LEGO Bricktales (Review)

Wer hierzulande die Mittelstufe besucht hat kam sicherlich auch mindestens einmal in den Genuss eines Jugendherbergeaufenthalts. Und wer dann wie ich auch noch Lehrer mit besonderem Fetisch für Teamspiele hatte, musste wahrscheinlich auch ein Gebilde aus irgendwelchem Müll zusammenbauen, wie z.B. eine Brücke aus Eisstielen, eine Waage aus Strohhalmen oder einen Seilzug aus Gummibändern. Jede Menge Möglichkeiten Schüler:innen auflaufen zu lassen und meine Lehrer haben sie alle gerne genutzt. Ich für meinen Teil habe mir jedes mal gewünscht LEGO zur Verfügung zu haben, um diese Aufgaben schneller hinter mich zu bringen. Auftritt LEGO Bricktales!

Teils Adventure, teils LEGO-Bausatz gilt es in diesem Spiel verschiedene Welten zu bereisen und Rätsel zu lösen. Die allermeisten davon erfordern von der spielenden Person ein Gebilde aus Legosteinen zu bauen. Diese müssen unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen und können nur aus den vorgegebenen Steinen im Baumodus hergestellt werden. Darüber hinaus wird der Kreativität keine Grenze gesetzt. Aber dazu später mehr.

Worum geht es überhaupt? Wer schon einmal ein Videospiel von und mit LEGO angespielt hat weiß, dass man mit einem schrägen Plot, viel Humor und noch mehr Action rechnen kann. LEGO Bricktales ist davon allerdings weit weit entfernt, obwohl es den Anschein macht, dass das nicht das Ziel gewesen ist. Als Enkelin eines verrückten Erfinders und Forschers begibt man sich mithilfe seiner neuesten Erfindung auf die Reise durch die verschiedensten Welten und Zeiten. Immer dabei ist ein kleiner fliegender Roboter – ebenfalls eine Erfindung des Großvaters, allerdings mit mehr Verstand als sein Schöpfer – der die Geschichte und auch den Humor oft alleine trägt.

Ziel ist es den Bewohnern der Welten zu Helfen und dafür Kristalle als Belohnung zu erhalten die man zur Wiederherstellung des Vergnügungsparks benötigt in dem der Großvater lebt. Die Welten sind thematisch völlig verschieden, haben aber alle gemeinsam, dass sie nie ganz dargestellt werden. Stattdessen landet man immer nur in einem kleinen Abschnitt der Welt der wie eine Art Diorama dargestellt wird. Sehr schnell bemerkt man, dass einem eigentlich zwei wichtige Dinge fehlen: eine vernünftige Kamerasteuerung, um sich umschauen zu können und eine Tastenbelegung für eine Rennfunktion. Man kriecht nämlich unangenehm langsam voran und das völlig unnötig. Ich mag langsame Spiele. Wirklich. Aber das ist lächerlich.

Während man die Hauptquest bestreitet und die Bewohner der einzelnen Welten wieder zu Glück und Freude verhilft gibt es eine Menge Sidequests die letztendlich nur darin bestehen möglichst viel Zeug einzusammeln – und das über alle Welten hinweg. Aber egal ob Haupt- oder Nebenschauplatz, überall gibt es Hürden die überwunden werden müssen. Hier kommt der Baumodus zum Einsatz. Muss man beispielsweise eine Brücke bauen um weiterzukommen kann man den Baumodus auswählen und wird zu einer völlig anderen Spielumgebung transportiert.

Neben einer Liste mit Anforderungen und einem Feld mit allen verfügbaren Baumaterialien steht der Platz im Fokus in dem das Konstrukt erschaffen werden muss. Es gilt den äußersten Bereich nie zu überschreiten und Start- und Endpunkte zu nutzen aber darüber hinaus kann man machen was man will, solange es die Anzahl und Art der Bausteine hergeben. Hat man einmal alle Voraussetzungen erfüllt und das Gebilde im Spiel eingesetzt lässt es sich zu jeder Zeit im Sandboxmodus umgestalten. Wichtig sind nach wie vor die vorigen Voraussetzungen, aber wem die Ergebnisse zu spartanisch waren kann sich hier noch einmal richtig austoben. In jeder Welt findet sich hierfür auch ein Laden in dem man eingesammelte Währung (die in jeder Welt anders ist, wodurch sie sich auch nicht auf die Läden der anderen Welten übertragen lässt) für spezielle Steinfarben oder Gimmicks wie Fackeln oder Kelche o.ä. eintauschen kann.

LEGO Bricktales hat also echtes Potenzial für viele Stunden zu unterhalten. Allerdings gefällt mir überhaupt nicht, dass das Spiel einen dazu zwingt unnötig viel Zeit in das Sammeln von Gegenständen zu investieren. Ein entscheidender Faktor dafür sind nämlich die Spezialfähigkeiten die man im Laufe des Spiels freischaltet. Man benötigt die meisten in jeder Welt um alles freizuschalten und einzusammeln und es ist maximal lästig, dass man das ganze Spiel durchgespielt haben muss, um auch nur in einer einzigen Welt auch nur ansatzweise an die 100% Durchspielrate zu gelangen. Auch, dass sich die Fähigkeiten nicht in jede Welt mitnehmen lassen obwohl man sie dort bräuchte macht überhaupt keinen Sinn und schränkt die spielende Person nur unnötig ein.

Technisch gesehen gibt es neben der Kamera und der Laufgeschwindigkeit auch noch einen Aspekt der mich extrem abgeschreckt hat. Und zwar ruckeln manche Areale so dermaßen extrem, dass mir beim Spielen richtig schlecht geworden ist. Wer zur Seekrankheit neigt sollte dringend von einem Kauf des Spieles absehen. Und so viel Spaß der Baumodus auch macht, die Steuerung ist grauenvoll ungenau. Es ist wirklich frustrierend wie oft man die Position korrigieren muss bevor man einen Stein wirklich da absetzt wo man ihn hinbekommen möchte.

Fazit

Alles in allem macht LEGO Bricktales schon Spaß. Alleine der Baumodus ist so abwechslungsreich und voller Möglichkeiten, dass sich das Spiel lohnen könnte. Für eine wirkliche Kaufempfehlung braucht es allerdings ein ordentliches technisches Update. Mit ungefähr der Hälfte an Sidequests und Sammelgegenständen käme man immer noch auf einige Stunden Spielspaß, jedoch ohne zu frustrieren. Die Steuerung wirkt schlampig umgesetzt und ist nicht sehr spielerfreundlich. Daher liegt das Spiel leider trotz toller Ideen und offensichtlicher Liebe zum Detail nur im Mittelfeld. Ungefähr so wie meine Brückenbauergebnisse in der Jugendherberge.

Vielen Dank an Thunderful Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.