Knight’s Try (Review)

Disclaimer: Über die Bereitstellung des Testmusters zu Knight’s Try hinaus ist Sebastian nicht in dieses Review involviert.

Was ist deine Nemesis?

Stacheln? Sensen? Felsen? Kanonen? Meine Nemesis in 3D-Jump’n’Runs sind schmale Stege. Und was gibt es Schöneres, als eine Platforming-Challenge mit schwitzigen Händen zu beginnen?

Aber ich greife vor. Sehr remineszent beginnt das Spiel in einem Schlossgarten. Es ist kein Super Mario 64, aber ich musste trotzdem ein wenig erkunden. So viel Freude wie bei der Umrundung eines platten Baumes hatte ich im weiteren Verlauf nicht mehr.

Der Ritteranwärter hat keine besonderen Fähigkeiten. Er kann laufen und verfügt über eine einzelne Art von Sprung, die sich in der Luft etwas beeinflussen lässt. Was er wirklich benötigt, um ein Knight of Trye zu werden, sind andere Fähigkeiten. Frusttoleranz. Ein Erinnerungsvermögen für die plötzlich auftauchenden Gefahren, an denen er bereits gescheitert ist. Aber auch den Mut, verschiedene Vorgehensweisen auszuprobieren.

Erst starrte ich auf den Steg, dann lief ich direkt in den Abgrund.
Was hat mich da getötet?

Die meisten Hindernisse sind offen sichtbar. Sensen, die sich auf dem Boden drehen, herabrollende Felsen auf einer Schräge. Auch die meisten Schwerter, die bei Annäherung auf den künftigen Ritter herabsausen, kann man gut sehen oder ihre Platzierung an Aussparungen in der Wand erkennen. Manche verstecken sich auch hinter Wänden oder Säulen und kosten einen weiteren Versuch, sind für das aufmerksame Auge aber auch nicht immer beim ersten Mal unsichtbar. Wenn man erst einmal weiß, dass sich hinter einer Ecke etwas versteckt, ist das Ausweichen natürlich wesentlich leichter. Wahrscheinlich müsste ich gar nicht erwähnen, dass ich sehr oft direkt in die erste Klinge kurz nach einem der Checkpoints hineingelaufen bin, weil ich gedanklich schon beim nächsten Hindernis war. Beim ersten Mal war das lustig, aber irgendwann wahrscheinlich nur noch peinlich.

Daneben bestehen die Herausforderung in Knight’s Try aus einer Mischung von präzisem Platforming und Hindernissen, denen man ausweichen muss. Oder Klingen, zwischen denen der künftige Ritter im richtigen Moment hindurchspringen muss.

Für mich bestand die größte Herausforderung nicht darin, zwischen den vielen stachelbewehrten Hindernissen zu überleben. Die Bewegungsmuster konnte ich mir schnell einprägen und das Ausweichen wird so leichter, als es auf den ersten Blick aussieht. Bisweilen sind vermeintliche Bedrohungen auch überhaupt kein Problem, weil man sie komplett umgehen kann oder sie nur so aussehen, als könnten sie den Ritteranwärter treffen.

Was für ein hübsches Gerüst! Und so schlank!

Anders ist die Lage bei den Geschossen. In zwei Abschnitten des Spiels gibt es Kanonen, bei denen ich es nicht konsistent geschafft habe, den Einschlägen oder den Kugeln selbst zu entgehen. Wenigstens lag dazwischen ein Checkpoint und ich konnte mir eine Strategie erarbeiten, die meistens funktioniert hat.

Abseits der schmalen Stege hatte ich am meisten mit einzelnen Stellen zu kämpfen, an denen ich schnelle, präzise Sprünge ausführen musste. Das ist vor allem ein persönliches Problem, weil ich Entfernungen schlecht einschätzen kann. Viele Sprünge sind sehr knapp bemessen, wodurch ich häufig direkt vor einer Plattform in den Abgrund gestürzt bin.

Schaffe ich das überhaupt?

Knight’s Try verfügt über drei Spielmodi. Diese unterscheiden sich in der Nutzung der Checkpoints. Im normalen Modus kann jeder Rücksetzpunkt beliebig oft genutzt werden, doch wird das Spiel vorzeitig abgebrochen, fängt der nächste Durchgang wieder am ersten Checkpoint an. Wer Arch Knight werden muss, für den reduziert sich die Anzahl an erlaubten Nutzungen jedes Checkpoints.

Da rollen die Steine hinab und wollen mich zermalmen.

Im dritten Modus lässt sich nach Spielbeginn jeder bereits erreichte Checkpoint frei ansteuern. Dadurch lässt sich das Spiel auch durchspielen, wenn es zwischendurch beendet wird, doch man muss sich mit dem Titel des Knappen begnügen. Damit wird das Spiel selbst nicht einfacher. Aber es kann doch deutlich angenehmer sein, jeden Abschnitt für sich zu spielen, statt alle Abschnitte nacheinander meistern zu müssen.

Denn ein erfolgreicher erster Durchgang wird bei einem bestimmten Skilllevel wenige Stunden dauern, aber das Spiel kann auch schnell wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Insbesondere, wenn man an einer einzelnen Aufgabe immer wieder scheitert. Das Wissen, dass man nicht alle davor liegenden Abschnitte ebenfalls wiederholen muss, nur um zu der Stelle zu gelangen, an der man zuletzt gescheitert ist, macht es vielleicht leichter, das Spiel noch einmal in die Hand zu nehmen und es doch noch einmal zu versuchen.

Auch wenn es bei einem Versuch wohl nicht bleiben wird.

Wie oft scheitere ich denn noch?

Manche Dinge möchte man lieber nicht wissen. Natürlich kann es entmutigend sein, eine rapide ansteigende Anzahl an Versuchen immer auf dem Bildschirm zu sehen. Aber das Wichtige ist doch, es weiterhin zu versuchen. Auch wenn es für Ungeübte auch im Squire-Modus noch außerordentlich schwierig sein wird, den nächsten Checkpoint und schließlich das Ende zu erreichen.

Geht es dir gut?

Wer besonders motiviert ist, kann auch die Versuche in mehreren Durchgängen vergleichen. Ich habe selbst hinterher erneut den Anfang gespielt und war beeindruckt, wie viel weniger Versuche ich benötigt habe, um das halbe Spiel zu schaffen.

Spätestens nach dem ersten Steg war mir klar, dass der Death Counter bei mir besonders hoch werden wird. Zumal ich auch sehr oft unnötig in Abgründe gesprungen bin. Also war mir die Zahl nicht besonders wichtig. Nervig war allerdings irgendwann, wie lange die Todesanimationen dauern. Besonders bei Flügen durch die Luft. Ich hätte gerne schneller einen weiteren Versuch gewagt.

Wer soll Ritter werden?

Knight’s Try braucht eine hohe Frusttoleranz. Das Spiel ist darauf ausgelegt, erst einmal häufig zu sterben, bis man es schafft. Erfahrungen mit schwierigen 3D-Jump’n’Runs empfehle ich ebenfalls, denn auch mit festen Checkpoints bleibt das Spiel fordernd.

Bereits im Januar erschien Knight’s Try von Modus Interactive für den PC, nun auch auf Switch, was es für manchen womöglich einfacher macht, das Spiel zu pausieren und später fortzusetzen, ohne den Squire-Modus zu nutzen.

Welch schöne Klaviermusik.

Bei den meisten Herausforderungen lässt sich zudem gut lernen oder erkennen, wie sie zu meistern sind, auch wenn das bei manchen Elementen länger dauert als bei anderen. Doch einige der Abschnitte zwischen zwei Checkpoints fand ich etwas zu lang. Dadurch kann es zu Ermüdungserscheinungen kommen, wenn man am Ende an einer Aufgabe immer wieder scheitert, aber dafür den Anfang ständig wiederholen muss, den man eigentlich bereits gemeistert hat.

Daher kann ich Knight’s Try nur eingeschränkt empfehlen. Doch für Fans schwieriger Platformer mit Affinität zu N64-Zeiten lohnt sich ein Blick.

Getestet auf Nintendo Switch. Vielen Dank an Diplodocus Games für die Bereitstellung des Testmusters.