God of War Ragnarök (Review)

Endlich ist mit God of War Ragnarök das lang erwartete zweite Abenteuer von Kratos und seinem Sohn Atreus erschienen. Wie der Titel erahnen lässt, schickt uns Sony weiter durch die Welt nordischer Mythologie. Neben der Fassung auf der aktuellen Konsolenhardware, kann man auch auf der PlayStation 4 die Geschichte von Vater und Sohn weiter erleben. Somit konnte auch ich wieder Axt und Klingen schwingen und die Geschichte weiter verfolgen. Wer eine Auffrischung der Ereignisse im Vorgänger möchte, kann ein Video im Hauptmenü anschauen.

Eine neue Reise

Nach den Ereignissen des Vorgängers ist der Fimbulwinter eingebrochen, auf den laut Prophezeiungen Ragnarök mit verheerenden Auswirkungen folgen soll. Somit herrscht in Midgard anhaltender Winter. Kratos und sein Sohn Atreus halten sich bedeckt und bereiten sich auf mögliche Gefahren vor, wobei Atreus damit unzufrieden ist. Schließlich fordern die Umstände doch, zu handeln. Atreus hat in der Zwischenzeit Nachforschungen angestellt, die als Ausgangspunkt für die Reise der beiden dienen.

Deja vu.

Auch diesmal ist die Beziehung der beiden bisweilen angespannt. Zumal Atreus in dem Alter ist, selbständiger zu werden und ernst genommen werden möchte. Auch andere Personen und Entwicklungen von Beziehungen kommen nicht zu kurz. Manche Charaktere aus dem Vorgänger erhalten tieferen Hintergrund, aber auch neue Charaktere dürfen nicht fehlen.

Kämpfe mit Axt, Klingen und mehr

Im Kampf stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. So kann Kratos mit seiner Axt oder den Chaos-Klingen mit verschiedenen Kombos angreifen. Auch mit bloßen Händen kann Kratos kämpfen, was aber eher zum Stunnen von Gegnern geeignet ist. Die Axt kann Gegner einfrieren, was sie verlangsamt. Außerdem kann sie viele Gegner per starkem Wurf bewegungsunfähig machen, solange man die Axt nicht gleich wieder zurückruft. Die Chaosklingen haben einen größeren Trefferbereich und sind dadurch gegen mehrere Gegner gleichzeitig oft besser geeignet. Außerdem können sie Gegner in Brand setzen, was Schaden über Zeit zufügt. Mit manchen Angriffen kann man kleinere Gegner in die Luft befördern, an sich heranziehen, oder wegstoßen. Auch in Abgründe. Atreus als Begleiter greift selbständig an, man kann ihn aber spezielle Pfeile oder freigeschaltete Angriffe einsetzen lassen.

Mit genug Bewegung wird einem nicht kalt.

Angriffe und Parieren füllen die Stun-Leiste von Gegnern, die sich mit der Zeit wieder leert. Wenn sie voll ist, kann Kratos einen starken Stun Grab einsetzen, der brutaler und näher in Szene gesetzt ist. So besiegte Gegner werden oft zerteilt oder zerrissen. Bei manchen Gegnern muss man dabei noch eingeblendete Knöpfe drücken.

Im Kampf und durch das Aufheben bestimmter Items füllt sich die Rage-Leiste, die man bei ausreichend Füllung einsetzen kann. Standardmäßig greift Kratos dann eine Zeit lang mit speziellen Angriffen an und heilt sich dabei, es gibt aber im Spielverlauf auch andere Alternativen. Außerdem erhält man Runenangriffe, von denen man zwei per Waffe ausgerüstet haben kann. Diese haben nach ihrer Benutzung einen Cooldown. Das gilt auch für ausrüstbare Relikte. Runenangriffe können mächtig sein und hintereinander eingesetzt in kurzer Zeit hohen Schaden zufügen. Man sollte aber beachten, dass Gegner bei Benutzung nicht zwangsläufig unterbrochen werden und somit ihrerseits Schaden zufügen können.

Feurige Klingen.
Auch Defensive ist wichtig

Im Idealfall lässt man sich nicht so oft treffen, sonst wird man logischerweise besiegt. Man kann ausweichen, blocken, oder mit zeitlich passendem Einsatz parieren. Verschiedene Anzeigen signalisieren Angriffe, bei denen Blocken oder gar Parieren nicht möglich ist. Eine weitere Anzeige signalisiert, dass man den Gegner mit einem speziellen Angriff zum Brechen des Blockens unterbrechen und verletzbar machen kann. Bei manchen Angriffen sollte man den Gegner auch durch eigene Angriffe schnell unterbrechen, manchmal muss man gezielte Fernangriffe nutzen. Gerade bei manchem starken Gegner kann der Mix verschiedener Angriffe eine größere Aufmerksamkeit und Reaktion fordern, um nicht schnell im Staub zu landen.

Draugr von rechts!

Dadurch, dass die Kamera nah hinter Kratos positioniert ist, hat man wie im Vorgänger natürlich nur eine begrenzte direkte Übersicht. Bildschirmmarkierungen zeigen die Richtung zu Gegnern und warnen vor Angriffen. Außerdem können auch Begleiter per Sprache warnen, was sie mehr wie mitdenkende Mitglieder des Teams wirken lässt. Mimir kann aus offensichtlichen Gründen zugegebenermaßen nur warnen, und nicht mitkämpfen. In Einzelfällen kann schnelle Bewegung von Gegnern leider offenbar dazu führen, dass die Lock-On-Funktion unterbrochen wird. Das hat zu manchem panischen Ausweichmanöver meinerseits geführt.

Eisige Axt.

Durch die verschiedenen eigenen Möglichkeiten und Gegner macht das Kampfsystem Spaß und wirkt bisweilen auch schön wuchtig und brachial. Es gibt auch noch etwas mehr Abwechslung als angeführt, aber ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen. Durch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade kann man die Herausforderung auch an die eigenen Wünsche anpassen. Man kann diese auch im Spieldurchgang wechseln, lediglich auf den höchsten Schwierigkeitsgrad nicht hochschalten.

Die Kampfkraft stärken

Während man zunehmend stärkere Gegner zu bekämpfen bekommt, kann auch die eigene Kampfkraft erhöht werden. Zum einen kann man Ausrüstung finden, mit Materialien herstellen oder verstärken lassen. Es gibt eine recht große Vielfalt mit verschiedenen Auswirkungen auf die Statuswerte und auch spezielle Eigenschaften, die je nach Kampfstil besser oder weniger gut passen. So können zum Beispiel manche bei bestimmten Aktionen kurzzeitig Statusboni bringen. Wenn man zum Beispiel eher ausweicht, statt zu parieren, bringen Boni für den Einsatz davon mehr als für das letztere.

Auch Schilde gibt es in verschiedener Ausführung.

Durch Kämpfe und Questabschluss erhält man zudem Erfahrungspunkte. Damit kann man neue Angriffe und Kombos für Waffen freischalten. Manche aber erst, wenn man die Waffe selbst beim Schmied genug verstärkt hat. Einige der freigeschalteten Angriffe haben zudem einen Zähler im Skilltree. Setzt man sie oft genug im Kampf ein, kann man einen von drei Boni für diesen Angriff auswählen. So zum Beispiel mehr Schaden oder mehr Stuneffekt. Atreus erhält eigene Erfahrungspunkte und hat ebenfalls einen Skilltree, um noch besser unterstützen zu können. Neben dem Skilltree kann man Erfahrungspunkte auch zum Verstärken von Ragemoves und Runenangriffen nutzen.

Im Vorgänger konnte man in die meisten Ausrüstungsgegenstände Enchantments in Slots einsetzen und bekam jede Menge davon. In God of War Ragnarök wurde das verschlankt. Es gibt dafür nur noch ein spezielles Ausrüstungsteil. Mit bestimmtem Material kann man mehr Slots freischalten. Es gibt zwar immer noch einige Enchantments, aber man wird nicht mehr davon überwältigt. Die Gesundheit- und Rage-Leisten können zudem durch den Fund spezieller Items verlängert werden.

Gelegenheit, Axtwürfe zu üben.

Erkundung

Nachdem im Vorgänger mehrere der neun Welten nordischer Mythologie versperrt blieben, sind diesmal nach und nach alle zugänglich. Fimbulwinter sorgt glücklicherweise nicht dazu, dass überall Winter herrscht, somit ist auch reichlich optische Abwechslung vorhanden.

Es gibt Stellen zum Klettern, und auch die Waffen von Kratos und Pfeile kommen für bestimmte Hindernisse zum Einsatz. So kann man zum Beispiel mit der Axt Zahnräder festfrieren. Mit den Klingen kann sich Kratos teilweise durch die Gegend schwingen, da sie ja an Ketten befestigt sind. Oder an bestimmten Stellen hochziehen oder sich herabseilen, was Höhenunterschiede schneller als Klettern bewältigt.

Manche Rätsel erfordern meinem Eindruck nach etwas Nachdenken, sollten den meisten aber keine ernstzunehmenden Schwierigkeiten bieten. Auch die Kombination von Waffen und Pfeilen kann gefordert sein, oder zeitlich abgepasster Einsatz. Auch Norniertruhen wie im Vorgänger gibt es erneut. Die drei zugehörigen Objekte zu finden und zum Beispiel Glocken schnell genug läuten, brauchte bei mir manchmal mehrere Versuche beziehungsweise mehrfaches Absuchen.

An verschiedenen Punkten der Geschichte wird man in Gesprächen auch daran erinnert, dass man optional erkunden und Quests erledigen kann. Wenn man schon dem möglichen Weltuntergang gegenübersteht, dann doch wenigstens gut ausgerüstet. Und die ein oder andere optionale Info zu Charakteren und Welt gibt es schließlich auch zu finden.

Manchmal wird es eng für Kratos.

Orientierung mit Karte und Kompass?

Die Gebiete sind oft schön kompakt, teilweise sind Wege verschlungen. In Einzelfällen hatte ich etwas die Orientierung verloren. Die Karte ist nicht besonders genau, außerdem werden Höhlen und ähnliches nicht extra dargestellt. Die „Kompass“-Anzeige am oberen Bildschirmrand kann aber auch bei Abzweigungen oft helfen, den richtigen Weg zu finden. Praktischer „Kompass“. Neben der Hauptstory kann man eine Quest oder eine der vorgegebenen Kartenmarkierungen als zusätzliches Ziel auswählen. Wenn man möglichst viel Optionales finden möchte, ist man beim freien Erkunden bisweilen aber auf sich gestellt. Praktischerweise zeigt die Karte bei verschiedenen Dingen an, wie viel es in der jeweiligen Welt gibt und wieviel man schon gefunden hat. Das ist auch auf Teilgebiete aufgeteilt, nur bei manchen größeren Gebieten bleibt das Suchgebiet vage. Das ist aber zugegebenermaßen eher für Komplettionisten wichtig.

Fazit

God of War Ragnarök baut auf dem Vorgänger auf und bietet mehr Vielfalt an Umgebungen und im Kampf. Es gibt zwar auch diesmal Minibosse, die mehrfach in verschiedener Ausführung auftauchen, aber es ist mehr Abwechslung vorhanden. Das Kampfsystem macht wieder Spaß und die Einbindung anderer Charaktere mit Warnrufen ist auch diesmal eine Bereicherung für das Teamgefühl. Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade sollten für die meisten die gewünschte Herausforderung zu bieten haben. Mit den verschiedenen Ausrüstungsgegenständen und dem Skilltree lässt sich der Kampfstil zudem etwas anpassen.

Kompakt und sparsam.

Neben Action kommen auch diesmal ruhigere Abschnitte mit mehr Fokus auf die Charaktere nicht zu kurz. Und wer möchte, kann auch Erkunden und optionale Kämpfe, Rätsel und Quests erleben. Diese vertiefen oft das Weltbild und manchmal auch das mancher Charaktere zusätzlich. Auch Gespräche der Gruppe während der Reise dienen dazu, manchmal sind sie aber auch einfach nur unterhaltsam.

Auch auf der in die Jahre gekommenen PlayStation 4 Slim empfinde ich God of War Ragnarök als ansehnlich. Die verschiedenen Umgebungen bieten zudem auch reichlich verschiedene Pflanzen und Tiere, die die Welt belebter wirken lassen. Anfangs sind leider manche Tiere meiner Axt zum Opfer gefallen, bis ich sie als Teil der Spielwelt erkannt habe, statt sie für eine Spielaufgabe oder Materialquelle zu halten. Diese Liebe für Details kann man anerkennen. Auch ein schönes Detail ist, dass manche Texte zum Beispiel zu Gegnern oder gefundenen Gegenständen aus der Sicht Kratos geschrieben sind. Wer den Vorgänger schon mochte, dem kann ich God of War Ragnarök sowieso ans Herz legen. Es ist ein unterhaltsames Spiel mit spaßiger und nach Wunsch fordernder Action und Erkundung, das sich auch reichlich Zeit für ruhigere Abschnitte und die Charaktere nimmt.

Vielen Dank an Sony für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 4.