Sly 2: Band of Thieves (Review)

Nach einem schweren Start mit Rocket: Robot on Wheels, das lange nach einem Publisher dürstete, hat Sucker Punch bei Sony endlich ein zuhause gefunden und konnte sich ab der PlayStation 2 Generation voll auf die Spiele-Entwicklung konzentrieren. Sucker Punchs zweites Spiel Sly Cooper entwickelte sich zu einem Erfolg und so war der Weg frei für einen zweiten Teil, in dem alles wesentlich größer wurde: Der spielbare Cast, die Welten und der Spielumfang. Doch leider ist größer nicht immer auch besser.

Storyseitig knüpft Sly 2: Band of Thieves unmittelbar an den Erstling an: Die verschiedenen Teile der bösen mechanischen Eule Clockwerk wurden in aller Welt verstreut und stellen eine große Gefahr dar: Wer auch immer alle Teile von Clockwerk sein Eigen nennt, kann sich hieraus einen neue Körper bauen, der ihn nicht nur monströs mächtig macht, sondern zudem unempfindlich gegen Krankheit und Alterungsprozess. Das ist natürlich besonders für fiese Schurken äußerst attraktiv und so machen sich Sly und seine Freunde auf, alle Teile Clockwerks zu stehlen, um zu verhindern, dass sich ein neuer Superbösewicht aus Clockwerks Asche erhebt. Auf die clevere Idee, Clockwerks Einzelteile zu zerstören, wann immer sie eines einsacken kommt die Cooper-Bande hingegen natürlich nicht, aber lassen wir das.

Auch wenn Sly Raccoon bereits mehrere Oberweltgebiete geboten hat, die das Spiel in Kapitel strukturiert haben, spielen diese in Sly 2 eine bedeutend größere Rolle. Tatsächlich wurde die Hub-Natur der Oberwelt aufgegeben und die Missionen finden nicht mehr in linearen Levels statt, die von der Oberwelt aus betreten werden. Stattdessen finden die meisten Missionen direkt in dem jeweiligen Oberweltengebiet statt. Einzelne Aufgaben finden noch im Inneren von Gebäuden statt und erinnern insofern ein wenig an die Missionen im Erstling, allerdings muss man festhalten, dass auch diese Missionen nicht annähernd so sorgfältig orchestriert sind wie die Missionen in Sly Raccoon.

Auch wenn man in Sly Raccoon gelegentlich in einem Minispiel die Kontrolle über das dicke Nilpferd Murray übernommen hat, war das Spiel klar auf Sly fokussiert. Im zweiten Teil sind aber alle drei Teammitglieder, Sly, Bentley und Murray fast gleichberechtigt spielbar. In einigen Spielmomenten – darunter kurioserweise beim Shooter-Endgegner – übernimmt man sogar die Kontrolle über Slys Rivalin Carmelita Fox. Leider spielen sich die verschiedenen Charaktere nicht annähernd gleich gut. Sly wurde etwas vereinfacht im Vergleich zum ersten Spiel und muss nun tatsächlich als Stealth-Charakter agieren. Während Stealth im ersten Teil nahezu ausschließlich eine Präsentationsfrage war, muss man hier regelmäßig auf langsame Gegner mit ihren Taschenlampen warten, in Assassin’s Creed-Manier hinter Bösewichten her schleichen oder eine Mission unter der Nebenbedingung abschließen, nicht entdeckt zu werden. Dumm nur, dass die Stealth-Aspekte so langweilig designt sind, dass sie das Spiel nur stören, statt es zu bereichern.

Bentley ist im Grunde genommen recht ähnlich zu Sly, nur dass er nicht klettern kann. Im Gegenzug kann Bentley allerlei Computer hacken, in aller Regel begleitet von einem Twin Stick Shooter-Minispiel, das man im Verlauf des Spiels wieder und wieder spielen muss. Murray hingegen ist vor allem ein Gewalttäter und kann abseits seines behäbigen Jump & Run-Gameplays mit kräftigeren Schlägen gegen Gegner brillieren. Als Murray darf man sich also in regelmäßigen Abständen mit riesigen Mengen kleiner Gegner herumärgern. Wenngleich Murray eigentlich in der Geschichte einer der sympathischeren Charaktere ist, ist er spielerisch ein ziemlicher Totalausfall und nervt von Beginn bis Ende nur.

Leider ist das Missionsdesign auch abseits dessen sehr formelhaft und uninteressant. Die erste Mission eines jeden Levels ist es, Fotos von den Zielobjekten zu machen, die letzte Mission ist ein Endgegner und zwischendurch werden vereinzelte individuelle Missionen unter immer wieder kehrende Archetypen gemischt. Der Schwierigkeitsgrad ist fast durchgängig sehr gering – kurioserweise sind die Shooter-Abschnitte mit Carmelita dank der etwas schwammigen Steuerung die merklich schwierigsten im Spiel und allzu oft scheint die Handlung den Entwicklern wichtiger gewesen zu sein, als die Frage, ob die jeweilige Mission denn überhaupt spielerisch unterhaltsam ist.

Sly 2: Band of Thieves geht zwar definitiv neue Wege im Vergleich zum Vorgänger, fällt dabei in aller Regelmäßigkeit flach. Die Oberweltgebiete sind weitgehend spaßbefreit, dennoch muss man einen großen Teil des Spiels in ihnen zubringen, Murray ist eine regelrechte Zumutung und selbst die besten Missionen – in fast jedem Fall als Sly – hinken deutlich hinter Sly Raccoon her. Auch die äußerst hübsche Grafik und die gelungene deutsche Sprachausgabe können das Spiel insofern nicht retten. Für ungeübte Spieler, die einen größeren Wert auf die Präsentation als die mechanische Seite des Spiels legen kann Sly 2 durchaus eine adäquate Wahl sein, es ist aber leider dennoch ein großer Rückschritt.

Getestet auf PlayStation Vita.