Sonic Lost World (Nintendo 3DS, Review)

Über viele Jahre war klar: Wenn Sonic Team an einem neuen Sonic gewerkelt hat, dann musste auch Dimps sich um den blauen Igel kümmern. Das letzte Spiel dieser langjährigen Kooperation war das Gegenstück Wii U-Spiel Sonic Lost World für den Nintendo 3DS. Trotz des gleichen Namens ist Sonic Lost World auf dem Nintendo 3DS aber kein müder Port der Wii U-Fassung. Wie schon bei Sonic Colours und Sonic Generations hat Dimps sich kräftig am Szenario und der Geschichte bedient, aber ein komplett eigenständiges Spiel gestaltet. Lohnt sich für Sonic-Fan der doppelte Kauf?

Die Geschichte in Sonic Lost World auf dem Nintendo 3DS ist exakt die gleiche wie auf der Wii U – wir verweisen hier auf den Test der Konsolen-Fassung. Allerdings muss man anmerken, dass die Darstellung in Form von vorberechneten Videosequenzen beim Sprung auf den Handheld massiv gelitten hat. Zwar bietet Sonic Lost World auf dem Nintendo 3DS exakt die gleichen Sequenzen wie auf der Wii U, auf dem Nintendo 3DS wurden diese allerdings so massiv komprimiert, dass sie total verpixelt daher kommen. Hier wäre so ziemlich jede Alternative – inklusive Standbildern und Bildunterschriften – wesentlich attraktiver gewesen. Auch die Möglichkeit, die Sprachausgabe im Spiel umzustellen gibt es nicht, deutsche Spieler werden also mit den grausigen deutschen Sprechern Vorlieb nehmen müssen.

Spielerisch ist Sonic Lost World auf dem Nintendo 3DS erstaunlich nah an der Wii U-Version. Statt nämlich wie zuletzt eine 2D-Version des aktuellen Sonic-Spiels zu entwickeln, hat Dimps sich nun erstmals daran gewagt, ein Handheld-Sonic in 3D umzusetzen. Wie auf der Wii U wechseln sich in Sonic Lost World auf dem Nintendo 3DS also dreidimensionale und zweidimensionale Levelabschnitte ab, mit einem klaren Schwerpunkt auf der dritten Dimension. So konnte auch das grundlegende Spieldesign weitgehend übernommen werden. Sonic wurde also auch auf dem Nintendo 3DS deutlich verlangsamt und kann per Druck auf die rechte Schultertaste beschleunigt werden. Dimps hat als Sonic Rush-Pionier allerdings nicht ganz so sehr von der Geschwindigkeit abgelassen wie Sonic Team. Bei gedrückt gehaltener Schultertaste rennt Sonic tatsächlich ziemlich fix und besonders in 2D-Abschnitten gar nicht mal so viel langsamer als zuletzt in Sonic Generations, wenn man auf den Boost verzichtet hat. Fans des schnellen Sonics der letzten Jahre werden sich hierüber freuen und auch einige Level finden, die den gewohnten Adrenalin-Schub bieten können.

Allerdings hat Dimps sich im Leveldesign konzeptionell schon stark an die Konsolen-Vorlage gehalten. Das bedeutet, dass die Level mehrheitlich auf Erkundung, exaktes Springen und das Sammeln von roten Ringen ausgelegt sind. Hier fällt störend auf, dass die Steuerung gerade auf der hohen Geschwindigkeit für diese Art des Gameplays nicht sonderlich gut angepasst ist; Dimps wäre gut beraten gewesen, sich entweder bei dem Spielsystem strenger an die Vorlage zu halten, oder aber die eigene Expertise in Sachen High-Speed-Spiel zu nutzen und die Nintendo 3DS-Variante von Sonic Lost World schlicht zu einem High-Speed-Jump & Run zu machen. Die gewählte Zwischenlösung ist nicht eben optimal. Auch die enorme Länge vieler Level, gepaart mit einigen Gegnern, die sehr viele Angriffe seitens des Spielers bedürfen, aber zwingend besiegt werden müssen, kommen mit dem Spielfluss ein wenig ins Gehege. Dimps hätte viele Level definitiv besser in zwei oder mehr kleinere Level untergliedert, dann hätte auch ein runderer Spielfluss wie in den letzten Handheld-Sonics entstehen können.

Das Level-Design in Sonic Lost World ist auch auf dem Nintendo 3DS sehr abwechslungsreich. Neben schnellen Levels findet man auch eine Reihe an kleinen Schalterrätseln, Räume, in denen man alle Gegner besiegen muss, oder aber größere Flächen, auf denen man verschiedene Aufgaben erledigen muss um weiterzuspielen. Wie es sich für ein Sonic-Spiel gehört, bietet auch Sonic Lost World wieder ein Ranking-System, das die Leistung in einem jeden Level nach Abschluss des Levels beurteilt. Das Ranking ist abhängig von der benötigten Zeit, der Zahl der ins Ziel gebrachten Ringe und der Zahl der befreiten Tiere – was im Wesentlichen der Zahl der besiegten Gegner entspricht. Auf Grund dessen, dass Sonic Lost World mehr Wert auf Erkundung und kleinere Zusatzaufgaben legt, muss man allerdings anmerken, dass die Ranking-Jagd hier definitiv nicht so viel Spaß macht wie in den letzten Handheld-Sonics. Nicht beschweren kann man sich allerdings was den Schwierigkeitsgrad des Spiels wie der Rankings anbelangt, dieser ist angemessen und nicht zu niedrig ausgefallen.

Exklusiv in der Handheld-Version von Sonic Lost World gibt es auch sieben Bonus-Level, die man nach Abschluss eines normalen Levels betreten kann und in denen man Chaos Emeralds verdienen kann. Diese werden mittels des Bewegungssensors des Nintendo 3DS gesteuert und spielen im Weltraum. Sonic muss hier bunte Kugeln sammeln, indem er sich frei im Weltraum bewegt. Mit dem A-Knopf kann man Sonic beschleunigen und durch Drehen des Nintendo 3DS in alle Richtungen steuern. Allerdings ist der Bewegungssensor hier kein Ersatz für einen Analogstick, stattdessen muss man den 3DS genauso drehen, wie Sonic sich drehen soll. Das hat zur Folge, dass man sich in alle erdenklichen Richtungen – auch weit über 180° – drehen muss. Besonders bei Drehungen nach oben oder unten wird das sehr problematisch. Zwar kann – und muss – man sich bei gedrückt gehaltenem X-Knopf neu positionieren, ohne Sonic zu drehen, doch das Ergebnis ist eine wirklich hakelige Angelegenheit und keine angenehme Spielerfahrung. Es stellt sich wirklich die Frage, wer auf die Idee gekommen ist, dass diese Bonuslevel irgendjemandem Spaß machen könnten.

Wahlweise per Download-Spiel, im normalen lokalen Mehrspieler-Modus oder Online, kann man sowohl in normalen Levels, als auch in den gerade angesprochenen Bonus-Levels gegen bis zu drei andere Spieler antreten. Dieser Modus ist allerdings wesentlich weniger unterhaltsam als der Einzelspieler-Modus und macht auf Grund der vielen Such- und Gegner-Aufgaben auch wesentlich weniger Spaß, als VS-Modi in anderen Sonic-Spielen. Einzelspieler können zudem in einem Time Attack-Modus Bestzeiten in allen bereits gespielten Levels aufstellen und online mit anderen Spielern vergleichen. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, hilfreiche Items, die dem Spieler kleinere Vorteile im Spiel geben, mit der Wii U-Version des Spiels auszutauschen.

Technisch ist Sonic Lost World durchaus gelungen. Die Grafik ist sehr sauber und zumeist auch flüssig, in manchen 2D-Levels fällt die Framerate aber negativ auf. Zwar ist diese immer stabil, aber für die schnelleren Abschnitte des Spiels definitiv zu niedrig. Im Vergleich zu den stabilen 60 Bildern in der Sekunde auf der Wii U ist das ein merklicher Rückschritt – obwohl die Nintendo 3DS-Version auf Grund der höheren Spielgeschwindigkeit noch deutlich mehr von einer hohen Bildwiederholrate profitiert hätte. Die Musik des Spiels entspricht im Wesentlichen der der Wii U-Version und weiß zu gefallen.

Sonic Lost World ist ein gutes Jump & Run, hat aber einige Macken aufzuweisen, die es im Vergleich zu den übrigen Dimps-Spielen blass wirken lassen. Es ist zwar durchaus erfreulich, dass Dimps sich auf dem Nintendo 3DS nun auch mal an die dritte Dimension gewagt hat, doch beim Leveldesign wäre Dimps gut beraten gewesen, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. So ist Sonic Lost World ausgerechnet dann am besten, wenn es sich am stärksten spielt wie eines der älteren Dimps-Spiele. Wir hoffen, dass das Studio beim nächsten Handheld-Sonic auf Erkundungs-Abschnitte und komplexere Standardgegner verzichtet und sich wieder auf die gewohnt gute High-Speed-Kost konzentriert.

Getestet auf Nintendo 3DS.