The Ambassador: Fractured Timelines (Review)

Zeit lässt sich manipulieren. Das macht sich die Eternal Fellowship, die Ewige Gemeinschaft, zunutze. Die hat Gregor, unseren Protagonisten, gerade frisch rekrutiert, damit er Botschafter der Zeit wird. Aber das ist nicht das einzige, was Gregor kann.

The Ambassador: Fractured Timelines von tinyDino Games ist ein Twin-Stick-Shooter in einem Fantasysetting mit über 50 Leveln, einer Zeitmanipulationsmechanik und einer Geschichte, die vorwiegend über NPCs und Tagebucheinträge erzählt wird. Gespielt habe ich auf Nintendo Switch.

Wir sind mit Gregor unterwegs, nachdem wir ein Tutorial abgeschlossen haben, das jede einzelne Fähigkeit komprimiert zeigt und quasi alles erklärt, was damit möglich ist.
Es gibt Kampfwaffen, die Gregor auf Gegner wirft. Die meisten richten Schaden an, wenn sie auf einen Gegner treffen, bevor sie das Ende der Wurfweite erreicht haben. Daher gibt es kein Dauerfeuer, stattdessen wird der Wurf mit einem Druck auf R ausgelöst und der nächste Angriff kann erst eingesetzt werden, wenn Gregor die Waffe wieder in der Hand hält. Auf dem Rückweg machen die meisten Waffen keinen Schaden.
Als Mitglied der Ewigen Gemeinschaft ist Gregor auch dazu in der Lage, Magie einzusetzen. Mit den hinteren Schultertasten lässt sich zwischen der Kampfwaffe und einer Magischen Waffe wechseln. Diese funktioniert im Prinzip gleich und schießen etwa einen Magieball auf die Gegner. Der muss allerdings nicht zurück zu Gregor, damit die Waffe erneut benutzt werden kann, stattdessen kostet jeder Einsatz einen Mana-Punkt. Außerdem lassen sich mit Magie Kisten und Fässer zerstören, in denen sich Essen zur Heilung befinden kann.

Wird zwischen beiden Waffentypen gewechselt, während die Kampfwaffe noch im Feld ist, bleibt sie dort und fliegt erst zurück zu Gregor, wenn wieder auf die Kampfwaffe geschaltet wird. Also nicht vergessen, darauf zu achten, wo die Waffe gerade ist. Besonders häufig ist mir das allerdings erst im Horden-Modus passiert, der nach dem Sieg über den Endboss freigeschaltet wird.

Neben dem Einsatz von Waffen kann Gregor die Zeit manipulieren. Dabei bildet sich eine Blase um ihn herum, innerhalb derer für einige Sekunden die Zeit angehalten wird. Dieser Effekt ermöglicht es etwa, Angriffen auszuweichen oder bestimmte Objekte zu zerstören.

Neue Waffen und Kleidung finden wir nach Abschluss einiger Level. Dabei hat jede Waffe ihre eigenen Eigenschaften. Die Kleidung kann etwa die Verteidigung erhöhen, was sich in einem weiteren Herz zeigt, oder sie hat magische Eigenschaften, die etwa die Mana-Regeneration oder die Regeneration der Leiste für die Zeitmanipulation beeinflussen.

Nach unserem ersten, anstrengenden Tag als Ambassador of Time ruhen wir uns auf einem Plateau aus, einen guten Blick auf die prächtige Stadt der Fellowship, Tamaris. Wäre doch schade, wenn sie zerstört werden würde, oder nicht?

Aber genau das passiert. Gregor und seine Begleitung überleben gerade noch, und wir erhalten den Auftrag, zu ergründen, wer Tamaris vernichtet hat. Vom Weltenportal aus, einer kleinen Lichtung, schicken uns drei Portale in verschiedene Gebiete. In zweien von ihnen befinden sich Verdächtige, denen die Eternal Fellowship schon lange ein Dorn im Auge ist, das dritte führt uns in die Ruinen der Stadt.
Wir können frei wählen, wohin wir uns zuerst begeben. Jede Gegend hat ihre eigenen Gegnertypen, einige davon sind erst einmal unverwundbar, bis sie nach einem Angriff oder durch andere Voraussetzungen verletzlich werden.

Ein Level ist dann abgeschlossen, wenn jeder Gegner besiegt wurde. Meistens reicht es dabei aus, durch das Level zu gehen und sich nebenbei nach den versteckten Tagebucheinträgen umzuschauen, damit man jedem Gegner begegnet. Läuft Gregor über brüchige Brücken, gibt es aber immer Warpportale, die uns zurück in andere Bereiche des Levels bringen, falls wir doch einen Gegner übersehen haben. Oder eben noch einmal nach einem versteckten Durchgang suchen.
Diese existieren nicht in jedem Level, aber sobald wir ein paar Tagebucheinträge gefunden haben, können wir im Menü nachschauen, um abzuschätzen, welche Level wir erneut absuchen müssen. Und wenn wir schon einmal dabei sind, es gibt auch Achievements dafür, jedes Level abzuschließen, ohne zu essen oder ohne Schaden zu nehmen. Für die Time Trials ist wiederum ein dedizierter Versuch sinnvoller, weil die Zeiten ziemlich knapp bemessen sind, Erkundungen also vermieden werden sollten.

Ich habe den Schwierigkeitsgrad der Level als angemessen empfunden. Natürlich sind die ersten Level etwas leichter und mit dem Endboss hatte ich sehr lange zu kämpfen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass die Schwierigkeit plötzlich zu stark angestiegen wäre. Vielleicht sind gerade in Tamaris in den späteren Levels manchmal ein paar Gegner zu viel auf einmal in einem Bereich, aber das sind Ausnahmen.
Wem das Spiel zu schwierig ist, der kann auch einen einfachen Modus einstellen. Dabei ist zu beachten, dass der Schwierigkeitsgrad nicht im laufenden Spiel gewechselt werden kann. Im einfachen Modus wird der Levelfortschritt bis zum Tod Gregors gespeichert, man setzt also dort wieder ein, wo man gescheitert ist, statt das Level neu beginnen zu müssen.

Zugegeben, was den Endboss angeht, dachte ich schon manchmal, dass der ein wenig unfair ist. Aber zu einem großen Teil lag das an mir und meiner fehlenden Flexibilität, und nur zu einem kleinen Teil daran, dass er wirklich viele Treffer aushält.
Ich hatte im Verlauf des Spiels schön meine Lieblingswaffen ausgesucht und eine allgemeine Kampfstrategie, mit der ich meistens recht gut gefahren bin, also bin ich lange dabei geblieben. Nur langsam habe ich es geschafft, Kleidung mit anderen Eigenschaften auszuwählen. Noch viel länger habe ich gebraucht, bis ich auf die Idee kam, noch einmal alle Waffen anzuschauen und nach einer zu suchen, die mehr Erfolg verspricht. Umso größer war aber das Erfolgsgefühl, als ich mit einer selbst entwickelten Strategie gewonnen habe.

Die Zeitmechanik kommt in den meisten Leveln eher zu kurz. Bei vielen Gegnern ist es nicht schwer, auszuweichen, ohne die Zeit anzuhalten. Außerdem gibt es zwar kleinere Rätsel, für die man sie benutzen muss, aber die in den wenigsten Levels vorhanden sind. In Tamaris hat Gregor mehr Vorteile von dieser Fähigkeit, auch wenn es bei einem der Gegnertypen wieder Möglichkeiten gibt, darauf zu verzichten, besonders in Verbindung mit einer bestimmten Magischen Waffe, die den Schild dieses Gegners einfach umgehen kann.

Das Set-Up des Weltenportals legt schon einige Plotpunkte der Geschichte nahe, aber es macht Spaß, die kleinen Textabschnitte innerhalb der Level zu suchen oder NPCs anzusprechen, die alle auch ihre eigene Meinung zur Eternal Fellowship und den Geschehnissen oder aber ihren eigenen Umständen haben. Nach und nach entsteht so ein plastisches Bild der Welt, in der Gregor unterwegs ist und in der sogar einige Gegnertypen Hintergrundgeschichten haben.

Falls sich jemand wundert, dass Gregor keine Augen hat, die anderen aber schon, das hat im Spiel tatsächlich seinen Grund

Nach Abschluss der Geschichte habe ich mir den Horden-Modus angeschaut. Gut, vorher ging das auch gar nicht. In diesem Modus fängt Gregor wieder mit seinen ersten Waffen an. Für das Besiegen von Gegnern gibt es Punkte, die in andere Waffen oder Kleidung investiert werden können oder um Türen zu öffnen. Dadurch wird gleichzeitig der Bereich, in dem die Gegner auftauchen, vergrößert. Oft habe ich meine Waffe irgendwo liegen lassen und musste darauf warten, bis sie wieder bei mir angekommen war. Hier gibt es dann doch Probleme mit übersehenen Gegnern, weil diese in Wellen auftreten, also erst eine Welle völlig ausgelöscht werden muss, ehe die nächste auftaucht.
Dadurch, dass die Waffen erst gekauft werden müssen, bietet es sich an, verschiedene von ihnen noch einmal auszuprobieren. Meinen liebsten Zauberstab vermisse ich dort trotzdem meistens.

Den Endboss habe ich nach ungefähr acht Stunden Spielzeit besiegt. Gerne hätte es auch noch ein wenig länger dauern dürfen. Das liegt auch daran, dass Gregor nach einem abgeschlossenen Level direkt durch ein Portal in das nächste Level geht, sodass die Level ein wenig ineinander übergehen und ich kein Gefühl dafür bekommen habe, wie viele Level ich eigentlich gespielt habe, bis ich plötzlich auf den Boss des Gebietes getroffen bin.
Die atmosphärischen Level, die auch durch die thematischen Gegenden eingeschränkte Möglichkeiten haben, alle völlig unterschiedlich auszusehen, werden nicht eintönig, die Gegnerauswahl wirkt nicht zu begrenzt, obwohl in jeder der drei Gegenden nur ein Teil der Gegnertypen auftaucht. Gerade Tamaris als zerstörte Stadt, in der Zombies und unförmige Gestalten unterwegs sind, wirkt dabei so, als würde ich mit Gregor tatsächlich die Überreste einer Stadt erkunden.

The Ambassador: Fractured Timelines ist ein unterhaltsamer Twin-Stick-Shooter für zwischendurch. Zwar ist der Wiederspielwert der einzelnen Level beschränkt, aber dafür ist das Setting sehr atmosphärisch, sowohl durch seine Ausgestaltung als auch durch die Hintergrundinformationen aus den Tagebucheinträgen. Die besondere Fähigkeit Gregors, die Zeit zu manipulieren, wird hin und wieder auf interessante Weise benutzt, insgesamt jedoch zu selten. Dafür punktet das Spiel mit einer Vielzahl individueller Waffen und Kleider für unterschiedliche Spielstile.

Vielen Dank an Quantum Astrophysicists Guild für die Bereitstellung des Testmusters.