Regina & Mac (Review)

Disclaimer: Regina & Mac ist von Diplodocus Games. Aber über die Bereitstellung des Spiels hinaus ist Sebastian nicht in dieses Review involviert. Ich habe mich auch nicht davon beeinflussen lassen, sondern handhabe diesen Artikel wie jedes andere Review.

Regina & Mac verspricht ein Spielgefühl wie 1998. Kann man Diplodocus Games in dieser Hinsicht vertrauen? Nun, zugegeben, meine Spieleerfahrungen 1998 dürften eher inexistent sein, also kann ich darauf keine endgültige Antwort geben. Jetzt gibt es Regina & Mac auf Nintendo Switch, weshalb ich die Version für diese Konsole teste.

Die Story ist simpel: Unser Duo, das aus einem Ara namens Regina und einem Tyrannosaurus namens Mac besteht, möchte aus einem Forschungslabor fliehen, wobei es die Unterstützung des Laborcomputers U64 benötigt. Mit einer ausufernden Geschichte rechnet bei einem 3D-Platformer wahrscheinlich kaum jemand, und sie wird auch nicht breit ausgewalzt.

Aber gerade in der Story von Regina & Mac liegt ein ganz besonderer Charme. Während Mac schweigsam ist, übernimmt Regina die Sprechrolle. Ihre Dialoge machen Spaß und sind humorvoll. Dabei haben alle auftauchenden Figuren selbst in den kurzen Sprechmomenten ihren eigenen Charakter, womit die Gespräche für mich zu einem Highlight geworden sind. Im Verlaufe des Spiels sind mir die Figuren tatsächlich ans Herz gewachsen.

Es gibt verschiedene Fähigkeiten, die wir für Regina und Mac freischalten können, darunter eine Stampfattacke und höhere Geschwindigkeit, aber auch eine Flugfähigkeit für Regina, die immer fordernd bleibt und mir teilweise die Orientierung im dreidimensionalen Raum erschwert hat, weil das Duo dabei immer in Bewegung ist.

Diese Fähigkeiten helfen uns dabei, die Floppy Discs in neun verschiedenen Welten zu sammeln, die U64 braucht, um uns Wege zu öffnen, zuerst natürlich zu neuen Leveln, aber letztlich geht es darum, dass Regina und Mac in Freiheit gelangen. Dafür werden auch nicht alle 100 Floppy Discs benötigt. Geschenkt wird uns die Freiheit dennoch nicht.

Über die Optik des Spiels lässt sich viel diskutieren. Sie ist angelehnt an die späten Neunziger, aber doch anders. Das Spiel ist nicht unbedingt schön, aber ich würde es auch nicht als hässlich bezeichnen. Es hat wenig auffällige Texturen, aber dort, wo sie vorhanden sind, bringen sie für mich das N64-Gefühl meistens herüber.

Aber was das Design des Spiels gut leistet, ist es, uns sehen zu lassen, wo es sich hinzugehen lohnt. Sieht etwas so aus, als könnte es dort etwas geben, lohnt es sich auch, sich dorthin zu begeben. Verschiedene Farben von Blöcken lassen erkennen, wie sie sich verhalten, wenn Mac darauf steht, oder wie sie Mac beeinflussen.

Sogar an den Wänden gibt es Unterschiede, an einigen Stellen kann Mac sogar Wandsprünge vollziehen. Die waren anfangs ungewohnt, da wir dabei nicht an gegenüberliegende Wände springen, sondern sie etwa dazu genutzt werden, weit entfernte Blöcke durch Sprünge an einer Wand entlang zu erreichen oder an einer einzelnen Wand weiter hinauf zu gelangen.

Außerdem ist die Kamera fast jederzeit frei beweglich, sie hängt nicht plötzlich in irgendeinem unpraktischen Winkel in der Wand fest, wodurch man nichts mehr sieht. Zudem wird alles, was zwischen der Kamera und unserem Duo steht, durchsichtig. Einen kleinen Nachteil hat die Kamera nur darin, dass ich manchmal nicht hinterherkam, die Kamera mit dem rechten Stick zu bewegen, wenn ich mit Regina und Mac schnell in Bewegung war und nicht anhalten konnte, um die Kamera zu justieren.

Was mir auch dabei geholfen hat, mich in eine Nostalgie-Stimmung zu versetzen, ist die Musik des Spiels. Sie passt nicht nur jeweils zu den verschiedenen Welten, einige Musikstücke vermitteln das Gefühl der frühen 3D-Ära besonders gut. Teilweise fühlt sich das Spiel dadurch so an, wie ich mir Banjo-Kazooie beim Anschauen eines Let’s Plays vorgestellt habe. Nur deutlich schwerer.

Denn Regina & Mac ist ein schweres Spiel. Es fordert oft präzise Sprünge, die natürlich erst durch eine präzise Steuerung ermöglicht werden. Wenn sich eine Plattform bewegt, von der Mac abspringt, beeinflusst das die Flugkurve. Es gibt schmale Stege, auf denen Mac gerade eben so seine Füße nebeneinander abstellen kann. Es gibt Plattformen, die sich um sich selbst drehen, so dass Mac von einer Seite auf die nächste springen muss, bevor sein Untergrund so schief ist, dass er abrutscht.

Die letzten beiden Fälle sind wahrscheinlich die, mit denen ich am meisten zu kämpfen hatte. Nicht einmal unbedingt, weil das die schwierigsten Stellen im Spiel sind. Sondern vor allem, weil ich damit genauso in jedem anderen Spiel Probleme habe. Wenn ich über einen schmalen Steg laufe, werde ich einfach nervös und wage mich nur noch in Trippelschritten voran. Außer natürlich, ich werde zur Eile gezwungen. Dann falle ich herunter. Und ich weiß auch nie, wann der richtige Moment ist, um die Seite einer Plattform zu wechseln.

Aber so oft ich auch vom Steg laufe, so oft ich auch von Blöcken falle oder den Abstand zwischen zwei schwebenden Plattformen falsch einschätze, so oft ich auch wieder an einem der wohlplatzierten Rücksetzpunkte lande: Neben dem Frust ist immer auch die Motivation da, es noch einmal zu probieren. Und noch einmal. Und noch einmal.

Dazu trägt auch bei, dass es keine Todesanimation oder lange Ladezeiten gibt nach einem Scheitern, sondern Regina und Mac sofort wieder am Rücksetzpunkt starten und weitermachen können. In den meisten Fällen sind die auch in der Nähe der Challenge, an der ich gerade erst gescheitert bin. Ich kann da sehr stur sein und Regina & Mac spricht diese Seite von mir sehr gut an.

Dennoch gibt es ein paar Stellen, an denen ich nach vielen Fehlschlägen eingesehen habe, dass ich eine Pause brauche, um mit frischer Kraft zurückzukehren. Es gibt viele Stellen, an denen ich zuerst dachte, die schaffe ich nie, nur um immer weitere Fortschritte zu machen – und wenn ich mein Ziel erreicht und die Floppy Disc eingesammelt habe, dann war das doch gar nicht so schwer, warum hatte ich jemals Probleme damit?

Bei der ganzen Schwierigkeit war ich dennoch oft überrascht, wenn bei Zeitlimits Fehler erlaubt sind oder wie gut sich noch in der Luft die Sprungweite beeinflussen lässt, um eine Plattform doch noch zu erreichen. Einfach wurde es dadurch natürlich trotzdem nicht.

Für eine geringere Herausforderung gibt es auch einen Easy Mode. Der ist zumindest im ersten Level, das ich damit erneut durchgespielt habe, tatsächlich deutlich einfacher mit viel mehr Rücksetzpunkten und Plattformen, die sich langsamer bewegen. Dafür wird Mac blau eingefärbt.

Neben dem Platforming sind Rätsel ein weiterer wichtiger Bestandteil des Spiels. Mit Nonogrammen (auch Picross genannt), für die in den Levels Nonocubes gesammelt werden müssen, lassen sich weitere Level freischalten. Die sind nicht für jeden etwas, aber ich hatte Spaß daran und konnte die Strategien aus meinem Gedächtnis hervorkramen, die ich vor Jahren für Pokémon Picross nachgelesen habe.

In die Level integriert sind auch Rätsel oder Stellen, an denen wir zuerst herausfinden müssen, wie wir etwas freischalten, um weiterzukommen oder Floppy Discs zu erhalten. Es gibt auch ein Labyrinth, in dem ich mich total verirrt habe, obwohl es eigentlich gar nicht so komplex ist.

Außerdem möchte ich die Soundeffekte nicht unerwähnt lassen. Die Rücksetzpunkte klingen wie Türklingeln, was mich anfangs irritiert hat, aber das hat seinen eigenen Charme. Die Nonocubes klappern wie Würfel. Der Sprungsound ist auch sehr putzig, und oft springe ich auch einfach nur dafür. Aber es gab auch eine Stelle im Spiel, an der der Sprungsound so oft ertönt ist, dass ich die Lautstärke heruntergestellt habe.

Die Schwächen von Regina & Mac liegen vor allem in der Optik, an die man sich aber auch gewöhnen kann. Das Spiel legt den Fokus mehr auf Funktionalität als auf Ansehnlichkeit.

Ist die Schwierigkeit nun eine Stärke oder Schwäche des Spiels? Da Regina & Mac schwierig sein soll, ist das zumindest vollauf erfüllt. Wenn die Spielerfähigkeiten partout nicht ausreichen, gibt es immer noch den Easy Mode. Ansonsten hat es auch viel mit Frusttoleranz und Sturheit zu tun, ob es zu schwer ist.

Ich bin selbst nicht ganz schlecht im Platforming, wenn auch weit von Profifähigkeiten entfernt. Ich habe zwar noch nicht alle 100 Floppy Discs, schon weil ich das letzte Level noch nicht abgeschlossen habe, aber in den anderen Levels konnte ich so gut wie alle letztlich doch erreichen. Zum Teil habe ich sie nicht wegen besonders kniffliger Sprünge noch vor mir, sondern weil ich beim Rätseln Mühe habe. Alle anderen habe ich erreicht, mal mit mehr, mal mit weniger Versuchen.

Also: Wer Spaß an 3D-Platformern hat und sich nicht von der Optik abschrecken lässt, kann gut zu Regina & Mac greifen und bekommt witzige Dialoge noch dazu, ebenso wie das Potenzial, Erinnerungen an N64-Zeiten zu wecken. Es ist fordernd, sogar sehr, also solltet ihr eine gewisse Frusttoleranz mitbringen, weil der normale Modus es wert ist, zumindest ausprobiert zu werden. Alternativ eine Offenheit gegenüber Easy Modes, um das Spiel mit einer geringeren Schwierigkeit zu spielen. Denn es ist ein 3D-Platformer mit Rätseleinlagen, der Spaß macht neben der teilweise extrem großen Herausforderung.

Vielen Dank an Diplodocus Games für die Bereitstellung des Testmusters.