Die Gärten in God of War 3 (Meisterstücke)

God of War 3 ist ein Spiel, das aus meiner Sicht viel Licht und Schatten bietet. Ein schnelles, flüssiges Kampfsystem und einige imposante Endgegner stehen einem geradeheraus langweiligen Mittelteil und ziemlich offene Gewaltverherrlichung gegenüber. Doch kurz vor Ende des Spiels findet sich noch ein richtiges Meisterstück in God of War 3: Die Gärten.

Auch wenn God of War im Kern eine Actionspielserie ist, hat es von Beginn an auch einige Rätsel und Hüpfabschnitte gegeben. Die Gärten im dritten Teil sind aber in meinen Augen das, jedenfalls bis zu diesem Punkt in der Serie, interessanteste und umfangreichste Rätselareal der Reihe. Die Gärten sind ein verwinkelter Ort, den zu verlassen zunächst unmöglich erscheinen mag, da die oberen Ebenen unerreichbar scheinen. Bereits nach recht kurzem Aufenthalt in den Gärten gelangt man allerdings an eine Stelle, an der ein eigenartiger Kameraeffekt einsetzt: Die Kamera fährt aus dem Geschehen heraus und zeigt die Gärten aus einem ganz bestimmten Winkel, so dass es so aussieht, als wären zwei voneinander getrennte Treppenstücke miteinander verbunden. Diese Ambiguität ist bei einem 3D Spiel auf einem 2D Bildschirm zunächst einmal gar nicht so ungewöhnlich, die interessante Idee ist hier allerdings, dass solange die Kamera in dieser Position verweilt, diese vermeintliche optische Täuschung für das Spiel zur Realität wird.

Beim ersten Auftreten dieser Idee kann man sie noch kaum als Rätsel bezeichnen, weil man einfach nur eine Treppe entlanglaufen muss und die Kameraführung den Spieler schon überdeutlich auf diesen Effekt hinweist. Kurz darauf erhält man allerdings ein mobiles Stück Treppe, mit dem man in sehr behutsam komplexer werdender Weise seine Umgebung im Zusammenspiel mit dem gerade beschriebenen Kameraeffekt manipulieren muss. Das Szenario kulminiert in einem für die Reihe sehr ungewöhnlich komplexen Ablauf mit einem auf nicht offensichtliche Weise zu aktivierenden Schalter.

Gerade in Anbetracht dessen, dass God of War 3 zu diesem Zeitpunkt aus einer recht langen Phase sehr monotoner Kämpfe herauskommt und in meiner Wahrnehmung zu zerfallen drohte, ist diese kreative und sehr sorgsam designte Stelle eine echte Wohltat gewesen, die meine Meinung zum Spiel zusammen mit dem fulminanten Einstieg deutlich angehoben hat. Zwar ist das Rätsel in den Gärten nicht wirklich schwer, aber die Spielerei mit der gelungenen Grundidee wird gekonnt umgesetzt, das Interesse erst geschickt geweckt und die Idee genau so lange pausiert, wie es nötig ist, um den Wunsch einer Vertiefung reifen zu lassen, bevor sie voll exploriert wird. Sowohl inszenatorisch als auch spielerisch hat mich diese Szene voll überzeugt und sticht aus einem ohnehin guten Spiel noch deutlich hervor.