Little Witch in the Woods (Preview)

Little Witch in the Woods befindet sich derzeit im Early Access und ist per Game Pass spielbar. Üblicherweise bin ich kein Fan des Zugangs zu Spielen in einem so frühen Stadium, doch aus einem ganz besonderen Grund habe ich hierbei eine Ausnahme gemacht. Denn empfohlen wird die kleine Hexensimulation an vielen Stellen für Fans von Stardew Valley.

Daher kann ich nicht über Little Witch in the Woods schreiben, ohne Bezug auf mein mehrere hunderte Stunden andauerndes Farmleben. Kennt ihr das, wenn ihr ein Spiel sehr gerne mögt, aber es dann so lange spielt, bis es keinen Reiz mehr bietet, weil ihr alles schon zehntausend Mal gesehen habt? Zugegeben, ich habe Stardew Valley nicht komplettiert, also nicht wirklich alles selbst erlebt. Aber mit der neuen Insel aus dem letzten großen Update habe ich eben ein wenig meine Probleme.

Denn was mich immer wieder zurück in das Sternentautal zieht, befindet sich nicht auf irgendeiner Insel. Zwar kann ich dort auch Nutzpflanzen anbauen, aber darauf liegt eindeutig nicht der Fokus auf der Ingwerinsel. Das ist es aber nicht einmal im Speziellen, was mich stört. Aber die Insel ist auch kaum bewohnt und obendrein darf ich dort nicht nur einen Vulkan voller Monster erkunden, ich muss auch hundert Walnüsse auftreiben. Die teilweise zufällig vergeben werden.

Immerhin das habe ich in Little Witch in the Woods nicht vor mir.

Sie liest mit Brille!
Verlassen im Wald

Schon lange hoffe ich, über eine würdige Alternative zu Stardew Valley zu stolpern. Gelandet bin ich dabei diesmal in einem Wald.

Die junge Hexe Ellie sitzt eigentlich im Zug auf dem Weg in eine Zauberakademie. Doch Züge sind nie verlässlich, also hält dieser mitten in der Nacht im Wald. Zum Glück für Ellie, denn die hat sich furchtbar gelangweilt. Fröhlich steigt sie aus dem Zug, ihren sprechenden Hut auf dem Kopf, und zieht los. Schließlich hat sie ein interessantes Leuchten vom Zugfenster aus gesehen.

Der Wald und die Umgebung faszinieren sie, daher stört es sie auch gar nicht, dass der Zug nicht auf ihre Rückkehr gewartet hat. Stattdessen nächtigt sie in einem verstaubten Hexenhaus und beschließt, im Wald zu bleiben. Denn in der Nähe ist ein Dorf, auch wenn es noch ein paar Tage dauern soll, bis sie es betreten und beinahe verlassen vorfinden kann.

Als angehende Hexe bestellt Ellie natürlich keine Felder, sondern braut Tränke. Ja, ich war ein wenig skeptisch, aber bereit, der Hexenküche eine Chance zu geben. Ein paar Ingredienzien mischen und köcheln lassen – was soll dabei schon schiefgehen?

Eine ganze Menge, wie sich herausstellt.

Schritt 1: Die Beschaffung der Zutaten

Natürlich, aus Nichts kann auch die beste Hexenschülerin keinen Trank brauen. Sehr oft stammen die Komponenten der Zaubertränke von Lebewesen, die sich im Wald tummeln. Aber im Gegensatz zu den Monstern in der Mine von Stardew Valley werden diese Wesen nicht mit Waffen bekämpft. Allenfalls mit einem geworfenen Trank erschreckt, damit sie ein paar Federn oder dergleichen zurücklassen. Oder verfolgt, um ihre flauschige Verkleidung wegzureißen. Manche Wesen fängt sie mit dem Kescher ein.

Es sind eine überraschend große Menge unterschiedlicher Lebewesen, denen Ellie im Wald begegnet. Jedes von ihnen verlangt eine andere Vorgehensweise, eine komplizierter als die andere. Das macht es mühselig, die Zutaten für einen Trank zu sammeln. Das mikroskopisch kleine Inventar zu Spielbeginn hilft dabei auch nicht weiter.

Reiß doch nicht dem kleinen Flauschball das Fell aus!
Schritt 2: Das Brauen der Tränke

In der Regel braucht ein Trank zwei Zutaten. Die Rezepte dafür lernt Ellie im Verlauf der Story. Das Hexenbuch, in dem Informationen zu den Wesen des Waldes und den Tränken stehen, ist sehr hübsch gestaltet, aber das war es im Grunde auch schon.

Ellie muss also wissen, welche Zutaten sie einsetzen muss. Die müssen sich in ihrer Tasche befinden, ehe sie sie in den Kessel werfen kann. Halb so wild, da ist ein Schrank in der Nähe, um unnötigen Ballast zu verstauen und die richtigen Zutaten ins Inventar zu befördern. So sie denn vorher gesammelt oder prozessiert wurden.

Ein Blick ins Hexenbuch verrät dann, was Ellie einsetzen muss, um den Trank zu brauen. Außerdem steht darin, wie stark die Flamme unter dem Kessel sein muss. Und in welche Richtung sie rühren muss, wenn überhaupt.

Ordentlich, wie Ellie ist (haha, als ob), schließt sie das Hexenbuch nach einem Blick hinein sofort wieder. Also auf ins Inventar und sich lange genug die Zutaten merken, um alle in den Kessel zu geben. Welche Temperatur wird noch gleich benötigt? Kann man nicht nachschauen.

Denn wenn ich mich zwischendurch vergewissern will, dass ich alles richtig mache, bricht Ellie alles ab und die Zutaten wandern zurück in ihre Tasche. Aber ein Fehler würde bedeuten, dass die Zutaten in Rauch aufgehen und ich gegebenenfalls neue einsammeln muss. Und das ist einfach so viel Aufwand. Und braucht so viel Zeit.

Wenn ich mir dann irgendwie merken konnte, welche Temperatur ich brauche, muss ich mich aber auch noch daran erinnern, in welche Richtung Ellie rühren muss. Es geht schon irgendwie (meistens jedenfalls), aber das Brauen wird dabei für mich einfach unnötig komplex.

So viel Staub und Spinnennetze!

Schließlich muss ich bei Stardew Valley auch nicht darauf achten, wie viel Sonnenschein und Wasser meine Pflanzen abbekommen (das hat mir Harvest Moon – Mein Inselparadies vermiest). Klar, ich kann vergessen, was ich für das Community Center benötige, aber ich kann keine Gegenstände verlieren, nur weil ich mich falsch erinnere.

Bei der Menge an Tränken, die Ellie brauen muss, wäre es so viel angenehmer, wenn an manchen Stellen die Komplexität etwas verringert werden würde. Oder wenn Ellie wenigstens lernen würde, wie sie ihr Hexenbuch aufschlagen kann, während sie einen Trank vorbereitet.

Außerdem kann sie nur eine einzelne Portion eines Trankes auf einmal brauen, selbst wenn sie ausreichend Zutaten für mehrere hat. Was besonders dann nervt, wenn sie jemandem zweimal den gleichen Trank verkaufen soll.

Schritt 3: Der Einsatz der Tränke

Tränke wirft man, ist doch klar.

Im Wald wachsen ein paar besonders hartnäckige Ranken. Erst braut Ellie also einen Unkrautvernichter, den sie auf die Pflanze wirft. Später lernt sie auch ein paar Heiltränke und Bonbons, die sie zu sich nehmen, verkaufen oder verschenken kann. Letzteres allerdings nur innerhalb von Quests, denn auch der soziale Teil des Spiels hat wenig mit Stardew Valley gemein. Wir müssen uns keine Freunde machen, das passiert im Verlauf der Geschichte automatisch.

Es gibt auch weitere Ranken, die Ellie vernichten muss. Erst einmal schafft sie sich einen Weg in das Dorf, wo sich herausstellt, dass die meisten Bewohner fortgezogen sind. Ihre Häuser wurden durch Ranken zerstört. Aber Ellie schafft es, die Bürgermeisterin davon zu überzeugen, die Weggezogenen zurückzuholen. Schließlich müssen sie dafür nur die Ranken vernichten und die Häuser wieder aufbauen. Gleichzeitig bleibt natürlich die Frage offen, wer für die Ranken verantwortlich ist. Und wer früher im Hexenhaus gelebt hat. Aber das sind Fragen, die erst die Vollversion sicher beantworten wird.

In der Zwischenzeit

Ellie ist also den lieben langen Tag damit beschäftigt, Zutaten zu beschaffen und sie dann in Tränke zu verarbeiten. Für den Weg bekommt sie nach einer Weile einen Besen. Großartig, endlich eine schnelle Fortbewegungsart!

… oh nein, jetzt ist der Besen kaputt.

Also muss Ellie Äste oder Lehm sammeln, um ihn zu reparieren. Das hält aber nicht lange vor. Außerdem steuert sich der Besen sehr störrisch und Ellie gewinnt wenig Zeit, wenn sie ständig in Ecken festhängt.

Angenehmer sind da die Gespräche. Diese nehmen sich sehr viel Zeit. Teilweise grenzwertig viel. Aber manchmal sind sie wenigstens amüsant. Außerdem sind die Charakterporträts superniedlich.

Gegen Ende wollte ich den Spielfortschritt etwas beschleunigen. Ich brauchte keine Tränke brauen und bei den beiden Händlerinnen für zwei verschiedene Währungen verkaufen. Also musste ich auch keine Zutaten sammeln. Viel mit den Leuten im Dorf hatte ich nicht zu reden.

Aber Ellie kann nicht früh ins Bett.

Wenn sie erschöpft genug ist, kann sie sich eine Weile ausruhen, aber dafür muss sie erst einmal ausreichend Energie verbrauchen. Jetzt hing mein Fortschritt nicht mehr davon ab, bestimmte Tränke zu brauen und die entsprechenden Zutaten dafür aufzutreiben. Stattdessen musste Zeit vergehen.

Es wäre alles halb so wild gewesen, wenn es in Little Witch in the Woods etwas geben würde, mit dem ich gern meine Zeit verbringe. Aber es ist einfach alles so mühselig.

Ich kann wirklich nicht verstehen, was Ellie am Dasein als Hexe findet.

Gleich ist der Besen kaputt.
Wie geht es weiter?

Little Witch in the Woods ist eine storybasierte Hexensimulation. An sich ist das nichts Schlechtes. Es muss auch kein zweites Stardew Valley sein. Aber dass mir nicht die Suche nach Ähnlichkeiten den Spielspaß ruiniert hat, bleibt ein Problem.

Ich wollte mich auf das Hexenleben einlassen. Ihm eine Chance geben. Aber Ellies Begeisterung konnte mich einfach nicht anstecken. Auch die Gespräche mit ihrem Hut haben es nicht geschafft, mich zu überzeugen.

Das Spiel sieht niedlich aus und besonders das Design der Charakterporträts und des Hexenbuches haben es mir angetan, aber Optik ist nicht alles. Stardew Valley ist ein entspanntes Spiel und wenigstens diesen Aspekt hätte Little Witch in the Woods teilen müssen. Stattdessen artet das Tränkebrauen in Arbeit aus. Schon die Beschaffung der Zutaten ist anstrengend und langwierig. Dabei hilft es nicht, dass das Inventar so klein ist und Ellie nicht einmal mehrere Arten von Zutaten auf Vorrat beschaffen kann, ohne jedes Mal zurück ins Hexenhaus zu gehen und sie dort zu lagern. Viel zu spät gibt es die Möglichkeit, das Inventar zu erweitern, allerdings für einen viel zu hohen Preis, der nur noch mehr Zutatensammelei und Brauerei bedeutet.

Auch das Brauen der Tränke bedeutet nur Stress. Den Druck, sich zu merken, wie ein Trank zubereitet wird. Oder man muss Möglichkeiten außerhalb des Spiels nutzen, um die Rezepte zu fotografieren oder aufzuschreiben, damit man einen Blick darauf werfen kann. Wenn wenigstens die Zutaten leichter zu beschaffen wären, wäre der Druck ein wenig geringer.

Aber Spaß würde mir das Brauen dadurch trotzdem keinen machen.

Little Witch in the Woods ist das erste Projekt des südkoreanischen Entwicklerteams Entwickler SUNNY SIDE UP. Vielleicht ein etwas zu ambitioniertes Projekt. Ich habe den Eindruck, sie würden zu viel auf einmal wollen. Die Geschichte ist eindeutig der Antrieb der Geschichte, aber das Gameplay bremst sie. Im Zutatensammeln stecken zu viele Einzelheiten und Unterschiede, im Tränkebrauen zu viele Komponenten. Dadurch wird alles zu komplex, von Entspannung ist nichts zu spüren und die locker-flockige Atmosphäre der Story geht im Arbeitsstress völlig unter. Jede wachsende Pflanze einzeln mit einer Gießkanne zu benetzen, ist nicht annähernd so anstrengend wie das Brauen eines einzelnes Trankes.

Deshalb verstehe ich bis heute nicht, wodurch sich Little Witch in the Woods für Fans von Stardew Valley eignen soll. Mit sehr viel Fantasie könnte ich natürlich den Wiederaufbau des Dorfes mit der Wiederinstandsetzung des Community Centers vergleichen. Außerdem haben beide Spiele Pixel. Aber wo ich in einem Spiel das Farmleben in meinem eigenen Tempo genießen kann, bis ich keine Lust mehr habe, gibt beim anderen die Story das Pacing vor, wenn das Gameplay sie nicht zum Halten zwingt.

Also gilt für mich wohl, wenn ich keine Lust auf Stardew Valley habe, aber dem Farmleben frönen will, dass ich mich zurück zu den Wurzeln begeben muss. Um von dort aus nach neuen Trieben zu suchen. Denn tatsächlich kommt Story of Seasons noch immer dem am Nächsten, was ich gern hätte.