Rooftop Renegade (Review)

In den frühen 90er Jahren hat mit Sonic ein neuer Spielstil für Jump & Runs Einzug gehalten, der zunächst nur wenige Nachahmer gefunden hat, in den letzten Jahren im Indie-Bereich aber eine zunehmende Popularität gewonnen hat. Statt den Spieler vorrangig mit schwierigen Plattformsequenzen zu fordern, ist das reine Überleben hier keine große Hürde, stattdessen gilt es, möglichst schnell und elegant ohne Pausen vom Start zum Ziel zu gelangen. Rooftop Renegade kombiniert dieses Spielprinzip mit einer Runner-Ästhetik.

In Rooftop Renegade muss man in kompakten 2D Levels – der Abschluss eines Levels dauert nur wenige Minuten – so schnell wie möglich ins Ziel gelangen und gleichzeitig darauf achten, nicht von schwer bewaffneten Verfolgern geschnappt zu werden. Hierzu kann man auf das Standard-Repertoire eines 2D Jump & Runs zurückgreifen, also nach links und rechts laufen und springen. Zusätzlich hat man von Beginn an die Möglichkeit, sich zu ducken und ein Stück weit zu rutschen. Dadurch kann man einerseits spezielle Hindernisse überwinden, die nur einen engen Durchgang freilassen, oder aber aus der Luft mit erhöhter Geschwindigkeit nach unten schnellen. Dadurch gibt Rooftop Renegade dem Spieler eine größere Kontrolle über die Flugtrajektorie, was sich gerade in Anbetracht des Fokus auf eine hohe Spielgeschwindigkeit als sinnvoll erweist.

Komplizierter wird das Spiel im Laufe durch die im Laufe der Spielzeit freischaltbaren unterschiedlichen Schuhe. Diese schaltet man nach und nach über eine Art Erfahrungspunktesystem frei und erweitern schrittweise die Fähigkeiten des Spielers um insgesamt vier Spezialfähigkeiten, die sämtlich nach einer Anwendung eine Cooldownzeit nutzen, bis man sie wieder verwenden kann. Gleich zu Beginn hat man Schuhe zur Verfügung, mit denen mit einen Boost durchführen kann. Besonders Effektiv ist dieser, wenn man ihn auf einer Grindstange ausführt. Später erhält man die Möglichkeit, durch ein Hindernis durchzustoßen, sich in der Luft nach oben zu katapultieren oder aber für kurze Zeit durch Hindernisse einfach hindurchzulaufen. Die meisten Fähigkeiten erinnern stark an die Tricks und den Boost aus Sonic Rush, wenn man den Cooldown außer Acht lässt, und in der Tat ist Sonic Rush wohl das am engsten mit Rooftop Renegade verwandte Spiel.

Eine Besonderheit des Spiels sind allerdings die Verfolger, die nicht nur dafür sorgen, dass man, wenn man zu langsam unterwegs ist, stirbt, sondern zudem mit speziellen Waffen Levelbauteile zerstören oder verändern können, so dass eine Booststange zum Beispiel nicht mehr beschleunigt oder ein aufwärtsgerichteter Luftstrom nach unten gerichtet wird. Um den herannahenden Tod muss man sich im Grunde genommen nicht groß kümmern – in der gesamten Spielzeit ist es mir nur ein Mal passiert, dass ich von den Verfolgern geschnappt wurde – die Veränderungen im Level sind allerdings oftmals sehr kurzfristig und erfordern daher schnelle Reaktionen, wenn man nicht ausgebremst werden möchte.

Das reine Erreichen des Levelziels ist in Rooftop Renegade nicht sonderlich schwierig, allerdings gibt es Rankings, die die Leistung im Spiel anhand zweier Kriterien bewerten: Wie schnell man das Ziel erreicht hat und wie viele Sammelgegenstände, die zur Verringerung der Cooldownzeiten dienen, man aufgesammelt hat. Den zweitbesten Rang, A, empfand ich als relativ einfach zu erreichen, wohingegen der S-Rank schon in einigen Levels enorm knapp bemessen ist. Wer allerdings gar keine Lust hat, sich um ordentliche Ränge zu kümmern, wird trotz der erst einmal stattlich klingenden Zahl von 24 Levels wohl kaum auf seine Kosten kommen. Einerseits ist das Spiel dann in etwa einer Stunde erledigt, andererseits macht das Spiel auch gerade dann am meisten Spaß, wenn der Spielfluss hoch ist, was eine gute intuitive Nutzung der Fähigkeiten im Spiel voraussetzt – und natürlicherweise mit guten Rankings einher geht.

Neben dem Arcade-Modus gibt es noch einen Versus Modus, in dem ein zweiter Spieler die Rolle der Verfolger einnimmt, sowie einen randomisierten Modus, in dem man zufällig zusammengestellte Level absolviert. Kurioserweise sind diese Level aber durch die Bank deutlich länger als die Arcade-Level und das Erreichen eines S-Ranks ist hier deutlich einfacher. Leider können die randomisierten Level allerdings mit den händisch designten Levels nicht mithalten, da die immer gleichen Bausteine selbst innerhalb eines einzelnen Levels so oft wiederholt werden, dass sie sich schnell abnutzen.

Rooftop Renegade ist ein unterhaltsames Performance-Jump & Run mit einem großen Satz an Fähigkeiten, die zu koordinieren und sinnvoll einzusetzen ein wenig Übung bedarf. Spielern, die die Sonic Rush-Serie vermissen, sei Rooftop Renegade auf jeden Fall ans Herz gelegt, auch wenn es nicht ganz mit der Rasanz des augenscheinlichen Vorbildes mithalten kann.

Vielen Dank an Melonhead Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.