Sonic Blast (Review)

Gegen Ende der 16-bit Generation gab es einen großen 3D-Hype, angefacht einerseits durch die sich rasant entwickelnde Technik, die nach und nach ermöglicht haben, erst in der Spielhalle und mit dem Generationenwechsel dann auch auf den Konsolen, immer mehr Videospielgenres in die dritte Dimension zu hieven. Für die in die Tage gekommenen Konsolen waren echte 3D-Spiele – selbst mit kostspieliger Zusatzhardware – kaum eine Option, allerdings wollte man mittels vorberechneter Grafiken die 3D Erfahrung jedenfalls auf optischer Ebene doch auch auf den alten Konsolen ermöglichen. So hat Sonic in Sonic 3D Blast mit zusätzlicher Tiefe geworben, während auf dem Game Gear mit Sonic Blast wenigstens die 3D-Renderoptik Einzug halten sollte.

Anders als Sonic 3D Blast, das mit einem komplett neuen Gameplay-Konzept daher kommt und statt des üblichen Highspeed-Jump & Runs ein Sammel-Platformer aus Vogelperspektive bietet, ist Sonic Blast ziemlich konservativ. In der gewohnten 2D Ansicht muss man Sonic oder Knuckles wie gehabt durch rasante 2D Level rennen und springen lassen. Allerdings ist Rasanz so eine Sache, denn die Optik von Sonic Blast fordert ihren Tribut bei der Performance des Spiels. Die Framerate ist höchst instabil und erschwert das flüssige Spielen ungemein. Darüber hinaus ist die Spielgeschwindigkeit auch von der Designseite her deutlich reduziert. Die enorm großen Sprites sorgen allerdings gleichzeitig dafür, dass es trotz der verringerten Spielgeschwindigkeit äußerst schwierig ist, zeitig zu erkennen, was einen im Level erwartet. In der Gesamtheit dieser drei Elemente wird das Sonic-Spielgefühl im Keim erstickt.

Kurioserweise wurde, obwohl der Entwickler Aspect nach nunmehr drei Game Gear Sonic-Spielen einiges an Erfahrung mitbringen konnte, die Spielphysik mit zahlreichen neuen Bugs versehen. Besonders der Spin Dash funktioniert äußerst selten wie er soll. So bleibt Sonic wieder und wieder in der Geometrie stecken, wenn er sich in Kugelform fortbewegt und insbesondere Loopings werden in Kugelform zu einem unüberwindbaren Hindernis. Immerhin funktioniert der aus Sonic 3 übernommene Doppelsprung „Instashield“ problemlos. Schon ohne die Schwierigkeiten wären die fünf Zonen des Spiels alles andere als meisterlich designt, wenn aber die Spielphysik an allen Enden zum Feind wird, stellt ein bestenfalls mittelmäßiges Leveldesign im Gesamtpaket einen endgültigen Spielspaßkiller dar.

Es ist ein abgedroschenes Klischee, aber bei Sonic Blast war ich sehr froh, dass das Spiel relativ leicht und vor allem sehr kurz ist. Über drei Spiele hinweg hat Aspect es geschafft, sich immer weiter zu steigern und das Sonic-Spielgefühl zuletzt in Sonic Triple Trouble beeindruckend gut auf den Game Gear zu übersetzen. Insofern macht es mich ein wenig perplex, wie rundheraus schwach Sonic Blast ist. Auf rein technischer Ebene ist Sonic Blast zwar beeindruckend, aber was bringt es einem, wenn die Grafik auf Screenshots bemerkenswert aussieht, das Spiel dafür aber unter der eigenen Last erdrückt wird?

In Anbetracht dessen, dass neben der Spielmechanik auch das Leveldesign nicht überzeugen kann, bleibt immerhin festzuhalten, dass kein einzelner Aspekt wie die Technik, die spielerischen Probleme oder eben das Leveldesign ein ansonsten solides Spiel verhageln würde. Hier ist einfach beinahe alles schiefgelaufen. Das ist sehr schade, denn bei Sonic Blast handelt es sich auch um das letzte Sonic-Spiel aus dem Hause Aspect, insofern wäre ein versöhnlicheres Ende wünschenswert gewesen.

Getestet auf GameCube.