Rascal (Review)

Der Start in das 3D Zeitalter war wahrlich eine aufregende Zeit, die die Entwickler weltweit dazu gebracht hat, Spielkonzepte neu zu denken. Selten ist es gab es eine so hohe Dichte an kreativen und ungewöhnlichen Spielideen, die zudem oft noch mit einem hohen Budget umgesetzt wurden. Super Mario 64 ist wohl einer der fulminantesten Titel der Ära und hat mit seinem Erscheinen eine Vielzahl von Nachahmern auf den Plan gerufen, die, gerade auf der PlayStation, versucht haben, Mario zu übertrumpfen. Eines dieser Spiele ist Rascal für die PlayStation aus dem Hause Traveller’s Tales (Sonic R, Lego Star Wars).

In Rascal schlüpft man in die Rolle des kleinen blonden Jungen gleichen Namens, der im Forschungslabor eines wohl mit ihm verwandten Wissenschaftlers wohnt. Eines Tages geht ein Zeitreiseexperiment mächtig schief und ein fieser Zauberer schnappt sich den Wissenschaftler. Rascal muss nun durch fünf Welten zu je zwei Levels reisen um den Wissenschaftler zu befreien. Ziemlich ungewöhnlich fällt zunächst einmal der Start in das Spiel auf, denn wenn man im Titelbildschirm das Spiel startet, stellt sich heraus, dass der Titelbildschirm nur eine dynamische Kameraeinstellung auf den Eröffnungsraum des Spiels ist. Hierdurch wird gleich eine gewaltige Stärke des Spiels offenbar: Als eines von nur sehr wenigen PlayStation Spiele kommt Rascal ohne merkliche Ladezeiten aus. Beim Betreten eines Levels gibt es eine kurze Sequenz die dazu dient die Ladezeit zu maskieren, ansonsten läuft das Spiel fast so flüssig wie ein Modulspiel der Zeit.

Wer nun denkt, dass die kurzen Ladezeiten mit schlechterer Grafik erkauft werden, der irrt gewaltig, denn Rascal sieht besser aus als die allermeisten 3D Spiele der Zeit auf der PlayStation und das bei meist 50 Bildern in der Sekunde. Es gibt zwar einige kleinere Grafikfehler, die aus einem etwas zu aggressiven Cullingalgorithmus resultieren, aber abseits dessen ist Rascal ein sehr beeindruckendes Spiel.

Leider hört das Lob an dieser Stelle auch schon auf, denn Rascal hat ein ganz grundlegendes Problem: Es hat wohl die schlechteste Steuerung die ich je in einem 3D Jump & Run habe erleben müssen. Rascal hat eine Panzersteuerung, wie sie auch beispielsweise Croc (oder Resident Evil) hat, das heißt, dass man mit dem Steuerkreuz vor- und zurückgeht und sich nach links und rechts drehen kann. Das ist für ein Jump & Run an und für sich schon alles andere als optimal, aber Rascal paart das noch mit ziemlich viel Momentum. Das bedeutet, dass wenn man läuft und dann das Steuerkreuz nur nach links oder rechts drückt, Rascal mit einem enormen Wendekreis in die jeweilige Richtung läuft. Auf der anderen Seite kann man aber auch in der Luft nicht annähernd zuverlässig nachjustieren, wenn man zu weit nach links oder rechts gesprungen ist, da Rascal sich in der Luft nur drehen lässt. Das hat Croc bedeutend eleganter gelöst. Die Steuerungsprobleme werden überdies durch eine bisweilen geradezu verrückte Kameraführung noch deutlich verstärkt. Über das gesamte Spiel hinweg habe ich bei Rascal immerzu mit Steuerung und Kamera kämpfen müssen und selbst vermeintlich einfache Sprungpassagen waren immer wieder eine völlig ungebührliche Herausforderung, schlichtweg weil es so schwer ist, Rascal unter Kontrolle zu halten.

Die Steuerungsprobleme sind schwer zu verdauen, aber das ließe sich womöglich noch tolerieren, wenn das Leveldesign brillieren könnte, leider ist das Leveldesign aber auch nur bestenfalls unteres Mittelmaß. In den zehn Jump & Run Levels muss man jeweils einen oder mehrere Schlüssel und vier versteckte Sanduhrteile sammeln, um das Portal am Levelausgang verwenden zu können. Hierzu muss man die Level sehr genau erkunden, denn die Schlüssel sind meist so versteckt, dass man sehr viel hin und herlaufen muss, um alle Sammelgegenstände zu ergattern.

Abgesehen von den etwas fummeligen Sprungpassagen bietet das Spiel auch noch einen Actionanteil. So muss Rascal mit seiner Blasenpistole und seiner Stampfattacke allerlei große und kleine Gegner besiegen. Die kleinen Gegner spawnen in großen Mengen überall im Level immer wieder und hinterlassen entweder Lebensenergie, Munition oder eine schädliche Blase, die Rascal Lebensenergie abzieht. Letzteres ist besonders nervig, da man besonders nach einer Stampfattacke meist gar nicht verhindern kann die schädliche Blase einzusammeln. Auch das Spawnen der Gegner ist unbedacht, denn es kann durchaus passieren, dass man beim Betreten eines Raumes direkt in einem spawnenden Gegner landet und so unausweichlich Schaden nimmt. Das ist insofern schade, als dass es so zu einer echten Geduldsprobe wird, die Level abzusuchen, ohne dass die primitiven Kämpfe das Spiel in irgendeiner Form bereichern würden.

Ein weiteres echtes Problem von Rascal ist das Energiemanagement. Das Spiel speichert die Lebensanzahl und die Lebensenergie, das bedeutet, wenn man ein Level mit einem Leben und halber Lebensenergie abschließt, startet man das nächste Level ebenfalls mit halber Lebensenergie. Leben sind äußerst rar gesät und obgleich das Spiel mit Lebensenergie weniger knausrig ist, ist es doch ein ewiger Kampf, seine Lebensenergie auf einem akzeptablen Level zu halten. Dadurch, dass man einmal absolvierte Level nicht wieder betreten kann, läuft man ernsthaft Gefahr, sich in eine Sackgasse zu speichern. Zu allem Überfluss endet das Spiel auch noch mit einer regelrechten Flut an Endgegnern, die zwar strategisch nicht sehr anspruchsvoll sind, aber dem Spieler dennoch sehr schnell viel Energie abziehen können und eine gewaltige Geduldsprobe darstellen.

Insgesamt ist Rascal ein ziemlich schlechtes 3D Jump & Run. Die Kernmechanik ist erschreckend nah an der Unspielbarkeit, die Kamera wirkt geradewegs böswillig, und die Kampfanteile im Spiel sind durchweg nervig. Das Leveldesign an und für sich kann zwar einige gute Ideen aufweisen und könnte in einem anderen Spiel durchaus passabel sein, aber die guten Ideen gehen vollkommen in der andauernden Anspannung unter. Es ist schwer vorstellbar, dass es jemandem gelingen könnte, mit Rascal über längere Zeit Spaß zu haben. Schade, denn technisch ist das Spiel äußerst kompetent umgesetzt.

Getestet auf PlayStation.