Sly Cooper: Jagd durch die Zeit (Review)

Sanzaru Games ist im Dienste Sonys ein Sprung gelungen, der nur wenigen Entwicklern ermöglicht wird. Nachdem das Studio die original Sly Trilogie von der PlayStation 2 auf die PlayStation 3 portiert hat, haben sie ein Konzept zu einem Nachfolger entworfen und tatsächlich den Auftrag bekommen, die Sly-Serie nach der Portierung auch fortzusetzen. Herausgekommen ist Sly Cooper Jagd durch die Zeit für PlayStation 3 und PlayStation Vita.

Sly Cooper kommt aus einer langen Dynastie von Dieben und legt auf diese Vergangenheit auch größten Wert. Doch sein Widersacher Cyrille Le Paradox hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sly Coopers Vergangenheit zu vernichten. Mit einer Zeitmaschine hat er verschiedene Punkte in der Vergangenheit angesteuert, an denen Slys namhafte Vorfahren agiert haben, um ihren Aufstieg als große Diebe zu vereiteln. Nun ist es an Sly und seiner Truppe, ebenfalls durch die Zeit zu reisen und Le Paradox‘ Plan zu vereiteln.

Der Geschichte folgend ist das Spiel in fünf Zeitperioden unterteilt, die im Wesentlichen den Welten des Spiels entsprechen und jeweils mit ca. sieben bis neun Missionen daher kommen, die man in strikt linearer Abfolge erledigt. Das Weltendesign ist unterteilt in eine offene, frei erkundbare Oberwelt je Epoche und mehrere kleine, lineare Abschnitte, in denen die meisten eigentlichen Missionen sich abspielen. Im Verlauf der Geschichte wechselt man regelmäßig zwischen drei spielbaren Charakteren, Sly, Bentley die Schildkröte und Murray das Nilpferd. Zusätzlich gibt kann man in jeder Epoche auch Slys Vorfahr der jeweiligen Epoche spielen und gelegentlich in die Rolle von Carmelita Fox schlüpfen, die vor allem als Schützin brilliert.

Der eigentliche Jump & Run-Anteil des Spiels geht auf Slys Konto. Sly kann sich athletisch durch seine Umgebung bewegen und beispielsweise auf engen Kanten balancieren, Klettern und Schweben. Allerdings sollte man in jedem Fall wissen, dass das vierte Sly Abenteuer weitgehend sicherstellt, dass der Schwierigkeitsgrad über die gesamte Spielzeit hinweg völlig flach (und extrem niedrig ist), denn mit dem Kreis-Knopf kann man selbst von relativ großen Abständen noch automatisch auf Kanten und Vorsprünge hüpfen, ohne dass irgendwelches Geschick notwendig wäre. Extrem kulante Rücksetzpunkte, selbst bei den Endgegner, sorgen zudem dafür, dass es in Sly 4 nur eine Richtung gibt: Vorwärts.

Das wäre nicht weiter schlimm, wenn das Aufgabendesign wenigstens interessant wäre, doch Sly 4 ist äußerst formelhaft aufgebaut und ein großer Teil der Missionen wirkt wie aus einer Schablone auf die einzelnen Gebiete gepresst. Insbesondere die ersten drei Missionen einer jeden Mission, die im Wesentlichen darin bestehen, die Umgebung in der Oberwelt nach vorgegebenen Wegpunkten abzusuchen, sind absolut belanglos und fühlen sich wie Zeitverschwendung an. Einzig die speziellen Fähigkeiten, die mit Slys Vorfahren, sowie einem Kostüm für Sly in jeder Zeitepoche einhergehen, sorgen gelegentlich für interessante neue Spielsituationen.

Bislang haben wir nur über Sly gesprochen, doch die alternativen beiden Charakere, Murray und Bentley, sind noch einmal ein deutlicher Schritt zurück. Beide sind wesentlich weniger wendig als Sly und insbesondere Murray dient quasi nur dazu, sich behäbig von einer Gegneransammlung zur nächsten zu bewegen und sie mit einfachen Angriffen per Quadratknopf auszulöschen. Murray ist der absolute Tiefpunkt des Spiels. Bentley hingegen ist ein weniger athletischer Sly, der aber die meiste Zeit damit zubringt, irgendwelche Computersysteme zu hacken. Aus spielerischer Sicht bedeutet das, dass man eines von drei Minispielen absolvieren muss. Das wäre einerseits ein Bewegungsspiel, bei dem man eine Kugel durch Kippen ins Ziel navigieren muss und andererseits zwei Twin-Stick Shooter – ein durchaus spaßiger und ein langsamer, ziemlich langweiliger.

Auf Grund seines spielerisch ziemlich monotonen Leveldesigns, des anspruchslosen Spieldesigns und der großen Zahl an langweiligen Missionen ist Sly Cooper: Jagd durch die Zeit leider kein sonderlich überzeugendes Spiel. Sly-Fans können durchaus zugreifen, doch verpasst man auch nichts, wenn man den vierten Sly auslässt.

Getestet auf PlayStation Vita.