Crash Twinsanity (Review)

Nachdem Traveller’s Tales erstes Crash Bandicoot Spiel, Der Zorn des Cortex, so nah an Naughty Dogs Blaupause geblieben ist, wie nur eben möglich, hat das britische Studio bei Crash Twinsanity ein wenig mehr Ehrgeiz entwickelt und der Beutelratte eine Frischzellenkur verpasst. Mit einem neuen Artstyle, einem ungewöhnlichen Acapella-Soundtrack und einer frischen Tagteam-Dynamik geht Crash Twinsanity klar als der ambitionierteste Teil der Reihe durch.

Dr. Neo Cortex, Crashs unter chronischer Selbstüberschätzung leidender Widersacher, hat mal wieder eine Bedrohung hinaufbeschwört, die seine eigene Macht deutlich übersteigt, die bösen Papageien aus der Zehnten Dimension. Crash und Cortex machen sich gemeinsam auf den Weg, den beiden gefiederten Widerlingen eine komfortable Heimreise zu ermöglichen und suchen nach den hierfür benötigten Kristallen.

Im Verlauf des Spiels wechselt man in regelmäßigen Abständen zwischen Abschnitten, die Crash Bandicoot alleine bestreiten muss und solchen, in denen er mit seinem langjährigen Rivalen und Erschaffer gemeinsame Sache machen muss. Crash Twinsanity weicht vom Serienstandard der strikt getrennten Einzellevel ab und integriert die Level stattdessen in eine zusammenhängende Welt. Allerdings sollte man, trotz etwas erhöhter Bewegungsfreiheit nicht mit frei erkundbaren Levels im Stile eines Collectathon rechnen. Crash Twinsanity bleibt ein relativ strikt linear verlaufendes 3D Jump & Run und gelegentlich findet man sich sogar in einer der markanten Verfolgungssequenzen wieder, für die die ersten vier Crash Bandicoots bekannt sind. Nichtsdestotrotz schüttelt Crash Twinsanity endgültig den Eindruck ab, ein 2D Jump & Run mit veränderter Kameraperspektive zu sein.

Dass Crash Twinsanity unter einem gewissen Zeitdruck entstanden ist, merkt man dem Spiel insbesondere beim Speichersystem an. In Crash Twinsanity speichert das Spiel automatisch beim Erreichen bestimmter Punkte im Level, wobei Speicherpunkte nicht etwa durch irgendwelche Gegenstände markiert sind. Verliert man alle Leben, so kann man vielmehr jedes Mal aufs neue eine Überraschung erleben, wo man denn diesmal abgesetzt wird. Zu Beginn ist das Speichersystem auch relativ freundlich gestaltet, so dass man nur selten längere Abschnitte wiederholen muss.

Nach hinten raus werden die Speicherpunkte aber deutlich knapper und in der vorletzten Welt haben die Entwickler scheinbar schlicht vergessen Speicherpunkte zu setzen: Hier muss man ein Level komplett durchlaufen und dabei zwei Endgegner besiegen und eine Verfolgungssequenz überstehen, bevor das Spiel sich erbarmt, den Spielfortschritt festzuhalten. Dadurch ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels streckenweise unnötig hoch, zumal Steuerung, Kamera und gelegentliche Bugs durchaus den einen oder anderen nicht selbstverschuldeten Tod zur Folge haben können.

Auffällig ist zudem, wie extrem die Qualität des Leveldesigns schwankt. Crash Twinsanity bietet einige der bestdesignten Abschnitte der gesamten Reihe, mit einer hohen Intensität, guten Ideen und abwechslungsreichem Szenario. Flankiert wird das dann aber gleichfalls von langweiligen, sich wiederholenden Designabschnitten, schlecht funktionierenden Endgegnerkämpfen und fummeligen Paar-Aktionen von Crash und Cortex. Sehr gefährlich ist es auch, wenn das Spiel mal etwas unklar kommuniziert, wo es weitergeht, denn wenn man versehentlich an einen alten Storycheckpoint gerät, kann es einem passieren, dass man das Spiel von dieser Stelle an neu durchspielen muss und jeder seitdem erzielte Spielfortschritt verloren ist.

Crash Twinsanity ist eine ambitionierte Neukonzipierung von Crash Bandicoot, die auf durchaus gelungene Weise schafft, Atmosphäre und Spielgefühl in eine modernere, freiere Umgebung zu versetzen. Allerdings fehlt dem Spiel mindestens ein halbes Jahr Entwicklungszeit um das Leveldesign, die Steuerung, die Endgegner und das Speichersystem zu überarbeiten und zu polieren. Wer sich durch die schwachen Abschnitte des Spiels schleppt, der kann einige wirklich tolle Momente im Spiel erleben, aber insgesamt ist Twinsanity leider zu unstet.

Getestet auf Xbox.