Airoheart (Review)

Von Zelda inspirierte Action-Adventures sind, insbesondere nachdem Nintendo selbst sich auf der Switch von der Formel ein Stück weit entfernt hat, eine Seltenheit geworden und so ist mir Airoheart gleich ins Auge gesprungen. Mit einer Optik, die stark an den SNES-Klassiker A Link to the Past erinnert und einem eng verwandten Gameplay-Konzept schien das Spiel genau mein Ding zu sein.

In Airoheart schlüpft man in die Rolle des gleichnamigen Protagonisten, der sich einer Militäreinheit anschließen möchte, die sein Heimatland verteidigen möchte. Allerdings wird er schon früh von seiner Einheit getrennt und streift fortan weitgehend auf sich allein gestellt durch die Spielwelt. Trotz des etwas düsteren Hintergrund der Geschichte ist Airoheart aber kein militaristisches Spiel sondern orientiert sich im Ton schon weitgehend an dem Action-Adventure-Klassiker.

Das grundlegende Gameplay ist äußerst nah an der Vorlage orientiert. Airoheart wird aus der Vogelperspektive gesteuert – leider allerdings nur mit einer Vier-Wege-Steuerung, man kann sich also nicht diagonal bewegen – und kämpft vorrangig mit einem Schwert in Echtzeit gegen allerlei fiese Monster. Auch das Design dieser Monster ist teilweise erstaunlich stark an bekannte Gegner aus der Zelda-Reihe angelehnt. Das Kampfsystem fühlt sich etwas weniger responsiv an als in A Link to the Past, macht aber grundsätzlich Spaß und steht dem Spiel nicht im Wege. Allerdings geizt Airoheart, auch in Anbetracht der hohen Gegnerzahl und der bisweilen unnötig fiesen Fallen, ein wenig mit Lebensenergie. Im Gegenzug ist es aber sehr großzügig mit den Rücksetzpunkten und speichert in hoher Frequenz den Spielfortschritt.

Auch hinsichtlich der Spielstruktur diente A Link to the Past offensichtlich als Vorbild, denn auch Airoheart ist in eine weitläufige Oberwelt mit einem Schwerpunkt auf Erkundung und Dungeons mit einem Schwerpunkt auf Kampf und Rätsel unterteilt. Leider sind die Rätsel allerdings größtenteils sehr schlicht und fordern den Grips des Spielers kaum heraus. Besonders nervig ist in dieser Hinsicht der Geiz des Spiels mit Ressourcen. So gibt es zahlreiche Items, respektive Fähigkeiten, die von einer Ressource wie Bomben oder Magiepunkten abhängig sind. Diese Ressourcen sind allerdings sehr rat gesät, so dass man oft mit leerem Inventar dasteht. Die Konsequenz ist, dass es wenig Freude macht, an nicht ganz offensichtlichen Stellen mit den Fähigkeiten von Airoheart zu experimentieren, weil das Wiederauffüllen des Inventars recht viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Airoheart legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Erkundung, so verbringt man einen sehr großen Teil der Spielzeit in der Oberwelt und auch viele Fähigkeiten werden nicht etwa in Dungeons, sondern für Sidequests in der Oberwelt verliehen. Allerdings haben die Entwickler kein glückliches Händchen für die Navigation des Spielers bewiesen. Sehr früh im Spiel kann man sich in nahezu jede Richtung in der Spielwelt bewegen, stößt dann aber immer wieder auf unüberwindbare Hindernisse, für die man Fähigkeiten benötigt, die man noch nicht hat. Das Zusammenspiel aus der Freiheit, dahin zu gehen wo man will und der Itemschranken relativ tief im Gebiet stellt sich als unnötig frustrierend heraus. Zu allem Überfluss verzichtet Airoheart auch fast komplett auf eine Karte. In Dungeons gibt es gar keine Karte, in der Oberwelt kann man eine Karte einblenden lassen, diese zeigt aber nur die unmittelbare Umgebung und hilft dadurch nicht bei der Navigation der Oberwelt. Dass sehr weite Teile des Spiels sehr ähnlich aussehen, erschwert die Navigation zusätzlich. Zwar gibt es eine Teleporter-Subwelt, die man an bestimmten Punkten im Spiel betreten kann und auf dem Boden eine Gesamtkarte der Oberwelt anzeigt, aber das löst das Navigationsproblem leider nicht.

Die technische Umsetzung von Airoheart ist ebenfalls durchwachsen. Optisch ist es eng, vielleicht sogar zu eng, an A Link to the Past angelehnt, kann aber hinsichtlich der Variabilität nicht mit dem Klassiker mithalten. Leider stürzt das Spiel aber zudem häufig ab. Dadurch verliert man zwar selten viel Spielfortschritt, weil Airoheart wie bereits gesagt in hoher Frequenz speichert und großzügige Rücksetzpunkte bietet, dennoch schränkt das den Spielspaß stark ein. Auf der Xbox Series X kann man zudem insbesondere die Quick Resume-Funktion bei Airoheart vergessen. In mehr als der Hälfte der Fälle konnte ich das Spiel im Laufe meines Tests nicht mit der Quick Resume-Funktion fortsetzen, weil es beim Versuch, das Spiel zu starten direkt abgestürzt ist. Die Musik ist von wechselhafter Qualität und keineswegs ein Highlight. In Sachen Sounddesign wurde für meinen Geschmack viel zu häufig auf einen Explosions-Soundeffekt zurückgegriffen, der nur selten zur Situation passt.

Airoheart ist ein passabler Zelda-Klon, der aber große Schwierigkeiten in der Navigation hat, technisch nicht sauber ist und leider wenig frische Ideen mitbringt. Wer ein Indie-Spiel im Stile der Zelda-Spiele sucht, ist mit den beiden Ittle Dew-Spielen, den beiden Blossom Tales-Spielen und Oceanhorn definitiv besser beraten. Schade, denn der Ersteindruck von Screenshots und Videos war ordentlich.

Vielen Dank an Soedesco für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.