art of rally (Review)

Auf den PC-Release im letzten Jahr folgen nun Konsolenversionen von art of rally. Obwohl der Look mitsamt der Vogelperspektive ein wenig an Spielzeug erinnert, ist das Spiel mehr Simulation als auf reines Durchboosten ausgelegt. Gleichzeitig ist es weniger ein Rennen um den ersten Platz. Vielmehr zelebriert art of rally das Autofahren in idyllischer Einsamkeit.

Einfach zu lernen, schwierig zu meistern

Der Einstieg in das Spiel ist einfach. Gas geben, lenken, bremsen. Mehr gibt es im Grunde nicht. Zuerst landen Spielende im Freien Modus, in dem sich die Autos ohne Konsequenzen testen lassen. Die Areale umfassen dabei eine Strecke, aber auch deren gesamte Umgebung. Es macht also nichts, die Fahrbahn weit hinter sich zu lassen, bis man ein Gefühl für das Fahren entwickelt hat und nicht nur im Schritttempo die meiste Zeit auf der Strecke verbringt. Anschließend lassen sich im Karriere-Modus auch vor jeder Saison die Schwierigkeit und die Schadensanfälligkeit des Autos einstellen. Mit mehr Erfahrung kann das Spielen aber auch wesentlich komplexer und anspruchsvoller werden.

Man hat die Wahl, ob man dank der analogen Trigger behutsam beschleunigt oder gnadenlos Gas gibt und ständig bremst. Ob man auf die Geschwindigkeitsanzeige achtet oder nach Gefühl fährt. Ob man möglichst auf der Strecke bleibt oder doch etwas schneller fährt, um nach Erhebungen kurzzeitig durch die Luft zu fliegen (und dafür auf Kontrolle zu verzichten). Wie vorsichtig oder riskant man fährt, wenn erst einmal Übung da ist.

Außerdem fühlt sich das Auto oft nicht so schnell an, wie es ist, was dazu verleitet, zu viel Gas zu geben. Das fällt nicht sofort auf, aber deshalb habe ich oft etwas stärker abgebremst als sich richtig angefühlt hat, um besser um die Kurven zu gelangen.

Die Texte machen Spaß.

Spätestens seit meiner Erfahrung mit Crash Team Racing Anfang des Jahres weiß ich, dass ich nicht besonders gut um Kurven fahren kann. In art of rally bin ich nur umso häufiger aus den Kurven geflogen, nicht selten bin ich gegen Bäume geprallt. Meine Autos haben sich ständig überschlagen. Aber das ist okay. Natürlich ist die eigene Platzierung tendenziell schlechter, je häufiger das Auto in engen Kontakt mit Hindernissen kommt oder Kurven verfehlt und mit fünf Sekunden Strafzeit zurückgesetzt wird. Aber ein oder zwei Ausfälle verhindern bei normaler Schwierigkeit noch lange keinen Podiumsplatz in einer Etappe. Genauso wenig bedeutet eine schlechte Etappe eine gescheiterte Rallye oder Saison. Notfalls sind auch eine begrenzte Anzahl an Neustarts innerhalb einer Saison möglich.

Im Gegensatz zum klassischen Autorennen fährt bei einer Rallye jeder für sich. Dadurch ist man allein auf der Straße, wodurch sich kaum einschätzen lässt, wie die eigene Platzierung ist. Gleichzeitig kann diese auch zwischen den Abschnitten deutlich schwanken. Die Gegner selbst performen je nach Strecke unterschiedlich gut, was dazu beiträgt, dass die Reihenfolge bis zum Schluss offen ist. Dadurch landet man manchmal in der gesamten Saison auf einem besseren Platz als man ihn je in einer der Etappen erreicht hat.

Dabei ist für den Fortschritt im Karriere-Modus egal, wie gut Spielende eine Saison abschließen. Die nächste Gruppe schaltet sich frei, sobald die letzte Saison der aktuellen Gruppe abgeschlossen wurde. Das nimmt den Druck heraus, unbedingt besser werden zu müssen. Stattdessen habe ich je nach Stimmung mal angestrengt (Platzierungen existieren ja trotzdem), mal bin ich entspannt über die Strecke gefahren. Ich habe möglichst viele unterschiedliche Autos ausprobiert und konnte dennoch den Karriere-Modus weiter vorantreiben. Auch geschwindigkeitsbedingte Unfälle waren nie dramatisch. Dabei kreiseln die Autos in den späteren Gruppen oft umso länger. Sogar alternative Lackierungen und Autos konnte ich mit ausreichenden verbleibenden Neustarts in großer Zahl freischalten.

Vielfalt, wohin man blickt

Dabei habe ich auch die vielfältige Umgebung genossen. Bunte Häuser auf Sardinien, Japans Kirschblüte, Weinberge in Deutschland. Besonders schön ist auch die Fauna, auch wenn die Tiere starr herumstehen und bei einem versehentlichen Zusammenstoß wie Stein reagieren. Dadurch fühlt sich jedes Land auch tatsächlich unterschiedlich an.

Die Strecken selbst haben dabei unterschiedliche Untergründe, die das Fahrverhalten beeinflussen. Auch Wetter und Tageszeit können sich unterscheiden, wobei das Abendlicht eine ganz besondere Atmosphäre erschafft. Mitunter blendet die Sonne dann sogar und macht das Erkennen der Strecke schwierig. Ähnlich sieht das aus bei Nacht und Nebel, was manchmal doch etwas stört.

Kühe!

Besonders gestört wird die Idylle allerdings in den skandinavischen Nadelwäldern. Das sind die einzigen Strecken mit Framerate-Einbrüchen, die dann aber massiv werden können. Daneben wirken die auf den meisten Strecken in der Ferne aufploppenden Bäume oder Gräser neben der Fahrbahn harmlos. Zudem wird das Auto in den Etappen zurückgesetzt, wenn es zu weit von der Strecke abkommt. Aber oft kann man dabei nicht erkennen, an welchem Punkt das Auto zurückgesetzt wird und wann nicht.

Zu Autos gehört auch eine Ampel. Aber welche?

Insgesamt bietet art of rally eine Vielzahl an Strecken und Autos, die mit jeder Gruppe schneller werden. Das Spiel gut für Einsteiger geeignet, bietet aber auch ausreichend Möglichkeiten, sich selbst zu verbessern. Nicht nur gegen die KI, sondern auch in Online-Ranglisten kann man sich mit anderen messen, um gute Platzierungen oder Bestzeiten zu erreichen. Wer darauf verzichten möchte, kann aber auch entspannt spielen und im Karriere-Modus wie im Freien Modus die Umgebung genießen.

Vielen Dank an Funselektor Labs Inc. für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox One.