Venba (Review)

Artwork zum Spiel Venba

Repräsentation in künstlerischen Unterhaltungsmedien ist wichtig. Lange Jahre haben Literatur, Film, aber auch das Videospiel-Business dieselben Stereotypen gezeigt und diverse Kulturen mehr oder weniger ausgeblendet. Dies hat sich weitestgehend zum Besseren gewandelt. Gerade in der Indie-Szene haben kleinere Entwicklerstudio immer mehr die Möglichkeit zur Diversität gesucht. Eine eher kleine Nische ist da weiterhin die indische Kultur, die im Zentrum des kürzlich veröffentlichten Spiels Venba steht. Ich hab mir für euch das Spiel kürzlich im Gamepass gegönnt und muss leider sagen, dass abseits dieser Repräsentation nicht viel für Venba spricht.

Eine Prise Indien nach Venba-Art

Ich bin prinzipiell ein Freund davon, wenn sich Studios auf den unterschiedlichen künstlerischen Elementen eines Videospiels austoben. Spieldesign, Narrative, Optik und Sound – das Medium Videospiel kann dadurch unglaublich vielfältig werden. Und während jeder von euch sicherlich dem ein oder anderen Element eine unterschiedliche Priorität einräumen wird, fühle ich mich vor allem bei den beiden erstgenannten Dingen zuhause. Ein gutes Spieldesign, welches mich an den Controller fesselt. Eine gute Narrative, die mir eine Vielzahl von tollen Momenten beschert. 

Doch es sind vor allem die anderen Punkte, in denen Venba meiner Ansicht nach herausragt. Der zweidimensionale Artstyle wirkt aufgrund seiner sehr groben Ränder, aber zugleich klaren farblichen Kanten sehr individuell. Vor allem in stillen Aufnahmen sieht es richtig gut aus, Animationen und Bewegungen kommen da leider nicht hinterher. Und akustisch fängt der Soundtrack den indischen Flair des Spiel gut ein. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber für mich passte es sehr gut zu dem, was Venba erreichen will.

Erzählen will Venba hingegen eine Geschichte einer indischen Einwandererfamilie in Kanada. Eine interessante Idee für einige emotionale oder dramatische Momente, schließlich scheinen Venba und ihr Ehemann aufgrund Problemen mit den eigenen Familien den Schritt nach Nordamerika gewagt zu haben. Oder Kavin, der gemeinsame Sohn, der sich einfach nur den anderen Kindern in “seiner” Heimat zugehörig fühlen will und der tamilischen Kultur seiner Eltern fast schon mit Abscheu entgegen tritt. Sehr spannende Aspekte, die auch Kern der Geschichte von Venba sind. 

Aber ganz am Ende macht Venba nur das “Notwendige”, es reiht Szenen einer Jahrzehnte-langen Geschichte aneinander und taucht nicht allzu tief in die Figuren oder deren Lebenssituationen ein. Dies ist traurig, denn diese Szenen selbst sind für sich betrachtet gut erzählt und auch der gesamte Bogen der Handlung ist prinzipiell recht rund. Leider aber zugleich auch viel zu oberflächlich und viel zu schnell abgehandelt, um eine echte Wirkung zu erzielen. Nach etwas mehr als einer Stunde liefen bei mir nämlich die Endcredits von Venba. Wie soll ich in so einer kurzen Zeit denn auch eine vollmundige Geschichte über mehrere Jahre erzählen, wenn dann auch noch ein Spiel drin enthalten sein soll?

Liebe geht durch den Magen

Denn im Kern von Venba steht das Kochen typischer Speisen aus Indien. In jedem Kapitel und somit in jedem einzelnen Lebensabschnitt steht ein solches Gericht im Vordergrund. Ob Chicken Masala oder eine andere indische Speise – jeder Kochvorgang ähnelt dabei einem leichten Puzzle. Wir haben kleinere Infos in einem Rezeptbuch, welches Venba von ihrer Familie vererbt bekommen hat.

Bewegtbild mit Szenen aus dem Spiel Venba

Manche Sachen sind unmissverständlich, einige undeutlich. Wir müssen daher herausfinden, wie wir am besten das jeweilige Gericht zubereiten. Die Zutaten richtig schichten oder zum geeigneten Zeitpunkt in den Topf werfen, ist essentiell für den Erfolg und den guten Geschmack.

Spielerisch ist das eine nette Idee und passt von seinem sehr unaufgeregten Setting sowie Aufbau sehr gut zum eher ruhigen Charakter eines Cozy-Puzzlespiels wie Venba. Ich fand allerdings die Lern- und Schwierigkeitskurve im Verlauf des Spiels insgesamt sehr niedrig, niedriger als in manch anderen Genrevertretern. Zusätzlich können wir gar nicht dafür sorgen, dass die Erinnerung der Familie an das gemeinsame Essen mit grausamen Geschmacksexplosionen verknüpft wird. Ein falscher Schritt sorgt nämlich dafür, dass Venba den Kochvorgang neu startet. Wäre das doch nur in der realen Welt so simpel. Aber im Grunde gilt dasselbe wie bei der Narrative: Wie soll sich das Gameplay ordentlich ausbreiten, wenn noch andere Elemente die Identität des Spiels wiedergeben wollen? 


Venba hat vor allem ein großes Problem: Eigentlich macht es nichts wirklich verkehrt. Das Gameplay und die Narrative bleiben weit hinter ihren angedeuteten Möglichkeiten zurück. Zu kurz ist das eigentliche Spiel, es wirkt beinahe schon, als wäre dem Team das Budget ausgegangen. Viele gute Ideen, eine sympathische Familie und ein eigentlich rundes Spielerlebnis – dies sind alles Zutaten, die vorhanden sind. Aber irgendwie hat Venba vergessen, die Heizungsplatte auf die richtige Stufe zu stellen. 

Indische Speisen auf Xbox Series X zubereitet.