The Adventure of Ravi ‘N‘ Navi (Review)

Der Indiemarkt in Japan ist historisch äußerst klein. Dazu trägt vor allem auch bei, dass die Konsolenhersteller bei den Entwicklerlizenzen strenger sind als im Westen und der PC als Spieleplattform eine wesentlich kleinere Rolle spielt. Zwischenzeitlich haben sich aber eine Hand voll japanischer Publisher etabliert, die sich darauf spezialisiert haben, Indie-Talenten den Weg auf die Nintendo Switch zu ermöglichen. Ein besonders interessantes Spiel in der Hinsicht ist The Adenture of Ravi ‘N‘ Navi von Hidetyo’s Apps, das bei einem Wettbewerb für die besten Videospiele von unter 18-jährigen aufgefallen ist.

In The Adventure of Ravi ‘N‘ Navi schlüpft man in die Rolle des kugelrunden Hasen Ravi, der zusammen mit der Fee Navi den großen Dämonenkönig aufhalten muss, der die Insel, auf der Ravi und Navi leben, mit einem monströsen Laserstrahl bedroht. Wer sich hier – und vorallem beim Schauen der Introsequenz an Donkey Kong 64 erinnert fühlt, der liegt goldrichtig, denn Ravi ‘N‘ Navi orientiert sich nicht etwa an den üblichen Verdächtigen Mario und Banjo, sondern tatsächlich an Donkey Kongs einzigem 3D-Ausflug. Das betrifft nicht nur die Geschichte, sondern auch zahlreiche Leveldesignideen und -elemente und Minispiele.

Zu Beginn des Spiels sind die Fähigkeiten von Ravi recht begrenzt. So kann Ravi laufen, springen und mit einem Rollangriff angreifen, darüber hinaus bleibt nur die Möglichkeit, die Kamera zu drehen. Doch Ravi bleibt nicht so eingeschränkt. In jedem der sieben Levels (außer dem ersten, das gleichzeitig als Hub dient) kann man ein Dojo aufsuchen, in dem ein großer dicker Affe Ravi jeweils einen neuen Move beibringt. Leider sind die meisten Moves, die man auf diese Weise dazu lernt, spielerisch nicht sehr interessant. Der einzige Move, der den Bewegungsumfang von Ravi signifikant aufwertet, ist ein aufgeladener Rollangriff, der Ravi sehr schnell nach vorne kullern lässt und so ermöglicht, bestimmte Wände einzureichen. Gleichzeitig wird dieser Move aber nur sporadisch verwendet.

Im Mittelpunkt des Spiels steht klar die Erkundung, komplizierte Sprungsequenzen sucht man hier vergebens. Neben Erkundung und moderaten Hüpfpassagen gibt es einige Kampfaufgaben und Minispiele. Kurioserweise ist der Kampf gegen den Endgegner am Ende des Spiels der einfachste Kampf im Spiel. Die Kämpfe, die an goldene Karotten (das wesentliche Sammelgut im Spiel) geknüpft sind, sind hingegen frustrierend schwierig, da die Angriffe der Gegner nicht durch Animationen telegrafiert werden, sondern man einzig die Möglichkeit hat, durch den zeitlichen Abstand zwischen zwei Angriffen ein gutes Angriffsfenster zu finden.

Die Minispiele in Navi ‘N‘ Ravi sind eng an Donkey Kong 64 angelehnt: So gibt es einige Münzenrennen (teilweise in Loren), in denen es darum geht, eine gewisse Zahl an Münzen zu sammeln und, falls man nicht allein auf der Strecke ist, als erster die Ziellinie zu überqueren. Diese Rennen sind erstaunlich schwierig und frustrierend. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Münzen oft sehr unglücklich positioniert sind und manche Hindernisse kaum abzuschätzen sind, bevor sie Ravi zum Verhängnis werden. Ein weiteres Minispiel ist übrigens ein Spielautomat, auf dem man ein 2D-Ravi-Spiel spielen kann, das eng an das Original Donkey Kong angelehnt ist und ähnlich knifflig ist, wie der entsprechende Automat in Donkey Kong 64. Allerdings blockiert der Automat in diesem Spiel zumindest nicht den Weg zum Spielende.

Das Leveldesign ist offen, weitläufig, aber doch kompakt genug, dass man sich gut in den Levels orientieren kann. Dank Teleporter in jedem Level sind die Laufwege auch überschaubar lang. Das grundlegende Leveldesign ist auch klar die Stärke des Spiels, wohingegen die Einzelaufgaben leider meist wenig kreativ sind und das Spiel viel zu oft auf Aufgaben der Art „Drücke einen Schalter und renn schnell zur Möhre“ setzt. Übrigens habe ich Ravi ‘N‘ Navi leider nicht zu 100% abschließen können, da es eine Mission gibt, bei der das Zeitlimit so knapp ist, dass es mir unmöglich erscheint, den zugehörigen dünnen Pfad in der vorgegebenen Zeit abzulaufen.

Optisch ist The Adventure of Ravi ‘N‘ Navi klar im Nintendo 64-Stil gehalten und die Levelumgebungen sind auch durchaus ansehnlich. Die Charaktere hinken da leider deutlich hinterher und fallen im Vergleich zum Weltendesign klar ab. Die Musik orientiert sich ein wenig an Grant Kirkhopes Arbeit an Banjo und Donkey Kong, ist aber deutlich weniger eingängig. Sehr gut gelungen sind die Charakter-Stimmen, die sehr ähnlich klingen wie das Gebrabbel in Banjo-Kazooie. Ein Wort noch zur Übersetzung: Das Spiel wurde im Original Japanisch geschrieben und sehr holprig ins Englische Übersetzt. So steht beispielsweise im Titel „Press the button“ und ein Move wird eingeführt mit dem Text „Press X to pull the thing out“. Man versteht zwar den Großteil des Textes mit ein wenig Nachdenken, aber hin und wieder wird man schmunzeln müssen.

The Adventure of Ravi ‘N‘ Navi ist eine spaßige Hommage an Donkey Kong 64, die aber sehr fiese Schwierigkeitsspitzen hat und im Missionsdesign wie beim Moveset des Charakters viel Potential verschenkt. Donkey Kong 64-Fans und Spieler, die ein richtiges Nachwuchswerk spielen wollen, können aber auf jeden Fall einen Blick riskieren.

Vielen Dank an Hidetyo’s Apps für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.