Donald Duck Phantomias: Platyrhynchos Kineticus (Review)

Vor mehr als 50 Jahren erschien der erste Comic in dem Donalds Alter Ego Phantomias, damals noch als Rächer in eigener Sache, durch Entenhausen flatterte. Obwohl Phantomias außerhalb Europas weitgehend unbekannt ist, hat Ubisoft auf GameCube und PlayStation 2 ein Spiel zu Phantomias, angelehnt an die Alben-Comicreihe „der neue Phantomias“, entwickelt. Die Albenreihe „der neue Phantomias“ ist hierzulande vor allem über ihre anhaltende Veröffentlichtung in der Reihe Lustiges Taschenbuch Premium bekannt und unterscheidet sich inhaltlich von den klassischen Donald- und Phantomias-Geschichten durch ein futuristisches Setting, komplexere und auch actionreichere Geschichten.

Zwar steckt Donald Duck Phantomias: Platyrhynchos Kineticus voller Charaktere aus „der neue Phantomias“ und zeigt sogar zu Beginn das italienische Originalcover von Kapitel 17 „Kamera! Und Action!“, dennoch orientiert sich das Spiel nicht am Kanon der Comicreihe. Stattdessen wird Phantomias gleich zu Beginn des Spiels eine neue Hintergrundgeschichte gegeben. Statt in der Villa Rosa erhält Donald Duck seine Heldenidentität direkt von dem Super-Computer Eins im Ducklair Tower. Damit nicht genug, der deutsche Name Phantomias taucht im gesamten Spiel nicht auf, stattdessen wird Phantomias von Eins kurzerhand PK, kurz für Platyrhynchos Kineticus, getauft.

Trotz dieser etwas eigenwilligen Abweichungen zu Beginn entwickelt sich Phantomias: Platyrhynchos Kineticus im weiteren Spielverlauf ziemlich genau so, wie man es als Kenner des neuen Phantomias erwarten würde. Die Evronianer versuchen die Erde zu erobern und Phantomias muss mit allerlei Gadgets, die Eins ihm nach und nach zur Verfügung stellt, die Gefahr abwenden. Die Geschichte wird in Deutsch vertonten Zwischensequenzen erzählt, die, in Anlehnung an das ungewöhnliche Framing der Comics des neuen Phantomias, mit verschiedenen Comic-Frames eingepasst sind. Optisch setzt das Spiel auf einen gelungenen Cel-Shading-Stil, der der Comic-Vorlage durchaus gerecht wird. Die Framerate ist – jedenfalls auf dem GameCube – leider nicht richtig stabil, fällt aber zum Glück nicht so weit ab, dass das Spiel unspielbar würde.

Phantomias ist nach Tonic Trouble und Donald Duck: Quack Attack das letzte Hüpfspiel, das auf der Rayman 2-Engine aufbaut und ist in Sachen Spielmechanik relativ nah an Rayman 2. Das bedeutet, dass Phantomias seine Gegner anvisieren und mit seinem Transformerschild beschießen kann, sowie nach einem Sprung langsam nach unten gleiten kann, nicht unähnlich zu Raymans Haar-Helikopter. Das Kampfsystem ist zwar Rayman entlehnt, leidet aber in Phantomias ein wenig daran, dass das Spiel vorrangig in recht engen Korridoren spielt. Raymans Kampfsystem funktioniert aber in etwas offeneren Arealen tendenziell besser. Nichtsdestotrotz, im Vergleich zu anderen Hüpfspielen mit hohem Action-Anteil der Zeit funktioniert das Kampfsystem deutlich besser und das Spiel nervt zu keinem Zeitpunkt mit überbordenden Gegnerwellen. Stattdessen werden die Gegner durchaus mit einem guten Rhythmusgefühl platziert und kombinieren im späteren Verlauf auch schwieriges Terrain mit dem Kampfsystem.

Die Steuerung von Phantomias ist gut gelungen und wird schrittweise durch da Erlangen neuer Fähigkeiten für den Transformerschild komplexer. Weniger begeistern kann hingegen die Kamera, die, abgesehen von der Möglichkeit, die Kamera hinter Phantomias zu zentrieren, vollständig automatisch funktioniert. Da die Level in Phantomias strikt linear sind, ist es teilweise schwer nachvollziehbar, wieso die Kamera erst relativ spät um Kurven lenkt. Zwar haben die Entwickler das durchaus berücksichtig, so dass man durch die langsame Kamera nicht in die Irre geführt wird, aber dennoch wäre eine etwas flüssigere Kameraführung bei dem Leveldesign-Konzept geradewegs zwingend.

Eine Besonderheit des Spiels ist, dass man in jedem Level zwei verschiedene Sammelgegenstände auflesen kann. Einerseits gibt es Eins-Medaillen, derer man jeweils 15 benötigt, um einen der – großzügig verteilten – Checkpoints im Spiel zu aktivieren. Auf der anderen Seite gibt es in jedem Level sechs Wissenschaftler zu finden, die um Hilfe schreien und oftmals mit einem Zeitlimit eingesammelt werden müssen, sobald man in ihre Nähe gelangt. Von den insgesamt 60 Wissenschaftlern im Spiel muss man 40 sammeln, um das letzte Level betreten zu können. Wer alle 60 Wissenschaftler retten möchte, bevor sie von den Evronianern zu kleinen Matschhäufchen zerschossen werden, muss auf jeden Fall zügig reagieren. Von den Wissenschaftlern abgesehen ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels aber eher moderat.

Noch wesentlich moderater ist allerdings der Umfang ausgefallen. Entwickelt vom gleichen Team wie Donald Duck Quack Attack kommt auch Phantomias nämlich mit einer erstaunlich geringen Spieldauer daher. Für ein Level benötigt man durchschnittlich etwa 10 Minuten, bei 10 Levels, die man selbst wenn man versucht alle Wissenschaftler zu retten, selten mehr als zwei Mal spielen muss, kann man selbst zusammenrechnen, wie schnell man den Abspann zu sehen bekommt. In der Zeit wird man zwar gut unterhalten, die Spielerfahrung ist aber gleichzeitig nicht so poliert, dass man von einem völlig runden Spiel sprechen könnte. Zum Erscheinungszeitpunkt hat das Spiel mit 60€ zu Buche geschlagen, was definitiv ein hoher Preis für ein zwei bis vier Stunden Spiel ist.

Donald Duck Phantomias: Platyrhynchos Kineticus ist ein solides Action-Jump & Run, das ähnliche Stärken und Schwächen hat wie Donald Duck Quack Attack. Wer Donald und insbesondere den neuen Phantomias mag, erhält hier ein unterhaltsames Jump & Run ohne besondere Höhenpunkte, aber einer guten Repräsentation des Phantomias-Universums. Mehr als ein oder zwei Spielsitzungen wird das Spiel allerdings nicht in Anspruch nehmen.

Getestet auf GameCube.