Ad Infinitum (Review)

Vor mehreren Jahren habe ich diesen besonderen Trailer zu einem Horror Spiel gesehen. Darin lief der Charakter in Ego Perspektive durch einen Schützengraben im strömenden Regen. Dies begleitet durch gruselige Hintergrundmusik und Begegnungen mit einer (oder mehreren) unheimlichen, nicht klar erkennbaren Kreatur. Das gezeigte Spiel war Ad Infinitum. Dieser Trailer hat mich damals wirklich beeindruckt und das Spiel war seit dem auf meiner gedanklichen Wunschliste. Nun ist Ad Infinitum endlich auf PC und Konsolen erschienen. Doch ob es meinem ursprünglichen Hype gerecht wird, sollte sich erst noch zeigen.

Krieg ist schrecklich!

In Ad Infinitum spielen wir einen deutschen Soldaten im 1. Weltkrieg. Anfänglich wirkt es wie manch andere Spiele mit Krieg Thema. Man startet mit einem kleinen Tutorial in Schützengräben Bereichen und befolgt ein paar Anweisungen. Aber dies ist kein Spiel, welches einen versucht als Helden auf der deutschen Seite im 1. Weltkrieg darzustellen, was ja auch eine eher kritische Situation wäre. Nein, denn neben der Steuerung versucht die Einführung eher schnell die Sache nahe zu bringen: Es geht um den Schrecken des Krieges. Hier will ich nicht zu viel vor weg nehmen, aber es passiert etwas unschönes.

Nach der Einführung wacht man als Charakter Paul von Schmitt in einem Anwesen auf und kann beginnen dies teilweise zu erkunden. Hierbei handelt es sich um das Familien Anwesen, in dem er, sein Vater, Mutter und Bruder leben. Beim Erkunden finden sich verschiedene Briefe, Dokumente und Objekte, welche Aufschluss über die Situation geben. Einiges wird hierbei auch vertont, dabei wie ich finde, in einem passenden Altdeutsch. Auch hierbei will ich nicht zu viel vorweg nehmen, aber die grobe Situation beläuft (bzw. belief) sich darauf, dass der Vater patriotisch zum Krieg veranlagt ist, die Mutter hingegen dagegen ist. Hierbei herrscht natürlich ein Konflikt, bzgl. des Einzuges der beiden Brüder in den Krieg.

Ich finde hierbei, dass die Entwickler in Ad Infinitum es gut geschafft haben, zu zeigen wie schlimm der Krieg ist. Die grausamen Situationen über den Krieg selbst und ebenso die psysischen Folgen wirken gut getroffen und dabei durchaus erschreckend. Zu sehen bekommen wir solche Szenen aber eher selten. Das meiste der klaren Geschichte wird durch Texte dargestellt.

Das mittelgroße Anwesen lässt sich Stück für Stück erkunden

Spielbare Albträume

Wenn man im Anwesen sein Ziel erfüllt hat, gibt es einen Szenen Wechsel. Man findet sich auf einmal wieder auf dem Schlachtfeld bzw. in den Schützengräben. Hier wird aber schnell deutlich, dass dies wohl keine „reale“ Situation darstellen soll. Denn es lässt nicht lange auf sich warten, bis man den ersten Horrorgestalten begegnet. Zuvor im Anwesen hat man eigentlich nur erkundet und kleine Rätsel gelöst, aber hier muss man nun auch an diesen Monstern vorbei schleichen oder von diesen Wegrennen.

Passend dazu wird nun auch die Szenerie eher atmosphärisch dargestellt. Es beginnt also nun mit dem, was ich vom Spiel erwartet hatte: Psychologischer Horror im Krieg Setting. Doch leider stellt sich das Spiel hier schon nicht wirklich gut an. Die ersten Monster kündigen sich nicht gerade spannend an und sind ebenso kaum gruselig. Zwar ist immerhin das Adrenalin da, wenn sie einen verfolgen, aber das alleine reicht da auch nicht wirklich aus.

In diesem Szenario bewegen wir uns also. Es ist bedrückend und leicht atmosphärisch. Überall gibt es kleine Schnipsel, die die Story aufdecken und man fragt sich „gibt es einen Sinn hinter den Monstern und den Situationen?“. Dabei folgen wir immer kleinen Aufgaben, sammeln optionale Soldaten Marken (von deutschen und französischen Soldaten) und versuchen natürlich konstant zu überleben, sofern es mal gefährlich wird.

Die „Albträume“ (ich nenne sie mal weiter so) sind außerdem in kleinen Kapitel unterteilt, mit solchen Namen wie „Verzweiflung“. Nach mehreren kleinen Kapiteln gibt es in der Regel eine Art Boss. Hierbei bekommen wir dazu eine Einblendung, dass hier die nächsten Handlungen Konsequenzen haben. Simpel ausgedrückt geraten wir hierbei in Situationen mit verschiedenen Ausgängen, welche das Ende des Spiels beeinflussen können. Wie die „Bosse“ aussehen und warum diese da sind, will ich aber ebenso wieder nicht vor weg nehmen. Nach den Bossen landet man in der Regel wieder im Anwesen und kann sich dann umschauen, welche Räume nun auf sind und was sich sonst so geändert hat.

Hierbei sei nun aber erwähnt: Mehr ist es nicht. Es gibt kein großes Action Gameplay, was ich eigentlich sogar positiv finde, aber auch die meisten Aufgaben sind eher seicht gehalten. Dadurch gerät das Spiel (mal mehr, mal weniger) in den Status eines Walking Simulators. Verfolgungsjagden mit Gegnern sind schon etwas spannender, aber leider nie in der Qualität, die man z.B. in Outlast erlebt. Manche Rätsel sind interessant gemacht, aber diese dominieren nicht wirklich das Spiel. Übrigens erhält man im Laufe des Spiels noch ein paar Werkzeuge, welche durchaus mal etwas neues in der Umsetzung sind, aber auch nicht wirklich Bäume ausreißen.

Kleine unnötige Probleme

Noch interessant zu erwähnen wäre die Steuerung an ein paar Stellen. Es spielt ja, wie erwähnt, in der Ego Perspektive. Hierbei nimmt man Objekte ganz typisch auf, in dem man auf sie schaut und dann die entsprechende Taste drückt. Dabei stellt sich die Steuerung (am Controller) häufiger etwas hakelig an. Türen öffnet man mit Halten der Taste und dabei Bewegen des rechten Knüppels. Dies geht wirklich ziemlich langsam von statten, was manchmal etwas nervig sein kann.

Dazu gibt es selten mal kleine Bugs oder unklare Situationen. Speziell beim letzten Boss wusste ich über mehrere Versuche nicht, wie ich diesen angehen soll und war deshalb gezwungen mehrmals, wegen neuen Versuchen, die Start Cutscene anzuschauen. Denn Cutscenes lassen sich leider nicht überspringen (habe alles versucht, vielleicht gibt es einen Trick dabei).

Wer ist das nur? Man trifft auch vereinzelt auf andere Personen

Sehr nervig fand ich einen äußerst undurchdachten Umstand mit den Untertiteln. Auf der einen Seite bietet das Spiel eine Option für Gehörlose, wirklich eine feine Sache! Aber auf der anderen Seite, wenn ich die Untertitel ausschalte, dann schaltet man wirklich alle Untertitel aus. Dies bedeutet aber auch, dass man die Untertitel der Gedanken des Charakters ausschaltet, welche nicht vertont sind und somit nur mit Untertiteln gelesen werden können. Demnach war ich gezwungen, die Untertitel an zu lassen. Wäre nur halb so wild, wären dabei nicht auch bei den normalen Untertiteln ein paar Geräusche untertitelt. Ich weiß nicht, wie das andere sehen, aber ich finde untertitelte Geräusche als einen sehr harten Bruch für die Atmosphäre.

Optisch wirklich klasse

Mein Highlight des Spiels ist eindeutig die Umgebung und dessen Grafik. Die Schützengräben sehen wirklich toll aus. Licht und Schattenspiele wirken dabei ebenso klasse in Szene gesetzt. Dazu gibt es, recht unerwartet, verschiedene Settings. Nichts das hart aus dem Thema fallen würde, aber z.B. laufen wir an einer Stelle auch durch eine Fabrik, welche ein industrielles Thema widerspiegelt.

Nebel, Licht und Schatten können sich durchaus sehen lassen

Leider eher zweischneidig sind Musik und Soundeffekte. Hier und da ist es stimmig gemacht, aber daneben gibt es auch Stellen die einfach ordentliche Effekte missen lassen und manchmal gibt es militärische Melodie an Stellen, die meiner Meinung nach eher eine gruselige Melodie hätten vertragen können.

Ebenso so verhält es sich mit dem Monstern. Diese sehen im Design eigentlich richtig super aus. Teils habe ich Silent Hill Vibes, so grotesk wie diese doch aussehen. Auch wenn ich manchmal deren Töne im Hintergrund gehört habe.
Aber…

es ist fast nie gruselig

Das hat mich wirklich sehr enttäuscht. Beim ersten Trailer hatte ich das Gefühl, dies könnte ein sehr gruseliges Spiel werden. Doch davon ist wirklich fast nichts mehr da. Nur liegt dies nicht am Setting, am Monster Design oder an der Art des Gameplays. Meiner Meinung nach wurden hier atmosphärische Horror Elemente komplett verpatzt. Wenn z.B. ein Monster per Cutscene eingeführt wird, teils mit Knall, dann ist da einfach Null Spannung da. Dies passiert leider zu oft. Dazu dann noch manche fehlenden Soundeffekte. Beim ersten Boss hatte ich wirklich niemals ein Gefühl von Grusel oder einen Schockmoment. Lediglich das Design könnte da anekeln und deshalb vielleicht schockieren.

Sehr enttäuschend fand ich dies beim zweiten Boss, welcher wirklich toll dargestellt ist und in der Gameplay Idee auch funktioniert. Aber die Soundeffekte waren an der Stelle so dermaßen unterwältigend, dass ich einfach nur die Aufgabe durchgezogen habe und fertig. Äußerst schade…

Ein kleiner Lichtblick (Pun not intended): Es gibt einen kleinen, mehrfach auftretenden Gegner, welcher bei Licht starr stehen bleibt, doch ansonsten zum Spieler hin läuft. Passend dazu gibt es auch eine Taschenlampe, mit einer interessanten Mechanik dahinter. Diese beiden Faktoren sind meiner Meinung nach das beste im Spiel, in Punkto Horror Gameplay.

Die Monster Designs sind wirklich gut, aber werden selten gut ausgenutzt

Fazit: Gut getroffene Thematik, aber es hätte viel mehr sein können

Ich finde es wirklich schade. An sich ist Ad Infinitum kein schlechtes Spiel, aber es versagt für mich einfach zu stark bei den gruseligen Elementen. Dazu kommt, dass das Gameplay teils einfach zu seicht abläuft. Hingegen ist die Geschichte und die Moral über den Schrecken des Krieges wirklich gelungen. Hierbei haben sich die Entwickler Hekate wohl auch wirklich Mühe gegeben. Doch in dem Sinne könnte ich das Spiel leider nur Personen empfehlen, die diese Thematik und Geschichte erleben wollen. Erhofft man sich ein gruseliges und spielerisch spannendes Spiel, lässt Ad Infinitum leider viel zu wünschen übrig.

Mag ich
– Gut umgesetzte Thematik (inkl. Story)
– Optik der Umgebungen
– Monster Designs
– Interessant gemachte Werkzeuge

Mag ich nicht
– So gut wie nie gruselig
– … teils wegen schlechtem Sounddesign
– Zu seichtes Gameplay mit „Walking Simulator Momenten“
– Gezwungene Untertitel, weil undurchdacht umgesetzt

Vielen Dank an Nacon Games für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PlayStation 5.