Super Mario Galaxy 2 (Review)

Mario-Fans hatten auf der Wii gut lachen. Nicht nur, dass 2D Mario wider den Weg auf die Heimkonsole geschafft hat, erstmals gab es auf der Wii auch zwei 3D-Marios: Super Mario Galaxy 1 und 2. Kennt man Nintendo, so erscheint die Entscheidung, Super Mario Galaxy einen direkten Nachfolger zu spendieren, recht ungewöhnlich und viele Spieler befürchteten, dass es sich schlicht um ein Levelpack zum hochgelobten Erstling handeln könnte. Insbesondere nachdem Nintendo Super Mario Galaxy 2 bei der Umsetzung von Mario-Klassikern auf die Switch ausgelassen hat, fragt sich manch einer vielleicht, ob Super Mario Galaxy 2 für Kenner des Erstlings überaupt genug neues zu bieten hat.

Startet man Super Mario Galaxy 2 erstmals, fühlt man sich fast, als hätte man versehentlich zum Erstling gegriffen. Im Disc-Kanal ruft Marios Stimme, Charles Martinet, euphorisch den Titel des Spiels und im Spiel angelangt begrüßt den Spieler die gleiche Melodie samt Sternenhimmel, die auch den ersten Teil schmückten. In der Hoffnung, dass auch neue Spieler im Zuge des New Super Mario Bros. Wii-Hypes zugreifen, hat Nintendo es sich dennoch nicht nehmen lassen, das Spiel mit einem kleinen Tutorial zu beginnen. Im Vergleich zum Vorgänger fällt dieses allerdings sehr knapp aus und dient eher zum Vermitteln der wenig überraschenden Hintergrundgeschichte, als zur ausführlichen Einübung der Spielmechanik. Nach wenigen Minuten stürzt man sich bereits ins Spiel und wird weder von umfangreichen Zwischensequenzen, noch von ausgiebigen Trainingsmissionen genervt. Grund für den raschen Start ins Spiel ist die beigelegte Tutorial-DVD. Spielbar in jedem handelsüblichen DVD-Player erklärt diese haarklein in ausführlichen Videos die Grundlagen eines dreidimensionalen Mario-Spiels. Jeder, der schon einmal ein 3D-Spiel gespielt hat, sollte die DVD allerdings schlicht vergessen, die Steuerung des Spiels ist idiotensicher und verlangt die meiste Zeit nicht viel mehr vom Spieler als Analogstick und A-Knopf bedienen zu können.

Die Spielstruktur von Super Mario Galaxy 2 ist oberflächlich betrachtet absolut identisch zum Vorgänger. In insgesamt 7 Welten sammelt man in einer Reihe unterschiedlicher Level Sterne um den Weg zum Chefschurken Bowser zu ebnen. Eine Oberwelt verbindet alle Welten und ermöglicht die Wahl des nächsten Levels. Allerdings wurde die Oberwelt im Vergleich zum Vorgänger drastisch verkleinert. Mario beginnt das Spiel immer auf seinem kleinen Mario-Raumschiff, das zu Beginn relativ karg wirkt. Berührt man einen gelben Schalter, so wechselt das Spiel in eine Kartenansicht, über die das nächste Level ausgewählt werden kann. Im Laufe des Spiels lernt man allerdings immer weitere Spielelemente und Charaktere kennen. Diese begleiten Mario auf sein Raumschiff und ermöglichen diesem so, das Raumschiff zu erkunden und dem Spieler, seine Fähigkeiten gefahrlos zu testen. Die neue Oberwelt ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Teil, da man jederzeit unkompliziert und vor allem schnell ins nächste Level gelangt. Auf der anderen Seite erhalten Spieler, die gerne auch mal frei ohne Missionen mit den Fähigkeiten des Klempners experimentieren wollen, die Möglichkeit, den Mario-Kopf zu erkunden.

Die Spielmechanik ist wie gehabt perfekt ausgearbeitet. Jederzeit hat man die volle Kontrolle über Mario, die athletischen Fähigkeiten des Klempners laden zu waghalsigen Aktionen ein, die dem Spielspaß enorm zuträglich sind. Es gibt wohl kaum eine bessere Voraussetzung für ein Spiel, als wenn es schon ohne jedes Leveldesign einfach Spaß macht, den Hauptcharakter durchs Spiel zu bewegen. Das soll nicht heißen, dass Nintendo sich auf der bewährten Spielmechanik ausgeruht hat. Neben den Fähigkeiten, die Mario bereits im Vorgänger besessen hat oder mit Hilfe von Items erlangen konnte, haben es auch eine ganze Reihe neuer Elemente in das Spiel geschafft, die eine ganze Menge neuer Ideen ermöglichen.

Prominenteste Ergänzung ist sicherlich Yoshi. Der grüne Dino, der, abgesehen von einem Bildnis seines Kopfes, dem ersten Teil gänzlich fern blieb, übernimmt in Super Mario Galaxy 2 endlich wieder eine spielbare Rolle. In einigen Levels findet Mario das charakteristische Yoshi-Ei. Hüpft er auf das Ei, schlüpft Yoshi und bietet sich fortan als Reittier an. Yoshi bringt die meisten Fähigkeiten mit sich, für die er bekannt ist. Im Gegenzug verliert man ein paar von Marios Fähigkeiten. Zwar kann Yoshi erstmals auch mit einem Wandsprung brillieren, Dreisprung, Weitsprung, Salto und Stampfattacke beherrscht der Dinosaurier allerdings nicht. So kann er bei gedrückt gehaltenem A-Knopf Sprünge durch Flattern verlängern, mit Hilfe von Pointer und B-Trigger Gegner verschlucken oder sich an spezielle Blumen heften. Einzig auf Yoshis Eierwurf muss man, wie so oft, verzichten, obgleich Yoshi zumindest einige größere Gegner als Geschoss wieder ausspucken kann. Um diesen Verlust zu kompensieren hat Yoshi eine ganze Reihe neuer Fähigkeiten mitgebracht, die allerdings nur durch eine entsprechend gesunde Ernährung zu Tage treten. Frisst Yoshi eine Peperoni, wird er rot und rennt wie von der Tarantel gestochen geradeaus. Dabei wird Yoshi so schnell, dass er sogar Wände hinaufrennen kann. Yoshi ist zwar bei weitem nicht in jedem Level mit von der Partie, spielt aber eine wesentlich größere Rolle als in New Super Mario Bros. Wii. Im Gegensatz zu Yoshi in Super Mario Sunshine ist der Galaxy-Dino übrigens auch nicht wasserscheu. Er kann sowohl schwimmen, als auch mit Peperoni über Wasser rennen, als sei er ein Prophet.

Die Items aus dem ersten Mario Galaxy haben es fast vollständig auch in den neuen Teil geschafft. So kann Mario abermals Feuer werfen, wenn er eine Feuerblume sammelt, als Geist durch dunkle Räume fliegen oder als Sprungfeder besonders hoch gelegene Orte erreichen. Neben den vielen altbekannten Items haben es aber auch zwei neue Items ins Spiel geschafft. Mario kann sich in einen Steinbrocken verwandeln und in guter Goronen-Manier schnell über den Boden kugeln, außerdem kann man einen Bohrer finden, mit dem Mario sich durch die Erde graben kann. Beide Items werden gewinnbringend im Spiel genutzt und wissen zu gefallen. Insgesamt ist die Spielmechanik mit all ihren Elementen abermals absolut makellos. Bleibt also nur die Frage, ob das Leveldesign das hohe Niveau halten kann.

Wer Super Mario Galaxy gespielt hat, wird sich erinnern, dass die Entwickler es verstanden haben, den Spieler immer wieder zu überraschen und frische Ideen zu bieten. Insofern erscheint es im Vorfeld etwas fraglich, ob Super Mario Galaxy 2 da mithalten kann. Doch kaum im Spiel angekommen merkt man, dass jegliche Sorgen unbegründet sind. Statt einfach die Ideen des Vorgängers aufzugreifen und zu verfeinern, zündet Super Mario Galaxy 2 ein Feuerwerk frischer Ideen ab, die den genialen Vorgänger noch einmal übertreffen. Egal ob man den Mond als Wippe verwendet, Bob-Ombs unter dem Boden einen schmalen Steg entlang lockt, damit sie für Mario den Weg frei sprengen oder ob einem in einem der Bowser-Level von verrückten Schwerkraftspielen ganz schwindelig wird – immer wenn man denkt, jetzt alles gesehen zu haben, setzt Super Mario Galaxy 2 noch eins drauf. Trotz der großen Vielfalt, die das Spiel zu bieten hat, wirkt es dabei absolut nicht wie Stückwerk und jedes einzelne Level ist mit einer Liebe zum Detail entworfen worden, als wäre es das einzige im gesamten Spiel. Umso erstaunlicher ist es, dass die Entwickler den Spieler auf dem Weg zu den 120 Sternen auch noch seltener in die gleichen Level schicken als in Super Mario Galaxy. Gerade einmal 3 goldene Sterne kann man maximal je Level einsammeln.

Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist insgesamt eher niedrig, auch wenn es einige Sterne gibt, die durchaus fordernd sind. Wer aber eine deutliche Steigerung im Schwierigkeitsgrad verglichen zum Erstling erhofft, wird wohl enttäuscht werden. Das soll aber nicht heißen, dass Super Mario Galaxy 2 langweilig ist. Unkonzentriert spielen führt umgehend zum Tod und selbst sehr gute Spieler werden eine ganze Menge an Leben lassen. Richtige Frustlevel, in denen man über Stunden immer wieder versucht den gleichen Stern zu holen, gibt es aber leider nicht. Die schwierigsten Sterne sind sicherlich wieder die der Schabernack-Kometen. In den meisten Fällen lassen die Schabernack-Kometen den Spieler eine bereits absolvierte Mission noch einmal unter erschwerten Bedingungen bestreiten. Die härteste Variante davon ist der Durchlauf mit nur einem Energiestück. Aber auch Zeit- und lila Münzen-Missionen können durchaus anspruchsvoll sein. All diese Schabernack-Kometen sind allerdings optional und die normalen Sterne sind insbesondere auf Grund zahlreicher Zwischenspeicherungen in den Levels sehr human. Wen das Spiel dennoch überfordert, der kann, abgesehen von der Hilfs-DVD auch die aus New Super Mario Bros. Wii bekannte Hilfsfunktion verwenden. Stirbt man allzu oft an derselben Stelle, kann man sich von Rosalina ins Ziel bringen lassen. Allerdings erhält man dann anstatt eines goldenen nur einen bronzefarbenen Stern.

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, ist Super Mario Galaxy 2 sicherlich das Mario-Spiel mit der besten Belohnung für einen vollständigen Satz von 120 Sternen. Auch nachdem man das Spiel vermeintlich beendet hat, gibt es noch allerhand zu tun. Wer hingegen nur bis zum Abspann spielen möchte, kann in etwa 15 Stunden Bowser das letzte Mal besiegen. Davon ist allerdings dringend abzuraten, entgehen einem so doch eine ganze Menge großartiger Spielerfahrungen. Für Anfänger ist der 2-Spieler-Modus hilfreich. Ein zweiter Spieler schlüpft in diesem Modus in die Rolle eines kleinen Luma und kann Gegner aufhalten, Münzen oder Sternteile einsammeln. Auf diese Weise wird das Spiel gerade in den ersten Levels durchaus leichter und für junge und unerfahrene Spieler noch einmal frustfreier.

Grafisch ist Super Mario Galaxy 2 noch einmal einen Zacken besser als der Vorgänger. Somit reiht sich Super Mario Galaxy 2 ganz vorne unter den Wii-Spielen ein. Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet, die abwechslungsreichen Welten sind verspielt aber gleichzeitig beeindruckend und die Animationen sind butterweich. Das verdankt das Spiel der hohen Bildwiederholrate von 60 Bildern in der Sekunde, die im gesamten Spiel ohne Einbrüche gehalten wird. Auch die Musik ist wieder absolut hervorragend. Die meisten Stücke wurden von einem Orchester aufgenommen, was die Klangqualität enorm fördert, die Kompositionen sind gewohnt erstklassig. Neben einer Reihe neuer Stücke erwarten den Spieler auch Remixes altbekannter Stücke. Besonders hervorzuheben ist hierbei ein Remix des Themas der Bowser-Level aus Super Mario 64.

Vor ungefähr zwölf Jahren schrieb ich als Fazit zum Test von Super Mario Galaxy 2 „Mit Super Mario Galaxy 2 schafft Nintendo nicht nur, den eigenen Vorgänger noch einmal zu übertrumpfen, sondern düpiert abermals die gesamte Genre-Konkurrenz. (…) Jeder, der Jump & Runs etwas abgewinnen kann, sollte unbedingt zugreifen“. Nichts spricht wohl mehr für die Qualität eines Spiels, als der Umstand, dass es auch zwölf Jahre nach Release nicht nur weiterhin bedingungslos empfohlen werden kann, sondern uneingeholt das Kronjuwel seines Genres darstellt. Damals wie heute gilt, dass jeder, der Jump & Runs etwas abgewinnen kann, dieses Spiel unbedingt sein Eigen nennen sollte.

Getestet auf Wii und Wii U.