Dragon Quest Builders (Review)

Zum PC-Release von Dragon Quest Builders habe ich wieder den Hammer geschwungen und Welten zerstört. Ich meine, Städte aufgebaut. Und nur ein paar (Tausend) Ressourcen dafür in der Umwelt gesammelt. Nachdem ich bereits den Nachfolger Dragon Quest Builders 2 auf Nintendo Switch gespielt habe, lohnt sich da der Vorgänger überhaupt? Zumindest bietet die neue PC-Version des Sandbox-Abenteuers Features aus dem zweiten Teil, die so auf Konsole nicht vorhanden waren. Wie den Superschlag, mit dem ich mehr Blöcke auf einmal zerschlagen kann.

Dragon Quest

Wie auch Dragon Quest Builders 2, spielt auch Dragon Quest Builders in einer möglicherweise bekannten Welt. Alefgard, die Welt aus dem ersten Dragon Quest, ist in Finsternis gehüllt, nachdem der Drachenlord die Herrschaft übernommen hat. Die Leute haben längst ihre Kreativität verloren, können nichts mehr erschaffen, leiden bisweilen sogar unter mysteriösen Krankheiten. 

Doch wie ein Zombie erhebe ich mich auf Geheiß der Göttin Rubiss aus der Erde. Doch ich bin kein klassischer Held. Ich bin die legendäre Erbauerin. Entsprechend erhalte ich auch keinerlei Erfahrung durch Kämpfe gegen die altbekannten Monster aus Dragon Quest. Rubiss übernimmt die Rolle der Stimme aus dem Off, anders als im zweiten Teil lässt sie sich aber weiterklicken und ich muss nicht lange warten, bis die körperlose Stimme weiterspricht.

Die Texte sind wieder sehr humorvoll, wenn auch bisweilen ein wenig langatmig. Den Spaß an den Dialogen verringert das aber kaum. 

Farmtiere gibt es keine, aber Fische zum Essen kann ich angeln. Wenn ich eine ruhige Ecke gefunden (oder erbaut) habe.
Kapitel für Kapitel

In vier Kapiteln reise ich in verschiedene Regionen Alefgards. Durch die lange Herrschaft des Drachenfürsten sieht alles etwas düster aus. Doch schließlich ist es meine Aufgabe, das Licht wieder in die Welt zu bringen und dem kommenden Helden den Weg zu bereiten, den Drachenfürsten zu vernichten. 

Zuerst lande ich in Cantlin, das trotz des Verderbens relativ grün und freundlich ist. Natürlich sieht nicht alles so friedlich aus. Später gelange ich in giftige Sümpfe, monsterverseuchte Wüsten und lodernde Lavagegenden. 

Mit jedem Kapitel vergesse ich, was bisher geschah. In einiger Hinsicht jedenfalls – meine erweiterte LP-Leiste wird zurückgesetzt und ich sammle Materialien erneut zum ersten Mal. So beginnt jedes Kapitel mit einem neuen Speicherstand. In alte kann ich dadurch mit deren Speicherstand zurückkehren, ohne die Materialien aus den anderen Kapiteln. Die Kapitel entsprechen den Inseln aus Dragon Quest Builders 2 ohne die Hauptinsel, auf die ich zwischen den Kapiteln zurückkehren könnte. Denn die frei bebaubare Insel Terra Incognita besteht unabhängig vom Storymodus. Sie wird lediglich erweitert durch Fortschritte im Storymodus. Wie etwa durch Portale zu verschiedenen Gegenden mit Materialien, die im entsprechenden Kapitel zu finden sind. 

Mit für mich rund 25 h laut Steam (je nach Baufokus steigt die Zahl natürlich deutlich) fällt die Story in Dragon Quest Builders etwas kürzer aus als im Nachfolger. Die verschiedenen Siedlungen gehen auch etwas weniger in die Tiefe. Auch die Themen werden dabei teilweise ziemlich düster, ohne dabei ins Bedrückende abzurutschen. Die wichtigen Charaktere bekommen Platz, sich zu entfalten, aber ein wenig habe ich Malroth dennoch vermisst. Na gut, ich habe ihn auch vermisst, weil er bei Erkundungen so gut geholfen hat. Allerdings bietet auch das dritte Kapitel in Dragon Quest Builders Kameraden, die mich im Kampf unterstützen. Sie haben mir im Übrigen auch beigebracht, dass der Hammer bisweilen effektiver ist als das Schwert.

Freundschaften aufbauen

Doch neben dem Kampf spielt das Bauen die eigentliche Hauptrolle. Ich baue in jedem Kapitel eine Siedlung wieder auf. Einige Bauten sind dabei Pflicht, andere freiwillig. Wie auch in der Fortsetzung, bietet auch Dragon Quest Builders zwei Arten von Aufträgen: Bei den einen sagen mir die Bewohner:innen, was sie gern in einem Raum haben möchten, bei den anderen erhalte ich einen Bauplan, den ich nachbauen muss.

So helfe ich den Leuten, die im Verlauf der Story zu guten Freund:innen werden. Selbst wenn die meisten erst einmal misstrauisch sind, ob ich wirklich die große Erbauerin bin oder überhaupt etwas tauge. Besonders vertrauenserweckend sehe ich wohl nicht aus.

Mein Highlight ist die Storyline in der Wüste (zumindest steht dort die Siedlung. Portale bringen mich in ganz andere Gegenden). Dort haben mir nicht nur die Bewohner:innen ganz konkret mit Kampfkraft geholfen, sondern der graduelle Aufbau mit der Einführung der Anführerin Barbarella hat mir sehr viel Freude bereitet. Besonders, weil ich sie erst nur über Erzählungen kennenlerne. 

Beim Bauen habe ich zwei praktische neue Funktionen: Per Mausklick platziere ich Blöcke und Gegenstände auch aus der Ferne, was besonders bei höheren Wänden sehr praktisch ist. Platziere ich einen Block falsch, kann ich die Aktion auch rückgängig machen. Beides hilft dabei, neue Räume zu gestalten.

Etwas schade finde ich, dass die unterschiedlichen Gegenden eines Kapitels durch Portale stark voneinander getrennt sind. Die erhalte ich im Verlauf der Story, um neue Leute, Materialien und Anleitungen zu erhalten. Aber durch die Portale fühlen sich die Orte innerhalb eines Kapitels sehr voneinander abgegrenzt an. 

Was ich auch hinter den Portalen finde, sind Rätsel und große Gegner, die ich für eine zusätzliche Herausforderung in jedem Kapitel besiegen kann.

Bauen mit genau so viel Aufwand, wie ich es will

In der zweiten Siedlung habe ich mich warmgebaut und mehr gewagt als mein übliches Minimum an Baukunst. Ich habe die Siedlung etwas erhöht errichtet und zusätzlich in die Höhe gebaut. Manche Zimmer haben somit ein Dach erhalten und teilweise ein zweites Stockwerk. So kann ich den Platz gut nutzen, mit etwas Kreativität bietet aber auch die Grundfläche schon viel Platz. Für etwas mehr als das Minimum reicht die Fläche aber auch auf einem Höhenlevel völlig aus. Notfalls besteht aber auch immer die Möglichkeit, Räume abzubauen und an anderer Stelle wieder zu errichten. Oder ohne Ersatz zu lassen. Oder die Möbel in anderer Konstellation aufzustellen für einen Raum mit gleicher Funktion. Die Optionen sind quasi grenzenlos, solange ich in der Siedlung bleibe. Sollte mir ein Raum, den ich für eine Quest erbaut habe, nicht (mehr) gefallen, kann ich ihn auch verändern, neu errichten oder einfach nur entfernen. 

Brüchige Blöcke sind fantastisch für Fallen.
Was braucht ein Zimmer?

Das einfachste Zimmer in Dragon Quest Builders ist das leere Zimmer: Wände, zwei Blöcke hoch, eine Tür und eine Lichtquelle, um die Dunkelheit bei Nacht fernzuhalten. Verschiedene Möbel verwandeln den Raum anschließend in unterschiedliche Räume. Diese weisen auch Abstufungen auf, wobei bei meinem Baugeschick die Schlafzimmer erst einmal kärglich geraten sind.

Diesmal habe ich mich auch fröhlich an den Möbeln bedient, die ich auf meinen Erkundungen entdeckt habe, beispielsweise in Höhlen. Darunter sind häufig Töpfe und Strohbetten, bisweilen aber auch einmal ein Thron. Die eine oder andere böse Standarte des Drachenfürsten schmückt auch meine Siedlung. Jedes Möbelstück bringt dabei Punkte, die dabei helfen, die Stufe der Siedlung zu erhöhen. Allerdings nur, wenn die sich in einem Zimmer befinden. Auf einem offenen Platz in der Siedlung aufgestellt, bringt eine Bank zwar einen Sitzplatz, aber keine Punkte. 

In der Wildnis finde ich bisweilen kaputte Räume. Baue ich sie wieder auf (meist flicke ich Löcher in Wänden), kann ich darin übernachten. Denn die Nächte sind zwar kürzer als die Tage, doch es lauern viele Geister in der Dunkelheit. Genau dann vermisse ich Malroth oft schmerzlich. Zwar sind die Geister keine große Herausforderung, aber zu zweit würden sie sich schneller vernichten lassen. Um den Kämpfer zu entgehen, sind die Zimmer also praktisch. 

Werkbänke und Truhen

Um die Zimmer einzurichten, bediene ich mich natürlich nicht nur aus der Umgebung. An vielzähligen Werkbänken, Küchengeräten und Schmiedeöfen fertige ich verschiedenste Möbel, Dekogegenstände, Ausrüstung und Lebensmittel an. Die dazu benötigten Materialien muss ich dazu nicht in der Tasche haben. Es reicht völlig aus, wenn sie in einer Truhe in der Siedlung liegen. Oder in der großen Truhe, auf deren Inhalt ich von überall innerhalb eines Kapitels zugreifen kann. Diese muss ich allerdings erst einmal herstellen. Je nach Gegend dauert es etwas, bis ich die dafür nötigen Materialien zusammengesammelt habe.

Steuerung

Dragon Quest Builders bietet wie auch die Fortsetzung die Möglichkeit, in den Baumodus zu wechseln oder die Kamera weiter entfernt vom Spielcharakter zu platzieren. Mit dem Baumodus komme ich auch hier aus Gewohnheit mittelmäßig aus, aber der Wechsel ist schließlich optional. Auch wenn die Kamera in niedrigen Räumen oder Höhlen ohnehin von selbst so dicht an den Charakter heranzoomt, dass es quasi auf eine First Person-Kamera hinausläuft. Da ich mit dem Superschlag viele Tunnel in die Gegend gegraben habe, ist mir das häufiger passiert. Einerseits ist das natürlich hilfreich, andererseits zoomt die Kamera unter freiem Himmel hinterher nicht automatisch wieder weiter weg.

Mit der Steuerung hatte ich erst einmal Eingewöhnungsprobleme. Was nicht direkt an einer merkwürdigen Steuerung liegt, sondern daran, dass ich bei A und B auf dem Xbox-Controller und den Funktionen für Bestätigen und Abbrechen immer durcheinander kam. Kurz habe ich die Tastenfunktionen vertauscht, doch der Wechsel gilt nicht für das Menü. Da mich das vollends verwirrt hat, habe ich die Änderungen lieber wieder zurückgesetzt. Ohne zu viel darüber nachzudenken, habe ich nach einer Weile doch meistens die richtigen Knöpfe gedrückt. 

Viel merkwürdiger fand ich allerdings, dass ich im entsprechenden Modus mit der rechten Maustaste Blöcke aus der Ferne platziere. Doch daran habe ich mich relativ schnell gewöhnt. 

Meine Katze würde sogar sagen, dass die Steuerung sehr einfach ist. Sie hat es nicht nur geschafft, die Kamera zu drehen, sondern hat auch einige Blöcke platziert. Im Grunde ist die Steuerung aber auch eingängig. 

Mein eigenes Eiland

Nach der Story habe ich mich auf Terra Incognita begeben. Dort beginnt der freie Baumodus von Dragon Quest Builders. Ich kann die Zeit anhalten, um Hunger zu verhindern. Sehr praktisch, auch wenn Hunger nicht schwierig zu stillen ist. Schaden nehme ich trotzdem, ganz unbekümmert kann ich also nicht durch die Gegend laufen. Oder von Bergklippen springen – Fallschaden existiert, sofern ich nicht das passende Schuhwerk habe, das ihn verhindert. Den Gleiter aus dem zweiten Teil habe ich dennoch nicht allzu lange wirklich vermisst. Die meisten Berge sind nicht so abschüssig, dass ich nicht auf dem nächsten Felsvorsprung landen könnte. Außerdem weiß ich seit Horizon Zero Dawn, dass ich besser nicht unbekümmert herumrenne, wenn ich weiß, dass Abgründe auf mich lauern könnten. Was nicht heißt, dass ich nicht trotzdem unbekümmert herumrenne. Schließlich verbrauche ich in Dragon Quest Builders keine Ausdauer.

Äußerst praktisch!

Auf Terra Incognita sammle ich durch das Besiegen von Gegnern Pixel. Diese Ressource kann ich zu verschiedensten nostalgischen Pixel-Dekorationen verarbeiten. Oder ich schalte unendlich Materialien von einem Typus frei, was mit wesentlich weniger Aufwand verbunden ist als in Dragon Quest Builders 2. Ähnlich reduziert ist auch der Aufwand, im Schmiedeofen Materialien wie Glas und Metallbarren zu fertigen – in der Fortsetzung benötigt beides Zeit, doch hier sind die Materialien sofort zur weiteren Verarbeitung bereit. 

Ein großes Feature von Terra Incognita ist jedoch das Teilen der eigenen Bauten mit der Online-Welt. Ich kann auch Bauten von anderen Erbauer:innen auf meine Insel bringen. Bisher habe ich jedoch noch nichts gebaut, das ich gern mit der Welt teilen möchte. Platz bietet die Insel dafür jedoch sehr viel. 

Fazit

Dragon Quest Builders ist ein gelungener PC-Port des Bau-Abenteuers. Vor dem zweiten Teil braucht sich das Spiel nicht zu verstecken. Veränderungen wie der Superschlag und das Platzieren von Blöcken per Mausklick fügen sich gut in das Spiel ein und machen die Erfahrung angenehmer. Viel mehr Veränderungen waren aber auch gar nicht nötig. Die Geschichten in den Kapiteln machen Spaß, auch wenn mancher Charakter eine echte Quasselstrippe ist. Die Einbindung der verschiedenen Kapitel und Gegenden in die Hauptstory fühlt sich in der Fortsetzung etwas organischer an. Doch für einen Einstieg in die Reihe oder für neue Erlebnisse eignet sich Dragon Quest Builders sehr gut.

Herzlichen Dank an Square Enix für die Bereitstellung des Testmusters. Gebaut auf PC via Steam.