Sonic & Sega All-Stars Racing (Review)

Sonic & Sega All-Stars Racing Header

Es ist schon erstaunlich, dass es so lange dauerte bis SEGA einen Mario Kart ähnlichen Racer mit Sonic herausbrachte. Davor gab es zwar schon mehrere Sonic Fun Racer, darunter Sonic R, Sonic Riders und Sonic Rivals, aber nichts davon fällt nahe an Mario Kart ran. Ok zugegeben, die beiden Sonic Drift Spiele kann man wohl schon als erste „Kart Racer“ hierbei zählen, aber irgendwie passen mir die dann doch nicht ganz in das Schema, so als Sega Game Gear Titel.

Wie dem auch sei. Meiner Meinung nach hat SEGA mit Sonic & Sega All-Stars Racing seinen wirklichen ersten Vorstoß mit einem Kart Racer gewagt… und was für einen!


Nicht nur Sonic, sondern Sega All-Stars

Also erst mal muss hier klar gestellt werden, dass dies eigentlich kein reines Sonic Spiel ist, anders als z.B. sein späterer Nachfolger Team Sonic Racing. Zwar ist Sonic hierbei eindeutig der Vorzeige Charakter und auch die am stärksten vertretene Marke im Spiel, aber dennoch ist dies eher eine Mischung aus mehreren Sega Marken. Darunter finden sich z.B. auch Super Monkey Ball, Virtua Fighter, Samba de Amigo oder Crazy Taxi. Damit hebt es sich auch schon etwas von Mario Kart ab und zeigt hier eher eine Herangehensweise à la Super Smash Bros.. Diese Idee wurde aber auch schon im vorangegangenen Spiel Sega All-Stars Tennis aufgegriffen.

Ein buntes Startfeld aus Sega Charakteren auf der ersten Strecke des Spiels, der Wallagune.

Damit stemmt das Spiel, unter einer Vielfalt von 14+ Marken, 20 Charaktere und 24 Strecken, verteilt auf 6 Cups. Nicht schlecht für den ersten Teil einer Fun Racer Reihe. Dazu konnte man sich auch einen DLC mit Metal Sonic und der Strecke „Egg Hangar“ holen. Xbox Spieler hatten nochmal zusätzlich Glück, mit dem Gast Charakter Duo Banjo-Kazooie. Ebenso konnten Xbox und Wii Spieler mit ihren Konsolen Avataren, dem Xbox Avatar und dem Mii, fahren. Ich für meinen Teil bin aber als PS3 Spieler eigentlich ganz froh von diesen Avataren verschont geblieben zu sein. Auf Banjo-Kazooie hingegen bin ich schon etwas neidisch, auch wenn es sich um die Nuts & Bolts Variante handelte.


Die Fahrzeuge sind so variationsreich wie ihre Fahrer

Anders als bei Mario Kart haben die Fahrer hier je ihr ganz eigenes Fahrzeug. Wobei hier aber nichts wirklich an ein „Kart“ erinnert, außer den stets sichtbaren Charakteren. Im Groben lassen sich die Fahrzeuge wohl in drei Kategorien einteilen: Autos, Motorräder und Hovercrafts. Diese haben kleine Eigenheiten, aber das Gameplay ist im größten Teil identisch, unabhängig des Fahrzeuges.

Auch in diesem Spiel hat B.D. Joe sein Taxi dabei.

Die Charakter Auswahl gefällt mir an sich ziemlich gut, aber ich ertappe mich schnell, wie ich doch fast nur zu den Sonic Charakteren greife, von denen es zum Glück 8 Stück gibt (sofern man Metal Sonic besitzt). Daher muss ich auch zugeben, dass mir ein reiner Sonic Racer wohl doch lieber gewesen wäre. Ich mag auch ein paar Charaktere der anderen Sega Marken, z.B. die ChuChus, aber weitere Sonic Charaktere wie Silver, Omega, Vector, Cream usw. würde ich alle diesen vorziehen.


Streckenvielfalt in Dreierpaketen

Auch die Strecken verteilen sich auf verschiedene Sega Marken, wobei aber eine ungewöhnliche Sache auffällt. Hier finden sich nämlich 8 Themengebiete mit je 3 Strecken vor, aber auch hier mit gewisser Sonic Dominanz. Dabei hat man beispielsweise 3 Strecken des Sonic Casino Themas.
Aber keine Sorge, die Strecken sind dennoch schön unterschiedlich gestaltet. Diese Sets erzeugen lediglich eine gewisse Zugehörigkeit und haben noch eine sehr interessante zusätzliche Funktion bzgl. der Musik, welche ich weiter unten noch erläutere.

Ein klassicher Cup mit 4 Strecken von verschiedenen Sega Marken. Hier sind zwei Themengebiete von Sonic zu sehen.

Unter den Streckenthemen finden wir 3x Sonic, Jet Set Radio, Samba de Amigo, Super Monkey Ball, Billy Hatcher und The House of the Dead. Wenn man den DLC besitzt, gibt es außerdem noch eine weitere Strecke, welche zum dritten Thema von Sonic gehört.


Schnelles klassisches Gameplay mit All-Star Items

Beim Gameplay hält sich Sonic & Sega All-Stars Racing an die klassische Mario Kart Formel mit Items, Driftboost und einem recht identischen Turbostart. Mit dieser Formel fährt man gängige 3 Runden Rennen mit einem Feld von 12 Fahrern.
Dies lässt sich aber auch in den Renneinstellungen ändern, so dass man beispielsweise mit bis zu 9 Runden oder ohne Items fahren kann. Schöne Sache!

Auffällig ist auf jeden Fall mal die Geschwindigkeit. Wir haben hier zwar keinen Future Racer, aber es ist durchaus von vorne herein ziemlich flott (wobei der Nachfolger dies noch deutlich verstärkt). Der Driftboost ist hierbei auch sehr gleich zu dem, welchen man aus modernen Mario Karts kennt. Driften bis Funken in drei Farbstufen auftauchen, Taste loslassen und Boost erhalten. Besonders ist hierbei aber, dass man mitten im Drift einfach die Richtung wechseln kann, in dem man ganz schnell loslässt und wieder neu drückt. Dies erzeugt durchaus eine ganz andere Spieldynamik. Dazu gibt es außerdem noch einen Stuntboost, für den man bis zu dreimal in der Luft die Drift Taste drücken kann.
Außerdem interessant: Der Driftboost auf Stufe 3 lässt sich auch offensiv als Ramm Angriff verwenden.

Ein gutes Geschwindigkeitsgefühl wird ordentlich geboten. Nicht nur mit Sonic.

Die Items sind hier teils wirklich seeehr nah an Mario Kart dran. Ein grüner Boxhandschuh, welcher an Wänden abprallt? Eine rote Rakete, welche die Gegner verfolgt? Gelb-orange Pylone, welche als Falle nach hinten geworfen werden? Schon ziemlich ähnlich ^^‘ Aber es gibt auch ein paar eigene interessante Ideen, wie z.B. einen Regenbogen als Fallen Item, welche bei Treffer die Sicht der Gegner in eine Regenbogenwelle taucht. Außerdem findet man unter den Items auch einen schlichten Schutzschild, was ich generell als eine tolle Methode empfinde, ein wenig dem Item Spam entgegen zu wirken.

Es gibt auch die üblichen Dreifach Items, welche in diesem Spiel aber eine nette Zusatzfunktion erhalten haben. Denn wenn man die Item Taste gedrückt hält, werden alle drei Items gleichzeitig abgefeuert. Dies resultiert meist in einem gefächertem Angriff. Durchaus eine interessante Idee.

AiAi rollt mit seinem All-Star die Gegner aus der Bahn.

Das Highlight bei den Items wären aber wohl die sogenannten All-Star Items. Hierbei handelt es sich um ein charakterspezifisches Item, welches sich meist ähnlich wie Bullet Bill in Mario Kart halb automatisch steuert und dabei alles aus dem Weg feuert, was einem in die Quere kommt. Dabei haben die Charaktere innerhalb dieser Aktion kleine unterschiedliche Fähigkeiten. Zum Beispiel feuert Dr. Eggman Raketen auf Knopfdruck ab, während Amy mit ihrem Hammer zuschlagen kann.
Was ich besonders an diesen Moves mag, ist der jeweils zugehörige Soundtrack des Charakters. Speziell bei Charakteren wie Shadow, Eggman oder Metal Sonic rockt dieser schon ordentlich los.


Viel zu tun für den geneigten Singleplayer

In Sonic & Sega All-Stars Racing finden wir den typisch klassischen Meisterschafts Modus mit hier 6 Cups, wobei man für alle drei Schwierigkeiten je einen Goldpokal freischalten kann.
Daneben bietet das Spiel noch den so genannten Missions Modus. In diesem stehen einem sage und schreibe 64 einzelne Missionen zur Verfügung, welche einem allerlei, teils skurrile, Aufgaben zum Bewältigen geben. Diese Missionen haben dabei auch noch erreichbare Ränge, was einem alle Hände voll zu tun gibt.

Der Missions Modus bietet allerlei verschiedene Herausforderungen.

Wenn einem das noch nicht ausreicht, der freut sich vermutlich über die vielen freischaltbaren Objekte. Denn man hat von Beginn ab nur einen Bruchteil der Fahrer, Strecken und Soundtracks (ja, Soundtracks). Diese kann man im Spiel über einen Shop kaufen, mit den sogenannten Sega-Meilen, welche man simpel über einfaches Spielen verdient. Aber keine Sorge, dies war noch vor der Zeit der Mikrotransaktionen und erfordert auch keinen Grind.


Auch Multiplayer haben viele Optionen, aber…

Mit bis zu vier Spielern lässt sich Sonic & Sega All-Stars Racing im Splitscreen spielen. Dabei kann man normale Einzelrennen und sogar die aus Arcade Racern bekannten Eliminator Rennen fahren. Bei diesen fliegt nach einer gewissen Zeit je der hinterste Spieler raus. Wer Lust auf Battle Action hat, wird hier ebenso bedient. Hierzu stehen drei weitere Modi mit Battle Arenen zur Verfügung. Leider gibt es dazu aber auch nur drei Arenen zur Auswahl.

Vier Spieler kämpfen um die Emeralds.

Überraschenderweise musste ich feststellen, dass man im Multiplayer leider keine Cups fahren kann. In Anbetracht des sonstigen Umfanges, ist dies ein trauriger Patzer, welcher auch in den Nachfolgern nachgebessert wurde.

Auch Online kann man auf die Rennpiste steigen. Wobei ich bei den alten Konsolen nicht mehr wirklich darauf setzen würde. Zwar läuft z.B. das PSN auf PS3 noch und daher ist es hierbei noch online spielbar (es scheint über ein Host System zu laufen), aber wer weiß, wie lange das noch er Fall ist.


Musik & Sound – Highlight & Nervfaktor

Ein persönliches Highlight darf hier nicht unerwähnt bleiben!
Bei den zuvor angesprochenen Streckenthemen fällt eine Sache anfänglich auf: Alle Strecken in einem Thema haben die selbe Musik. Dies wirkt natürlich auf den ersten Blick ziemlich lahm. Bis man dann im Shop entdeckt, dass man Soundtracks für diese Themen kaufen kann. Hat man dies getan, bekommt man vor dem Rennen, innerhalb des üblichen Strecken Intros, die Möglichkeit den Song auszuwählen.

Wie cool ist das denn bitte? Denn nun habe ich die Möglichkeit innerhalb eines Themas immer meinen favorisierten Song auszuwählen. Das ist genau mein Fall, eine kleine Auswahl, ohne zu übertriebene Freiheit.
Dazu sollte man wohl noch erwähnen, dass die gewählten Songs aus den jeweiligen Spielereihen stammen. Dadurch hat man beispielsweise den Song „Super Sonic Racing“ aus Sonic R zur Verfügung oder auch „Samba de Janeiro“ aus Samba de Amigo.

Samba ♫ ~ Im Intro lässt sich ein Song für das Rennen auswählen. Sofern man Alternativen freigeschaltet hat.

Auch im Sound Design stimmt nahezu alles. Die Effekte klingen gut und die Charaktere geben kleine Kommentare ab. Dazu kommen außerdem auch die oben angesprochenen All-Star Soundtracks.


Aber es gibt leider ein recht störendes und stark vertretenes Manko… der allgegenwärtige Kommentator der Spiels. Ach du meine Güte ist dieser so unglaublich nervig, mit peinlichen Sprüchen wie „weckt mich mal, wenn etwas passiert, okay?“ oder „Shadow liegt vorn und sieht dabei cool und konzentriert aus“. Einfach nur wow… Naja, dieser Sprecher lässt sich auch in den Optionen abstellen, aber damit stellt man auch alles ab, welches in Ordnung wäre. Wie z.B. dass er die Namen der Charaktere in der Auswahl vor liest oder das „3, 2, 1, Los“ am Anfang des Rennens (nein, da gibt es keinen alternativen Ton).
Für mich ist dieser Sprecher klar das mit Abstand größte Manko im Spiel. Ich habe wirklich keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben.


Sehr viel Liebe zum Detail, aber vielleicht auch ein wenig zu viel

Zum Abschluss würde ich noch gerne auf die ganzen Details in der Präsentation eingehen. Am auffälligsten ist dies bei den Strecken, welche nur so vor Inhalt strotzen. Vor allem die Samba de Amigo Strecken haben äußerst viel bunten Firlefanz drin.
Aber bei den Strecken hört es nicht auf, denn auch die Charaktere bieten da allerlei… Blödsinn. Neben den Sprüchen, welche wirklich toll gemacht sind, haben die Charaktere nämlich auch allerlei Animationen. Dies ist zwar eigentlich ganz cool, aber wird dann doch oft etwas seltsam, wenn die Charaktere alle 10 Sekunden mal aufstehen um mal eine Pose zu machen, während das Fahrzeug einfach weiterfährt. An sich nicht so wild, aber vielleicht doch etwas übertrieben ^^‘
Wer Spaß an kleinen Charakter Infos hat, kann sich außerdem diese im Sammlung Menü zu jedem Charakter anschauen. Darunter eine kleine Erklärung und in welchem Spiel ihr erster Auftritt war.

Eine Infokarte über Zobio & Zobiko.


Fazit: Trotz Mankos, einer der besten Fun Racer auf dem Markt

Alles in allem finde ich dieses Spiel einfach fantastisch. Es hat einen wirklich ordentlichen Umfang, viel zu tun für Singleplayer, ebenso ordentliche Multiplayer Optionen und ein paar wirklich tolle Design Entscheidungen. Es ist lediglich schade, dass man kontinuierlich einen äußerst nervigen Ansager aufgedrückt bekommt. Ebenso wäre wohl das gesamte Paket etwas stimmiger, hätte man sich nur an der Sonic Marke bedient, anstatt auch an Sega & All-Stars.

Aus diesen Gründen schafft es das Spiel für mich zwar nicht herausragend zu sein, aber ist da durchaus sehr nah dran.

Getestet auf Playstation 3.