Blinx: The Time Sweeper (Review)

Auch wenn Microsoft schon seit langer Zeit am 3D Jump & Run-Genre kaum weniger interessiert sein könnte, war das nicht immer der Fall. Für den Start der ersten Xbox hat das Unternehmen unter anderem nach einem markanten exklusiven Jump & Run-Helden gesucht und zusammen mit Artoon – die später mehrere Yoshi-Spiele für Nintendo entwickelt haben – aus der Taufe gehoben. Mit dem hehren Versprechen, das erste 4D-Jump & Run zu sein, sollte die heroische Katze Blinx für Aufsehen sorgen.

Tatsächlich ist wohl das außergewöhnlichste Feature von Blinx: The Time Sweeper die Möglichkeit, auf verschiedene Weisen die Zeit zu manipulieren. So kann man den Ablauf der Zeit beschleunigen, die Zeit zurückspulen oder langsamer ablaufen lassen. Man kann die Zeit anhalten und man kann sogar eine Sequenz von Aktionen aufnehmen, die eine Kopie von Blinx anschließend abspielt. Allerdings hat die Sache einen entscheidenden Haken. Blinx verfügt nur über eine beschränkte Zahl an Slots für Zeitaktionen (zu Beginn: Drei) und um eine Zeitaktion verwenden zu können, muss man diese zunächst auflesen. Hierzu gibt es farbcodierte Sammelgegenstände in der Spielwelt, wobei jede Farbe für eine der Zeitaktionen steht. Immer wenn man vier dieser Sammelgegenstände aufgelesen hat, erhält man eine Zeitaktion, sofern drei gleichfarbige Sammelobjekte unter den vier aufgelesenen Objekten sind. Sind es gar vier, erhält man zwei Zeitaktionen.

Die Probleme, die sich hierdurch ergeben sind vielerlei. Zunächst einmal ist es gar nicht so einfach, die passenden Kombinationen von Sammelgegenständen zu erhalten, denn welche Sammelgegenstände besiegte Gegner hinterlassen ist Zufall und durch die hohe Dichte, in der die Sammelgegenstände oftmals das Level bedecken ist es schwierig, nicht versehentlich die falschen Sammelobjekte aufzulesen. Damit nicht genug, ist es oftmals nicht im Vorfeld zu erkennen, welche Fähigkeit man als nächstes wird verwenden müssen und durch die geringe Zahl an Slots kann man auch nicht einfach alle Fähigkeiten auf Halde haben. Verwendet man dann seine Fähigkeit und schafft es nicht, die zugehörige Aufgabe erfolgreich abzuschließen, kann es durchaus passieren, dass man die Fähigkeit kein zweites Mal zusammen bekommt und dann ggf. neu starten muss.

Immerhin, im Verlauf des Spiel hat sich gezeigt, dass nur drei Fähigkeiten wirklich wichtig sind: Die Rückspulfunktion und die Aufnahmefunktion werden mehrfach benötigt um kleine Rätsel im Spiel zu lösen. Die Anhaltfunktion ist an vielen Stellen mindestens hilfreich um schnell beweglichen Hindernissen aufzuweichen – und sind im Kampf gegen Endgegner zudem eine äußerst willkommene Hilfe. Leider wird das Zeit-Feature aber auch unabhängig von der schwierigen Verwendbarkeit nur dürftig ausgenutzt. Einige gelungene Rätsel und Aufgaben mit Zeitunterstützung gibt es zwar schon, aber das volle Potential schöpfen die Entwickler keineswegs aus.

Das Spiel ist in acht Welten zu je vier Levels und einem Endgegner unterteilt. In jedem Level ist es das Ziel des Spielers, alle Gegner zu besiegen und dann die Zielplattform zu erreichen. Was einfach klingt, ist zunächst auch relativ einfach, wenngleich das Kampfsystem ein wenig ungewöhnlich ist. Blinx muss mit dem Staubsauger in den Levels herumliegenden Schrott aufsaugen und kann diesen Schrott anschließend auf seine Gegner schießen. Allerdings werden die Kämpfe schon bald – besonders ab der vierten Welt – deutlich anspruchsvoller. Die Zahl der Gegner erhöht sich, Gegner werden auf engerem Raum positioniert, die Gegner vertragen mehr und mehr Schrott-Treffer und können auf weite Distanzen auf den Spieler schießen. Hinzu kommen immer längere Unverwundbarkeitsphasen der Gegner. Zu einem echten Problem kann sich die Endlichkeit der Munition in den Levels erweisen. Einige Male blieb mir beispielsweise nichts anderes übrig als eine Mission von vorn zu beginnen, weil einfach kein Schrott mehr im Level zu finden war, um die verbleibenden Gegner zu besiegen.

In Sachen Hüpfaufgaben beginnt Blinx sehr zahm, aber auch hier zieht der Schwierigkeitsgrad ab der Mitte des Spiels zunehmend an und da Fehler im Spiel sehr hart bestraft werden und trotz Blinx bemerkenswert langsamer Fortbewegung die Umgebungsobjekte bisweilen äußerst zügig unterwegs sind, werden Jump & Run-Freunde durchaus gefordert. Interessant ist, wie extrem stressig Blinx insgesamt trotz geringer Spielgeschwindigkeit wird. Jedes Level hat ein Zeitlimit von 10 Minuten, was meines Erachtens in vielen Fällen äußerst knapp ist. Gegner müssen auf engem Raum bekämpft werden, dabei sind einzelne Fehler unmittelbar tödlich. Gleichzeitig schießen und stürmen Gegner aus dem Off auf den Spieler ein, so dass die Reaktionszeiten oft äußerst knapp sind. Durch die hart beschränkten Munitionsvorräte und Zeitfähigkeiten ist verschwendete Munition, ebenso wie eine verschwendete Zeitfähigkeit potentiell fatal. Um angreifen zu können, muss Blinx Munition auflesen, was wiederum mit einer zeitweisen Immobilität verbunden ist. Alles in allem sorgt das dafür, dass im späteren Spielverlauf das Spielen eines einzelnen Levels bereits äußerst erschöpfend sein kann.

Es gäbe noch so vieles, was man über Blinx sagen könnte, sei es das kuriose Shop-System, das es einem erlaubt, neue Staubsauger mit verschiedenen Fähigkeiten zu kaufen, ohne aber ein Inventar zu bieten, so dass man beim Rückwechsel einen zuvor besessenen Staubsauger erneut kaufen muss, seien es die außerordentlich knappen Zeitlimits für gute Rankings oder die oftmals sehr fies versteckten optionalen Katzenmedaillen. Stattdessen möchte ich noch kurz über die Präsentation sprechen. Die Grafik ist ein wenig plastikartig, aber insbesondere in Anbetracht des Erscheinens zum Launch der ersten Xbox ordentlich. Die Musik hingegen ist – kurioserweise, bedenkt man Artoons spätere musikalische „Glanzleistungen“ in den Yoshi-Spielen – äußerst gelungen und fängt die Thematik des Spiels gekonnt ein.

Blinx: The Time Sweeper ist durchaus ein ordentliches Spiel, das aber viel zu stressig ist, um die vielen kleinen Macken zu verzeihen. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist gewaltig hoch, der Druck auf den Spieler stets hoch und die vielen Möglichkeiten, in einem Level endgültig zu scheitern obwohl man kein Leben verloren hat, sind zahlreich.

Getestet auf Xbox.