Dead Space (2023, Review)

Ich erinnere mich noch vage an den damaligen Release des originalen Dead Space. Dominiert wurde das Horror Genre zu der Zeit von Resident Evil und Silent Hill. Speziell das aktuellste Resident Evil 4 war mehrere Jahre in aller Munde. Ja, es war nicht ganz so gruselig und dafür gefüllt mit Action, aber es brachte z.B. die, recht berühmte, Schulter Ansicht mit. Nun schickte EA 4 Jahre später Dead Space ins Rennen, noch vor Resident Evil 5. Dieses orientierte sich, mit seiner Schulter Ansicht, offensichtlich am vierten Resident Evil. Doch es bot viele eigene, frische Ideen und erschien dazu noch auf der neuen tollen Konsolengeneration.
Mir gefiel Dead Space damals sehr und daher stellte sich nun die Frage: Gilt dies auch für das Remake und war ein Remake von Dead Space überhaupt nötig?

Da es sich hierbei um ein Remake handelt, werde ich auf die einzelnen Änderungen noch genauer eingehen. Aber zuerst erkläre ich, was es überhaupt mit Dead Space auf sich hat, unabhängig des Remakes. Wer das Original schon gespielt hat und gleich nur über die Neuerungen lesen will, kann zum Abschnitt „Dead Space in neuem Glanz“ springen.

Horror im Weltraum

In Dead Space spielen wir den Ingenieur Isaac Clarke, welcher, als Mitglied eines temporären Teams, die Kommunikationsanlagen des großen Bergbau-Raumschiffs USG Ishimura reparieren soll. Während dem Anflug auf die Ishimura erfahren wir außerdem, dass Isaac ebenso auf der Suche nach seiner Freundin ist, welche auf diesem Raumschiff arbeitet. Soweit wirkt auch alles nach einer gewöhnlichen Routine Mission, doch der Horror lässt nicht lange auf sich warten. Denn kurz nach einer holprigen Ankunft, beginnt schon direkt das Chaos, mit ein paar radikalen Schockern und gruseligen Situationen.

Isaac in seinem Ingenieur Anzug, auf der USG Ishimura

Nach den Ereignissen wird nun klar, dass sich auf der Ishimura Monster herumtreiben, welche offensichtlich irgendwie aus Mensch bestehen. Getrennt von der Gruppe, begibt man sich nun durch die, teils dunklen, Industrie Gänge der Ishimura und versucht verschiedene Probleme zu lösen, welche durch die Story vorgegeben werden. Da Isaac ein Ingenieur ist, läuft es meist darauf hinaus, dass er sich auf den Weg macht, irgend etwas zu reparieren, damit z.B. das Schiff weiterhin intakt bleibt. In diesem Verlauf gibt es immer mal wieder Kommunikation mit den Mitgliedern der Gruppe, über eine Hologramm Übertragung und manchmal auch in Form direkter Treffen.

Während Isaac, immer mit einem Ziel vor Augen, durch das Schiff streift, ergeben sich zahlreiche Horror, Terror und Story Situationen. In den über 10 Kapiteln (knapp 15-20 Spielstunden) erfährt man somit, was zur Hölle auf der Ishimura passiert ist.

Wem es übrigens noch nicht klar ist, Dead Space ist ein sehr brutales Horror Spiel. Der Stil der Umgebung ist stetig in einem futuristisch industriellen Stil gehalten, aber wird immer wieder „mit rot überstrichen“. Außerdem ist Body Horror hierbei äußerst groß geschrieben und ich würde behaupten, die Widerlichkeiten sind hier nochmal eine Spur heftiger als in den meisten anderen Vertretern des Genres. Aber nicht zu viel Grusel erwarten! Dead Space ist zwar ein sehr düsteres und atmosphärisches Spiel, aber durch seine stetige Action verfliegt die Furcht auch schnell wieder. Somit ist es klar mehr Horror als Terror.

Außerhalb der Kämpfe kann Dead Space durchaus ordentlich gruselig werden

Survival mit einschneidendem Erlebnis

Nun, ich habe es ja schon in der Einleitung erwähnt, Dead Space wirkt auf den ersten Blick wie Resident Evil 4, nur eben in sehr futuristisch. Man spielt Isaac in einer Schulter Perspektive und kämpft dabei gegen grotesk mutierte Gestalten. Dabei verwendet Isaac primär Werkzeuge, welche hierbei als Schusswaffen missbraucht werden, was erstaunlich gut funktioniert. Das erste Werkzeug, der sogenannte Plasma Cutter, fungiert hierbei als Pistole des Spiels. Auch das Munitions- und Ressourcen-Management ist sehr ähnlich zu Resident Evil. Man hat begrenzte Plätze im Inventar und sucht sich die Objekte in der Umgebung und bei Gegnern zusammen, um so sein Überleben zu sichern.

Früh im Spiel wird einem klar gemacht „Schießt ihre Gliedmaßen ab!“. Denn anders als in Shootern üblich, sind Headshots hier sehr ineffizient. Das Abschießen der Arme und Beine (oder anderen Gliedmaßen) stellt hierbei das Ziel dar, denn dies macht den meisten Schaden. Für diesen Zweck hat der Plasma Cutter eine feine Linie als Hitbox, welche nach bedarf horizontal und vertikal ausgerichtet werden kann. Aber nicht falsch verstehen, auch ohne Abtrennen der Gliedmaßen lassen sich Gegner erledigen. Manche Waffen können dies gar nicht und außerdem kann man auch eine Nahkampf Attacke ausführen.

Danke für den Hinweis

Die Gegner schaffen es übrigens aus jedem Ecken zu kriechen. Ein Merkmal von Dead Space sind nämlich die Lüftungsschächte. In gefühlt fast jedem Raum befindet sich irgendwo ein Lüftungsschacht, durch den ein Nekromorph, so heißen die Gegner übrigens, herausspringen kann. Dies geschieht dann meist durch einen lauten Knall, gefolgt von Horror erfüllten Melodien. Wenn dies geschieht, auch gerne mit mehreren auf einmal, versucht man den Nekromorph ausfindig zu machen und schnell zu erledigen. Am Besten, mit möglichst sparsamer Verwendung von Munition.

Zusätzlich zum Kampfarsenal hat man noch die Stase und Kinese Module. Ersteres ist eine Verlangsamung der Zeit auf das geschossene Objekt und mit zweiterem kann man Objekte schwebend aufheben und werfen. Beides wird mit Rätseln eingeführt und auch dafür weiterhin verwendet, aber kann und sollte ebenso für dem Kampf verwendet werden.

Geschicktes Kämpfen ist ratsam

Starke Immersion, sogar in Menüs

Abseits von Story und Konfrontationen bietet Dead Space unglaublich interessante Mechaniken, welche sehr schön durch futuristische Funktionen erklärt werden. Dies fängt schon bei der Lebensanzeige von Isaac an, welche durch eine Röhre an seinem Anzug dargestellt wird. Wie im Survival Horror nicht unüblich, sind hier und da mal Türen verschlossen. In Dead Space wird dies durch ein Hologramm vor der Tür dargestellt, welches als Aktivierung der Tür funktioniert. Der Clou, ist dieses blau, kann man die Tür öffnen, rot heißt versperrt.

Hologramme sind aber auch allgemein das Stichwort. Denn was ist immersiver, als ein Inventar Menü, welches sich in die Luft vor den Charakter projiziert, wobei alles interaktiv bleibt? Ja, man kann dabei die Kamera drehen und auch weiterhin von Gegner attackiert werden. Ein externes Hud oder Menü existiert in Dead Space so gesehen nicht (außer dem Pause Menü). Speziell in einem Horror Spiel erhöht das die Spannung enorm. Selbiges gilt übrigens auch für die Verwendung der Werkbank und des Shops.

Zur Navigation haben wird, neben der holografischen Karte, ein Navigationssystem in Form einer Linie, welche sich bei Aktivierung über den Boden zieht. Dies ist sehr angenehm zu verwenden und schmiegt sich ebenso wunderbar in die optische Idee des Spiels ein. Auch gibt es Rätsel, wobei sich Dead Space dabei kein wirkliches Bein ausreißt (Wortspiel nicht geplant), da diese Rätsel meist sehr schlicht sind. Abschließend gibt es noch Abschnitte ohne Schwerkraft und/oder Sauerstoff, aber diese werde ich beim Remake genauer erläutern, da sie stark abgeändert wurden.

Wir sehen, was Isaac sieht

Man wird übrigens nicht an die Hand genommen, auch wenn das wegen der guten Navigation so scheint. Ein Tutorial spart sich das Spiel weitestgehend. Man hat hier und da kleine Hologramm Einblendungen als Erklärung, aber es gibt keine „hier mach nun das, damit du verstehst, wie das funktioniert“-Situationen. Das Spiel baut hier mehr auf „Learn by doing“ auf, was ich wirklich super finde!

Dead Space in neuem Glanz

Nun, das originale Dead Space war schon toll und sah auch gut aus. Daher stellt sich durchaus die Frage: Wozu ein Remake?

Dead Space (Remake) ist ein Paradebeispiel für „der Schein trügt“. Am Anfang des Spiels, während des Intros auf dem Weg zur Ishimura, war ich eher enttäuscht von der Optik. Ich sah die Gesichter der Charaktere und dachte mir nur „joa, die sehen ja nur solala aus“. Aber das war es auch! Egal ob Licht/Schatten, Partikel und andere Effekte, Texturen, Effekte, temporären Blut und Frost am Anzug, alles andere sieht so fantastisch aus. Mehrfach stand ich einfach nur herum und habe Licht oder Rauch staunend angeschaut.

In dem Sinne dachte ich mir eigentlich „oh, das sieht ja aus, wie ich es in Erinnerung habe“. Nur musste ich mir das Original mal nochmal anschauen, um zu sehen, dass dies bei weitem nicht so aussah. Es ist nicht nur die Grafik selbst, sondern auch viele leichte, tolle Design Änderungen in manchen Dingen. Am deutlichsten fällt es aber bei biologischer Szenerie auf, welche durch die neue Technik einen wirklich tollen Boost erfahren hat. So schön und so eklig!

So schön

Alles spielt auf dem selben Raumschiff

Im originalen Dead Space überbrückte man die jeweiligen Kapitel mit der Monorail, einem linearen Bahnsystem auf der Ishimura. Dies wurde mit einer Cutscene, im Wagen zur nächsten Station, gelöst. Schlau gemacht, aber eben um die Abschnitte sinnvoll zu trennen. Im Remake ist nun alles verbunden. Zwar ist die Monorail weiterhin verfügbar, diese ist aber ohne Ladezeit benutzbar und außerdem gibt es verteilt dazu Fußwege zwischen den Gebieten. Kapitel werden daher nun einfach nach Erreichen eines Ziels beendet/begonnen. Diese Verbesserung ist wirklich fantastisch für die immersive Erfahrung.

Neben diesem strukturellen Gesamt Aufbau hat sich die Grundstruktur aber zum größten Teil nicht geändert. Wer das Original kennt, wird sich wie zu Hause fühlen. Bei den vorhandenen Änderungen handelt es sich meist um kleine neue Abschnitte oder sinnvolle Änderungen, für das neue System in der Schwerelosigkeit. Am deutlichsten ist dies im Hangar am Start, welcher nun deutlich größer ausfällt.

Das nenne ich mal einen ordentlichen Hangar

Besseres, aber nicht übertriebenes Storytelling

Die Story wurde ebenso ein wenig ausgebaut. Die Handlung hat sich nicht direkt geändert, aber alle Interaktionen wirken nur homogener und durchdachter. Der deutlichste Unterschied ist wohl Isaac selbst, welcher nun auch, anders als im Original, ein Gesicht hat und spricht. Hier war meine Sorge groß, da ich stille Protagonisten bevorzuge, eben wegen der Immersion, aber die Sorge war zum Glück unbegründet. Isaac spricht nur in Story relevanten Situationen und gibt, sehr passend, seine Fachkenntnis und eigenen Vorschläge zu Situationen von sich. Bei reiner Erkundung und Kampf gibt es allerhöchsten mal ein gepflegtes „Schei…!“ zu hören.

Alle Charaktere haben ein neues Charaktermodell spendiert bekommen. Zum einen wegen neuer Grafik, zum anderen um die Modelle den neuen Sprechern nachzuempfinden. Übrigens soll im Englischen Isaac noch den selben Sprecher wie damals in Dead Space 2 haben. Bei der deutschen Version bin ich mir nicht sicher, aber er kommt mir bekannt vor.

Neben den kleinen verbesserten Stellen in der Hauptstory, wurden ebenso kleine Nebenmissionen eingefügt, mit denen man etwas tiefer in die Geschichte eintauchen kann. Diese werden in einem Fall sehr hübsch mit vollen holografischen Aufnahmen dargestellt. Dazu findet man noch hier und da ein wenig mehr Details über die Geschichte in der Umgebung.

Am Anfang technisch eher enttäuschend, können Charaktere aber im Laufe der Story und Interaktionen doch noch überzeugen.

Frei von Nerven und Schwerkraft

Im spielerischen Design haben sich auch ein paar Dinge getan. Ich würde behaupten, dass meiste, was man vorher nervig fand ist nun verbessert.

Erinnert ihr euch, dass man manche Türen mit Knoten öffnen musste, welche man aber ebenso für Waffenupgrades braucht? Ich ja, deshalb habe ich sehr lange immer einen Knoten bei mir behalten. Bis ich im 10. Kapitel zu dem Schluss gekommen bin „das haben die raus genommen“. Ja man kann nun Knoten frei verwenden, weil Türen diese nicht mehr brauchen. Dafür gibt es nun ein Berechtigungssystem, welches über die Story und später durch eine Nebenaufgabe erweitert wird und dazu ein Energiesystem. Das Energiesystem ist dabei super interessant gemacht. Hierbei wird man vor die Wahl gestellt, als Beispiel „Tür auf oder Licht an?“.

Manche Waffen wurden ein wenig verändert, z.B. nach Vorbild von Dead Space 2. Zum Beispiel schießt das Schnellfeuergewehr nun als Sekundärfeuer eine Mine. Die Waffen erhält man auch nicht mehr durch den Shop, sondern findet man auf dem Weg. Dies bietet den Vorteil, dass man Waffen testen kann ohne Credits dafür zu verschwenden.

Die größte Änderung im Dead Space Remake ist wohl klar die Abänderung der Stellen mit Schwerelosigkeit. Im Original zielte man auf eine Oberfläche und Isaac sprang dann auf Knopfdruck linear an diese stelle um dann dort magnetisch zu kleben. Dies wurde in Dead Space 2 durch eine Flugsteuerung ersetzt. Das Remake nutzt nun diese Flugsteuerung aus dem zweiten Teil und hat dadurch entsprechende Stellen stark abgeändert. Die Aufgaben bleiben großteils identisch, aber das Gameplay mit dem Fliegen wirkt ganz anders. Eine Mission, die im Original sehr nervig war, wurde sogar so abgeändert, dass sie nun richtig Spaß macht.

Die Schwerelosigkeit aus Dead Space 2 ist eine tolle Verbesserung

Fazit: Damals klasse, heute noch besser

Ich war selbst etwas skeptisch, ob ein Remake hierbei wirklich nötig war. Aber man vergisst auch schnell, dass Dead Space schon fast 15 Jahre alt ist. Ebenso sehe ich hierbei auch den Vorteil, dass mit diesem Schritt Dead Space zurück zu den Wurzeln und dadurch wieder in die Öffentlichkeit rutschen konnte.

Doch die wirtschaftlichen Vorteile mal Beiseite gelassen. Dead Space (Remake) ist ein fantastisches Spiel, welches die komplette Faszination des Originals perfekt in die heutige Generation transportiert und dabei auch wirklich tolle Verbesserungen mit sich bringt, ohne der Idee des Originals irgendwie in die Quere zu kommen. Ich kann bei dem Spiel wirklich nur von Originalgetreue und Verbesserungen reden.

Dead Space hat in mir wieder das Gefühl bestärkt, Remakes weiterhin Optimismus entgegen zu bringen, sofern das Original zumindest zwei Generationen her ist. Daher EA, bitte mehr davon!

Vielen Dank an Electronic Arts Inc. für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.