Vampire Survivors (Review)

Vampire Survivors, ein Überraschungs-Indiehit? Retrostil und suchterzeugender Gameplay-Loop? Ich muss zugeben, dass ich nicht viele Indie-Spiele spiele. Und bei hochgelobten Spielen werde ich allgemein oft skeptisch, ob ich den Eindruck mitempfinden könnte. Nachdem ich vor kurzem von einem Two Stick Shooter mit eher wenig überzeugenden Qualitäten schon eine Zeit lang unterhalten wurde, habe ich mir im Gamepass Vampire Survivors angesehen, diesen One Stick Shooter? Und ja, auch hier gab es das „Noch einen Run“-Gefühl.

Steuerung nur mit einem Stick? Das soll Spaß machen?

Vielleicht seid ihr über den von mir genutzten Begriff „One Stick Shooter“ gestolpert. Vampire Survivors steuert man abseits von gelegentlicher Auswahl mit nur einem Stick. Man bewegt lediglich den Charakter, Angriffe mit den ausgerüsteten Waffen geschehen automatisch. Schaden nimmt man bei Kollision mit Gegnern oder Projektilen.

Anfangs ist noch nicht viel los.

Der Anfang ist für den ein oder anderen vielleicht abschreckend lahm. Ich hatte einen Charakter, der alle paar Sekunden je nach Blickrichtung nach rechts oder links geschlagen hat. Gegner kamen erst spärlich, besiegte Gegner können Edelsteine oder ähnliches hinterlassen, die beim Einsammeln Erfahrungspunkte geben. Bei einem Level Up kann man aber unter zufällig ausgewählten Waffen oder Supportitems zusätzliche wählen. Verschiedene Waffen haben unterschiedliche Angriffsmuster. Manche schaden in einem Bereich um den Charakter, andere schießen in Blickrichtung. Es gibt Waffen, die den nächsten Gegner angreifen, andere greifen zufallsbedingt an. Supportitems geben verschiedene Boni, wie zum Beispiel mehr HP für den Charakter oder zusätzliche Projektile bei Waffen, die Projektile benutzen. Standardmäßig kann man bei beidem 6 Stück ausgerüstet haben, unter bestimmten Umständen mehr.

Je nach Kombination kann sich die Effektivität des Builds stark ändern. Zusätzlich kann man Waffen und Supportitems auch noch verstärken, wenn man sie erneut wählt oder erhält. Denn manchmal hinterlassen Gegner Truhen, die ein bis in selteneren Fällen fünf Items zufallsbedingt verstärken. Bei bestimmten Kombinationen kann eine Truhe sogar Waffen evolutionieren, wodurch sie nochmal deutlich effektiver werden können.

Ein seltenerer Fall mit fünf Items.

Ich habe mit der Zeit bestimmte Waffen und Supportitems priorisiert, da sie mir besonders hilfreich vorkamen. Je nach Build und weiteren Faktoren kann man teilweise sogar auf jede Eingabe verzichten, die Gegner werden trotzdem besiegt. Das hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Einerseits fühlt sich das Build dadurch mächtig an, wenn hunderte anstürmende Gegner auf dem Bildschirm keine Gefahr sind. Andererseits ist dabei kaum von Gameplay zu sprechen, wenn sich das Spiel quasi selbst spielt.

Gegnervielfalt?

In Vampire Survivors bekommt man es mit vielen verschiedenen Gegnern zu tun. Fledermäuse, Zombies, Magier und Golems sind nur ein kleiner Teil davon. Allerdings fühlen sich viele Gegner auch ähnlich an. Die meisten Gegner bewegen sich zum Spielercharakter hin, ohne dass ich dabei viel Variation verspürt hätte. Manche Gegner schießen Projektile. Es gibt auch Gegner, die im Schwarm lediglich über den Bildschirm ziehen. Welche Gegner auftauchen, hängt auch von der gerade bespielten Karte ab.

Hände hoch, sie sind umzingelt!

Der Beginn eines Runs, der standardmäßig meist 30 Minuten Zeitlimit hat, ist dabei noch sehr bis relativ ruhig, die Gegnerzahl steigt mit der Zeit. Offenbar zu bestimmten Zeitpunkten kommen besonders große Gegnermengen, bis es wieder ein wenig ruhiger wird. Gegen Ende wird es sehr dicht auf dem Bildschirm. Mit Effekten und Schadenszahlen kann der Bildschirm sehr unübersichtlich werden. Dafür gibt es Optionen, die ich aber nicht nutzen musste.

Karten und Fortschritt

Anfangs steht nur eine Karte als Spielfeld zur Verfügung. Nach und nach schaltet man mehrere Hauptkarten und Bonuskarten frei. Oben schrieb ich bereits, dass die Karte die auftretenden Gegner bestimmt. Manche Bonuskarten nutzen aber zum Beispiel auch zufällig Gegnerwellen anderer Karten. Die Karten unterscheiden sich teils in Setting und Aufbau. Manche Karten lassen sehr frei Bewegung in alle Richtungen zu, andere haben mehr Hindernisse. Außerdem gibt es sogar vertikal oder horizontal stark begrenzte Karten. Anfangs machten die Karten bei Bewegung in eine Richtung auf mich den Eindruck, sie würden schnell loopen. Will heißen, wenn man oben an die Grenze kommt, kommt man unten wieder rein, Seiten analog. Allerdings sind die Karten einfach sehr groß. Und die Projektile fliegen teils offenbar weit, sodass ich Erfahrungsedelsteine vorfand, deren entsprechende Gegner nie auf den Bildschirm gelangt waren. Und nicht wie zuerst angenommen, zurückgelassene Drops waren.

Oh, Lore-Fetzen?

Unlocks und Power Ups

In Vampire Survivors gibt es auch neben den Karten eine Menge freizuschalten, was Motivation für einige Spielzeit bringen kann. Manche Bedingung ist simpel, wie ein bestimmtes Item oder einen Charakter in einem Run genug aufleveln, oder bestimmte Gegner besiegen. Ein paar Sachen sind etwas komplizierter und Hinweise im Spiel kryptisch. Teilweise gibt es auch alternative Möglichkeiten.

Freischaltbar sind zum Beispiel Items für den Lootpool, und neue Charaktere, für die man dann einmalig gesammeltes Gold zahlen muss. Gold kommt auch im „Power Up“- Menü zum Zuge, in dem man diverse bleibende Boni freischalten kann. So kann man auch Möglichkeiten freischalten, die gewünschten Items in einem Run etwas leichter zu erhalten. Zum Beispiel mit begrenzter Reroll- Möglichkeit für angebotene Items. Manche „Power Up“-Möglichkeiten muss man erst per Bedingung auftauchen lassen.

Curse habe ich übrigens auch zuletzt ausgespart.

Außerdem gibt es auf verschiedenen Karten Relikte zu finden, die neue Features freischalten. Wie zum Beispiel eine „Karte“, die aber keine Details der Umgebung zeigt, dafür aber herumliegende Items wie Hühnchen zur Heilung. Man kann ebenfalls ein Bestiarium freischalten, das Infos zu Gegnern bietet.

Story und World Building?

Story und Welt stehen nicht wirklich im Mittelpunkt in Vampire Survivors. Kurze Infos bei der Kartenauswahl und Gegnerinfos könnte man sicher zusammenfügen, um mehr über die Welt zu erfahren. Aber ehrlich gesagt, ist das mir bei dieser Art von Spiel im Grunde egal. Sucht man einen bestimmten Vampir, der hinter den Monstermassen oder Übel steht? Ist die Geschichte der Familie Belpaese analog zur Familie Belmont in einer bekannten Spielreihe untrennbar mit dem gesuchten Vampir verbunden? Wer weiß.

Ausflug in die Bibliothek.

Fazit

Vielleicht mag es seltsam klingen, da ich alle Erfolge im Grundspiel erspielt habe, aber Vampire Survivors hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Solange es noch Freischaltbares gab, kam oft das Gefühl auf, noch einen Run zu versuchen. Und wie gesagt gab es viel freizuschalten. Auch manch Anspielung an andere Spiele ist nett. Der pixelige Retrostil ist für mich keine Stärke, die Musik weiß aber zu gefallen. Aber trotz der vielen Charaktere und Items fühlte es sich für mich im Verlauf der Runs sehr ähnlich an. Bewährte Kombinationen sind zugegebenermaßen vermutlich nicht ganz unschuldig daran, manche Waffen fühlten sich für mich aber einfach nicht gut an. Auch die Steuerung mit lediglich einem Stick mag zwar ungewöhnlich sein, ist mir persönlich aber auf Dauer etwas wenig. Und wie erwähnt gab es Zeiten, in denen das Spiel quasi keinerlei Eingabe meinerseits bedurfte.

Als Spiel zwischendurch, wenn kein anderes Vorrang hatte, war Vampire Survivors aber durchaus unterhaltsam. Somit war der Jahreswechsel vermutlich eine gute Zeit dafür.

Getestet auf Xbox Series S.