Oktorok-Ballons sind so 2021 (BLSS in Breath of the Wild)

In meinem aktuellen Durchgang bei The Legend of Zelda: Breath of the Wild streife ich ziellos durch die Gegend. Mal hierhin, mal dorthin, lasse ich mich vom Wind treiben. Besuche ein paar Schreine. Nicht einmal die Karte decke ich ordentlich auf, das wäre mir schon zu zielgerichtet.

Eine Ausnahme gibt es jedoch. Sie lächelt mich sanft an, mit vollstem Verständnis in den Augen. Mit dem liebevollen Blick eines Wesens, das mich bereits erwartet hat, obwohl ich mir und ihm geschworen habe, es nie wieder aufzusuchen. Bei diesem Anblick fühle ich mich wie in goldenem Sonnenlicht gebadet.

Eine Göttinnenstatue der fürsorglichen Hylia?  Nein, ein Krog.

Seit meinem letzten Aufenthalt auf dem Dach in Angelstedt sind zwei Jahre vergangen. Davor waren es vier. Rein rechnerisch dürftet ihr also in rund einem Jahr einen weiteren Artikel erwarten. Allerdings hat sich einiges getan und der Release Tears of the Kingdom steht kurz bevor. Solange keine Katastrophe (oder sollte ich Kataklysmus sagen?) das kleine Dörflein niedermäht, werde ich dem Dach schon wesentlich früher einen Besuch abstatten. Vorausgesetzt natürlich, das Gebäude, in dem Dohann derzeit sein Glücksspiel betreibt, steht noch. Dafür ist ja egal, ob Kasinos in Hyrule erlaubt bleiben

Link gleitet hinab nach Angelstedt
Grüße aus Angelstedt
Speedrunstrats

In diesen zwei Jahren hat sich viel getan. Gerade in der Speedrun-Community rund um Breath of the Wild. Dass auch nach Jahren noch neue Techniken entdeckt werden, ist auch für mich ein Glücksfall. Selbst wenn ich die eine oder andere Methode, das Spiel ein wenig aufzupeppen, eher schlecht als recht beherrsche. 

Durch Wände habe ich mich nun schon eine ganze Weile nicht mehr geclippt, weil ich dafür erst wieder nachlesen müsste, wie das funktioniert. Das ist irgendetwas mit dem Schild und einer Schräge und die Richtung ist auch wichtig. War das überhaupt notwendig? Nein, aber spaßig! Bisher „brauchte“ ich den Shield Clip nach dem Überspringen der Prüfung des Schwert noch nicht wieder. Auch wenn mich schon ein wenig reizt, in einen Schrein zu clippen. Aber dafür bräuchte ich eben wieder eine Anleitung.

Wind Bombing ist ein kleiner Favorit für mich, auch wenn hier letztlich wieder die Faulheit siegt. Wie es der Zufall will, sollte ich auf die richtige Richtung achten. Diesmal die Himmelsrichtung, um zuverlässiger schnell und weit zu fliegen. Stattdessen landet Link bei mir gerne mal ein Stück den Abhang hinunter und kugelt durch die Gegend. Falls es überhaupt dazu kommt. Denn nach dem Sprung und dem Platzieren der runden Bombe muss Link den Bogen ziehen und die Zeit verlangsamen, um die eckige Bombe abzuwerfen und die runde zu zünden. Sind die Abhänge zu flach, gibt es keine Slow Motion. Allmählich habe ich allerdings den Bogen heraus (natürlich erst knapp vor dem Release des Nachfolgers). Mit der Profi-Ansicht jedoch ohne Kartenanzeige, die mir bei der Himmelsrichtung helfen würde. 

Für den Krog ist jedoch eine andere Technik wichtig. Ganz neu ist sie inzwischen auch nicht mehr, aber entdeckt wurde sie erst nach meinem letzten Versuch, einen Stein auf das Dach zu befördern.

BLSS

Die Rede ist vom Bow Lift Smuggling Slide (kaum zu glauben, dass ich mir das endlich merken kann!). Kurz gesagt, zückt Link mit vorgestrecktem Schild den Bogen und hebt schnell einen Gegenstand auf, wobei der Bogen in seiner Hand bleibt. Packt er im Menü nach einem Sprung seinen Schild weg, während er den Gegenstand fallen lässt, behält er Gegenstand und Bogen in der Hand. Klebt der Gegenstand an seiner Hand, kann Link über eine kleine Stufe schweben und so durch die Luft reisen. Vielleicht vermutet ihr schon, wohin die Reise geht.

Der erste Teil ist gar nicht so schwierig. Das Menü im richtigen Moment zu öffnen, ist deutlich knapper bemessen. Normalerweise bietet sich die Bombe an, die einen schönen, blau leuchtenden Schweif hinter sich herzieht. Immerhin hat Link die immer bei sich. Allerdings bringt mir eine Bombe auf dem Dach nicht viel.

Danach wird es noch schwieriger. Befindet sich Link erst in der Luft, bewegt er sich zuerst flott in die Richtung, in die er zuvor die Stufe hinaufgestiegen ist. Um nicht schnell an Tempo zu verlieren, muss ich den Stick auf bestimmte Weise hin und her bewegen. Meistens verliert er bei mir schnell an Geschwindigkeit. Aber vor allem kann ich die Richtung nicht lange halten. Lenke ich Link um, kann er durchaus ein Stück schnell fliegen. Dem Ziel nähert er sich so aber nicht. Für weite Reisen ist der BLSS für mich also kaum geeignet.

Glücklicherweise jedoch ist das Dach in der Nähe einer kleinen Erhebung (wobei die allein nicht reicht). Wie erwähnt, hilft die Bombe hier nicht viel. Stattdessen brauche ich einen Stein. Wusstet ihr, dass fallende Steine ziemlich wehtun? Ein ganzes Herz Schaden steckt Link bei mir jedes Mal ein!

Link hält einen Stein in die Höhe. Vor ihm liegen weitere.
Das muss doch klappen!

Das Timing für das Menü ist knifflig. Also fallen Link einige Steine auf den Fuß. Praktischerweise hat Angelstedt jedoch auch ein Hotel, in dem Link übernachten kann. Natürlich hat er auch eine Menge Gerichte im Inventar, aber es wird irgendwann auch dunkel.

Bei Sonnenuntergang gleitet Link gerade erst über dem Fischerdorf herab. Ein paar verlorene Herzen später zieht der Nachthimmel herauf. Selbst das leuchtende Emblem auf dem Rücken seiner Rüstung kann die Umgebung nicht ausreichend erhellen. Zeit für eine wohlverdiente Pause.

Am nächsten Tag geht es frisch erholt weiter. Stein nach Stein fällt herab, oft behält Link auch den Bogen nicht in der Hand. Bisweilen bleibt der Bogen in seiner Hand kleben, aber der Stein fällt trotzdem. Man könnte fast meinen, er wolle den Krog gar nicht finden. 

Dann, endlich! Im goldenen Schein des nächsten Sonnenuntergangs gelingt es ihm. Triumphierend hält Link den Stein in die Höhe. Den Blick auf das Dach gerichtet, wie um dem Krog mit leuchtenden Augen zu verstehen zu geben, er solle sich nur in Acht nehmen.

Doch damit ist es noch nicht getan. Der nächste Schritt ist wesentlich einfacher, schnell mit dem Bogen zielen und ihn wegpacken, dann fehlt nur noch das Gleiten.

So viele Steine!

Wenn es doch nur so einfach wäre! Denn da legt die Unachtsamkeit Link ein paar Steine in den Weg. Unnütze Steine, denn steigt Link auf sie, reicht das nicht aus. (Hätte nur jemand besser auf die Animation geschaut, die muss nämlich passen …)

So läuft Link nur im Kreis, stolpert über die Steine, die ihm nichts bringen, und wendet sich dem nahegelegenen Teich zu. Ein kleiner Wasserfall plätschert hinab, Hyrule-Barsche fliehen vor Link, der auf den schmalen Steg zuhält. Doch auf das Geländer kann Link nicht steigen. Stattdessen fällt er ins Wasser, lässt den Stein los und kann bei zunehmender Dunkelheit (und seinem Körper im Weg) nicht einmal mit ansehen, wie der Stein versinkt. Da kann ich verstehen, warum untergehende Dinge gern mit Steinen verglichen werden. 

Zermürbt bettet Link sich erneut zur Ruhe. 

Regen prasselt auf das Dach des Hotels, als Link erwacht. Er dürfe das Floß benutzen, sagt die Person an der Rezeption, doch dafür hat der Held keine Zeit. Einen Moment lang will er bleiben, noch eine weitere Nacht schlafen, vielleicht ist das Wetter dann besser. Doch er tritt hinaus in den Regen, der ihn nicht klettern lassen wird; das muss er auch gar nicht. 

Zurück auf der kleinen Erhebung, fällt Link erst einmal zwei Bäume. Einer müsste reichen, aber sicher ist sicher.

Der Regen treibt ihn zu Bestleistungen an. Vielleicht ist es auch die Vorstellung, hinterher Angelstedt endlich sich zu lassen. Nicht noch einmal dazu gedrängt zu werden, doch endlich einmal das Floß zu benutzen, das ihn doch nur zu ein paar Schätzen bringen würde, die Teil einer Nebenquest sind, und Nebenquests interessieren ihn diesmal nicht. Weiter hinaus würde er mit dem Floß ohnehin nicht fahren.

Gleiten ohne Schirm

Auf jeden Fall hämmert ihm der Regen schließlich nicht mehr auf den Kopf, denn er trägt erfolgreich Bogen und Stein, hat den Schild aber abgelegt. Schnell gezielt und Bogen weggepackt, klebt der Stein an seiner gesenkten Hand, wohin er ihn dank des Bogens schmuggeln konnte.

Der Baumstumpf neben dem Teich liegt hoffentlich weit genug oben. Denn Rennknopf gedrückt, geht er um ihn herum, positioniert sich, bis er sich von der richtigen Seite annähert. Schon steigt Link hoch und – schwebt!

Link neben dem Baumstumpf, BlsS zr Hälfte durchgeführt, der Stein ist an seine Hand geschmuggelt.
Setup des BLSS erfolgreich durchgeführt, jetzt muss Link nur noch gleiten. Diesmal auch mit passender Stufe.

Kleine Richtungskorrekturen bringen ihn über das Dach, wo er sich fallen lässt und zum Dreieck aus Steinen geht. Während er noch darüber nachdenkt, wo er den Stein am besten ablegt (als wäre das so wichtig), wirbeln in einer grünen Explosion leuchtende Blättchen auf. „Du hast mich gefunden!“, verkündet der Krog, dabei bedarf es keiner Worte mehr.

Da ist er. Der Krog. Zwei Tage und unzählige Blessuren später, steht Link endlich vor ihm. Den Regen spürt er gar nicht mehr. Dafür aber eine Leere, denn was bleibt ihm nun noch zu tun? Vorher waren ihm Ziele unwichtig, aber nun braucht er ein neues Ziel. Dann ist es wohl an der Zeit, Ganon erneut in seine Schranken zu weisen!

Hat sich das gelohnt?

Diesmal habe ich nicht spezifisch nach einer Lösung gesucht. Zum einen wusste ich bereits, wie ich den Krog erreichen kann (wenn auch mit sehr viel Mühe). Zum anderen hatte ich meine Lösung bereits und habe mich mit der Idee erst auf den Weg nach Angelstedt gemacht. Also habe ich mir das Ganze etwas einfacher vorgestellt. Gut, dass die Steine nicht ausreichen, um Link in die Luft zu befördern, hätte ich wissen können, dann hätte ich mich sofort um eine Alternative gekümmert. Baumstümpfe waren mir bereits bekannt als funktionierende Stufe. Die flachen Baumscheiben von Krogrätseln funktionieren übrigens auch nicht besonders gut.

Aber tatsächlich habe ich unterschätzt, welche Hürde das Schmuggeln der Steine bedeutet. Lässt Link die Bombe fallen, verletzt ihn das nicht gleich. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass Link die Steine wesentlich weniger gern wieder auf den Kopf packt, statt sie fallen zu lassen. 

Wenn ich mir vorstelle, noch einmal Oktorok-Ballons zu sammeln, um irgendwie den Stein auf das Dach zu befördern, kann ich aber mit Sicherheit sagen, dass ich das nicht erneut tun will. Natürlich habe ich auch nicht vor, so bald mit geschmuggeltem Stein hinüber zu schweben, aber das hat mich weniger frustriert. Außerdem braucht das auch weder Pfeile noch Materialien auf. Na gut, für das Essen vielleicht schon. Oder es kostet Geld für die Übernachtung. Aber das ist weniger aufwendig zu beschaffen als ausreichend Ballons.

Um mich endgültig zu versöhnen, klart schließlich auch der Himmel auf. Der Krog und Link verabschieden sich, warm angestrahlt und schnell wieder trocken.

Ihr wisst schon, aller guten Dinge sind drei. Also reicht das diesmal wirklich. 

Schau mich nicht so an, Krog.

Der Krog verabschiedet sich. BLSS erfolgreich durchgeführt.