Sackboy – A Big Adventure (Review)

Ich bin fürwahr kein Freund der LittleBigPlanet-Serie gewesen, zu schwammig die Steuerung, zu unangenehm das Sprungverhalten und auch zu simpel war ein Großteil des Leveldesigns für mich. Doch das von Sumo Digital entwickelte 3D-Spin-Off hat mich mit seinem an Super Mario 3D World erinnernden Stil gleich hellhörig werden lassen. Hat Sackboy es geschafft, die Fußstapfen von Mario auszufüllen, oder hat schnell Ernüchterung eingesetzt?

Der fiese Vex saugt zu Beginn von Sackboy: A Big Adventure mit einem Prototypen eines riesigen Staubsaugers das Heimatdorf von Sackboy auf, nur Sackboy und eine weise ältere Sackdame namens Scarlet entkommen dem Sog und so macht Sackboy sich auf, Vex zu stoppen und sein Heimatdorf zu retten, bevor Vex seine teuflische Maschine vollendet. Dazu reist Sackboy durch fünf thematische Welten, sammelt magische Kugeln und vermöbelt riesige Schergen von Vex.

Die Level im Spiel werden weitgehend linear über eine Oberweltenkarte ausgewählt. Hin und wieder stehen allerdings zwei verschiedene Nachfolgelevel zur Auswahl und in manchen Welten gibt es zudem einen versteckten Geheimgang, über den man zwei Level in einer anderen Welt erreichen kann, die optional sind. Hinzu kommen einige Time Attack und Coop Level, die gelegentlich zusätzlich freigeschaltet werden können. Leider sind die Coop Level allerdings ausschließlich zu zweit spielbar, tragen aber zum Spielfortschritt im Einzelspielermodus bei, so dass man als Solo-Spieler das Spiel nicht zu 100% durchspielen kann.

Spielerisch orientiert sich Sackboy: A Big Adventure wie der Ersteindruck bereits vermuten lässt, stark an Super Mario 3D World, wenngleich das Moveset tatsächlich mehr an Yoshi’s Woolly World erinnert. Das Spiel wird aus einer starren Kameraperspektive gespielt und im Mittelpunkt stehen klar Hüpfpassagen. Einfach nur durch die Level zu laufen ist dabei auf Grund sehr großzügiger Rücksetzpunkte durchweg sehr einfach, aber das einfache Durchlaufen der Level ist keine gute Idee, denn immer wieder muss man im Spiel eine gewisse Zahl an blauen Kugeln vorweisen können, um den nächsten Abschnitt des Spiels zu betreten.

Das Gros der blauen Kugeln ist als Sammelgegenstand in den Levels versteckt, weitere blaue Kugeln können allerdings über spezielle Time Attack Level, die sogenannten Strickritterprüfungen, freigeschaltet werden. Jedes Time Attack Level hat drei Zielzeiten, die mit Bronze, Silber und Goldpokal entlohnt werden. Jeder Pokal kommt seinerseits mit einer blauen Kugel daher. Wer wirklich alle Level im Spiel spielen möchte und dabei auf sich allein gestellt ist, der wird um die Strickritterprüfungen nicht umhin kommen. Die Strickritterprüfungen machen zwar eine Menge Spaß, sind aber auch deutlich schwieriger als der Rest des Spiels. Besonders die letzte, 16. Strickritterprüfung mit einem Zeitlimit von zehn Minuten ist ziemlich biestig und kann nicht komplett ignoriert werden, wenn man als Einzelspieler alle Hauptlevel des Spiels spielen möchte.

Das Moveset von Sackboy bietet neben laufen und Springen zwei besonders wichtige Manöver: Einen Flattersprung, um eine etwas größere Distanz zurückzulegen und eine Rolle, mit der man Blöcke zerstören und sich vor allem deutlich schneller fortbewegen kann. Das ist in den normalen Levels nur sehr selten wichtig, in den Strickritterprüfungen aber natürlich geradewegs obligatorisch. Da die Spielgeschwindigkeit verhältnismäßig niedrig ist, kann es aber durchaus sein, dass man diesen Move auch in den Hauptlevels das eine oder andere Mal gern einsetzen möchte. Wer alle versteckten Kostüme freischalten möchte, wird ohnehin nicht darum herum kommen, denn einige Kostüme sind an Punkt-basierten Trophäen für die Hauptlevel gebunden und das bedeutet in einigen Levels, dass man nach dem Sammeln eines Punktmultiplikators richtig Gas geben muss, um seinen Punktestand aufzubessern. Schließlich kann Sackboy Gegner durch einen Sprung auf den Kopf oder einen Schlagangriff besiegen und mit R2 Dinge greifen. Situativ kommen mittels eines Kostüms in vereinzelten Levels noch zusätzliche Fähigkeiten hinzu.

Die Hüpfpassagen des Spiels sind meistens gut designt, einzig gelegentliche Physikprobleme, die besonders im Zusammenhang mit dem Greifen nach bestimmten Oberflächen auftreten trüben diesen Eindruck ein wenig. Die Kämpfe hingegen sind leider selten eine Bereicherung und oft ein echtes Ärgernis, besonders, zumal sich Sackboy ein wenig eigenartig verhält, wenn er auf Gegnerköpfe springt. Selbst wenn man aus dem Stand auf einen Gegnerkopf springt, wir Sackboy ein gutes Stück nach vorn geschubst. Im Zusammenspiel mit einigen Angriffen, denen in größerer Gegnerzahl nur schwerlich ausgewichen werden kann, sind die Kämpfe gegen kleine Gegner, wenn man versucht, das Abzeichen für einen Leveldurchlauf ohne Lebensverlust zu erhalten, ziemlich nervig. In den Levels, die automatisch scrollen und einen mobilen Checkpoint haben, ist das besonders unangenehm, weil man seine Lebensenergie niemals auffüllen kann. Ein einzelner gegnerischer Treffer ist für den gesamten Durchlauf des Levels dann das Maximum.

Die Endgegner hingegen sind gut designt, wenngleich sie sich einander stark ähneln. Je Welt gibt es in der Regel zwei Endgegner, teilweise isoliert, teilweise kombiniert mit einem Plattforming-Level. Die Schwierigkeitskurve des Spiels ist ein wenig unstet, denn über die Hälfte des Spiels bleibt das Spielgeradewegs zahnlos, bevor es dann in einigen Levels doch recht biestig wird. Die bereits angesprochenen 16. Strickritterprüfung hingegen ist ausnehmend schwierig. Leider ist es teilweise sehr schwierig, Sackboys Position im Raum genau zu bestimmen, was bei schwierigeren Plattform-Sequenzen schnell zu Frust führen kann. Es ist etwas unglücklich, dass Sackboy verhältnismäßig viel zwischen Unterforderung und Frustmomenten schwankt. Dennoch weiß das Spiel mit abwechslungsreichem Leveldesign bis zum Ende zu motivieren.

Sackboy: A Big Adventure ist mit Abstand das beste Spiel seiner Reihe, kann seinem offensichtlichen Vorbild aber leider nicht das Wasser reichen. Die niedrige Spielgeschwindigkeit, die unglückliche Schwierigkeitskurve und leichte mechanische Schwächen stehen dem Spiel dann doch etwas zu sehr im Weg. Nichtsdestotrotz ist es ein gelungenes Spiel, das jedem, der dem Genre etwas abgewinnen kann, Spaß machen dürfte.

Getestet auf PlayStation 5.