Not Tonight (Review)

Not Tonight wird vom Entwickler als Post-Brexit Management Spiel bezeichnet. Ich würde es eher als dystopische Türstehersimulation bezeichnen. Allerdings spielt das Spiel schon 2018 und der Brexit hat damit recht früh stattgefunden. Man spielt eine Türsteherin oder einen Türsteher europäischer Herkunft. Nach dem Brexit ist eine rechte Regierung an die Macht gekommen und alle Briten mit nicht rein britischer also europäischer Herkunft wurden aus ihrem normalen Leben gerissen. Die Spielfigur lebt nun in einem Wohnblock für Menschen europäischer Herkunft und muss damit rechnen jederzeit abgeschoben zu werden bei Nichterfüllung bestimmter Bedingungen.

Das Gameplay besteht daraus, dass man jeden Tag einen Job als Türsteher annimmt. Anfangs bei irgendwelchen Clubs und Bars, bei denen erst nur das Alter und die Gültigkeit des Ausweises kontrolliert und prüft ob das Gesicht auf dem Ausweis auch der Person gehört die vor der Tür steht. Nach und nach werden die Aufgaben schwieriger, da man auch kontrollieren muss ob die Ausweise gefälscht sind, zusätzlich auch Eintrittskarten und Gästelisten prüfen muss und relativ zum Ende des Spiels auch mit einem Körperscanner überprüft, ob die Gäste unerwünschte Gegenstände dabeihaben. Je besser man diese Kontrollen durchführt, desto mehr Geld gibt es am Ende der Schicht für den Job. Bei zu vielen Fehlern gibt es erst Gehaltsabzüge und bei noch mehr Fehlern wird abgebrochen und es gibt gar kein Geld mehr. Das Geld benötigt man dann für allerlei Kram wie Miete, Strom usw. Wenn man seine Rechnungen nicht bezahlen kann, ist man immer der Gefahr ausgesetzt abgeschoben zu werden. Auch auf seine Gesundheit muss man später achten und besser Ausstattung für seine Wohnung kaufen. Die Kontrollen werden also immer komplexer aber man lernt schneller auf die richtigen Dinge zu achten und wird daher auch als Spieler einfach besser darin.

Das Spiel ist aufgeteilt in mehrere Kapitel. Man merkt in diesem Spiel wie das Leben der Menschen europäischer Herkunft in Großbritannien im Laufe der Kapitel schlimmer wird. Die Sprüche der Arbeitgeber gegenüber der Spielfigur werden nach und nach schlimmer, irgendwann darf man keine Franzosen, Iren und Italiener mehr in die Clubs lassen, weil sie zur Euro Achse des Bösen gehören und später dann nur noch Briten. Das Land wird immer totalitärer und man muss irgendwann auch den Social Score berücksichtigen. Die Regierung lässt eine Mauer um London bauen und bezeichnet sie erst als Flutmauer und nach der Wahl wird dann klar gesagt, dass sie Ausländer abhalten soll. Je weiter das Spiel voranschreitet, desto mehr Jobs führt man auch für den Staat aus, indem man an der Mauer oder an Grenzen kontrolliert wer reindarf oder nicht und das ist irgendwann nicht nur ein Problem der Herkunft, sondern auch Journalisten und Reporter darf man später nicht mehr reinlassen. Auch durch Zeitungsartikel, die man dann und wann zu lesen bekommt, bekommt man eine Beschreibung der Lage. Bei vielen der Geschehnisse kann man durchaus auch Parallelen zu manchen Regierungen unserer Welt erkennen, was es manchmal auch recht deprimierend macht.

Es gibt auch ein paar wiederkehrende NPCs, die einen teilweise auch zuhause besuchen. Und so sehr wie das Spiel auch den Weg in eine Dystopie beschreibt und dabei doch eher deprimierend sein kann, so können einen ein paar Charaktere doch wieder aufmuntern mit witzigen Sprüchen und manchen Albernheiten. Durch das ganze Spiel begleitet einen der erste Chef Dave und sein manchmal tragisches, manchmal komisches Schicksal. Immer wieder versucht Shannon in irgendwelche Bars und Clubs zu kommen, die anfangs noch gar nicht 18 ist und später die „falsche“ Nationalität hat. Auch lernt man im weiteren Verlauf des Spiels Menschen vom Widerstand kennen, die nicht zur normalen Wohnungstür kommen, sondern irgendwie durchs Badezimmer. Für manche der NPCs kann man bestimmte Dinge besorgen, indem man dreimal hintereinander bei einer Veranstaltung erfolgreich seinen Job macht und dann beim 4. mal einen Gegenstand mitnehmen kann. Manchmal hat das besorgen der Gegenstände nur einen kleinen Einfluss auf das Ende des Spiels, manchmal aber auch größeren. Also sollte man schon versuchen seine Jobs gut zu machen und alles so zu organisieren, dass man möglichst viel bekommt.

Wer mit so einer Art Spiel etwas anfangen kann und dem Thema nicht abgeneigt ist, der sollte ruhig zugreifen. Meiner Meinung nach bietet das Setting mit den Charakteren zusammen gute Unterhaltung und auch das Gameplay spornt einen an immer besser und schneller in der Kontrolle von Ausweisen zu werden.

Getestet auf Nintendo Switch.