Yukiiro Sign (Review)

Kürzlich ist auf Nintendo Switch Yukiiro Sign von iMel erschienen. Dabei handelt es sich um ein Adventure, oder wie man hier auch oft sagt eine Visual Novel. Ich habe die Gelegenheit für eine Sprachreise in eine kleine japanische Stadt genutzt. Die Winter mögen dort lang und kalt sein, die Herzen der Bewohner jedoch eher warm. Warum ich das Wort Sprachreise gewählt habe? Nun, das liegt an den verfügbaren Sprachen. Die Texte in Yukiiro Sign liegen nur in Japanisch, sowie traditionellem und vereinfachtem Chinesisch vor. Heutzutage gibt es zwar technische Hilfsmittel, aber deren Stand ist mir nicht gänzlich bekannt. So bevorzuge ich Sprachkenntnisse, und habe auf Japanisch gespielt.

Eishockey ist ein schneller Sport mit häufigem Einwechseln.

Ein Ausschnitt aus dem Leben von Freunden

Den ersten Teil der Geschichte von Yukiiro Sign würde ich als Slice-of-life bezeichnen. Als Spieler lernt man die Hauptpersonen kennen und erfährt auch etwas über die kleine Stadt Minamiouse und Umgebung. Minamiouse ist eine ländliche Stadt, die von Bergen umgeben ist. Aufgrund der Lage sind die Winter lang und kalt, und die Geschichte findet auch im Winter statt. Im Grunde kennt hier jeder jeden, und der Trend geht eher in Richtung abnehmende Bevölkerung. Den letzten Teil des Städtenamens, ouse, kann man auch als Treffen zwischen Liebenden lesen. Im Spiel selbst wird aber nicht Bezug auf die Benennung genommen. Dort leben die Kindheitsfreunde Munefuyu, Miku und Hironaka und besuchen die Oberschule.

„Falls die Austauschschülerin Miku verändert, dann ändert sich vielleicht auch die Stadt.“ Munefuyu zu Hironaka hier.

Munefuyu ist als Protagonist selten zu sehen und unvertont. Allerdings sind viele Szenen aus der Sicht anderer erzählt, und er ist nicht immer dabei. Er stammt aus einer Familie von Landbesitzern, sein Vater ist ein angesehener Arzt. Aber Munefuyu ist sich unsicher, was er in der Zukunft nach der Schule machen möchte. Er ist recht gut in Eishockey und im entsprechenden Schulclub. Er steht Hilfesuchenden gern mit Rat und Tat zur Seite.

Sein bester Freund ist Hironaka. Hironaka ist ebenfalls im Eishockeyclub und er ist talentierter als Munefuyu. Aber es scheint ihm wichtiger, mit Munefuyu gemeinsam spielen zu können. Seine Familie ist im Brau- und Baugewerbe tätig.

Miku schließlich ist das einzige Mädchen der Dreiergruppe. Sie tritt direkt und oft kalt auf und schert sich wenig, was andere darüber denken. Dadurch ist sie auch einziges Mitglied des Fotoclubs der Schule. Aber wer mit ihrer Art zurecht kommt, dem kann sie eine gute Freundin sein. Ihre Familie betreibt ein traditionelles Reisegasthaus.

Miku kann auch verlegen sein.

Zusätzlich treten zwei weitere Schülerinnen dem Freundeskreis bei. Svetlana, bald kurz Sve genannt, ist Austauschschülerin aus Russland. Bei Unbekannten ist sie erst ängstlich, wird aber schnell warm. Sve kommt in Mikus Haus unter und auch aufgrund ähnlicher Interessen verstehen sich die beiden sehr gut. Sve ist fröhlich und energiegeladen, denkt aber bisweilen zu wenig über Folgen nach. Zudem ist sie schlecht darin, zu lügen, weshalb ihre Ausreden erfolglos bleiben. Sve spielt auch Eishockey, und ist dabei noch deutlich besser als die Jungs oben.

Meditation auf einem Schneefeld? Interessante Pläne hat Sve.

Als letztes Mitglied der Gruppe kommt Kako dazu. Kako wohnte zwar vor Jahren kurze Zeit in Minamiouse, dazwischen aber in einer nahen größeren Stadt. Sie ist eine gute Skifahrerin, musste aber verletzungsbedingt pausieren. Schließlich wechselt sie mitten im Schuljahr nach Minamiouse und ist bei Munefuyus Vater in Behandlung. Kako denkt eher negativ über sich und hat wenig Selbstvertrauen, aber sie wird Teil der Gruppe und versteht sich gut mit ihnen.

Der erste Teil der Geschichte nimmt sich ordentlich Zeit, die Charaktere kennen zu lernen. Sie verbringen viel Zeit miteinander, sowohl durch die Schule als auch außerhalb. Sie haben Spaß miteinander und witzeln herum. Manche Probleme treten auf und werden im freundschaftlichen Kreis in Angriff genommen. Aber auch Andeutungen auf weiteres kommen vor. Schon dieser Teil hat mich gut unterhalten, hatte Humor und herzerwärmende Momente.

Kako freut sich über Bücher als Schnäppchen.

Frühlingsgefühle im Winter

Dann kommt schließlich der Moment der Entscheidung. Welche der drei soll eine größere Bedeutung für Munefuyu erhalten? An diesem Punkt habe ich pausiert. Zugegeben weniger, um über die Entscheidung nachzudenken, sondern wegen der fortgeschrittenen Tageszeit. Diese Stelle in Yukiiro Sign ist übrigens die einzige, an der man eine Entscheidung trifft. Ich habe mich natürlich für jede entschieden. Nacheinander einzeln, bevor man das falsch versteht.
Abhängig von der Wahl bemerkt Munefuyu aufkeimende Gefühle für die gewählte, und auch diese entsprechend in die andere Richtung. Aber das heißt natürlich nicht, dass diese sofort richtig erkannt, sowie gegenseitig offenbart werden. Und selbst wenn es soweit gekommen ist, ist nicht sofort alles rosig. Aber auch in diesem Teil von Yukiiro Sign kann der Freundeskreis unterstützen.

„V-Verräter! Mitsuhide Akechi von Minamiouse! Japanische Version von Brutus!“


Eine einzelne Route ist kürzer als der erste Teil des Spiels, hat aber trotzdem noch ordentlich Umfang und wirkt nicht gehetzt. Zudem wird es noch herzerwärmender, und auch auf die Tränendrüse wird gedrückt.
Ein kleines bisschen seltsam fand ich, dass unabhängig erscheinende Ereignisse je nach Route nicht auftreten, aber das stand dem Erlebnis nicht im Wege. Zudem das ja auch wieder dafür sorgt, dass beim Spielen aller Routen wenig Überschneidungen vorkommen.

Fazit

Ich habe meine Zeit in Minamiouse genossen. Es wurde gelacht, geweint, und das Herz gewärmt. Der Stil der Charaktere und Illustrationen sagt mir zu, ebenso die japanische Sprachausgabe. Die Musik unterstützt die Atmosphäre passend. Der Umfang ist ordentlich und fühlte sich für mich nie gestreckt an.

Begriffe der Biologie sind schwer zu lesen? Was soll ich da erst sagen?


Allerdings besteht die Sprachbarriere. Auch wenn sich viele Spiele aus Japan hierzulande großer Beliebtheit erfreuen, ist die Verbreitung der japanischen Sprache nicht so groß. Und auch Chinesisch, sowohl traditionell als auch vereinfacht, dürfte hierzulande kaum eine Alternative darstellen. Ich möchte nicht sagen „dann nutzt eben ein Smartphone oder Tablet mit passender Übersetzungs-App“. Deshalb muss ich das schweren Herzens berücksichtigen.


Vielen Dank an iMel für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.