Genshin Impact (Angespielt)

Viele hatten dieses Action Rollenspiel des Entwicklerstudios miHoYo bereits seit der Ankündigung im August 2019 auf dem Schirm. Ich selbst habe damals zwar die ersten Bilder dazu gesehen, es aber nicht als besonders interessant erachtet. Danach verschwand das Spiel aus meiner Wahrnehmung, bis es in der diesjährigen „State of Play“ Konferenz von Sony gezeigt wurde. Einem kurzen „Oh, das sieht ja gut aus“ folgte dann schnell ein „Ach, so ein Spiel ist das. Schade.“

Es hat dann unseren Gaming-Village Discord gebraucht, um mich neugierig zu machen. Als sich mehrere User im Kanal #was-spielt-ihr-gerade darüber ausgetauscht haben, wollte ich auch wissen, worum es geht. Gesagt, getan und das Spiel sobald wie möglich auf der PS4 gestartet.

Zu Beginn wählt man zwischen zwei Geschwistern aus, ob man lieber den Bruder oder die Schwester spielen möchte. Spielerisch hat dies keine Auswirkungen, legt jedoch fest, welcher Hauptcharakter in allen Story-Sequenzen zu sehen ist.
An unserer Seite ist Paimon, eine kleine Fee im Lolita-Look, die zumindest in der englischen Sprachausgabe eine furchtbar nervige Synchronstimme hat. Merkwürdigerweise gewöhnt man sich daran jedoch recht schnell.

Die Steuerung ist recht intuitiv und geht schnell von der Hand, sofern man schon mal ein Action RPG gespielt hat. Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch das Menü. Diesem merkt man ganz klar an, dass das Spiel auch auf dem PC und Mobile funktionieren muss. Zwar gibt es ein Ringmenü, das in der PS4-Fassung standardmäßig aufgerufen wird, die einzelnen Untermenüs, wie der Beutel, brauchen jedoch viel Zeit, um darin zu navigieren. Das ist beim Solo-Spiel kein Problem, da die Feinde pausieren, während wir uns den Inhalt der Tasche ansehen, spätestens online und im Cross-Play mit PC-Spielern braucht man ggf. deutlich länger.

Die Story ist zwar nichts wirklich Neues, aber doch interessant!

Cross-Play ist sowieso ein gutes Stichwort, das für viel Verwirrung zum Launch gesorgt hat. So können Spieler über alle Systeme hinweg miteinander spielen (PC – PS4 – Mobile). Dazu gibt es in der PS4-Version sogar eine eigene Option, die festlegt, ob man nur mit anderen PS4-Systemen spielen möchte oder alle Beschränkungen aufhebt. Zwischen der PC- und der Mobile-Version gibt es zudem sogar Cross-Saves. Das heißt man kann seinen Spielstand auch unterwegs fortsetzen, sofern man dies möchte.

Da mich der Gedanke gereizt hat, auch mit anderen Villagern gemeinsam zu spielen, habe ich meinen PS4-Spielstand dann nach ca. 2 Stunden abgebrochen und bin auf die PC-Version umgestiegen. Zwar hätte das Zusammenspiel auch plattformübergreifend funktioniert, für mich ist der Laptop jedoch bequemer, wenn ich parallel auch im Voice-Chat quatschen möchte.

So bin ich dann noch einmal frisch in die Welt von Teyvat eingetaucht. Und was soll ich sagen? Nach drei Tagen habe ich, meinem Urlaub sei Dank, ca. 24 Spielstunden hinter mir und soeben den Prolog abgeschlossen. Zugegeben: Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen, alle Ecken und Winkel erkundet und jedes Blümchen gepflückt, das auf meinem Weg lag. Dabei habe ich einen guten Eindruck des Spiels bekommen, die Gacha-Mechanik ausprobiert und die Mehrspielerfunktion freigeschaltet. Auf die Story gehe ich an dieser Stelle mal nicht weiter ein.

Das Gameplay:
Mit einer Gruppe aus bis zu vier Charakteren zieht man durch eine offene Welt und stößt dabei auf allerlei sammelbare Ressourcen, Rätsel und vor allem Schätze. Jede Menge Schätze. Überall in der Welt stehen Truhen herum, die sich erst nach dem Erfüllen einer Bedingung öffnen lassen. In der Regel sind dies das Besiegen aller Gegner in der Umgebung oder kleine „Schalterrätsel“. Die Gruppe stellt sich der Spieler aus Figuren mit unterschiedlichen Talenten und Element-Affinitäten zusammen. Ich war meist mit einem Wind-Schwertkämpfer, einer Elektro-Bogenschützin, einer Feuer-Bogenschützin und einer Stein-Langschwertkämpferin unterwegs. Eine ausgewogene Zusammenstellung ist sowohl wichtig, um möglichst viele Gegnertypen kontern zu können, aber auch um Rätsel zu lösen. Der Spieler kann jederzeit zwischen den vier Figuren wechseln, es ist jedoch immer nur eine auf einmal präsent.
Jede geöffnete Truhe, jeder freigeschaltete Schnellreisepunkt und jedes entdeckte Gebiet geben Abenteuererfahrung. Die Abenteuerstufe ist nur eine von vielen und maßgeblich für den Fortschritt im Spiel verantwortlich. Daneben leveln auch die einzelnen Charaktere, man kann die Stufen der Waffen aufwerten und und und…

Ein paar Fehler in den deutschen Texten haben sich dann doch eingeschlichen.

Die Atmosphäre:
Die Grafik und Musik machen sehr schnell deutlich, dass sich Genshin Impact von The Legend of Zelda: Breath of the Wild inspirieren ließ. Das Gameplay an sich hat aber kaum etwas mit dem Vorbild gemein.
Ich spiele mit deutschen Untertiteln und englischer Sprachausgabe. Der Unterschied in der Übersetzung wird dabei sehr schnell deutlich. Ich nehme an, dass die Deutsche Übersetzung die chinesischen Texte zum Vorbild hatte und die Englische sich Freiheiten an anderen Stellen erlaubt hat.
Insgesamt sind mir weniger Übersetzungsfehler begegnet, als ich bei einem Free to Play Spiel erwartet hatte. Dafür wird mein männlicher Hauptcharakter in der englischen Synchro sehr häufig als „she/her“ betitelt. Irgendwo muss es ja Abstriche geben.
Über den gesamten Prolog war die Atmosphäre stimmig und hat mir Lust gemacht, noch mehr von der Welt zu entdecken.

Das Gacha:
Der am meisten umstrittene Punkt rund um das Spiel bezieht sich auf die kaufbaren Elemente. Das Spiel ist kostenfrei und kann, so die Aussage der Entwickler, auch ohne Echtgeld auszugeben, vollständig gespielt werden.
Es gibt diverse Ingame-Währungen, was den Spieler anfangs durchaus überfordern kann. Eine davon, kann man im Shop für Echtgeld einkaufen. Der Ansporn dazu ist ein Gacha-System, mit dem man aus Zufallspaketen neue Waffen, Items und Charaktere ziehen kann. Der Begriff Gacha leitet sich aus dem japanischen ab und bezeichnet die dort sehr präsenten Automaten, in die man etwas Geld steckt, um ein zufälliges Spielzeug zu erhalten. Auch hierzulande sieht man so etwas in einigen Supermärkten oder Kinos.
Wer im Spiel fleißig ist und sich in Geduld übt, der muss aber nicht einen Euro ausgeben, denn alle Währungen kann man durch das Spielen des Spiels auch sammeln. Natürlich geschieht dies ggf. entsprechend langsam, um den geneigten Spieler dazu zu bringen, doch mal Geld auszugeben. Ich habe bislang kein Geld ausgegeben und konnte schon vier Zehnerpakete öffnen.
Warum das Thema so ein Aufreger für viele ist, entzieht sich mir. Das System ist alles andere als neu und zumindest in den ersten 20+ Spielstunden, kam es mir keineswegs unfair vor. Ob sich dies im späteren Spielverlauf ändert, kann ich noch nicht beurteilen.

Der Multiplayer:
Der Mehrspielermodus ist das Feature, auf das ich am neugierigsten war und auf das ich mich am meisten gefreut habe. Leider war es dann auch die größte Enttäuschung bislang.
Zunächst einmal muss man Abenteuerstufe 16 erreichen, bevor man überhaupt die Möglichkeit hat, mit anderen gemeinsam zu spielen. Dies hat bei mir rund 12 Stunden gedauert.
Auch danach ist man nicht automatisch in einem MMO unterwegs, sondern weiterhin in seiner eigenen, abgeschlossenen Welt. Andere Spieler kann man dorthin einladen, bzw. Anfragen annehmen, sofern man sich öffentlich listen lässt. Besucht man nun einen anderen Spieler in seiner Welt, so wird der Story-Fortschritt solange pausiert, bis der Besuch wieder weg ist. Man kann die Story also nicht kooperativ spielen.
Weiterhin können Gäste in der Welt eines anderen Spielers keine Truhen öffnen, keine Schnellreisepunkte freischalten, nicht in Läden einkaufen oder Ähnliches. Man darf jedoch Ressourcen aufsammeln und Gegner lassen Gegenstände für jeden Spieler fallen, so dass man sich gegenseitig nichts wegnehmen kann. Was man jedoch gemeinsam angehen kann, sind Bossgegner, Herausforderungen, die täglichen Missionen und die Dungeons.
Spielt man zu zweit, so stehen jedem Spieler zwei Charaktere zur Verfügung. Bei vier Spielern bleibt dementsprechend keine Möglichkeit zum schnellen Wechsel der Figur, während eines Kampfes mehr.

Insgesamt hat mich Genshin Impact auf jeden Fall positiv überrascht. Ich bin neugierig, wie die Story weiter geht und freue mich schon darauf, die zur Verfügung stehenden Mehrspielermöglichkeiten, zusammen mit anderen Villagern im Discord auszureizen.