Super Chicken Jumper (Review)

Ein knallhartes Hühnchen, niedliche Anime-Mädchen und herausforderndes Gameplay – das verspricht Super Chicken Jumper. Eine Mischung aus nicht ganz striktem Autorunner und 2D-Shooter bietet die neuste Konsolen-Veröffentlichung von eastasiasoft. Da ich immer für eine Herausforderung bereit bin, habe ich mich sofort in das Abenteuer gestürzt.

Die Präsidentin und das Küken

Die Präsidentin der Vereinigten Staaten hat einen Auftrag für Chicken: Die Welt wird bedroht und das kleine pixelige Wesen ist ihre einzige Hoffnung. Tatsächlich stellt sich sogar heraus, dass eine mysteriöse Organisation, mit der Chicken sehr vertraut ist, damit zu tun hat.

Zum Glück muss Chicken die Reise nicht allein antreten. In jeder der sechs Welten steht eine Begleiterin bereit, die zu jedem Levelbeginn ein paar Sätze sagt. Die Charaktere sind dabei abwechslungsreich, allerdings sollte Chicken nicht jedem der Mädchen vertrauen. Tatsächlich wirken die meisten von ihnen eher unzuverlässig, was kein Problem ist, schließlich ist Chicken Profi. Aber dafür sind sie oft amüsant. Hin und wieder sind auch Wortwitze (auf Englisch) dabei. Einer der Wortwitze wird allerdings ein wenig zu oft wieder aufgegriffen.

Chicken selbst ist ein Küken weniger Worte. Und kein Fan von Wortwitzen (wie traurig!). Aber mit einer gehörigen Portion Professionalität erledigt Chicken jeden Job.

Baumstümpfe, Fische und Krähen

Jedes normale Level im Story-Modus von Super Chicken Jumper ist einen Kilometer lang. Prinzipiell bewegt sich Chicken wie in einem Autorunner automatisch fort und muss im richtigen Moment springen, um Gegnern oder Hindernissen auszuweichen. Allerdings kann ich Chickens Position auf dem Bildschirm leicht beeinflussen und beispielsweise kurz stehenbleiben oder besonders weit springen. Reaktionszeiten werden natürlich kürzer, je weiter rechts auf dem Bildschirm sich Chicken befindet. Unter den Gegnern sind Fische, die wie Cheep-Cheeps aus dem Wasser springen, oder Krähen, die (ziemlich schnell) wellenförmig über den Bildschirm fliegen.

Selten tauchen zusätzliche Items auf. Zwei Arten von Pilzen und eine große Bombe, die ein paar Hindernisse und Gegner auf dem Bildschirm vernichtet. Besonders nützlich ist die Bombe selten, der vergrößernde Pilz dagegen macht kurzzeitig unverwundbar. Außerdem macht Riesen-Chicken alles auf seinem Weg platt!

Hindernisse sind beispielsweise Baumstümpfe oder Pilze, gegen die Chicken nicht rennen darf, aber eine Landung darauf ist ebenso fatal. Nach einer Kollision ist Chicken hinüber, auch im Falle von Gegnern oder deren Wurfgeschossen. Also beginnt ein Level bisweilen sehr schnell wieder von Neuem.

Anfangs hatte ich noch Spaß dabei, den Hindernissen und Gegnern auszuweichen. Später gab es auch Momente, in denen ich gerne möglichst viele Hinternisse per Schusswaffe beseitigt habe. Allerdings hat Super Chicken Jumper ein entscheidendes Problem.

Zufall

Durch die Zufallsgenerierung der Hindernisse und Gegner gibt es keine Möglichkeit, Positionen auswendig zu lernen, stattdessen muss ich schnell genug reagieren. Generell ist das in Ordnung. Allerdings sind die Reaktionszeiten sehr knapp bemessen und häufig tauchen Hindernisse in Platzierungen auf, über die Chicken kaum springen kann, ohne in das nächste Hindernis zu hüpfen. Spätestens auf dem Friedhof, der vorwiegend in schwarz und violett gehalten ist, wird die Mischung aus Geschwindigkeit und Zufallsgenerierung fatal, denn zusätzlich sind Gegner und ihre Geschosse kaum zu sehen. Wie soll ich etwas ausweichen, das ich erst bei einem Treffer sehe?
Durch die zufällig generierten Hindernisse wird Super Chicken Jumper im Grunde zu einem Glücksspiel. Wie einfach oder schwierig ein Level ist, hängt nicht davon ab, bis in welche Welt ich gelangt bin. Mal ist ein Level sehr einfach, mal unschaffbar. Ob ich gewinne, hängt nicht davon ab, wie gut ich mit dem Gameplay zurechtkomme.

Niedliche Anime-Mädchen!
Ausrüstung

Um Chicken ein klein wenig zu helfen, schalten vereinzelte abgeschlossene Level Kleidung und Waffen frei. Chicken ist also nicht lange so wehrlos wie Toree. Diese Waffen sind allerdings kaum ausbalanciert, wodurch die meisten von ihnen kaum nützlich sind. Ein Messer mag zwar besser sein als keine Möglichkeit, sich zu verteidigen, allerdings hat es kaum Reichweite und ich hatte beim Spielen den Eindruck, als sei der Input-Delay ein wenig zu hoch. So springt Chicken nicht nur manchmal etwas zu spät ab, nach einer Kollision nützt es auch nichts mehr, das Messer nach vorne zu strecken.

Verschiedene Waffen haben einen Cooldown, so etwa das schwerfällige Katana und eine der Schusswaffen, wenn ich zu schnell hintereinander mehrere Schüsse abgebe. Durch eine Leiste über Chickens Kopf wird allerdings schnell ersichtlich, wann die Waffe wieder einsatzbereit ist.

Die beiden Ausrüstungsgegenstände, die ich am meisten benutzt habe, sind Möglichkeiten für einen Doppelsprung oder einen kurzen Dash. Besonders zuverlässig ist der Dash jedoch nicht, da ich mehr als einmal in die falsche Richtung gesprintet bin und hin und wieder auch gar nicht. Das passiert dann, wenn ich den Sprungknopf zweimal direkt hintereinander drücke, um den Dash dadurch so schnell wie möglich zu aktivieren. Funktioniert der Sprint jedoch, dann kann Chicken damit durch Gegner und Hindernisse fliegen, ohne Schaden zu nehmen. Solange der Dash nicht mitten in einem Hindernis aufhört.

Knifflige Bosskämpfe

Ein Bosskampf schließt jede Welt in Super Chicken Jumper ab. Hier ist es wichtig, Angriffsmuster zu erkennen, um geschickt auszuweichen. Abgesehen von vereinzelten Bossen, bei denen es schnell passiert, Chicken in Situationen zu bringen, in denen Reagieren kaum noch möglich ist, sind die Bosskämpfe der einzige Teil im Story-Modus, der schwierig ist, ohne unfair zu sein.

Beim ersten Boss gibt die derzeitige Begleiterin noch Tipps, wie Chicken dem Gegner, einem riesigen Fisch, am besten Schaden zufügen kann. Oft gibt es mindestens zwei Möglichkeiten, die nicht unbedingt beide sofort ersichtlich sind. Solange Chicken nicht stirbt, reicht es allerdings auch aus, überhaupt zu wissen, wann ich angreifen kann. In der Regel sind direkte Treffer möglich, solange der Boss auf dem Bildschirm ist. Bei einem der späteren Bosse brauchte ich mehrere Anläufe, in denen ich dachte, ich könne zeitweise nur ausweichen, bis ich herausgefunden habe, wo er verwundbar ist.

Die Bosskämpfe sind fordernd und abwechslungsreich. Angriffsmuster zu lernen, braucht einige Anläufe, dann sind sie aber gut genug zu erkennen, dass Reaktionszeiten nicht zu knapp sind. Einzig vereinzelte Sprünge über Angriffe hinweg sind so knapp bemessen, dass Chicken beim schnellen Spielen gerne bei der Landung doch noch einen Treffer einsteckt. Bisweilen sind auch die Hitboxen der Gegner etwas zu groß.

Immerhin sind die Texte nach dem Tod abwechslungsreich.
Zusätzliche Herausforderungen

Neben dem Story-Modus gibt es in Super Chicken Jumper auch einen Endlosen Modus und einen Challenge-Modus. Der Challenge-Modus fühlt sich deutlich weniger zufallsgeneriert an, wodurch die Herausforderung keine Glückssache ist. Durch ein finsteres Level zu rennen, nur mit einem kleinen Messer bewaffnet, fand ich nach dem Story-Modus leider nicht mehr sehr reizvoll.

Fazit

Super Chicken Jumper bietet fordernde Bosskämpfe. Zwischen ihnen liegen allerdings jedes Mal mehrere Level, deren Abschluss nicht von Können abhängt, sondern von Glück. Die zufallsgenerierten Positionen sorgen dafür, dass Reaktionszeiten umso wichtiger werden. Diese sind allerdings oft nicht ausreichend lang, da viele Gegner und Geschosse sehr schnell sind. Durch weitere Hindernisse zwischen den Gegnern sorgt ein Ausweichen dann oft dafür, dass Chicken dennoch einen Treffer einsteckt. Umgekehrt können Hindernisse auch so platziert sein, dass Level auf einmal unglaublich einfach sind.

Leider kann ich Super Chicken Jumper so nicht empfehlen. Das Spielprinzip macht anfangs durchaus Spaß, doch durch die Zufallsgenerierung wird jede potenzielle Herausforderung zum Glücksspiel.

Herzlichen Dank an eastasiasoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.