Gorn (Review)

Wer aktuell Besitzer einer PlayStation VR2 ist, der fragt sich nach dem hohen Anfangsinvest nicht zu unrecht, welche Software sich dafür wirklich lohnt. Mit Horizon Call of the Mountain, Resident Evil Village oder Gran Turismo 7 werden auf der einen Seite vollwertige AAA-Games in die virtuelle Realität gehoben, während auf der anderen Seite kurzweilige Spielideen, mit simplen Gameplaykonzepten und meist geringer Spieldauer das Lineup füllen. Gorn ist ein Spiel letzterer Kategorie und daraus macht es auch kein Geheimnis. Der „Gladiatoren-Simulator“ erschien ursprünglich bereits vor einigen Jahren– unter Anderem auch für Sonys erste VR Brille – und könnte daher dem ein oder anderen bereits ein Begriff sein. Ich hingegen hatte mit der PSVR2 nun meinen ersten Kontakt mit dem Spiel.

Das Spielkonzept von Gorn ist schnell erklärt: Ihr seid ein Gladiator in einer Arena und müsst alle herannahenden Feinde verkloppen bzw. sie auf (überzogen) brutale Weise töten. Aber keine Sorge, das ganze ist verpackt in einem simplen Comic-Look, welcher der ganzen Gewalt eine humoristische Note verleiht. Dazu zählen auch die großköpfig schwebenden Zuschauer auf den Tribünen und die stets gleich aussehenden Klonkrieger, in Form von glatzköpfigen Muskelbergen, die sich lediglich durch ihre Ausrüstung und Waffen unterscheiden. Audiotechnisch passiert hier leider sehr wenig und es kommt leider nie die Stimmung auf, die man sich in einem „römischen Kolloseum“ erwartet. Zugeständnisse, durch die man sehr schnell merkt, dass hier nicht mit dem größten Budget gearbeitet wurde. Aber wie sieht es mi dem Gameplay aus?

Gorn ist eines der VR-Spiele, die man im Stehen spielen muss und bei der die Wahrscheinlichkeit für kaputte Wohngegenstände nach dem Spielen hoch ist. Wer damals schon bei Wii-Sports seine Einrichtung demoliert hat, der sollte hier doppelt vorsichtig sein, denn in Gorn müsst ihr in der kreisrunden Arena, Gegner aus allen Richtungen abwehren, ausweichen und Schläge mit unterschiedlicher Intensität und Schwungkraft ausführen. Haut ihr mit euren Armen fester zu, so teilt ihr auch im Game mehr Schaden aus, was wiederum durch das Vibrationsfeedback der PSVR2-Controller gelungen signalisiert wird. Werdet ihr hingegen am Kopf getroffen, erhaltet ihr im Gegenzug eine Vibration und ein anschließendes Pochen der Verletzung durch die VR-Brille.

Zum Kämpfen selbst stehen euch neben euren bloßen Fäusten auch eine Reihe an verschiedenen Waffen zur Verfügung, die ihr entweder bereits zum Start einer Runde bekommt, oder aber alternativ auch einfach den Gegnern klauen könnt. Darunter Morgensterne, Schwerter, Bögen, Speere oder Keulen, mit denen ihr euren Gewaltfantasien freien Lauf lassen könnt und die ihr je nach Situation und Ausrüstung der anderen Gladiatoren – wie bspw. Schilde – geschickt einsetzen müsst. Denn trotz des angesprochenen Comic-Looks, zelebriert Gorn seine Brutalität in allen Facetten und ist deshalb nicht ohne Grund mit einem USK 18er Siegel versehen (auch wenn es hier Optionen gibt, um sich das Spiel weniger explizit zu gestalten). Zum Ende jedes Abschnitts wartet ein – zum Glück – optisch anders aussehender Boss, der immerhin etwas Abwechslung in das repetitive Gekloppe bringt. Denn das ganze Spielprinzip ist so simpel wie stumpf und bleibt im Grunde von der ersten Sekunde, bis zum Ende gleich. Trotzdem macht es nicht nur Laune die Gegner zu verkloppen, sondern es ist auch körperlich eines der anstrengenderen VR-Games.

Weniger gefallen hat mir hingegen die Tatsache, dass man nach einem Treffer bereits K.O. Ist, falls man innerhalb eines kurzen Zeitfensters nicht einen anderen Gegner besiegt, was besonders dann passieren kann, wenn diese noch zu weit entfernt sind. Denn zwar bietet Gorn die Möglichkeit sich im Raum zu bewegen, indem man die Spielwelt zu sich herzieht, wie man es auch aus anderen VR-Games kennt. In der Praxis hat mir diese Art der Fortbewegung in Kombination mit der Hektik der Kämpfe allerdings weniger gut gefallen, auch weil ich durch das Chaos leichte Anflüge von Motion Sickness bekommen habe.

Auch technisch ist Gorn im aktuellen Zustand weit vom Idealzustand entfernt. Das Greifen von Waffen und Gegenständen funktioniert häufig nicht wie gewollt, 3D-Modelle verbiegen sich wie Kaugummi oder glitchen durch andere Elemente und Gesten, die zum weiteren Spielfortschritt ausgeführt werden müssen, werden vom Spiel nicht erkannt. Im letzteren Fall musste ich nach rund 15 Minuten verzweifelten Versuchen, das Game komplett Neustarten, weil ich in einen Deadlock geraten bin.

Gorn ist in seinen besten Momenten ein kurzweiliger Spaßgarant, für all diejenigen, die mal virtuell ihre Agressionen loswerden wollen. Das Gameplay ist simpel und sofort verständlich und der übertriebene Gewaltgrad ist Dank des Comic-Looks auch eher charmant übertrieben als abstoßend. Leider nutzen sich die Arenakämpfe schnell ab, wodurch meine Motivation auf weitere Runden, auch auf Grund der geringen Gegnervielfalt, mit der Zeit immer weniger wurde. In seinen schlechtesten Momenten ist es zusätzlich eine Ansammlung an Bugs und Glitches, die das weiterspielen aktiv beeinträchtigen.

Vielen Dank an Devolver Digital für die Bereitstellung des Testmusters!