Ratchet & Clank: Tools of Destruction (Review)

Nach dem ersten großen Erfolg auf der PlayStation mit Spyro the Dragon hat Insomniac auf der PlayStation 2 dem fröhlichen Drachen den Rücken gekehrt und es in Ratchet & Clank in gleich drei Hauptreihenteilen kräftig krachen lassen. Auch wenn es zunächst so aussah als wäre das Duo mit dem Wechsel zur PlayStation 3 einer noch düstereren Marke – Resistance – gewichen, konnten Ratchet und Clank auf der PlayStation 3 sogar noch eins drauflegen und insgesamt vier Hauptreihenteile und zwei Spin-Offs verbuchen. So produktiv wie Insomniac waren nur wenige Studios in der Generation. Doch konnte Insomniac neben der Masse auch in Sachen Klasse punkten?

Ratchet & Clank: Tools of Desctruction ist der Auftakt der in Amerika Ratchet & Clank Future getauften Subserie. Wenngleich im Deutschen dieser Subtitel nicht verwendet wird, ist der Serienzusammenhang dennoch wichtig, denn die vier Teile der Future-Reihe erzählen eine zusammenhängende Geschichte – samt Cliffhanger im Abspann. Wer sich auf Tools of Desctruction einlässt, sollte also schon einmal den Kauf weiterer Ratchet-Spiele einplanen. In Tools of Desctruction trifft Ratchet unfreiwillig auf Imperator Tachyon, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lombaxe auszulöschen – eben jenes Technik-affine Volk, dem Ratchet entstammt. Tachyon wähnt sich bereits nah am Ziel, denn seiner Ansicht nach ist Ratchet der letzte lebende Lombax – und welche Herausforderung kann es schon sein, ein einzelnes Individuum zu ermorden, wenn man zuvor sein ganzes Volk vernichtet hat? Schwerer als man denken mag, wie Tachyon alsbald dank tatkräftiger Unterstützung seitens des Spielers lernen muss.

Spielerisch ist Tools of Destruction bestenfalls als Minimal-Evolution zu bezeichnen, tatsächlich spielt sich ein Großteil des Spiels, insbesondere die hintere Spielhälfte geradezu wie ein Levelpack von Ratchet & Clank 2 oder 3. Im ersten Drittel hingegen wurde der Jump & Run-Anteil ein wenig stärker betont als in den Vorgängern und es gibt sogar einen Planeten, auf dem die Hüpfabschnitte im Zusammenspiel mit Gravitationsspielereien richtiggehend interessant ausgefallen sind. Kurioserweise wurden die so im vorderen Spieldritten entwickelten Elemente im weiteren Spielverlauf nicht weiter aufgegriffen und die Hüpfspielelemente verkommen zu Beinahe-Automatismen.

Besonders auffällig ist, dass viele Mechaniken die optisch an die Sonic-Serie erinnern, besonders uninteressant genutzt werden. So gibt es – wie bereits in den letzten Ratchet-Teilen – einige Rails auf denen Ratchet grinden und dabei Hindernissen ausweichen kann. Allerdings grindet Ratchet dermaßen langsam, dass man schon wegschauen müsste, um eine realistische Chance zu haben, mit einem Hindernis zu kollidieren. Um das Sixaxis-Feature des PlayStation 3-Controllers zu demonstrieren hat Insomniac zudem bei einigen Planeten eine Landesequenz integriert, bei der man entgegeneilenden Geschossen ausweichen muss, um sicher auf dem Boden zu landen. Zu dumm nur, dass von Beginn an eine einfache Siegstrategie immer zum Erfolg führt: Man drehe den linken Analogstick langsam im Kreis. Kein Geschoss wird Ratchet so je treffen. Diese Strategie findet noch einmal Anwendung bei den Weltraumshooter-Missionen im Spiel, die sich als Twin-Stick-Shooter abspielen. Zugegebenermaßen ist es hier in manchen – sehr deutlich angekündigten – Abschnitten nicht möglich, die Analogstick-Drehtaktik zu verwenden, weil man stattdessen Strahlen, die an festen Punkten im Raum stehen, ausweichen muss, doch besonders in den Endgegnerkämpfen ist sicher, wer den Analogstick drehen kann.

Das Waffenarsenal in Ratchet & Clank: Tools of Destruction ist zwar grundsätzlich komplett neu, viele Ideen aus den ersten drei Teilen wurden aber unter neuem Namen recycelt, beispielsweise der Standardblaster, eine Waffe, die computergesteuerte Helfer ausspuckt oder aber das Gewehr, das es erlaubt, Gegner anzuvisieren und auch in Bewegung zu erschießen. Interessante Neuerungen sind im Wesentlichen zwei Waffen: Krallen, mit denen Ratchet im Nahkampf seine Gegner zerschlitzen kann wie Wolverine und eine Elektropeitsche, mit der Schilde umgangen werden können. Die Sixaxis-Steuerung wird beim Wirbelsturm verwendet, der aber relativ schwer mit sonstiger Kampfhandlung zu koordinieren ist. Jede Waffe kann auf zwei Weisen aufgerüstet werden: Im Tausch gegen Raritanium beim Händler oder durch Erfahrungspunkte für die Verwendung der Waffe. Grinding ist hier allerdings nicht angesagt, bei einer normalen Spielweise kann man alle oder fast alle Waffen auf das Maximallevel aufleveln.

Leider sind die Shoot Outs und insbesondere die Endgegner aber wenig interessant und die Entwickler setzen allzu oft einfach auf Masse statt Klasse. So wird man ein ums andere Mal schlicht mit Gegnerwellen von immer gleichen einfachen Gegnern genervt, die die Umgebung in keiner Weise nutzen (können) und bestenfalls durch ihre initiale Positionierung ein wenig Abwechslung liefern. Zu den Endgegnern kann ich sogar noch weniger schmeichelhaftes sagen, denn nach etwa der Hälfte des Spiels erhält man eine starke Waffe, mit der man jeden Endgegner binnen Sekunden an den Rande des Todes schießen kann – anschließend ist auch keinerlei Startegie mehr notwendig, um die Endgegner einfach mit einer beliebigen Waffe zu erledigen. Das bezieht sich auf den Schwierigkeitsgrad „Normal“. Im Schwierigkeitsgrad „Schwer“ könnten die Endgegner durchaus etwas interessanter sein, allerdings hat gelegentlicher Verzicht auf die besonders starke Waffe ergeben, dass anvisieren und abwechselnd nach links und rechts hüpfen bei den meisten Endgegnern bereits eine Spitzenstrategie zur Schadensvermeidung ist.

Technisch ist Tools of Destruction ein sehr großer Schritt nach vorn von Ratchet & Clank 3 und bietet meist flüssige 60 Bilder in der Sekunde bei detailreicher und farbenfroher Optik, die auch heute, mehr als zehn Jahre nach Release noch zu gefallen weiß. Sicher gibt es die eine oder andere matschige Textur, doch würde Tools of Destruction auf der PlayStation 4 abseits der Auflösung von 720p auch nicht völlig deplatziert aussehen. Akustisch ist Tools of Destruction ebenfalls ordentlich und kommt auch wieder mit komplett deutscher Sprachausgabe daher. Wie gewohnt findet sich Ratchet & Clank aber weitaus lustiger als es tatsächlich ist.

Ratchet & Clank: Tools of Destruction ist im ersten Drittel vielversprechend, verfällt dann aber so stark in alte Muster aus Ratchet & Clank 2 und 3, dass sogar gute Designideen aus den ersten Spielminuten komplett fallen gelassen werden. Dank seines absolut uninteressanten Leveldesigns bleibt von Tools of Destruction auch erstaunlich wenig im Gedächtnis hängen und ist daher eigentlich nur für Fans der Reihe eine gute Wahl. Allerdings ist Tools of Destruction auf Grund seines guten Starts insgesamt meines Erachtens bis hierhin der beste Teil der Reihe.

Getestet auf PlayStation 3.