Coral Island (Preview)

Mancher Person kommt es inzwischen vielleicht vor, als gäbe es Farming-Simulationen inzwischen wie Sand am Meer. In Coral Island tummelt sich dort der Müll. Falls ihr die digitale Hofarbeit für ebensolchen haltet, seid ihr hier falsch, für alle anderen habe ich einen ersten Blick auf das Inselabenteuer im Early Access geworfen.

Meine letzte Inselfarm war in Harvest Moon: Mein Inselparadies, doch Coral Island nimmt den Begriff Inselparadies wesentlich ernster. Wenn wir einmal, ihr wisst schon, von dem Müll und den Folgen einer Ölkatastrophe absehen. Doch das sind eben die möglichen Schattenseiten des Insellebens.

Ab auf die Insel

Coral Island ist eine eher klassische Farming-Simulation. Also mehr wie Stardew Valley und Story of Seasons als wie das storyfokussierte Wylde Flowers. Vorwiegend wie Stardew Valley, um genau zu sein. Doch diesmal ziehe ich nicht in ein Tal, sondern eben auf eine Insel.

Die Insel verbreitet Südsee-Feeling, bietet aber auch bereits aus anderen Genrevertretern bekannte Orte. Nahe der kleinen Stadt mitsamt Museum und Gemischtwarenladen gibt es ein Wäldchen, die Mine ist nicht weit von der Farm entfernt. Es gibt einen See und im Süden einen Strandabschnitt.

Ähnlich wie in Friends of the Great Kingdom, kann ich hier zusätzlich das Meer betreten. Dort kommen die Umwelt-Aspekte von Coral Island besonders zum Tragen. Müll liegt zwar auch zuhauf auf meiner Ackerfläche, aber im Meer gibt es davon noch viel mehr. Unfassbar, wie viel Abfall die Menschen im Meer versenken! 

Vorbildlich, wie ich bin, sorge ich natürlich dafür, dass der ganze Müll beseitigt wird. Jedenfalls ist das der Plan. Immerhin befindet sich das Spiel noch im Early Access, daher kann ich die Story bisher noch nicht abschließen. Die Dinge, die ich bereits tun kann, sind allerdings schon erstaunlich umfangreich.

Typisch Farm-Simulation?

Wie bereits angedeutet, sind große Teile von Coral Island erwartbare Aspekte einer Farming-Simulation. Mein Hof ist zugewachsen (und untypisch vollgemüllt), ich kann mir Tiere und Pflanzen zulegen. Freundschaften und vielleicht sogar die große Liebe erwarten mich in der Stadt. Auch wenn Heirat und Kinder noch nicht implementiert sind.

Daneben sammle ich Erze in der Mine. Derzeit gibt es zwei Gegnertypen und zwei von vier Minenschächten sind zugänglich. Mit dem Schwert prügle ich auf Schleime und Spinnen ein, stecke aber auch häufig Treffer ein. Meistens ist meine Energieleiste dafür aber ausreichend breit. Einmal wurde ich an den Mineneingang zurückgebracht und einmal habe ich die Schlafenszeit verpasst. Um Mitternacht gibt es eine Warnung, die leider nicht besonders auffällt.

Praktisch dagegen finde ich den (deaktivierbaren) Bildeffekt bei schwindender Ausdauer. Durch den Einsatz von Werkzeugen nimmt sie wie gewohnt nach und nach ab. Ab einem bestimmten Punkt warnt ein Anruf aufploppende Text vor der Erschöpfungsgefahr und das Bild wird zunehmend farbloser. Das schränkt dann noch nicht direkt ein und so kann ich nicht vergessen, dass mir die Ausdauer ausgeht. Auch wenn ich manchmal trotzdem wie ein Zombie durch die Gegend schlurfe, was amüsant ist. Besonders der Verzicht auf lange Animationen sagt mir zu.

Angeln gehört selbstverständlich auch dazu. Fische beißen automatisch an, dann beginnt ein kleines Minispiel. Mit einer Mischung aus Gedrückthalten und wiederholtem Knopfdruck fange ich die Fische. Jedenfalls meistens. Ein wenig stört mich, dass ich nach dem Kauf einer besseren Angel die alte Angel weiterhin im Inventar habe und daheim in einer Kiste unterbringen muss.

Genau das gleiche passiert mit dem Netz zum Fangen von Insekten. Das finde ich zudem deutlich schwieriger als das Angeln. Es ist oft schwierig, sich an Insekten anzuschleichen, ohne das Insekt zu verscheuchen.

Pflanzen und Tiere

Zwischen dem Sammeln von Ressourcen in der Natur, Minengängen und Plaudereien in der Stadt, kümmere ich mich um meinen Hof. Auf dem Nachbarhof sehe ich bereits exotischere Tiere wie einen Pfau, erst einmal kann ich allerdings die üblichen Hoftiere kaufen. Eine Kuh etwa, einen zuvor gebauten Stall vorausgesetzt. In Coral Island kann ich nicht nur Jungtiere, sondern auch ausgewachsene Tiere kaufen. Das beschleunigt die Zeit bis zum ersten Milcherwerb etwas. Üblicherweise lege ich mir zuerst Hühner zu, in diesem Fall brauchte ich Milch für eine Quest.

Ich muss meine Tiere täglich füttern, schicke ich sie allerdings per Glocke an die frische Luft, essen sie nicht zwingend das von mir bereitgestellte Heu im Stall. So muss ich sie weniger häufig füttern, was ein wenig mühselig ist. Vor allem deshalb, weil ich jedes Heu einzeln platzieren muss und die Erkennung des Feldes, mit dem ich interagieren möchte, nicht besonders gut funktioniert.

Ähnlich ist das auf dem Feld, weshalb ich ständig Felder mehrfach gieße oder das Wasser auf unbestellter Erde verpufft. In Anbetracht der ständig steigenden Maximalausdauer ist das für mich nicht besonders schlimm, außerdem stört mich viel mehr, dass die Ernte unzuverlässig funktioniert. Mal interagiere ich stattdessen mit einer Vogelscheuche in der Nähe, mal mit dem Sprinkler, mal passiert gar nichts. Vielleicht hängt das auch mit dem frischen Controllersupport zusammen, doch mit meinem aktuellen Setup kam ich nicht dazu, Maus und Tastatur auszuprobieren. Außer einmal, um meinen Charakter zu benennen.

Kartoffeln, Rüben und Tomaten dürfen nicht fehlen, daneben gibt es auch Inselfrüchte. Okraschoten werfen die ganze Jahreszeit Früchte ab, neu sind auch größere Pflanzen, die vier Felder beanspruchen. Dauerhaft stehende Fruchtbäume sind das nicht, stattdessen muss ich sie täglich gießen und zum Jahreszeitenwechsel gehen sie ein. So wachsen beispielsweise Bananen und Drachenfrüchte. Da ich jedes Feld einzeln bewässern muss, hilft eine verbesserte Gießkanne. 

Beziehungen

Ähnlich wie in Stardew Valley kann ich einer Person zwei Geschenke pro Woche geben. Entdeckte Vorlieben und Abneigungen lassen sich im Menü nachschauen. Zudem zeigt die Karte an, wo sich die Bewohner:innen aufhalten oder wann welche Geschäfte geöffnet haben. Teilweise unterscheiden sich die Öffnungszeiten auch abhängig vom Wochentag und Läden sind nicht nur entweder geöffnet oder geschlossen. Das macht es anfangs etwas schwierig, den Überblick zu behalten, aber man gewöhnt sich daran. Schließlich kann das auch außerhalb des Spiels vorkommen.

Unter den potenziellen Partner:innen sind eine große Auswahl unterschiedlicher Charaktere. Darunter sogar eine junge Mutter (und ihre Zwillingsschwester, die keine bunten Haarspitzen hat). Um beim Stalking, äh, dem Beziehungsaufbau zu helfen, kann ich auch per Menü nach Personen suchen, statt auf der Karte selbst schauen zu müssen. Besonders in der Anfangszeit ist das sehr praktisch, wenn die Zeitpläne der Bewohner:innen noch komplett unbekannt sind.

Die Aktivitäten der Bewohner:innen sind bereits sehr vielfältig. Mal lassen sie Drachen steigen, manche von ihnen lesen auf einer Bank, sie spielen Volleyball oder liegen in der Sonne. Was für ein Inselleben! Ein wenig schade ist aber, dass ich selbst nichts davon tun kann. Selbst hinsetzen kann ich mich nur innerhalb von Szenen.

Da gibt es nur eine Antwort für mich!
Events

Feste stehen ebenfalls im Kalender von Coral Island. Vereinzelte Minispiele wie ein Wettschwimmen und Kürbisschlagen sind bereits vorhanden. Ebenso wie ein großes Essen, zu dem alle eine Zutat beitragen sollen. Meine Zutat war nicht gut genug, um das Essen außergewöhnlich lecker zu machen, aber das bin ich aus Stardew Valley bereits gewohnt.

Zwischendurch fällt auf, dass die Events noch unfertig sind, aber Feste wie der traditionelle Strandputz bieten schon genug Abwechslung zu den üblichen Feiertagen. Zudem gibt es Broschüren für jedes Fest, in denen steht, wo bestimmte Ereignisse oder Minispiele stattfinden. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie sich die Events noch entwickeln werden.

Storyanfänge

In Coral Island ist gerade erst eine Ölkatastrophe passiert, in deren Folge das Museum sich von seiner Sammlung verabschiedet hat. Zudem wird das Meer vollgemüllt, wie bereits erwähnt. Die Neubefüllung des Museums mitsamt Vergrößerung ist eine Nebenstory, Hauptstory dagegen sind die Bedrohung durch die Kugelfisch-Firma und die Geheimnisse auf der Insel und im Meer. 

Die böse Firma will alles aufkaufen und hat bestimmt nicht das Wohl der Insel im Sinn, allerdings benötigt die Insel auch Geldmittel.

Voll meta!

Die Rolle des Gemeinschaftszentrums aus Stardew Valley übernimmt in Coral Island der Schrein am See. Ich sammle also Ressourcen aus der Umwelt und baue Feldfrüchte an, die ich am Schrein der Göttin darbiete. Das erste Bündel schaltet ein Gewächshaus frei und innerhalb eines Jahres kann es auch abgeschlossen werden. Einzelne Bedingungen sind etwas schwieriger zu erfüllen, wenn es darum geht, Früchte hoher Qualität zu liefern, aber besonders knapp wird die Zeit dennoch nicht. Mithilfe von Essenzen und dem örtlichen Labor lässt sich die grundsätzliche Qualität von angebauten Pflanzen verbessern, aber auch Dünger hilft. Bis ich ausreichend Essenzen für die erste Qualitätsverbesserung von normalen Samen zusammenbekommen habe, hat es allerdings eine Weile gedauert.

Allgemein sind viele der Voraussetzungen, um Gegenstände herzustellen, oder Kaufpreise für Kleidung, etwas hoch angesetzt. Da Geld lange Zeit eher knapp ist, lief meine Figur bis in den späten Sommer barfuß herum. Dass ich für die meisten Werkzeuge Holz brauche, um sie zu verbessern, vergesse ich jedes Mal (selbst wenn ich die Idee mag). Zudem ist ein wenig schade, dass ich zwar auf den Inhalt der Truhen in meinem Haus zurückgreifen kann, will ich irgendwo auf der Karte etwas herstellen, aber für den Schreiner oder die Werkzeugverbesserungen brauche ich die Materialien in meiner Tasche. Besonders, wenn ich nur ein Material vergessen habe, und dafür zurück auf meine Farm gehen oder schnell neue Bäume fällen oder Gräser sensen muss.

Unter Wasser

Das Gebiet im Meer ist bereits sehr groß. Da es dafür keine Karte gibt, fiel mir teilweise schwer, den Überblick zu behalten. Unter Wasser ist meine Aufgabe, Orbs zu finden und zu aktivieren. Die sind irgendwo unter dem ganzen Müll verborgen, also entsorge ich den nebenbei eben auch. Als cooler Nebeneffekt wachsen auf gereinigtem Meeresboden wieder Algen, wodurch sich das langsame Sensen tatsächlich sinnvoll anfühlt. Die Orbs sorgen dafür, dass schwarze Ranken verschwinden, die überall unter Wasser Wege blockieren. So wird das Gebiet immer größer. Zusätzlich leben im Meer Schildkröten, die Feldfrüchte oder Tierprodukte in besonders guter Qualität möchten, ehe sie den Weg freigeben. Im Frühling sind meine Gurken nicht mehr rechtzeitig gereift, doch zum Glück ändern sich die Wünsche mit der Jahreszeit.

Den Müll muss ich mit meiner Sense zerstören. Da ich diese nicht verbessern kann, ist das manchmal etwas mühselig. Besonders, da ich den meisten Müll zweimal schlagen muss, ehe er zerbricht. Aber de Müll in den Meeren verschwindet eben nicht von selbst.

Was genau sich dort unten im Meer noch verbirgt, kann ich noch nicht sagen, allerdings bin ich schon auf neue Charaktere getroffen. Über die ich gern mehr erfahren möchte, aber da muss ich wohl noch etwas geduldig sein. 

Wie geht es weiter?

Da Coral Island sich noch im Early Access befindet, kann ich natürlich kein abschließendes Fazit ziehen. Doch der bereits vorhandene Inhalt macht schon sehr viel Spaß und bietet überraschend viel Umfang. Ein Ingame-Jahr lässt sich auf jeden Fall mit neuen Dingen füllen. Einzelne Feiertage sind noch etwas rudimentär und hin und wieder ist es schwierig, zu erkennen, was ich noch nicht richtig verstanden habe und was noch nicht implementiert ist. In der Regel weist das Spiel jedoch darauf hin, dass Inhalte erst noch folgen.

Coral Island fühlt sich sehr wie Stardew Valley an. So ist der Einstieg sehr leicht und Vieles fühlt sich vertraut an. Manche Aspekte wie die vergrabenen Bücher und Notizen erinnern extrem an Stardew Valley, viele andere Elemente sind dagegen vor allem wegen des Genres ähnlich wie bei anderen Titeln. Das möchte ich auch gar nicht kritisieren, schließlich spiele ich das auch gern. Das Angelminispiel gefällt mir etwas besser als in Stardew Valley. 

Das Pflänzchen entspricht den Würmern in Stardew Valley.

Da die deutsche Maschinenübersetzung nicht ganz überzeugen kann („Der Rücken“ steht im Menü als Übersetzung für „back“), freue ich mich darauf, dass nach Release an den Texten weiter gearbeitet werden soll. Manche Texte sind dadurch eher unfreiwillig komisch, auch wenn die meisten Dialoge trotzdem verständlich sind. Auch vereinzelte Bugs und Spielabstürze sollten bis zum Launch beseitigt werden. Besonders die Strafe nach einem Festhängen in der Vegetation stört mich, da ich die Rettungsfunktion nicht als schnelle Rückkehr zum Hof missbraucht habe, aber am nächsten Tag mit halber Ausdauer erwacht bin.

Engere Freundschaften und die weiterführende Story folgen ebenfalls. Zwar rechne ich nicht mit riesigen Überraschungen, doch auf die Charaktere im Meer bin ich sehr gespannt. Zudem befinden sich überall in der Stadt und im Wald noch Barrieren, bei denen ich gern wüsste, was dahinter liegt. 

Spielerisch funktioniert Coral Island bereits jetzt weitgehend gut, abgesehen von der schwierigen Ernte. Bessere Erze für bessere Werkzeuge fehlen noch und auch Gegenstände wie bessere Sprinkler, um wirklich noch lange auf der Farm zu arbeiten. Doch das alles wird noch folgen, also werde ich bei den nächsten Updates und nach dem Verlassen des Early Access bestimmt noch häufiger in das Spiel schauen. 

Während Little Witch in the Woods sehr weit von Stardew Valley entfernt ist, gilt für Coral Island quasi das komplette Gegenteil. Für mich ist das kein Argument gegen die Farming-Simulation im Early Access. Im Gegenteil, mit den eigenen Aspekten wie der Inselthematik, dem Bezug auf Umweltverschmutzung und den vielen unterschiedlichen Charakteren bietet Coral Island für mich eine schöne Alternative. Schon jetzt fühle ich mich auf der Insel wohl, daher freue ich mich auf das, was die Zukunft noch bieten wird. 

Herzlichen Dank an Humble Games für die Bereitstellung des Previewcodes. Gespielt auf PC.