Super Mario Bros. (Review)

Wenngleich Mario sein Debüt schon viele Jahre vorher im Arcade-Spiel Donkey Kong hatte und auch schon Held seines eigens nach ihm benannten Titels Mario Bros. war, wurde er erst mit dem NES-Titel Super Mario Bros. zu Super Mario. Nicht nur sein Name hat durch den Titel ein Upgrade erhalten, auch das Genre des Jump & Runs hat einen riesigen Schritt nach vorn getan. Mehr noch: Super Mario Bros. prägte Struktur und Ausführung von 2D Jump & Runs so nachhaltig, dass das Genre bis heute eng in der Tradition des Klassikers steht.

Wenngleich die Geschichte mittlerweile zum Dauerklischee geworden ist, beim ersten Spiel der Reihe lohnt es sich vielleicht dennoch einen kurzen Blick darauf zu werfen. Prinzessin Peach, die Herrscherin über das Pilzkönigreich wurde vom fiesen König Bowser entführt, der sich auf diese Weise das ganze Pilzkönigreich zu Eigen machen möchte. Ein heldenhafter Klempner namens Mario will die Prinzessin aber nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern macht sich auf, Bowser in seinem Schloss heimzusuchen und der Prinzessin die Freiheit – jedenfalls für einen kurzen Moment – zurückzugeben.

Die Geschichte wird vorrangig über die Bedienungsanleitung erzählt, allerdings gibt es nach Abschluss jeder der acht Welten eine kurze Sequenz mit einer Texteinblendung, die an das grundlegende Geschehen erinnert. Das Spielprinzip von Super Mario Bros. ist schnell erklärt. Mario rennt von links nach rechts durch insgesamt 32 Level und hüpft dabei über Abgründe und Gegner, weicht Fallen wie rotierenden Feuerwalzen aus und sammelt unterwegs reichlich Münzen, um sich Extraleben zu verdienen. Anders als in den meisten Spielen der Zeit ist Marios Handeln nicht auf einen einzelnen Bildschirm beschränkt, sondern Super Mario Bros. setzt auf die damals noch recht junge Scrolling-Technologie.

Das bedeutet, dass das Spielgeschehen dynamisch über ein Level hinweg dargestellt wird, das viele Male so breit ist wie der Bildausschnitt, den man auf einmal sehen kann. Dadurch wird den Levels eine Präsenz gegeben, die bis dahin übliche Spiele, die bei Erreichen der Bildschirmgrenze das gesamte Bild in einem Rutsch ausgetauscht haben, nicht erreichen konnten. Allerdings kommt das Scrolling in Super Mario Bros. noch mit einer heute ungewohnten Einschränkung daher: Es funktioniert nur in eine Richtung. Das heißt, dass man nur soweit wieder zurücklaufen kann wie der aktuelle Bildschirmausschnitt erlaubt, gescrollt wird nur nach links.

Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn Super Mario Bros. ist nicht vorrangig darauf ausgelegt, Geheimnisse zu suchen, wenngleich es durchaus einige versteckte Geheimnisse gibt. Zwei Besonderheiten des Gameplays, die Nintendo durch ein bis heute unzählige Male referenziertes und durchdachtes Leveldesign gekonnt vermittelt hat, sind die Möglichkeit, Gegner zu besiegen, indem man ihnen auf den Kopf springt und die Möglichkeit, sich Upgrades zu verschaffen. Mit einem Pilz wird Mario groß und zu Super Mario, der dann einmalig einen Gegentreffer aushalten kann. Findet man gar eine Blume, wird Mario zu Feuer Mario und kann zusätzlich Feuerbälle schießen, um seine Gegner aus sicherer Entfernung zu erledigen. Diese Elemente mögen zunächst banal klingen, geben dem Sprungspiel aber eine Menge zusätzlichen Charakter und kleine Unterziele, die man in den einzelnen Levels verfolgen kann. Versteckte Geheimgänge und sogar Abkürzungen in spätere Level erhöhen obendrein den Widerspielwert für neugierige Spieler.

Die Spielmechanik ist zwar noch etwas steifer als es in späteren Mario-Spielen der Fall war, ist aber beeindruckend gut durchgeplant, so dass das Spiel auch heute, beinahe vierzig Jahre nach Erscheinen, noch ein echter Spaßgarant ist. Spätere Mario-Spiele haben der Mechanik zwar verfeinert, aber die Pionierleistung in Super Mario Bros. ist von beachtlicher Qualität. Das ist insbesondere auch bemerkenswert, wenn man sich den Vergleich zu den Anfängen anderer großer Nintendo Reihen zur etwa gleichen Zeit anschaut – Zelda und Metroid – die noch bedeutend weniger poliert daherkamen.

Das Leveldesign in Super Mario Bros. ist äußerst durchdacht und baut eine hervorragende Spannungs- und Schwierigkeitskurve auf. Einzig der Umstand, dass zahlreiche Level sich im Spielverlauf mit einigen erschwerenden Variationen wiederholen ist hier ein Wermutstropfen, denn mit gerade einmal 32 Levels ist Super Mario Bros. ohnehin nicht eben ein monumentales Spiel, da wäre es grundsätzlich erfreulich gewesen, wenn jedes Level für sich stünde.

Im Hinblick auf die verschiedenen Versionen des Spiels kann man drei grundlegende Variationen benennen: Das Original für das NES mit zahlreichen emulierten Download- und Retail-Neuauflagen über alle möglichen späteren Systeme, die dann teilweise mit einer Savestate-Funktion daher kommen – im Original kann man nämlich seinen Spielfortschritt nicht speichern. Dann gibt es eine optisch runderneuerte SNES-Neuauflage in Super Mario All-Stars, die auch auf Wii portiert wurde und auf Switch im Abo verfügbar ist. Neben der besseren Grafik bietet die All-Stars-Fassung die Möglichkeit, nach jeder Welt, als alle vier Level, zu speichern, hat aber auch einen Bug im Sprungverhalten, so dass die Sprungkurve, wenn man von unten gegen einen Block stößt, etwas vom Original abweicht.

Die Game Boy Color-Neuauflage Super Mario Bros. DX hingegen muss mit einem kleineren Bildschirmausschnitt auskommen. Das wird ein Stück weit durch die Möglichkeit kompensiert, den Bildschirmausschnitt zu bewegen, aber natürlich geht ein Teil der Übersicht verloren. Im Gegenzug sind aber die Level mit zusätzlichen Challenges versehen, in denen es darum geht, rote Münzen zu sammeln, ein verstecktes Yoshi-Ei zu finden oder aber so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um sich Medaillen zu verdienen. Hinzu kommt ein Geister-Wettrennen durch modifizierte Level und man kann sogar einen Großteil der Level des Sequels, Super Mario Bros. The Lost Levels freischalten. Einzig die geheimen Zusatzlevel nach Welt 8 von The Lost Levels fehlen in Super Mario Bros. DX. Alle drei Variationen von Super Mario Bros. haben also Vorteile und Nachteile gegenüber den anderen Versionen; alle drei Versionen sind aber auch sehr gute Spiele.

Super Mario Bros. wurde zwar von seinen Sequels in vielerlei Hinsicht deutlich überflügelt, doch kann das simple Spielkonzept und das äußerst sorgsame Leveldesign auch heute noch begeistern. Wenn man einen Sinn dafür hat, die Designleistungen in ihrer Zeit zu beurteilen, ist Super Mario Bros. ein absolutes Meisterstück, anderenfalls bleibt aber in jedem Fall ein sehr durchdacht designtes 2D Jump & Run. So und so sollte man Super Mario Bros. in jedem Fall gespielt haben.

Getestet auf NES, SNES, Wii, GBC, 3DS