No Place Like Home (Review)

„Es wird mal wieder Zeit für eine neue Farmsimulation.“, dürfte, mit Blick auf die lange Liste an bereits vorhandenen Titeln auf dem Markt, vermutlich niemandem mehr über die Lippen gehen. Das Studio Chicken Launcher versucht dennoch sein Glück mit No Place Like Home welches vor kurzem für Nintendo Switch an den Start ging. Ich bin Opas Einladung gefolgt und habe mir die Farm (und das restliche Spiel) einmal genauer angesehen.

Wall*e trifft auf Harvest Moon. Ich könnte es bei diesen fünf Worten belassen und die Wertung hier drunter setzen, aber für alle die ein wenig mehr Information brauchen sollte ich doch ein wenig ausschweifen. In No Place Like Home schlüpft man in die Rolle von Ellen. Sie ist auf dem Weg zum Mars um sich dort niederzulassen. Dort sind die meisten Menschen gelandet, nachdem sie die Erde zugemüllt und nahezu unbewohnbar hinterlassen haben.

Ein paar vereinzelte Menschen wollen allerdings nicht umziehen. Allem voran: Ellens Großvater. Er bittet seine Enkelin ihn noch einmal zu besuchen bevor sie umzieht. Auf der Farm angekommen trifft man – natürlich – nicht auf den Großvater, sondern auf ein sprechendes Huhn. Ähm, ja. Das Studio heißt Chicken Launcher. Es war fast zu erwarten.

Lange Rede, kurzer Sinn: Opa ist verschollen, die Farm eine Katastrophe und nun muss man, mit Staubsauger, Bohrer und Wasserwerfer ausgestattet, beide Zustände wieder richtig stellen. Hier verlassen wir die traditionelle Farmsimulationsschiene und begeben uns aufs Action Adventure Terrain. Alles ist bedeckt mit Müll und um überhaupt etwas anpflanzen oder herstellen zu können braucht man Ressourcen die irgendwo darunter begraben sind. Die Müllberge werden mit dem Bohrer zerstört und der Rest mit dem Sauger aufgesammelt. Aus dem Müll werden dann später wieder neue Materialien gewonnen.

Recycling ist ein stark betontes Thema. Irgendwas muss man ja mit dem Müll schließlich auch machen. Die Charaktere die man in den einzelnen Gebieten der Spielkarte antrifft helfen nicht nur dabei das Geheimnis um Großvaters Verschwinden zu lösen, sondern sind auch die entsprechende Anlaufstelle wenn es um Baupläne für Gerätschaften, Ställe und Updates geht.

Darüber hinaus sind der spielenden Person keine Grenzen gesetzt. Auf der gesamten Karte können Maschinen und Ställe gebaut werden, was auch durch den begrenzten Platz auf der Farm auch nicht anders zu lösen wäre. So hat man immer wieder Anreiz bereits aufgeräumte Areale noch einmal zu besuchen. Auch die Gestaltung ist völlig frei. Dekorationen, Obstbäume, Blumen etc. können überall platziert werden. Es macht richtig Spaß sich dabei auszutoben und die verdreckte Einöde wieder zum Blühen zu bringen.

Wo ich gerade von Ställen sprach möchte ich auch die wirklich liebevoll gestalteten Tiere nicht unerwähnt lassen. Um diese muss man allerdings kämpfen denn sie wurden alle in Käfige gesperrt und sind teilweise unter Müllbergen begraben, teilweise kleben sie auf bösen Roboterspinnen. Nein, kein Witz! Neben einigen sehr nützlichen kleinen Blechkrabblern gibt es einen Haufen bösartiger Giftspritzen auf acht Beinen die Ellen das Leben schwer machen.

Neben Weltaufräumerin und Ahnenforscherin muss sie also auch noch die Kammerjägerin schieben. Na ja, und persönlicher Büttel und Bote für alle anderen Erdbewohner eben auch noch. Man hat ja sonst nichts zu tun. Zum Glück muss Ellen nie schlafen. In anderen ähnlichen Spielen gilt es die Uhrzeit im Auge zu behalten. No Place Like Home ist da anders. Hier ist Schlaf einfach nur als Speicheroption und Energieaufladung vorgesehen. Das macht es aber fast schon zu einfach.

Ähnlich irritiert war ich aufgrund des plötzlich einknickenden Spielflusses. Nach etwa einem Viertel des Spiels trat ein Bug nach dem anderen auf. Mein Wassertank ließ sich nicht mehr füllen, mein Inventar wurde nicht mehr angezeigt, Spinnenroboter hingen in der Luft fest und so weiter. Es wirkt fast so als wäre beim Testlauf nach ungefähr dieser Zeit einfach abgebrochen worden. Nach dem Motto „Wer es so weit gespielt hat wird wohl nicht mehr aufhören.“.

Des weiteren finde ich, dass sich das Team nicht besonders gut mit den einzelnen Quests beschäftigt hat. Die größte Schwäche des Spiels ist der Mangel an Führung. Die Karte ist sehr offen was Erkundung und Fortschritt angeht. Die Quests sind allerdings an die Areale und die dort lebenden Charaktere gebunden. Es ist mir wahnsinnig oft passiert, dass ich Quests abgeschlossen habe bevor sie getriggert oder gestellt wurden. Dazu liefen dann die entsprechenden Dialoge ab die überhaupt keinen Sinn ergeben haben. Die Geschichte lief daher für mich gar nicht in der richtigen zeitlichen Reihenfolge ab was mich sehr frustriert hat.

Fazit

No Place Like Home ist eigentlich eine gelungene Mischung von entspannter Farmsimulation, Abenteuer, spitzer Kritik an unserer hochgradig verschwenderisch lebenden Gesellschaft, niedlicher Tieranimation und -interaktion. Der Abfall der Spielqualität durch die vielen Bugs ist allerdings extrem spürbar und vermag es sicherlich die ganze Spielerfahrung zu vermiesen. Zusätzlich ist das Ende ziemlich abrupt und enttäuschend. Ich würde also dringend dazu raten das ein oder andere (oder besser noch das zwölfte) Update vor dem ersten Spielen abzuwarten.

Vielen Dank an Merge Games für die Bereitstellung des Mustercodes. Aufgeräumt auf Nintendo Switch.