Daemon X Machina (Review)

Los, Eignungstest! Keine Sorge, den besteht eigentlich jeder. … Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in der Prototype-Demo von Daemon X Machina genau daran gescheitert bin. Diesmal ist die Sache für mich zum Glück besser ausgegangen.

Schwierig war das allerdings insbesondere dadurch, dass diese Tutorialmission als Einführung in das Spiel kaum taugt. Die Steuerung wird vorher in Textboxen eingeblendet und bietet dabei so viele Möglichkeiten, dass kaum möglich ist, sich gleich alles zu merken. Es gibt je eine Waffe links und rechts, die sogar innerhalb der Mission auswechselbar sind. Zusätzlich Nebenwaffen. Außerdem muss ich natürlich den Kampfanzug (“Arsenal”) steuern, in dem ich in die Schlacht ziehe. Neben Aufsteigen und Landen gibt es auch einen Geschwindigkeitsboost. Zusätzlich auch Kamera mit Bewegungssteuerungsoption, die ich erst einschalten musste.

Was für ein winziges Auto!

Im Eignungstest hatte ich noch keine Waffen zum Auswechseln, aber alles zusammen hat mich dennoch erst einmal überfordert. An das übervolle HUD habe ich mich zum Glück schnell gewöhnt. Anfangs fiel es mir allerdings schwer, darauf zu achten, was die anderen Leute auf dem Schlachtfeld sagen, auch wenn das für den Abschluss einer Mission unwichtig ist.

Worum geht es überhaupt?

Allerdings erklären meine Mitstreitenden während der Missionen zum Teil auch, was überhaupt los ist. Dank der englischen Sprachausgabe konnte ich den Gesprächen mit der Zeit folgen (zusätzlich wird der Text eingeblendet, auch auf Deutsch). Trotzdem ist es hilfreich, dass die meisten Dialoge vor den Missionen oder in Zwischenszenen stattfinden, ohne dass das Kampfgeschehen davon ablenkt. Dabei ist die Story nicht besonders tiefgründig, aber war überrascht, wie viel Raum sie einnimmt, weil ich nicht mit viel neben dem Kampfgameplay gerechnet hatte.

Leider ist das Spiel dennoch zu ambitioniert, was die Geschichte angeht. Es steckt sehr viel drin, gleichzeitig werden viel zu viele Geschehnisse jedoch nur angedeutet. Es gibt viele verschiedene Charaktere in unterschiedlichen Gruppierungen, die ohne Erklärung gleichzeitig auftauchen, so dass es schwierig ist, alle einzuordnen.

Die leuchtenden Augen und die hellen Markierungen im Gesicht sind ein Beiwerk des benutzten Fähigkeitenbaumes.

Selbst die Ausgangslage wird zu Spielbeginn kaum deutlich. Ein Teil des Mondes ist auf den Planeten gestürzt. Im Folge dieses Mondfalls wurden sogenannte Femto-Partikel freigesetzt. Diese sind eine Ressource, können aber auch dem Menschen schaden. Andere Menschen haben sich adaptiert und besondere Fähigkeiten erhalten. Das sind die Outer, zu denen alle Söldner und damit die Spielerfigur selbst gehören. Noch besser können die Outer allerdings in ihren Mech-Anzügen kämpfen, in denen sie die meiste Zeit verbringen. Als Outer herumzulaufen ist höchstens als letzte Option hilfreich, wenn die Gegner fast besiegt sind. Ansonsten hat man als kleiner Mensch gegen die robotische Übermacht kaum eine Chance.

Die Gegner in Daemon X Machina sind korrupte KI und Immortals. Erstere sind die normalen, kleinen Feinde, die Munition droppen und manchmal neue Waffen oder Rüstungsteile. Letztere sind große Maschinenmonster mit mehreren Angriffspunkten, Schwachstellen und Angriffsmustern.

So schöne Farben!
Sollen wir wirklich gegen euch kämpfen?

Später kommen zunehmend auch Arsenals dazu, für die es sogar besonders gut geeignete Waffen gibt. In diesen Arsenals sitzen dabei bekannte Söldner, mit denen ich oft auch bereits gemeinsam gegen andere Gegner gekämpft habe. Da ich selbst immer in einer Gruppe aus drei Söldnern kämpfe, führt das dazu, dass Personen, die in vorangegangenen Missionsbesprechungen noch freundlich miteinander geplaudert haben, gegeneinander antreten. Das ist ein interessantes Konzept, wird aber selten weiter ausgeführt als dass jede Seite sich im Recht sieht und das gegnerische Team sich am Ende doch zurückziehen muss.

Zudem finde ich zwar Gefallen an dem Geplänkel der Charaktere vor Missionen, das eher Stimmung bildet und den Charakteren und ihren persönlichen Verbindungen schafft, statt den Fokus auf für das Spiel unmittelbar relevante Informationen zu legen. Andere könnten sich daran stören (jedoch lassen sich alle Dialoge auch überspringen).

Der will die Bücher eindeutig beschützen.

Bei den Kämpfen gegen Arsenals gibt es trotz der knappen Ausführung sogar Highlights wie einen Charakter, der meistens auf meiner Seite ist, aber in einem Moment doch wütend ist, weil ich in kürzester Zeit so viel besser geworden bin als er und alle anderen das auch erkannt haben. Mir war das auch ein wenig suspekt, schließlich werde ich die ganze Zeit über “Rookie” oder “Rekrutin” genannt, aber da hatte ich mich auch schon mit neuen Waffen eingedeckt. Denn in der Mitte des Spiels war ich so gut ausgerüstet, dass die meisten Kämpfe keine große Herausforderung waren. Nur hin und wieder waren mir die gegnerischen Arsenals zu schnell, um sie im Visier zu behalten.

Kann ich mich da entscheiden?

Deshalb musste ich mich erst kurz vor Ende von Daemon X Machina stärker mit den vielen Werten auseinandersetzen, die Waffen und Rüstung beeinflussen. Bis dahin hatte ich leider schon unbenutztes Gerät verkauft, um mit dem Geld meinen Charakter aufzubessern. Oder um Eiscreme zu kaufen. Ähnlich wie die Mahlzeiten bei Monster Hunter, verstärkt die Eiscreme hier verschiedene Attribute ein wenig, auch wenn das Spiel erst nach der Auswahl der Sorten anzeigt, welche Effekte das Eis hat. Besonders stark beeinflusst die Eiscreme das Spiel nicht, aber dass sie überhaupt existiert, hat mich so sehr überrascht, dass ich das Feature gern benutzt habe.

Neben Schusswaffen, ob nun mit Dauerfeuer oder einzelnen Schüssen, gibt es Raketen als zusätzliche Schulterwaffen. Die verfolgen anvisierte Gegner nach dem Einsatz, während normale Schüsse natürlich in Richtung des Feindes abgeschossen werden. Das muss nicht ganz präzise geschehen, sondern funktioniert meistens, solange der Gegner markiert ist, was das Kämpfen deutlich vereinfacht. Zudem gibt es Schwerter für den Arsenal. Die habe ich schon früh im Spiel gesehen und wollte unbedingt selbst eines ausprobieren. Leider hatte ich etwas Pech mit meinen erhaltenen Waffen. Also hat es doch lange gedauert, bis ich den unübersichtlichen Nahkampf ausprobieren konnte.

Im Online-Modus gibt es lange Wartezeiten, aber ansonsten funktioniert er einwandfrei.

Die Missionen selbst bestehen meistens aus Quests in immerhin abwechslungsreichen Gebieten, alle Gegner auf dem Schlachtfeld zu vernichten. Nur wenige Missionen weichen davon ab, ganz selten musste ich den Arsenal verlassen und mich als Outer sehr langsam fortbewegen. Immer wieder haben mich auch andere Söldner oder Four, die KI, die über die Aufträge informiert, darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Wahl hätte, ob ich einen Auftrag annehme, ob ich gegen jemanden kämpfe, oder ob ich das lieber bleiben lasse. Dafür, dass das Spiel die Entscheidungsfreiheit so sehr betont, gab es sie viel zu selten wirklich. Aber weil es so auffällig war, habe ich es trotzdem immer weiter versucht. Meistens hat meine Entscheidung am Ende keinen Unterschied gemacht. Ein anderes Mal habe ich versucht, eine Alternative zum Kampf zu nutzen, bin aber erst nicht weit genug gegangen, dass meine Entscheidung galt.

Fazit

Daemon X Machina punktet mit Metal-Untermalung und kompletter englischer Sprachausgabe. Das Worldbuilding ist interessant, besteht jedoch oft nur aus Andeutungen. Mit den Charakteren und zahlreichen Gruppierungen besteht viel verschenktes Potenzial, die Geschichte weiter auszubauen. Neben der holprigen Einführung von Steuerung und Story sind auch die Szenen oft steif. Dadurch funktionieren die Gespräche in Textboxen, die Kommunikation über Entfernung simulieren, deutlich besser.

Auch die Vielzahl an Waffentypen und Werten kann schnell überfordern. Dagegen habe ich mich über eine große Anpassbarkeit des Aussehens meiner Protagonistin sehr gefreut. Insgesamt stecken viele interessante Ansätze im Spiel, auch in Bezug auf potenzielle Entscheidungsfreiheiten. Allerdings enttäuscht die allzu knappe Umsetzung häufig. Auch das Gameplay ist abseits der Immortals ein wenig zu repetitiv.

Getestet auf Nintendo Switch.