Rabbids: Party of Legends (Review)

Auf der Wii haben die Rabbids etwas geschafft, was nur wenigen Spin-Off-Reihen gelingt: Der Hauptreihe Rayman komplett den Rang abzulaufen. Mit einem wilden französischen Humor, ausgefallenen Bewegungsminispielen und einer hohen Zugänglichkeit haben sich die Hasen in die Herzen der Spieler geschrien. In den letzten Jahren ist es allerdings sehr still um die Rabbids geworden und abseits des fulminanten Mario-Crossovers Mario + Rabbids gab es viele Jahre keine Rabbids-Spiele mehr. Das ändert sich nun mit dem chinesischen Partyspiel Rabbids: Party of Legends.

In Party of Legends sind die Rabbids in stattlicher Zahl aus ihrer Zeit- und Raumreisefähigen Zeitmaschine gefallen und müssen einem wütenden Buddha wertvolle Buchseiten besorgen, um ihre geliebte Waschmaschine zurückzuerhalten. Hierzu müssen sie in zahlreichen Minispielen ihr Geschick in Wettkampfform unter Beweis stellen. Wenngleich Rabbids: Party of Legends auch mit einem Einzelspielermodus aufwarten kann, kann es ausschließlich mit einem einzelnen Joycon gespielt werden. Zwar wären grundsätzlich alle Spiele auch im Handheldmodus technisch umsetzbar, doch die Entwickler haben offenbar die Extra-Arbeit gemieden, die Minispiele sämtlich auch auf die Switch im Handheldmodus auszulegen. Das bedeutet, dass man Rabbids: Party of Legends nur im Tabletop-Modus oder im Dock spielen kann und als Nintendo Switch Lite-Besitzer auf einen zusätzlich gekauften Joycon-Controller zurückgreifen muss.

Strukturell sind die Minispiele und der Spielablauf sehr stark auf den Mehrspielermodus ausgelegt. Das bedeutet, dass die Perspektive aller Minispiele stark herausgezoomt ist und ähnlich wie bei Mario Party stets alle Spielercharaktere gleichzeitig im Bild sind. Insofern weicht Party of Legends merklich von älteren Rabbids-Spielen ab, die meist Solospieler stärker im Blick hatten. Allerdings bedeutet das nicht, dass Party of Legends ein direkter Mario Party-Klon ist. Nach wie vor ist das individuelle spielerische Geschick hauptausschlaggebend für den Erfolg im Spiel. Glück spielt bei den Minispielen durch die Bank eine untergeordnete, in aller Regel überhaupt keine Rolle. Einzig um die Minispiele herum gibt es zufallsabhängige Elemente. So muss man beispielsweise im Story-Modus in einigem Abstand wiederholt in einem Glücksrad-Event antreten, bei dem man nur die Wahl aus verschiedenen Risikostrukturen hat und dann zufällig eine gewisse Zahl an Büchern abgezogen oder hinzugezählt bekommt. Diese Zufallselemente sind aber nicht so stark ausgeprägt, dass sie einen dominanten Spieler auf den zweiten Platz verdrängen könnten; wer einen Löwenanteil der Minispiele gewinnt, wird auch das Gesamtspiel als erster abschließen.

Die Minispiele sind abwechslungsreich gestaltet und nutzen die spielerischen Möglichkeiten des Joycons gut aus. So gibt es bewegungsbasierte Balance-Spiele, Gestik-basierte Spiele, sowie auch zahlreiche Spiele, bei denen Analogstick und Knöpfe zum Einsatz kommen. Aus diesem Grund wird vor dem Start eines jeden Minispiels nicht nur eine Anleitung für das Minispiel angezeigt, sondern auch eine Joycon-Position vorgegeben, die jeder Spieler einnehmen muss, bevor das Spiel gestartet werden kann. Das ist vor allem bei Bewegungsspielen sinnvoll, damit die Zuordnung zwischen Bewegung des Joycons und im Spiel zuverlässig funktioniert. Da neben der waagerechten Position sowohl nach vorn gerichtete als auch senkrechte Positionen genutzt werden, wäre anderenfalls wahrscheinlich das eine oder andere Missverständnis zu erwarten.

Das Design der Minispiele ist gut, wenngleich zahlreiche Ideen aus älteren Minispielsammlungen bekannt sind. Bei der eigenen Serienhistorie bedient sich Rabbids: Party of Legends kaum, aber zahlreiche Mario Party-Klassiker wie beispielsweise der Kampf darum, auf einem Ball stehend möglichst als letzter noch auf einem kleinen Spielfeld zu verbleiben, werden mit kleinen Variationen adaptiert. Durch die Vorbereitung der Griffposition und die Erläuterung der Spielregeln ist die Schlagzahl vielleicht nicht ganz so hoch, wie man es sich für eine schnelle Spielrunde wünschen würde, aber im Sinne eines fairen Wettbewerbes auch mit neuen Spielern ist das leider kaum zu vermeiden.

Im Hinblick auf die Präsentation ist Rabbids: Party of Legends verhältnismäßig konservativ ausgestattet. Die Grafik ist schlicht, aber bietet eine stabile Bildwiederholrate, leider ist aber die Musik nicht mehr so eingängig wie in alten Rabbids-Spielen. Stärker schmerzt zudem, dass der markante Rabbids-Humor im aktuellen Rabbids-Titel nur in sehr kleinen Dosen geboten wird. Es gibt natürlich die eine oder andere lustige Animation oder Situation, der konstante anarchische Wildwuchs älterer Teile der Serie wurde hier aber stark beschnitten.

Rabbids: Party of Legends ist ein gut designtes Partyspiel mit klarem Schwerpunkt auf den Mehrspielermodus. Es wäre hinsichtlich der Steuerungsoptionen und der Präsentation sicherlich noch einiges an Luft nach oben, doch wissen die Minispiele weit überwiegend spielerisch zu überzeugen. Somit erfindet Rabbids: Party of Legends das Rad zwar sicherlich nicht neu und dürfte Genre-Fans einigen weitgehend bekannten Situationen aussetzen, erfüllt seinen eigentlich Zweck, ein kurzweiliges Partyspiel zu sein, aber gut.

Vielen Dank an Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.