Stranger of Paradise Final Fantasy Origin (Review)

Auch aufgrund des Entwicklers hatte ich schon länger Interesse an Stranger of Paradise Final Fantasy Origin. Und die aktuelle Demo des neuen Action-RPGs von Square Enix und Team Ninja hat das nur noch mehr verstärkt. Sie enthält den Spielanfang von Stranger of Paradise Final Fantasy Origin, den Speicherstand kann man im kompletten Spiel weiter verwenden.

Die vorigen Demos hatte ich leider mangels passender Hardware damals verpasst, da sie nur für die aktuelle Konsolengeneration verfügbar waren. Andere konnten die Gelegenheit nutzen, weshalb es schon ein Preview aus der Redaktion gibt. Ich musste mich etwas länger gedulden um anzutesten, ob meine damalige Zuversicht angemessen war. Ich mochte nämlich schon die beiden Nioh-Spiele des Entwicklers, und deshalb konnte mich auch das gewollt coole Writing, das in Trailern zu sehen war, nicht abschrecken. Es soll ja sogar Leute geben, die das Spiel hauptsächlich deswegen ins Auge gefasst haben. Ich dagegen war vor allem wegen des Gameplays interessiert, und nicht daran die Erwähnung von „Bullshit“ oder „Chaos“ zu zählen, oder wie oft Jack per Smartphone Musik hört. Und die Demo hat mich nicht enttäuscht, ich wollte am liebsten direkt weiterspielen. Somit habe ich mir schließlich das Spiel auch zugelegt.

Dieser dunkle Kristall sieht nicht unbedingt nach dem eines „Kriegers des Lichts“ aus.

Chaos in der Technik?

Gespielt habe ich auf der Xbox Series S im Auflösungsmodus. Nennenswerte Probleme mit der Framerate sind mir dabei nicht aufgefallen, weshalb ich nicht auf den Performance-Modus gewechselt habe. In der PS4-Fassung der Demo sind mir aber Einbrüche aufgefallen. Pop-Ups dagegen fand ich auch auf der Xbox Series S unschön. Allgemein ist Stranger of Paradise Final Fantasy Origin grafisch nicht gerade ein Highlight. An Hauptcharakteren, Gegnern und Effekten hatte ich nichts auszusetzen. Die Umgebungen sehen aber teilweise nicht so gut aus, und unwichtigere Nebencharaktere sind für mich im Uncanney Valley. Allerdings lege ich persönlich nicht allzu viel wert auf die grafische Qualität.

Muss Chaos laut Jed denn etwas kompensieren?

Chaos im Storytelling?

Gleich durch die Einführungsszene und den Verlauf danach werden Fragen aufgeworfen, und ein paar grobe Andeutungen sind zu finden, dass es später etwas wirrer werden könnte. Davon abgesehen ist die Erzählweise von Mission zu Mission etwas sprunghaft, es geht von Ort zu Ort ohne Ereignisse dazwischen. Nach und nach werden die Umstände beziehungsweise Hintergründe klarer. Ich hatte abschließend dennoch nicht so recht das Gefühl, die Geschichte komplett verstanden zu haben, und würde sie auch nicht als besonderen Pluspunkt bewerten.

Chaos in Missionen?

Die einzelnen Missionsgebiete sind doch recht eng und linear aufgebaut. Zwar sind zum Beispiel anfangs teilweise riesige Türme zu sehen, der Bereich in dem man sich selbst aufhält ist aber alles andere als riesig. Es gibt zwar auch die ein oder andere Abkürzung beziehungsweise Querverbindung zu finden, aber wirklich bedeutungsvoll wirkten diese auf mich nicht im Bezug auf das Leveldesign. Für meinen Orientierungssinn sind die Level teils dennoch etwas unübersichtlich, was auch angesichts mancher auffindbarer Texte sowie Objekte zum Freischalten von Nebenmissionen leicht ärgerlich sein kann. Ironischerweise sah ich die Tutorialeinblendung zu zweiterem erst bei wiederholtem Spielen einer frühen Mission nach Storyabschluss, da sie nicht beim ersten tatsächlich vom Spieler gefundenen Objekt erscheint. So blieb mir die Bedeutung lange im unklaren.

Korallen und Spinnennetze sieht man selten gemeinsam.

Soweit vorhanden wechselt man per Schultertaste zwischen Haupt- und Nebenmission an einem Ort. Die Nebenmissionen finden dann ebenfalls in Gebieten der Hauptmissionen statt, die aber leicht modifiziert wurden. So sind zum Beispiel manche Wege versperrt. Außerdem sind sie in der Regel kürzer .

Chaos im Kampf?

Stranger of Paradise Final Fantasy Origin ist ein Action-RPG und somit ist Kämpfen ein zentrales Element. Wenn man mit dem Kampfsystem zurechtkommt, macht es richtig Spaß die verschiedenen Möglichkeiten gezielt einzusetzen. So mancher könnte sich aber überfordert fühlen, und auf höherem Schwierigkeitsgrad fühlte es sich für mich teils auch wegen Übersichtsproblemen etwas unrund an.

Da kann Jack natürlich nicht weiter.
Chaos in der Offensive?

Man kann verschiedene Angriffe und Combos ausführen und Abilities per MP-Einsatz benutzen. MP erhält man zum Beispiel durch erfolgreiche Standardangriffe. Es gibt jobspezifische Abilities, die man außerhalb einer Combo ausführen kann. Es gibt Abilities, die man nur in Combos einsetzen kann. Dann gibt es noch Command Abilities, von denen man drei auf Knopfkombinationen festlegen kann. Fix ist zudem die mächtige „Lightbringer“-Ability. Nach und nach kann man immer mehr anpassen. Abschließend gibt es auch noch Instant Abilities, dazu unten mehr.

Mit Angriffen und Abilities kann man nicht nur Schaden zufügen, sondern auch die Break Gauge des Gegners sinken lassen. „Lightbringer“ verstärkt das für eine Zeit. Ist die Break Gauge leer, kann der Gegner eine Zeit lang nicht agieren und Jack kann „Soul Burst“ einsetzen. Das besiegt normale Gegner mit einer Kristallisations-Explosion, und füllt Jacks MP etwas auf. Desweiteren erhöht sich auch sein MP-Maximum etwas, bis zu einem Grenzwert. Außerdem schädigt Soul Burst auch nahe Gegner und senkt deren Break Gauge. Leert es diese komplett, explodieren diese ebenfalls. Bosse haben meist noch eine zweite Phase nach dem ersten Soul Burst.

Eine spezielle Blockfähigkeit des Großschwerts.
Chaos in der Defensive?

Jack hat aber auch selbst eine Break Gauge, weshalb man in der Defensive aufpassen sollte, um nicht handlungsunfähig abwarten zu müssen. Man kann schlicht ausweichen, aber auch blocken und parieren. Außerdem kann Jack ein „Soul Shield“ verwenden. Das senkt während des Gebrauchs zwar seine Break Gauge schnell, bringt angreifende Gegner aber oft ins Wanken und senkt deren Break Gauge. Außerdem erleidet Jack dann keinen Schaden, erhält MP, und sein MP-Maximum steigt leicht. Ich hatte mich anfangs zu sehr auf Soul Shield verlassen, doch manche schnelle Angriffsfolgen blockt man besser, da Jacks Break Gauge dabei weniger sinkt. Sonst steht man schnell handlungsunfähig da.

Per Soul Shield kommt man auch an die oben erwähnten Instant Abilities. Absorbiert man damit nämlich eine gegnerische Fertigkeit mit violettem Namen, kann Jack diese in begrenzter Anzahl einsetzen. So kann man zum Beispiel den „Fire“-Zauber von Bomben absorbieren, und auf sie selbst anwenden. Das fügt in diesem speziellen Fall zwar keinen Schaden zu, aber mit genug Feuerangriffen löst man ihre Explosion aus. Man sollte dann aber natürlich nicht zu nahe stehen. Soul Shield ist eine mächtige Fähigkeit, je nach Situation und vor allem schlechten Timing kann sie aber auch nach hinten losgehen.

Feuer mit Feuer bekämpfen.
Chaos im Kampffluss?

In den oft engen Gebieten kann es je nach Gegnerzahl schnell unübersichtlich werden. Wenn man einen Kampf dominiert durch geschickten Einsatz von offensiven und defensiven Fertigkeiten und dabei per Instant Ability sogar manche Fertigkeiten der Gegner gegen sie wendet, macht es einfach Spaß. Wenn man jedoch von mehreren Seiten, auch aus der Ferne, mit Angriffen bombardiert wird und dabei womöglich zusätzlich aufgrund von Kameraproblemen nahe Wänden Jack nicht einmal sieht, kann es auch frustig werden.

Auch die computergesteuerten Begleiter sind je nach Situation sehr schwankend hilfreich. Manchmal kann man Bossphasen sehr defensiv spielen und die beiden Begleiter fast allein kämpfen lassen. In manchen Situationen dagegen kann man sich von ihnen hintergangen fühlen, weil sie den einzigen Gegner nicht angreifen, obwohl der den Spieler gerade in Bedrängnis bringt.

Cubes- Quasi Bonfire?

Wird Jack besiegt, geht es zurück zum letzten aktivierten „Cube“. Außerdem sinken die maximalen Magiepunkte wieder, allerdings nicht unter den Standardwert. Diese verlorene Erhöhung kann man übrigens oft wieder einsammeln, ähnlich wie es in Soulslikes mit Erfahrungs-/Währungs- Äquivalenten üblich ist. Es kann aber ärgerlich sein, wenn man plötzlich nicht mehr das Maximum an MP-Obergrenze hat, sondern nur ein Drittel davon. Auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad verliert man das zusätzliche Maximum bei Niederlagen nicht. Ähnlich wie in Soulslikes tauchen dann auch die meisten Gegner wieder auf. Jack wird am Cube wieder vollständig geheilt und sein Vorrat an heilenden Potions aufgefüllt. Außerdem kann man während Missionen manches nur an den Cubes machen. Zum Beispiel auswählen, welche beiden KI-gesteuerten Gruppenmitglieder mitkämpfen sollen. Alle gleichzeitig wären wohl zuviel Chaos gewesen.

Derjenige, der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Jack wirft ihn dann aber zurück.

Chaos mit Jobs?

Stranger of Paradise Final Fantasy Origin benutzt ein „Job“-System. Der ausgewählte Job bestimmt die nutzbaren Waffen und haben je eine spezielle Ability. Jack kann dabei zwei Jobs mit eigenen Ausrüstungssets ausgewählt haben, die man im Kampf per Knopfdruck wechseln kann (besonders schnell als eine „Cancel“-Möglichkeit nach Abilities, sogar mit optionaler Neupositionierung). Für die Jobs gibt es jeweils eigene „Affinity“, die für bestimmte Boni nötig ist und auch dafür, für diesen Job Erfahrungspunkte zu sammeln.

Jack selbst levelt nämlich nicht auf, nur seine Jobs. Dadurch erhält man für diese Job Points, die man in ihrem Job Tree für Boni und neue Fertigkeiten einsetzen kann. Dadurch kann man schließlich sogar weitere Jobs freischalten, Advanced Jobs. Diese bieten mehr Möglichkeiten, und sind auch schlicht stärker. Bei einem groben Vergleich schien Jack dann mit den Advanced Jobs zum Beispiel etwa 50% mehr Lebenspunkte zu haben.

Viel konnte ich zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht freischalten.

Die meisten Jobs sind auf Nahkampf ausgerichtet. Die Waffenarten unterscheiden sich unter anderem in Reichweite, Geschwindigkeit und Eigenheiten. Mit manchen Waffenarten kann man zum Beispiel Angriffe aufladen und so stärken. Die jobspezifischen Fertigkeiten sind auch divers. Magier-Jobs können Zauber wirken, aber gerade aufgeladene stärkere Zauber kann man im Kampfgeschehen nicht immer schnell genug einsetzen. Außerdem kann man in der Eile auch aus Versehen falsche Zauber auswählen. Je nach Situation können Zauber aber sehr hilfreich sein. Die Jobs bieten somit vielerlei Möglichkeiten, wie man Jack weiterentwickeln und kämpfen lassen möchte.

Chaos mit Ausrüstung?

Wer das Gefühl hat, aufgehobene Ausrüstungsgegenstände sofort im Menü betrachten zu müssen, für den ist Stranger of Paradise Final Fantasy Origin wohl weniger geeignet. Man erhält hauptsächlich durch besiegte Gegner jede Menge davon, das Inventar fasst bis zu 500 Stück. Mit dem Lager zusätzlich kann man sogar insgesamt 4500 besitzen. Ausrüstungsgegenstände haben verschiedene Level und Seltenheitsstufen, das durchschnittliche Level der ausgerüsteten Rüstung und Waffen hat Einfluss auf die Break Gauge beider Seiten im Kampf. Man sollte also nicht zu sehr unter dem Missionslevel ausgerüstet sein.

Ups, aus Versehen kein Oberteil angezogen.

Waffen haben natürlich Angriffswerte, und Rüstungen Verteidigungswerte. Außerdem können sie mehrere Boni haben, die auf mich aber oft gering wirken. Das mag dem ein oder anderen zuviel zu sein. Ich habe diese größtenteils schlicht ignoriert und kam damit gut zurecht. Man kann diese Boni auf der Weltkarte per Menüpunkt mit Materialien verstärken oder später auch austauschen lassen. Die Materialien bekommt man hauptsächlich, indem man Ausrüstung dort zerlegen lässt, wovon man ja mehr als genug bekommt.

Viel wichtiger als Werte und Boni war für mich, dass Ausrüstung auch Job Affinity haben kann. Das kann zum einen dafür sorgen dass man weitere und bessere Job-Boni erhält, aber auch dafür, dass mehr als die zwei gewählten Jobs Erfahrungspunkte erhalten. Inwiefern die Erfahrungspunkte von der Höhe der Affinity abhängen, habe ich nicht nachgeprüft. Vereinzelt erhält man Ausrüstung mit Job Affinity noch nicht freigeschalteter Jobs, diese erhalten dann aber offenbar keine Erfahrungspunkte im Hintergrund.

Da hatte ich Head Gear noch nicht ausblenden lassen.

Meine Priorität war dann, hohe Affinität gewünschter Jobs zu erreichen, ohne das Durchschnittslevel zu sehr zu senken. Außerdem habe ich im weiteren Verlauf auch nur vereinzelt Anpassungen vorgenommen. Der Gegner um die nächste Ecke wird kein unüberwindbares Hindernis, nur weil ich nicht sofort die neue Ausrüstung begutachtet habe.

Mehr Chaos nach dem Durchspielen?

Wer motiviert ist, kann nach Storyabschluss und auch abseits von Nebenmissionen (vorausgesetzt, man hat sie überhaupt schon alle freigeschaltet) auch noch einige weitere Zeit mit dem Spiel verbringen. Es wird ein noch höherer Schwierigkeitsgrad mit besserer Ausrüstung freigeschaltet. Zusätzlich kann man dort das Missionslevel weiter erhöhen und somit noch mächtigere Ausrüstung sammeln. Allerdings muss man hierzu eine bestimmte Art von Item sammeln und zum Freischalten verwenden. Wer für alle Missionen das höchste Missionslevel freischalten möchte, wird also eine Weile brauchen. Außerdem kann man dann auch die einzelnen Limits der Joblevel durch bestimmte Missionen erhöhen. Höhere Level bringen dann keine neuen Fertigkeiten im Job Tree, sondern Punkte die für vielerlei Boni individuell genutzt werden können.

Fazit

Nachdem ich von der Demo noch sehr positiv gestimmt war, stellte sich im Spielverlauf eine gewisse Ernüchterung ein. Die Story und Charaktere konnten mich auch im weiteren Verlauf nicht so recht packen. Der Aufbau der Missionsgebiete war oft eher unübersichtlich als interessant. Das Kampfsystem an sich gefällt mir, zu oft waren Situationen aber unübersichtlich, oder anders ausgedrückt chaotisch. Gerade auf höherem Schwierigkeitsgrad kann das schnell zur Niederlage führen. Auch Bosse können auf „Hard“ teilweise etwas frustrierend sein, bis man mit ihren gefährlicheren, schnell tödlichen Angriffen umzugehen lernt. In dem Zusammenhang hatte ich aber auch das positive Erlebnis, mein Hauptproblem mit einem Boss durch den passenden Job zu lösen, und sogar gegen den Boss selbst wenden zu können.

Ist das Chaos? Egal, sieht fies genug aus, also auf in den Kampf.

Es obliegt natürlich wie so oft der eigenen Einschätzung der Spieler, ob sie im einfachen Durchgang locker durchkommen oder etwas mehr Herausforderung wollen. Während Missionen kann man den Schwierigkeitsgrad zwar nur senken, außerhalb aber auch wieder erhöhen. Man ist also nicht an den gewählten gebunden.

Stranger of Paradise Final Fantasy Origin orientiert sich stark am ersten Teil der Reihe, was im Vorfeld schon klar wurde. Die einzelnen Gebiete ziehen aber auch Inspiration aus diversen Spielen der Reihe, bei mir hat das jedoch keine nostalgischen Gefühle ausgelöst. Womöglich auch, weil ich keine tiefe Verbindung zur Reihe habe.

Auch wenn ich abseits mancher frustiger Momente durchaus Spaß hatte, kann ich insgesamt leider keine allgemeine Empfehlung für Stranger of Paradise Final Fantasy Origin aussprechen.

Getestet auf PlayStation 4(nur Demo) und Xbox Series S. Screenshots aus der Demofassung für PlayStation 4.