatur eines Radios zu finden. Diese sind im ganzen Ort verteilt, doch die Leute, die dort wohnen, helfen aus. Manche Gegenstände sind damit verbunden, erst einmal andere Gegenstände zu finden, viel komplexer wird es jedoch nicht. Oft brauche ich mehrere Objekte, um an einer Stelle Fortschritte zu erzielen. Die meisten finden sich ohne Probleme, nur einen Ort musste ich mehrfach durchsuchen, bevor ich ein fehlendes Objekt gefunden hatte. Aber auch nur, weil ich einen Schrank nicht untersucht habe.

Besonders viel Hirnschmalz benötigen die Rätsel also nicht gerade. Aber manchmal sorgen sie zumindest dafür, die Nebencharaktere besser kennenzulernen, wenn ich sie anspreche, um zu schauen, ob sie mir etwas zu den gesuchten Gegenständen sagen können.

Prequel

Da ich My Big Sister nie gespielt habe, kann ich nicht sagen, welche Charaktere wieder auftreten, abgesehen von einzelnen, bei denen es durch Beschreibungstexte zum ersten Spiel klar wird. Wie viel Ashina: The Red Witch davon profitiert, den Vorgänger zu kennen, kann ich also nicht sagen. Aber für Neulinge wie mich funktioniert das Spiel auch so. Charaktermotivationen werden aufgebaut und es wird nicht vorausgesetzt, irgendetwas über die Charaktere oder die Welt zu wissen.

Das Ende mag etwas abrupt wirken und löst für sich allein nicht alles auf, aber verständlich ist es dennoch. Einzelne Handlungsfäden mit Nebencharakteren, die in der Sequel vielleicht nicht auftreten, werden zufriedenstellend aufgelöst.

Fazit

Das Pixelabenteuer Ashina: The Red Witch zeichnet sich aus durch eine märchenhafte Atmosphäre mit starkem Bezug zu japanischen Geistergeschichten. Es hat einen fast schon ghibli-esken Charme mit diesem Fokus des Worldbuildings. Die Handlung hat ein paar Wendungen und wird nur etwas abrupt beendet. Selbst die Nebencharaktere, die vor allem Informationen zu Gegenständen oder diese selbst vergeben, sind unterhaltsam. Die Rätselschwierigkeit ist allerdings auf einem niedrigen Niveau. Daher ist das Spiel für Rätselfans nicht ganz das Richtige, doch für alle, die noch nicht genug von japanischen Badehäusern gesehen haben, lohnt sich ein Blick auf Ashina: The Red Witch. 

Herzlichen Dank an Ratalaika Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch