Ynglet (Review)

Artwork und Logo von Ynglet

Indie-Spiele gibt es wie das sprichwörtliche Sand am Meer, weswegen es mehr denn je schwer fällt aus der Masse herausstechen. Dank dem ersten Tag der Guerilla Collective dürfte dem Spiel Ynglet zumindest ein wenig mehr Aufmerksamkeit zuteil geworden sein. Pünktlich zum Überraschungsrelease habe ich mir daher den Controller geschnappt und dieses Kleinod innerhalb kürzester Zeit abgeschlossen – und genossen.

Kleines, aber beachtliches Ynglet

Als quallenähnliches Wesen leben wir zu Beginn von Ynglet mit einigen Freundesquallen in einer gemütlichen Blase. Leider meint es das Schicksal nicht gut mit uns und ein Meteor zerstört unsere gemeinsame Heimat. Dies kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, weswegen ich durch zerrüttete, aber handgezeichnete Level schwimme, springe und dashe, um meine Freunde wiederzufinden.

Screenshot aus Ynglet. Darstellung der heimischen Blase der Weltraumqualle und seiner kleinen Freundesquallen.
Home Sweet Quallen-Home

Zwei Stunden stehen auf der Uhr von Steam, als ich alle Level des Hauptspiels sowie des Bonus von Ynglet abgeschlossen habe. Meinen größten Kritikpunkt möchte ich daher bereits zu Beginn nennen: Ich will mehr, aber das Spiel und sein dänischer Entwickler Nicklas Nygren (@Nifflas) haben leider nicht genug für mich bereitgestellt. Die Schwierigkeitskurve ist flach, aber es zeigt sich früh, welches Potenzial für interessante und einzigartige Geschicklichkeitspassagen in Ynglet steckt.

Innerhalb der Blasen, die ich jederzeit durch Warten zu einem Checkpoint verwandeln kann, schwimme ich frei in jede Richtung. Doch sobald ich diese verlasse, packt mich die Schwerkraft und reißt mich in den tödlichen Abgrund. Schnelligkeit und Geschick sind notwendig, um von Blase zu Blase zu springen. Später kommt ein zeitverzögernder Dash hinzu, der die Bewegungen präziser und dynamischer macht. Jedes Level führt dabei neue Elemente ein, die als Hindernisse oder zur Unterstützung dienen. Weil Ynglet uns langsam aber stetig an die immer kreativeren Abschnitte heran führt, fühlt sich trotz abgetrennter Level das Spiel organisch zusammenhängend an.

Screenshot aus einem Level des Videospiels Ynglet
Standardblasen wie diese versprechen Sicherheit

Entspannende Reise wie ein Weltraumdelfin

Passend dazu bietet Ynglet einen sehr atmosphärischen Soundtrack, welcher sich an das Geschehen auf dem Bildschirm individuell anpasst. Beim Spielen fiel ich so schnell in einen Zustand der Entspannung, weswegen auch die wenigen kniffligen Bonuslevel ohne großen Frust vergingen. Der handgezeichnete Stil des Spiels von Sara Sandberg ist angenehm anzuschauen, auch wenn sich stellenweise der Kontrast als zu schwach herausstellt, um manchen Unterschied in der Levelarchitektur rechtzeitig zu bemerken.

Screenshot eines dunklen Levels aus dem Videospiel Ynglet
Spätere Level entführen uns in dunkle Winkel des Blasen-Weltraums

Ein weiteres Manko stellt die Übersicht des Spiels dar. Einige Male ist der Pfad schwer einsehbar, weswegen ich ab und an einen Sprung ins absolute Nichts wagen musste. Ein kurzer Kameraschwenk hätte hier ausgereicht, um mich noch besser zu unterstützen. Gerade bei den Sammelgegenständen, die meist auf optionalen Pfaden versteckt sind, böte sich eine solche Funktion an.

Nachdem man das Hauptspiel, dessen Level auf einer Art gezeichneten Karte von Kopenhagen verteilt sind (scheinbar typisch für abstrakte Quallen dänische Großstädte zu besuchen), abgeschlossen hat, schalten sich vereinzelte Bonuslevel mit einer größeren Herausforderung frei. Auch das Hauptspiel lässt sich in einem Negativ-Modus erneut besuchen, der die anschaulichen Level in einem anderen Licht erstrahlen lässt.

Eine kleine, aber feine Erfahrung

Ynglet ist ein audiovisuelles Abenteuer, das mir über die gesamten zwei Stunden sehr viel Spaß gemacht hat. Der entspannende Flow mit der langsamen Lernkurve lenkt gut durch das Spiel, ohne dass Abstriche bei der Präzision der Bewegungsmanöver notwendig sind. Mit viel Kreativität weiß das Spiel seine unterschiedlichen Elementen gut miteinander zu kombinieren. Dennoch bleibt am Ende ein wenig das Gefühl zurück, dass noch mehr drin gewesen wäre – egal ob bei der Herausforderung oder einfach nur beim Umfang. Als kreatives Jump’n’Swim kann ich euch das Spiel aber auf alle Fälle ans Herz legen.

Getestet auf PC via Steam. Ein herzlicher Dank geht an Future Friends Games für die Bereitstellung des Mustercodes.