Meg’s Monster (Review)

Artwork zu Meg's Monster

Das aktuelle Jahr war bisher noch nicht so erfolgreich für mich, obwohl ich Microsofts rhythmischen Stealth-Release sehr genossen habe. Doch dahinter blieb es bisher mit Abstand ziemlich mau. Dies sollte sich in der vergangenen Woche dank Meg’s Monster ändern. Das winzige Indie-Rollenspiel aus dem Hause Odencat hatte ich zuvor gar nicht auf dem Schirm und auch das Studio war mir nur namentlich bekannt, ganz zu schweigen von deren Spielen. Aber auch das hat sich für die Zukunft sehr wahrscheinlich verändert. 

Kleines, feines Meg’s Monster

Was erhalten wir, wenn wir das humorvolle Rollenspiel Undertale mit dem Pixar-Film Monsters Inc. kreuzen? Wahrscheinlich käme Meg’s Monster einer hypothetischen Antwort schon sehr nahe. Denn spielerisch dürfte sich das Spiel einiges vom anderen Indie-RPG abgeschaut haben. Und das Design der Figuren sowie Teile der Plot-Prämisse sind…nun ja…sehr ähnlich zum genannten Film.

Wir schlüpfen in die blaue Haut des Monsters Roy, der den lieben langen Tag damit verbringt, sich mit magischem Teer vollzustopfen. Ganz zum Unmut seines besten Freundes Golan, der dieser Brühe ganz und gar nichts abgewinnen kann. Doch eines Tages wird Roys Welt auf den Kopf gestellt. Ein blondes Mädchen verirrt sich in die Welt der Monster und begegnet den beiden. Als allerdings Golan versucht, das kleine Menschlein zu fressen, bebt die Erde und Roy hält seinen Freund auf. Wenn das Mädchen Meg weint, droht die Welt unterzugehen. Doch Glück im Unglück, denn sie fasst zu Roy trotz seiner einschüchternden Statur sofort Vertrauen. Wenn da nicht die anderen Monster dieser Welt wären…

Screenshot aus Meg's Monster
Untersteht euch!

Spielerisch gestaltet sich Meg’s Monster auf den ersten Blick sehr simpel. Roy ist ein starkes, unnachgiebiges Monster, das in Kämpfen sehr leicht die Oberhand gewinnt. Mit Faustschlägen werden Gegner schnell in den Erdboden gestampft. Doch Meg weicht nie von unserer Seite und wenn Roy angegriffen wird, leidet ihr Gemüt. Sinkt ihr psychischer Zustand zu weit herab, ist der Kampf verloren. Über den Verlauf der Story finden wir Spielzeug, das uns dabei helfen kann, Meg wieder zu beruhigen und ihren “Gemüts”-Balken steigen zu lassen. Dies entpuppt sich allerdings in der Regel wie der übliche Rollenspiel-Loop, den wir aus vielen Spielen kennen.

Gameplay ganz im Dienste der Narrative

Diesem Loop bricht Meg’s Monster allerdings sehr oft aus und gibt dann der Narrative des Spiels die Zügel in die Hand. Da das Rollenspiel insgesamt sehr linear ist und abseits seltener, aber verpassbarer Zusatzmomente einem klaren roten Faden folgt, sind alle Kämpfe Teil dieser Narrative. Es fällt auch gerade zu Beginn schwer, die Kämpfe zu verlieren, da das “Heilen” per Spielzeug übermächtig wirkt und auch Golan hin und wieder aus der Patsche hilft. Erst im späteren Verlauf wird mancher Kampf anspruchsvoller und wenn wir nicht aufpassen, ereilt uns ein Game Over.

Und dann gibt es den ein oder anderen Kampf, der die Mechaniken ausnutzt, um auf diesem Wege das damit verknüpfte narrative Momentum zu unterstreichen. Diese Augenblicke entreißen dem Kampfsystem jeglichen spielerischen Anspruch, aber mitunter können dies die stärksten Momente innerhalb der Story des Spiels sein.

Denn obwohl sich der Plot verdächtig nach dem eingangs erwähnten Animationsfilm anhört, hat es Meg’s Monster faustdick hinter den Ohren. Gerade emotional gibt es einige starke Momente, die mich das Spiel schwer vergessen lassen. Das Spiel entpuppt sich als Fantasy-Drama mit leichtem Sci-Fi-Einschlag, das vielleicht nicht inhaltlich anspruchsvoll, dafür aber umso intensiver daherkommt. Gerade die Verknüpfung der Gameplay-Mechaniken mit den einzelnen narrativen Kniffen sowie der berührende Soundtrack machen Meg’s Monster zu etwas ganz besonderem. Leider braucht das Spiel zu Beginn eine Weile, um dieses Momentum zu erreichen. Vor allem die Fülle an interessanten, aber letztlich zu dünn gezeichneten Nebencharakteren kam hier zu kurz.

Die erste Überraschung des Jahres heißt Meg’s Monster

In der schier endlosen (und im Grunde sinnlosen) Debatte rund um Narrative versus Gameplay im Spieldesign schlägt die Waagschale bei Meg’s Monster deutlich in die erste Richtung aus. Das simple Rollenspiel-Gameplay steht ganz im Dienste der Story, ordnet sich dieser unter, aber meldet sich hin und wieder doch mit interessanten Momenten zurück. Doch die Stars der Show sind Meg, Roy, deren langsam wachsende Beziehung zueinander sowie die Welt. Mit sehr wenigen Kniffen – ein verbessertes Pacing zu Beginn und vielleicht ein bisschen weniger Exposition-Dumping auf den letzten Metern – wäre Meg’s Monster wohl an die Spitze dieses noch jungen Jahres vorgestoßen. Aber nichtsdestotrotz ist das Rollenspiel eine der emotionalsten Erfahrungen der letzten Zeit für mich gewesen. Solche Überraschungen habe ich am liebsten!

Die Tränen auf Steam Deck getrocknet. Ein herzlicher Dank geht an Odencat für die Bereitstellung des Mustercodes.

Weitere Stimmen zu Meg’s Monster? Dann schaltet doch beim Power On!-Gaming Podcast die Kurzreview zum Spiel ein!