Max Mustard (Review)

„Quests Astrobot“, „Game oft the Year Potential”, „Die Steuerung ist nicht von dieser Welt”, „Das hier ist Schach und kein Dame“ – Diese Vorschusslorbeeren begegneten mir, als ich das erste Mal nach diesem Spiel suchte, weil mir ein Muster angeboten wurde. Die Superlative überschlagen sich und außerdem ist es endlich mal wieder ein VR-Titel, den man gemütlich aus der Beobachterperspektive spielen kann. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und sagte zu. Doch was ist dran, an den Versprechungen und werde ich im Spielverlauf herausfinden, warum das Spiel mehr mit Schach als mit Dame gemeinsam hat?

Das Spiel ist ein 3D Plattformer in dem man gemeinsam mit Max Mustard, einer Erfinderin des sterbenden Planeten Krunch, in 40 Levels kleine Plüschkreaturen aus Käfigen befreit, nachdem ein böser Geschäftsmann diese entführt hat, um sie an Superreiche zu verkaufen. Es hat eine sehr stimmige und knuddelige Optik, die zwar niemanden vom Hocker reißen wird, aber völlig zweckdienlich ist. Einzig die geringe Auflösung sticht negativ ins Auge. Diese soll laut dem Hauptmenü zeitnah per Update erhöht werden. So lang wie die Quest 3 mittlerweile auf dem Markt ist, könnte man aber eigentlich davon ausgehen, dass es die obligatorischen Anpassungen an die nicht mehr ganz so neue Hardware jetzt schon zum Release der Spiele gibt. Schade! Dies ist jedoch schnell vergessen, denn sobald man los hüpft ist dies vergessen und man versinkt ganz in der bunten Knuddelwelt.

Wie im Genre üblich, kann man sich das Leben so schwer machen, wie man selbst möchte. Einfach durch die enorm abwechslungsreichen Level zu laufen dürfte kaum jemanden vor größere Herausforderungen stellen, in den meisten Levels sind jedoch zusätzlich 3 Kreaturen versteckt. Um das Spiel abzuschließen benötigt man 70 der 90 kleinen Biester. Um diese zu finden muss man sich schon eher in Gefahren begeben, die regelmäßig auch in einem Abgrund enden. Nachdem man dann zum stets fair platzierten Checkpoint zurückgesetzt wurde kann man zusätzlich jede Menge Münzen an zum Teil riskanten Orten sammeln, um diese im Shop auszugeben. In diesem kann man sich 8 Verbesserungen kaufen. Unter anderem kurioserweise die „Fähigkeit“ die Kamera zu drehen. Das geht zwar schon nach dem ersten Level zu einem so niedrigen Preis, dass man es sich fast notgedrungen leisten kann, aber es ist schon eine ziemliche Besonderheit, über deren Sinn man sicher streiten könnte.

Fast jedes der 40 Level ist einzigartig, der Entwickler schafft es stets neue Ideen unterzubringen und somit nie Langeweile aufkommen zu lassen. Hier einen Vergleich mit Mario Galaxy oder 3D World zu ziehen wäre vermessen, auch dann, wenn viele der Ideen sehr offensichtlich vom Klempner geliehen sind – aber der Versuch, dieses Konzept zu kopieren ist durchaus zu sehen und das nicht unerfolgreich. Aufgelockert wird dies durch Passagen, in denen der Spieler direkt eingreifen kann, zum Beispiel durch eine Pümpelkanone, die auch auf speziellen und extrem knapp getakteten Schießbuden zum Einsatz kommt. Wer hier die Goldmedaille verdienen möchte, muss schon einiges an Zielwasser trinken. Abgerundet wird dies alles durch 4 Bosskämpfe, in denen der Spieler erneut mit Max zusammenarbeiten muss. Diese sind durchaus spaßig, dürften erfahrene Spieler aber kaum fordern. Insgesamt bietet das Gameplay wenig neues und man bekommt genau das, was man nach dem Trailer erwartet.

Was bleibt also übrig, vom Astro-Schach mit außerirdischer Steuerung? Ich sag es euch ganz ehrlich – was genau mit dem Schach statt Dame gemeint ist, weiß ich auch nach gut 5 Stunden Spielzeit noch nicht. Auch die Steuerung kommt mir zwar sehr gelungen, aber dennoch ziemlich irdisch vor. Ein Vergleich mit Astrobot ist fast ebenso anmaßend wie einer mit Mario. Also alles nur leere Versprechungen für ein gewöhnliches Spiel? Mitnichten! Denn ein Versprechen aus der Einleitung war nicht übertrieben, wenn auch etwas unspezifisch. Denn auch wenn das Spiel wenig neues bietet und das Gameplay einfach nur exakt das ist, was man nach dem Trailer erwartet: es ist definitiv ein Anwärter für das VR-Spiel des Jahres. Zumindest in seinem Genre wird es schwierig, ein spaßigeres, abwechslungsreicheres, besseres Spiel zu veröffentlichen. Manchmal reicht es einfach, vertrautes sehr stark umzusetzen und einen gelungenen Mix aus bekannten Elementen in die virtuelle Realität zu portieren, um zu begeistern. Wenn Team Asobi dem bisher unbekannten Team Toast Interactive nicht noch in die Suppe spuckt, hat dieser kleine Überraschungshit alle Chancen, der besten VR-Plattformer des Jahres zu sein. Eine klare Kaufempfehlung für alle, die Metas Quest besitzen und etwas mit dem Genre anfangen können. (Das Spiel erscheint später auch noch für Steam und PSVR2.)

Vielen Dank an Toast Interactive für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Meta Quest 3.