Sonic the Hedgehog 3 (Review)

Für Sonic-Fans ging es in der Anfangszeit Schlag auf Schlag. Binnen etwa drei Jahren nach Erscheinen des ersten Spiels stand bereit der dritte Teil der Hauptreihe in den Ladenregalen, von zahlreichen Adaptionen und Spin-Offs ganz zu schweigen. Das besondere bei Sonic 3 ist allerdings, dass das Spiel früh in der Entwicklung in zwei Teile – Sonic 3 und Sonic & Knuckles – geteilt wurde, die separat veröffentlicht wurden, aber über eine Lock-On-Funktionalität auch als großes Ganzes gespielt werden können. Spielerisch wie erzählerisch hängen die beiden Teile also eng zusammen.

Gleich zu Beginn fällt auf, dass die Macher von Sonic 3 der Geschichte einen etwas größeren Rahmen zugestehen wollten als in den ersten beiden Sonic-Spielen. So beginnt Sonic 3 mit einer kurzen Introsequenz, die zeigt, wie Sonic auf Tails‘ Doppeldeckerflugzeug Tornado zur mysteriösen Insel Angel Island fliegt. Noch im Besitz der Chaos Emeralds aus Teil 2 verwandelt sich Sonic in Super Sonic und rennt das letzte Stück zur Insel selbst über das Wasser. Doch auf der Insel wird Sonic abrupt gestoppt von einem fies lachenden Ameisenigel namens Knuckles, der Sonic aus seiner Superform zurückholt und ihm kurzerhand alle Chaos Emeralds abluchst. Nun ist es an Sonic, nicht nur die Chaos Emeralds zurückzuerlangen, sondern zudem herauszufinden, wieso es dieser kräftige Ameisenigel auf ihn abgesehen hat.

Wie zuvor schon Sonic CD wird Sonic 3 von einem batteriegestützten Speicher unterstützt. Das bedeutet, dass man Sonic 3 im Gegensatz zu seinen namentlichen Vorgängern Sonic 1 und Sonic 2 nicht mehr am Stück durchspielen muss, sondern auf einen der sechs Speicherstände zurückgreifen kann. Das Spiel speichert den Spielfortschritt jeweils nach Abschluss einer Zone und sobald man das Spiel komplett durchgespielt hat, kann man in seinem Spielstand die Zone frei wählen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass das Sammeln der Chaos Emeralds nach Abschluss des Spiels gemütlich mithilfe der Levelauswahl nachgeholt werden kann, sofern man nicht bereits im ersten Durchlauf alle Edelsteine an sich genommen haben sollte. Puristen haben aber dennoch die Möglichkeit, das Spiel auch ohne zu speichern wie die direkten Vorgänger am Stück durchzuspielen.

Sonic 3 kann wahlweise als Sonic, Tails oder als Sonic mit einem NPC-gesteuerten Tails gespielt werden. Interessant ist bei letzterer Option, dass Tails auch wahlweise – wie in Sonic 2 – von einem zweiten Spieler gespielt werden kann. In diesem Fall kommt auch Tails neu gewonnene Flugfähigkeit zum Tragen. In Sonic 2 konnte Tails nur fliegen, um wieder zu Sonic zurückzukehren und konnte im Flug nicht vom Spieler gesteuert werden. In Sonic 3 hingegen ist es möglich, sich von seinem Koop-Partner durch die Lüfte tragen zu lassen. Auch abseits der Endgegnerkämpfe wird diese Spieloperation also deutlich kooperativer gestaltet. Darüber hinaus hat Tails‘ Flugfähigkeit auch einen angenehmen Nebeneffekt für weniger geübte Spieler. Spielt man Tails Solo kann man nämlich ebenfalls fliegen; das Leveldesign ändert sich dadurch jedoch nicht. Das heißt, dass Spieler, denen das Spiel auch mit Speicheroption noch zu schwierig ist, durch die Charakterwahl einen effektiven Easy Mode zur Verfügung haben. Im Gegenzug ist Tails zwar ein bisschen langsamer als Sonic, das wirkt sich aber auf die Schwierigkeit des Spiels nicht aus.

Spielt man als Sonic, ist das Basis-Moveset im Wesentlichen identisch geblieben, dennoch gibt es auch für Sonic einige spielerische Innovationen. Der aus Teil 2 bekannte Schild, der Sonic einmalig vor einem gegnerischen Treffer schützt, wurde mit Elementarkräften ausgestattet. So gibt es eine Feuerschild, einen Elektroschild und einen Wasserschild. Die verschiedenen Schilde sorgen dafür, dass Sonic gegen die jeweiligen Elemente immun wird – dementsprechend kommen sie natürlich auch in Zonen, in denen diese Elemente eine wichtige Rolle spielen, eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus kommt jeder Schild aber auch noch mit einem Spezialmove daher, der dadurch ausgelöst werden kann, dass man in der Luft erneut einen der Sprungknöpfe drückt.

Der Feuerschild erlaubt Sonic dann, ein gutes Stück in die Richtung zu dashen, in die er gerade schaut, der Elektroschild gibt einen leichten Doppelsprung, der zudem kleine Blitze ausstrahlt, die Gegner besiegen können und der Wasserschild ermöglicht es, zu bouncen, also auf den Boden aufzuschlagen und dann mit höherer Geschwindigkeit wieder nach oben zu schnellen. Hat Sonic keinen Schild, kann er im Sprung dennoch einen sogenannten Insta-Schild kurzfristig auslösen, indem der Sprungknopf ein zweites Mal gedrückt wird. Dieser ermöglicht es, gegnerische Projektile unschädlich zu machen und Gegner anzugreifen, die Schutzmaßnahmen ergriffen haben. Allerdings bedarf es dafür schon sehr genauen Timings, so dass diese Technik nur für die geübten Spieler geeignet ist.

Das Leveldesign in Sonic 3 ist sehr abwechslunsgreich und rasant, aber nicht ganz so flüssig wie das von Sonic 2. Insbesondere die Wüstenwelt Desert Palace hat einige langsamere Abschnitte, da diese Zone von Geistern heimgesucht wird, die sich nur durch das regelmäßige Aktivieren von Lichtschaltern vertreiben lassen. Hinzu kommt, dass die Acts deutlich länger sind als in Sonic 2 und es wesentlich mehr Endgegner gibt, die Sonic auch mal mitten in einem Act aufhalten. Sehr auffällig ist, dass die Entwickler viel mehr Wert auf die narrative Ebene im Leveldesign gesetzt haben.

Waren die Levelthemen vorher in aller Regel statisch, entwickeln sich die Levelthemen im Verlauf einer Zone stets weiter. Das bedeutet insbesondere, dass der zweite Act sich oft vom ersten merklich unterscheidet und vor allem nahtlos aus dem ersten hervorgeht. Gelungen ist in der Hinsicht auch, dass der Übergang zwischen Zonen nicht mehr abrupt passiert, sondern von einer kurzen Sequenz eingeleitet wird. Durch diese Maßnahmen gibt Sonic 3 ein erzählerisch deutlich kohärenteres Bild, ohne hingegen allzu viel Zeit vom eigentlichen Gameplay zu nehmen.

Sonic 3 ist ein sehr lebendiges, schnelles und poliertes Jump & Run, das dank seiner Speicherfunktion auch merklich umfangreicher ist als seine beiden Vorgänger. Für Sonic-Fans ist es auf jeden Fall ein Pflichttitel und für Spieler, die Sonic nur gelegentlich spielen vermutlich sogar der beste Teil. Zwar ist der Spielfluss nicht ganz so exzellent wie in Sonic 2, aber die robustere erzählerische Komponente und das große Abwechslungsreichtum im Leveldesign dürften für diese Zielgruppe die gewichtigeren Argumente sein.

Getestet auf Mega Drive, Saturn, GameCube und Nintendo DS.