Kao the Kangaroo: Oh! Well DLC (Review)

Kao the Kangaroo ist im Frühjahr dieses Jahres zwar mit massiven technischen Schwierigkeiten, dafür aber einer unterhaltsamen Spielmechanik und abwechslungsreichem Leveldesign gestartet. Auf den meisten Plattformen – dem Vernehmen nach allen außer Nintendo Switch – wurden die gröbsten Probleme mit dem Speichersystem mittlerweile beseitigt und es ist mittlerweile möglich, das Spiel ohne Fortunas Zutun erfolgreich abzuschließen. Rechtzeitig zu Halloween steht nun auch ein bezahlter Zusatzinhalt ins Haus, der auf den Namen „Oh! Well“ hört.

Der Name deutet bereits an, welcher Art die neuen Spielinhalte sind, die der mit 7€ moderat bepreiste Downloadinhalt bietet. Im dunklen Brunnen kann man als Käufer des Downloadinhalts insgesamt fünf zusätzliche Herausforderungen auswählen. Damit sind die neuen Spielinhalte auch für Spieler, die das Spiel noch vor dem Patch durchgespielt haben und auf einen neuen Spielstand zurückgreifen müssen, schnell verfügbar. Sobald man die Oberwelt das erste Mal betritt, kann man in der Mitte der ersten Hubwelt direkt auf die DLC-Level zugreifen. Allerdings sei an dieser Stelle auch gewarnt, dass die DLC-Level merklich schwieriger sind als die Hauptinhalte des Spiels. Spielt man die Level überdies nur mit den drei Herzen, die man zu Spielbeginn zur Verfügung hat, sollte man damit rechnen, dass man die Level einige Male von vorn beginnen muss, bevor man sie erfolgreich abschließt.

Im Mittelpunkt der neuen fünf Level steht – mit einer Ausnahme – geschicktes und genaues Platforming. Es gibt keine wertvollen Sammelgegenstände zu finden, einzig Münzen kann man unterwegs auflesen. Da man im Verlauf des normalen Spielablaufs mehr als genug Münzen bekommen sollte, um alle Inhalte freizuschalten, ist das aber nur hinsichtlich der Highscore für das jeweilige Level relevant. Zusätzlich wird auch die Abschlusszeit gespeichert, wer möchte, kann die neuen Level zur Highscorejagd also auch mehrfach spielen.

Das einfachste neue Level ist die bereits angesprochene Ausnahme vom Plarforming-Fokus, denn in diesem Level muss man sich gegen eine Reihe von Gegnerwellen in kleinen Arenen, die durch kurze Sprungpassagen verbunden sind, behaupten. Zwar wird man hier durchaus mit einigen nicht-trivialen Gegnern konfrontiert, da das Spiel sich aber beim Besiegen eines Gegners häufig spendabel mit Herzen zeigt, habe ich dieses Level als entspannt, aber auch ganz klar das uninteressanteste Level des Downloadinhalts empfunden.

Das meines Erachtens interessanteste neue Level ist ein Level, das weitgehend dunkel ist, aber in der Umgebung Kaos so stark ausgeleuchtet wird, dass man den Weg im Ergebnis gut erkennen kann. Die Besonderheit in diesem Level ist allerdings, dass man nur selten die Möglichkeit hat, zu verschnaufen, denn der Großteil des Levels stürzt stückweise in den Abgrund, sobald man ihn betritt. Das bedeutet, dass man fast durchgehend in Bewegung bleiben muss, um dem Tod zu entgehen. Neben einem schnellen Daumen ist so natürlich auch viel Aufmerksamkeit gefordert, da die Entwickler natürlich immer mal wieder neue Situationen und Richtungswechsel in der Hinterhand haben, um den Spieler zusätzlich zu stressen. An den unübersichtlichsten Stellen gibt es aber auch in der Regel eine sichere Plattform, so dass man in Ruhe entscheiden kann.

Die übrigen drei Level leben vor allem von beweglichen Plattformen und knappen Sprüngen, die stellenweise von schwer zugänglichen oder unbesiegbaren Gegnern verschärft werden. Aus meiner Sicht war das schwierigste Level, jedenfalls mit drei Herzen, das zweite, in dem man immer wieder auf fahrende und rotierende Plattformen warten muss, die einen über größere Löcher transportieren können. Gleichzeitig wird man mal von prügelnden unbesiegbaren Pflanzen, mal von fernkämpfenden Gegnern aus weiterer Entfernung drangsaliert. Gleich in zwei Levels spielt noch eine Autoscrollsequenz eine größere Rolle. Eine erinnert stark an Crash Bandicoots Verfolgungslevel, funktioniert aber in Anbetracht der etwas günstigeren Kameraperspektive besser als die Vorlage. Im anderen Level muss man über ein Schienennetz grinden. Leider ist dieses Level ein wenig unangenehm, da einige Fallen je nach Timing nur sehr schwer zu vermeiden sind. Hier kann sich glücklich schätzen, wer noch einen funktionierenden Spielstand mit Extraherzen sein Eigen nennt – oder sich erst noch einmal des Hauptspiels annimmt.

Technisch und artistisch sind die neuen Level gut gelungen, allerdings habe ich trotz mehrfachem Spielneustart keine Musik in den DLC-Levels gehabt. Da auch im übrigen Spiel die Musik leider trotz zahlreicher Patches gelegentlich noch aussetzt, weiß ich nicht, ob es sich nur um einen technischen Fehler handelt, oder ob der DLC einfach ohne Musik auskommen soll. Im ersten Fall wäre das ein sehr unglücklicher technischer Fehler, im zweiten Fall eine eigenwillige Designentscheidung, denn Halloween-Stimmung kommt ohne passende Musik meines Erachtens nicht auf.

Der „Oh! Well“-Downloadinhalt hat mich sehr gut unterhalten und ist merklich anspruchsvoller als das Hauptspiel. In Anbetracht des moderaten Preises können Fans des Spiels hier ohne große Bedenken zugreifen, mehr als etwa eine Stunde Spielzeit werden geübte Spieler ohne Highscore-Ambitionen aber nicht aufbringen müssen, um alles zu sehen, was der Downloadinhalt zu bieten hat. Die Einbindung als Brunnenlevel sorgt dafür, dass die Inhalte vom Rest des Spiels vollständig abgekanzelt sind; die neuen Level sind also als reiner Bonusinhalt klar erkenntlich.

Vielen Dank an Tate Interactive für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.