Warum God of War 3 mir schwer im Magen liegt

Kratos ist schon im Ursprung der griechischen Mythologie sicherlich kein angenehmer Zeitgenosse. Ersonnen als göttliche Personifikation von Gewalt und Macht ist er als Videospielheld gewiss eine eigenwillige Wahl, von der man kein reflektiertes oder deeskalierendes Verhalten erwarten sollte. Schon seit dem ersten God of War Spiel befindet sich Kratos auf einer Rachemission, die in God of War im Kampf gegen den Herrn aller Götter, Zeus, gipfeln soll. All dieser Kontextualisierung zum Trotz ist mir God of War 3 mit seiner besonders gewaltverherrlichenden Inszenierung sauer aufgestoßen.

God of War war nie eine friedliche Videospielserie und hat vom ersten Teil an einen gewissen Hang zur Gewaltverherrlichung gehabt. Auch wenn ich das grundsätzlich bereits nicht gerade für eine geschmackvolle Entscheidung halte, wurde Gewaltausübung nur selten so feierlich in Szene gesetzt wie es bei God of War 3 bei den vielen imposanten Endgegnern passiert. Doch damit allein könnte ich noch leben, aber God of War 3 setzt in zweierlei Hinsicht noch neue Spitzen, die dafür gesorgt haben, dass ich God of War 3 nur mit einer gewissen Abscheu zu Ende spielen konnte.

Die erste Szene, die ich in dieser Hinsicht erwähnen möchte, ist das Paradebeispiel der Grausamkeit gegenüber Wehrlosen, die in etwas weniger pointierter Form an verschiedenen Stellen im Spiel hervortritt. Relativ früh im Spiel trifft Kratos auf einen Mann, der mit Dornen auf einen Stuhl gefesselt ist und Kratos um Hilfe anbettelt. Hierzu muss man wissen, dass der Herr in der unglücklichen Lage Kratos nichts getan hat und ihm, neben seinem Flehen, überdies eine Belohnung für die Hilfe in Aussicht stellt. Dem Mann zu helfen ist aber überhaupt keine Option. Stattdessen muss man Feuerpfeile besorgen und den Mann lebendig auf seinem Stuhl abfackeln, um dann die zuvor versprochene Belohnung für die Befreiung aus den Überresten des Mannes zu fischen. Das Spiel unternimmt auch keinerlei Bemühungen, das abstoßende Verhalten Kratos‘ zu problematisieren, sondern feiert den Angriff auf einen wehrlosen wie jede andere Tötung im Spiel.

Die zweite Szene, die God of War 3 für mich zu einem zweifelhaften Vergnügen gemacht hat, ist obendrein exemplarisch für den Umgang mit Frauen in dem Spiel. Eben jenem Geschlecht, das ohnehin durchweg sexualisiert und respektlos dargestellt wird. An einer Stelle im Spiel trifft Kratos auf eine Gefangene, die er „befreit“ und unter ständigem Schubsen zu einem Schalter befördert. Kratos betätigt den Schalter und zwingt die Frau, eine Art Türstoppe für ihn zu spielen. Nach Durchschreiten der Tür darf man sich dann noch akustisch zu Gemüte führen, wie die Frau von dem Mechanismus, den sie für Kratos aktiv halten musste, zerquetscht wird.

God of War 3 ist ein gutes Spiel mit markanten Hochpunkten und Tiefpunkten im Gameplay, doch mehr noch als das Gameplay wird mir wohl der menschenverachtende Aspekt des dritten God of War Spiels im Gedächtnis bleiben. Schade, dass Sony Santa Monica sich zu der Zeit so unreflektiert in Gewaltexzessen geübt hat.