Barbie Explorer (Review)

Wenngleich Barbie dank ihres diesjährigen Filmauftritts derzeit in aller Munde ist, ist die Puppe natürlich nicht erst in jüngster Zeit ausnehmend populär. Viele Generationen von Kindern haben sich an Barbie und ihrem Universum erfreut und so haben natürlich auch Videospielentwickler in Zeiten, in denen Lizenzumsetzungen noch wesentlich üblicher waren, sich der Marke aus dem Hause Mattel bedient. Barbie Explorer für den PC hat Barbie in ein Abenteuer-Jump & Run versetzt, das stilistisch an Indiana Jones erinnert, aber spielerisch klar in den Spuren Crash Bandicoots wandelt.

In Barbie Explorer schlüpft die vielseitige Barbie in die Rolle einer Archäologin, die für ein Museum arbeitet und wertvolle Artefakte von überall auf dem Globus sucht. In insgesamt vier Regionen, darunter Afrika und Tibet, wagt sie sich auf abenteuerliche Reisen mit allerlei belebten wie unbelebten Fallen, um ihr Museum noch attraktiver zu gestalten. Die Geschichte des Spiels wird teilweise in FMVs erzählt, teilweise aber auch durch einfache Texteinblendungen mit englischer Sprachausgabe vorangetrieben. Zwar ist die Geschichte nicht sonderlich packend oder einfallsreich, gibt dem Spiel aber – neben den optischen Anlehnungen – auf jeden Fall eine Art friedlicheren Indiana Jones Flair. Ein Grund vielleicht, wieso Barbie Explorer trotz massiver spielerischer Unterschiede zu seiner Zeit oft mit Tomb Raider verglichen wurde.

Spielerisch ist Barbie Explorer ein lineares 3D Jump & Run entlang sehr eng gesetzter Grenzen, ganz in der Tradition der PlayStation-Hits aus der Crash Bandicoot-Serie. Anders als Crash Bandicoot kann Barbie aber zu Beginn aus drei verschiedenen Welten wählen und sich durch die jeweils vier Level einer Welt kämpfen. Es ist sogar möglich, zunächst einige Level der einen und dann ein Level der anderen Welt zu spielen. Der Schwierigkeitsgrad der Level einer Welt steigt innerhalb der Welt stetig an, die Welten sind untereinander aber kaum unterschiedlich anspruchsvoll. Das gilt übrigens auch für die vierte Welt, die freigeschaltet wird, nachdem man die anderen drei Welten erfolgreich abgeschlossen hat.

Barbies Bewegungsumfang ist im Vergleich zu Crash Bandicoot deutlich eingeschränkt, so kann Barbie nur laufen, springen und in gewissen Situationen Kisten verschieben, klettern, hangeln oder mit Objekten interagieren. Kämpfen hingegen kann Barbie nicht – eine sehr verständliche Entscheidung in Anbetracht der Marke und des Settings, denn Waffengewalt wäre einer Barbie sicherlich nicht angemessen, klassische Jump & Run-Techniken wie auf den Kopf springen würden nicht zum Setting passen. Darüber hinaus bin ich für kampffreie Jump & Runs ohnehin sehr empfänglich, da die Kämpfe in Jump & Runs meistens nicht eben zu deren Sternstunden gehören. Komplett konfliktfrei bleibt Barbie Explorer deswegen allerdings nicht, denn es gibt durchaus gelegentlich Gegner, die Barbie verletzen oder töten können. Zudem ist das letzte Level einer jeden Welt ein Endgegner, den man aber nicht bekämpft, sondern dem man nur auf dem Weg zum Ziel ausweicht.

Barbie Explorer hat auf den ersten Blick also alles, was es braucht, um einige unterhaltsame Spielstunden zu ermöglichen, doch leider scheitert das an etwas ganz grundsätzlichem: Der Steuerung und der Kamera. Nun wird über Steuerung und Kamera früher 3D Jump & Runs natürlich oft und gerne geklagt, doch im Fall von Barbie Explorer wurden alle Register gezogen, um den Spieler maximal zu behindern. Direkt zu Beginn wird offensichtlich, dass die Kamera und der sehr große Hauptcharakter nicht gut zusammen gehen. Die Kamera ist so nah an Barbie, dass man kaum weiter nach vorn schauen kann als bis zu ihrem Kopf, zudem verdeckt Barbie selbst einen großen Teil des bevorstehenden Weges. Gelegentlich versuchen die Entwickler das durch ein Ausweichen der Kamera zur Seite auszugleichen, aber da das die Steuerung und die Kamera desynchronisiert, ist das auch keine angenehme Lösung. Ein enormer Input-Lag, ein steifer Sprung, der bis zum Ende sehr schwer vorherzusehen oder gar zu steuern ist, kommen oben drauf. Die frustrierendste Eigenart der Steuerung ist aber die Funktionalität, Hebel umzulegen. Hierzu muss man an einem extrem eng gezogenen und nicht markierten Punkt stehen wenn man den Knopf zum Drücken des Hebels drückt. Für mein Dafürhalten ist würfeln, um einen Schalter umzulegen, aussichtsreicher. Besonders unangenehm wird das in einem Level, in dem man mehrere Schalter in einem Zeitlimit aktivieren muss und dann noch über Plattformen springen muss, bevor das Zeitlimit ausläuft. Ein Graus.

Das Leveldesign in Barbie Explorer ist solider Durchschnitt, auch wenn die gelegentlichen Rätsel sicherlich keinen Innovationspreis gewinnen. Spaß aus den Levels herauszuholen ist allerdings auf Grund der Schwierigkeiten mit Steuerung und Kamera nahezu ausgeschlossen. Wie die mutmaßliche Zielgruppe auf den ziemlich hohen Schwierigkeitsgrad reagiert haben mag, steht zudem zu fragen. Immerhin technisch gibt es kaum etwas zu bemängeln. Das Spiel läuft flüssig und man kann alle Figuren gut als das erkennen, was sie sind. Die Musik ist zwar langweilig aber auch nicht unangenehm.

Barbie Explorer ist ein vollkommen spaßfreies Spiel, das es zuverlässig schafft, den Spieler immer wieder zu frustrieren, ohne ihm irgendetwas im Austausch zu bieten. Von allen Crash Bandicoot-inspirierten 3D Jump & Runs, die ich gespielt habe, ist Barbie Explorer deutlich das schwächste, was schade ist, das die IP insbesondere auch dazu hätte beitragen können, den Jungs-Überschuss unter den 3D Jump & Run-Freunden etwas auszugleichen.

Getestet auf PlayStation.